Ivor Benson
Der
Zionistische Faktor
Der judische Einfluss
auf die Geschichte
des 20. Jahrhunderts
Published in English by
THE BARNES REVIEW
130 3rd St., S.E.
Washington, D.C. 20003 USA
Autorisierte Uebersetzung aus dem Englischen
Dezember 2000
Inhaltsverzeichnis
Seite
VORWORT 7
EINLEITUNG 11
Kapite
Kapite
Kapite'
Kapite
Kapite
Kapite
Kapite
Kapite
1: Shakespeare und das Gesetz der Billigkeit 15
2: Die russische Revolution 35
3: Das Problem der Identitat 57
4: Die Hochfinanz und die Neue Weltordnung 69
5: Der Kampf um die Wall Street 91
6: Der «Antisemitismus» unter der Lupe 112
7: Judische Geschichtsschreibung 126
8: Zionistisch-kommunistisches Zusammenspiel im
Nahen Osten 149
Kapitel 9: Die Verbindung zwischen Kommunismus und Kapital 164
Kapitel 10: Einige Betrachtungen zum «ungerechten Mammons 168
Kapitel 11: Geographie des Intellekts 177
Kapitel 12: Eine Rassenmystik auf dem Prufstand 188
Kapitel 13: Reform und Orthodoxie: Einige Aspekte der Nahostfrage ... 196
Kapitel 14: Mit Nahum Goldmann hinter den Kulissen 203
Kapitel 15: Bluhende Untergrundgeschafte in der UdSSR 211
Kapitel 16: Die zionistische Rolle in Rhodesien 221
Kapitel 17: Die Volkermordkonvention 234
Kapitel 18: George Orwell und der zionistische Faktor 251
BIBLIOGRAFIE des Autors 264
INDEX 266
Vorwort
Die erste Ausgabe von The Zionist Factor erschien im Jahre 1986.
Dieses Buch bildet den Hohepunkt von Ivor Bensons tiefgriindigem
Werk als Analytiker des 20. Jahrhunderts. Einfuhlsam und unbeug-
sam ehrlich hat sich der Autor an die Erforschung eines ganzen (Com-
plexes von Fragen gemacht, die alle abendlandischen Denker in ih-
ren Bann gezogen haben, ob sie es nun zugeben oder nicht: Das
geheimnisvolle Verhaltnis zwischen Christen, Juden, Kapitalismus und
Sozialismus. Wichtigere Fragen als diese gibt es schlechthin nicht!
Insofern stellt dieses Buch nicht nur ein unzerstorbares Denkmal fur
seinen aussergewohnlichen Verfasser dan Es ist und bleibt eine der
besten Studien eines Themas, dessen Bedeutung kaum zu uberschat-
zen ist, mag es auch unwahrscheinlich heikel und vielen Menschen
unbekannt sein.
Es entbehrt nicht der Ironie und ist geradezu beangstigend, dass, je
wichtiger dieses Thema wurde, die offentliche Diskussion daniber
zugleich immer schwieriger und tabubefrachteter geworden ist.
Wer ein Buch wie das vorliegende schreiben oder das einschlagige
Thema moralisch integer behandeln will, muss nicht nur serios und
unbestechlich ehrlich sein, sondern bedarf auch ungewohnlichen
Mutes. Dass sich von den Heerscharen von Schriftstellern und Jour-
nalisten die wenigsten an dieses gefahrliche Thema heranwagen,
stellt einen stummen, aber schlagenden Beweis dafur dar, dass es
den allermeisten Joumalisten und Historikern - auch den beruhm-
testen unter ihnen - an diesen Qualitaten gebricht.
Ivor Benson wurde 1907 als Sohn schwedischer Eltern in Sudafrika
geboren. Im Alter von sechzehn Jahren begann er seine Karriere als
Reporter des Natal Mercury. Als junger Mann interessierte er sich fur
Literatur, Gerichtsfalle, Chemie und Medizin, und wenn er seiner Lei-
denschaft - dem Motorradfahren - fronte, zeichnete er sich durch
besondere Waghalsigkeit aus. Als Zimmermann und Maurer erwarb
er wertvolle praktische Erfahrungen, die den meisten Intellektuellen
verschlossen bleiben.
Von 1926 bis 1940 arbeitete Ivor Benson fur verschiedene Zeitungen
in Sudafrika und England, wobei er sich als schopferischer Autor
und spater Herausgeber einen Namen machte.
Bald nach der britischen Kriegserklarung an Deutschland, welche
die Welt in die gigantische, sinnlose Schlachterei des Zweiten Welt-
kriegs hineinzog, meldete sich Benson freiwillig zum Militar. Er lehnte
die ihm angebotene Stelle als Armeereporter ab und wurde als ge-
wohnlicher Soldat dem sudafrikanischen Panzerkorps zugeteilt; spa-
ter wurde er zum Offizier befordert. Bei den Feldzugen in Nordafrika
und Italien nahm er an den Kampfen teil und sammelte so jene tiefste
aller Lebenserfahrungen, die einen philosophisch veranlagten Men-
schen dauerhaft pragt. Wem taglich ein jaher und gewaltsamer Tod
vor Augen steht, der besitzt eine ganz andere Einstellung zum Leben
und zum Begriff der Wahrheit.
Nach Kriegsende beteiligte sich Benson an der Organisation von
Bildungs- und Kulturprogrammen fur britische Soldaten, die in Itali-
en auf ihre Ruckfuhrung in die Heimat warteten. Hier entwickelte er
rhetorische Fahigkeiten, die ihn spater zu einem begehrten Vortrags-
redner werden liessen, und zwar nicht nur in Sudafrika, sondern
auch in den USA, Kanada, Australien und Grossbritannien.
1963 und 1964 war Benson als Nachrichtenkommentator fur den
sudafrikanischen Rundfunk tatig. Seine treffenden Analysen der «Pro-
bleme einer unfreien Presse» machten ihn in der Offentlichkeit mit
einem Schlage beruhmt, trugen ihm jedoch auch die unversohnli-
che Feindschaft jener internationalen Rankeschmiede ein, deren
Plane fur Sudafrika - und dariiber hinaus fur die westlichen Nationen
in ihrer Gesamtheit - in schroffem Gegensatz zu den volksnahen und
patriotischen Idealen Ivor Bensons standen.
Die Hauptaufgabe der Medien in alien weissen Nationen besteht seit
langem darin, die offentliche Moral mit ihrer Berichterstattung zu
schwachen und zu untergraben. Dazu gehoren auch die Verbrei-
tung von Erdichtungen sowie die Unterdruckung von Nachrichten,
die nicht zum grossen Plan passen. Diese Boswilligkeit der Presse ist
unzahlige Male von couragierten Einzelmenschen und erst recht in
den Spalten der in Washington D.C. erscheinenden Wochenzeitung
The Spotlight aufgedeckt worden; dieses Blatt berichtet regelmassig
uber Geschehnisse, die von grosster Bedeutung fur die ganze abend-
landische Welt sind, jedoch von alien anderen Zeitungen sowie Ra-
dio und Fernsehen entweder totgeschwiegen oder aber verzerrt
dargestellt werden.
1964 erhielt Benson von der bedrangten rhodesischen Regierung
das Angebot, Regierungsberater fur Informationsfragen zu werden.
Da ihm die prekare Lage Rhodesiens so klar wie nur wenigen war,
gab er seine Arbeit in Sudafrika auf und siedelte nach Rhodesien
iiber.
Kaum war er dort angekommen, wurde er von einem Abgeordneten
des rhodesischen Parlaments, A.E. Abrahamson, mit gehassigen per-
sonlichen Angriffen bedacht. Abrahamson war ein fuhrender Zio-
nist, der seine grob verleumderischen Behauptungen unter dem
Schutze der parlamentarischen Immunitat aufstellte. Die von ihm
entfesselte Schmutzkampagne gab den Anstoss zu einer orchestrier-
ten Pressehetze, die Benson dazu veranlasste, gegen mehrere sud-
afrikanische Zeitungen Strafanzeige wegen Ehrverletzung einzurei-
chen. Schliesslich stellte das Oberste Gericht Sudafrikas mit einem
bemerkenswerten Entscheid den guten Namen Bensons vollumfang-
lich wieder her und lastete die Schuld Abrahamson sowie der zioni-
stischen Lugenmaschinerie an. Diesem bedeutsamen Gerichtsent-
scheid wurde in der Presse nur geringe Aufmerksamkeit zuteil.
Benson setzte sich fur die Starkung der Stammestraditionen in Rho-
desien ein. Er sah darin ein naturliches Gegengewicht zum marxisti-
schen Terrorismus sowie der multikulturellen Gesellschaft. Diese ge-
sunde und verniinftige Politik war fur die Zionisten, ihre plutokrati-
schen Verbundeten, die kontrollierte Presse sowie die an den Faden
der Zionisten tanzenden Politiker ein rotes Tuch.
Nachdem Benson erkannt hatte, dass Premierminister Ian Smith ins-
geheim plante, dem von Washington und London verlangten «Frie-
densabkommen» seine Zustimmung zu erteilen, trat er von seinem
Posten als Berater der rhodesischen Regierung zuriick.
Eine tiefgreifende Analyse des Verrats, den die rhodesische Fuhrung
an ihrem eigenen Land beging, hat Ivor Benson in spateren Schrif-
ten vorgenommen. Zu erwahnen sind hier namentlich vier Kapitel
seines Buchs Truth Out of Africa (uberarbeitete Auflage von 1995).
1966 erschien Bensons Buch The Opinion Makers, dessen Gegenstand
naturlich die kontrollierte Presse war. Das Werk fand begeisterte Auf-
nahme. 1969 grundete er einen Rundbrief mit dem Titel Behind the
News, der politische Analysen und Interpretationen von einem poin-
tiert nationalistischen Standpunkt aus enthielt und weltweite Ver-
breitung erlangte.
1984 fassten Benson und seine Frau den Entschluss, Sudafrika zu
verlassen. Sie waren sich klar daruber geworden, dass die verrateri-
sche politische Fuhrung dieses Landes entschlossen war, dem Bei-
spiel Ian Smiths zu folgen und ihre Heimat in den Abgrund zu fuhren.
Das Ehepaar liess sich zunachst in Schweden nieder, siedelte aber
dann nach England uber, wo Benson weiterhin mit grosser Klarsicht
uber die Realitaten unserer Zeit schrieb. Er starb im Januar 1993-
Doch sein Werk wird weiterleben bis zum Tage, an dem jene, die
weise genug sind, aus seiner Erfahrung zu lernen, eine bessere Welt
schaffen werden.
Willis A. Carto
San Diego
2000
10
Einleitung
«Das Bedurfnis nach einer unparteiischen, wahrheitsgemassen Be-
handlung der judischen Geschichte ist in jiingster Vergangenheit
grosser geworden denn je zuvor», schreibt Prof. Hannah Arendt. Sie
fahrt fort: «Die politischen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts ha-
ben das jiidische Volk ins sturmische Zentrum der Geschehnisse ver-
setzt. (...) Die Judenfrage und der Antisemitismus (...) wurden zum
Ausloser fur den Aufstieg der Nazibewegung und der Errichtung der
organisatorischen Struktur des Dritten Reichs (...) und dann fur einen
Weltkrieg von beispielloser Grausamkeit» 1 .
So gross das von Frau Prof. Arendt erwahnte Bedurfnis in der Tat
auch sein mag, das Thema des judischen Einflusses auf die Geschichte
des 20. Jahrhunderts wurde von den Gelehrten unserer Zeit tun-
lichst gemieden, denn, wie ein anderer jiidischer Geschichtsprofes-
sor bemerkt: «Die jiidische Prasenz (...) widersetzt sich den Instru-
menten der modernen Wissenschaft und steht im Widerspruch zu
ihren grundsatzlichen Ausgangspositionen» 2 . Im Klartext heisst dies,
dass das Thema fur Establishment-Historiker zu heiss ist.
Es bedarf kaum der Erwahnung, dass eine Untersuchung der Motive
und Handlungen jener, welche «im sturmischen Zentrum der Ge-
schichte» stehen, nur im Rahmen einer zusammenhangenden Ge-
samtdeutung der Geschichte jener Periode erfolgen kann. Anders
gesagt, die jiidische Rolle ist nur dann der Erforschung wert, wenn
man sie als Schliisselfaktor in der Geschichte eines von Stiirmen ge-
schiittelten Jahrhunderts betrachtet.
Bei der Behandlung eines derart komplexen und vielschichtigen Pro-
blems bedient sich das vorliegende Buch der Methode, eine Reihe
von separaten Studien zu prasentieren, von denen, wie ich hoffe,
jede einen Beitrag zu einem tiefen und umfassenden Verstandnis der
1 Hannah Arendt, The Origins of Totalitarianism, S. XIV; This Age of Conflict, Frank P.
Chambers, Christian Phelps Harris and Charles C. Bayley (Harcourt).
2 Prof. Henry L. Feingold, State University, New York.
11
langen und dornigen Beziehungen zwischen Juden und Nichtju-
den fiihren wird.
Dass wir fur den Titel dieses Buchs den Begriff «zionistisch» gewahlt
haben, liegt darin begrilndet, dass sich die judische Prasenz im 20.
Jahrhundert in gegeniiber friiheren Zeiten stark veranderter Gestalt
aussert, hat doch der Drang nach weltpolitischer Macht die Religion
als hauptsachliche Triebkraft zur Wahrung der jiidischen Einheit und
Einzigartigkeit fast ganzlich in den Hintergrund gedrangt.
Das hauptsachliche Anliegen des Verfassers besteht weit mehr in der
Verknupfung und korrekten Deutung bereits zuvor zuganglicher In-
formationen als in der Enthullung bisher unbekannter Tatsachen.
Weit entfernt davon, gegeniiber judischstammigen Menschen auf-
grund ihrer Herkunft Feindseligkeit zu empfinden, vertreten wir mit
allem Nachdruck eine Auffassung, die im abendlandischen Kultur-
kreis schon immer vorgeherrscht hat, namlich die, dass assimilie-
rungswillige Juden vorbehaltlos akzeptiert und keinerlei Diskriminie-
rung unterworfen werden sollen. Anders ausgedriickt, wir verfech-
ten die Ansicht, dass die Assimilierung fur die abendlandische Welt
ebensowenig je ein Problem gewesen ist wie fur jene Juden, die sie
wiinschten. Wie Prof. Sir Arthur Keith festgehalten hat, sind die Ju-
den ja rassisch gesehen oft nicht von anderen Weissen zu unterschei-
den, aus denen sich die europaischen und europaischstammigen
Volker zusammensetzen.
Es wilrde deshalb von schmerzlicher Unlogik zeugen, ein Buch als
«antisemitisch» zu geisseln, das vollige und bedingungslose gegen-
seitige Akzeptanz befiirwortet und lediglich die Einstellung jener Ju-
den kritisiert, die einerseits zwar uber Diskriminierung klagen, ande-
rerseits jedoch alle Angebote der Akzeptanz und Assimilierung ver-
achtlich ablehnen.
Ein Angehoriger des europaischen Kulturkreises, der sich von dieser
Einsicht leiten lasst, ist beim Umgang mit judischstammigen Perso-
nen moralisch ganz unangreifbar, wahrend judische - und nament-
lich zionistische - Fuhrer, die vor einer umfassenden und freimutigen
12
Diskussion der Frage des jiidischen Separatismus zuriickschrecken,
damit die Verletzlichkeit ihres Standpunkts kundtun.
Die beiden Griinde der scharfen gefuhlsmassigen Reaktionen, die
allzu oft jegliche Diskussion der jiidischen Frage im Keim ersticken,
Iassen sich ohne weiteres erkennen: Judische Fuhrer, denen an der
Aufrechterhaltung der Trennung zwischen den beiden Gruppen ge-
legen ist, reagieren mit Furcht und Zorn auf samtliche Assimilierungs-
bestrebungen, wahrend Nichtjuden, welchen das Vorhandensein
einer als fremd empfundenen Minderheit in ihrer Mitte sehr wohl
bewusst ist, sich oft von einer iiberlegenen jiidischen Schlauheit ab-
gestossen fiihlen, der die innerhalb einer homogenen Gemeinschaft
iiblichen moralischen Normen fremd zu sein scheinen. So entsteht
eine Situation, in der beide Seiten auf jedweden Versuch, die judi-
sche Rolle in den Staaten des abendlandischen Kulturkreises zur Spra-
che zu bringen, gereizt und ablehnend reagieren.
Wenn das vorliegende Buch eine wichtige Botschaft enthalt, dann
diese: Die Verantwortung fur das, was Oswald Spengler den «Unter-
gang des Abendlandes» genannt hat, ist durchaus nicht den Juden
anzulasten, sondern ruht voll und ganz auf den Schultern der abend-
landischen Volker. Schliesslich haben diese die moralisch ungesun-
den sozialen und politischen Zustande, unter denen zuvor leicht
abwehrbare aussere Einflusse das Abendland verheerend schwa-
chen konnten, selbst heraufbeschworen. Anders gesagt: Die Vor-
machtstellung der Juden in unserer Zeit ist nicht der Grund der west-
lichen Dekadenz, sondern nur eines ihrer besonders deutlich er-
kennbaren Symptome.
Anmerkung:
Mehrere Kapitel dieses Buchs sind - ganz oder teilweise - bereits in
meinem Rundbrief Behind the News erschienen. Ich habe keinen Ver-
such unternommen, die Wiederholung gewisser Themen und Ide-
en in verschiedenen Kapiteln zu vermeiden. Mein Ziel bestand darin,
diese Themen und Ideen klarer hervorzuheben, indem ich sie in
13
verschiedenem Zusammenhang prasentierte. Die Stichhaltigkeit der
hier gelieferten allgemeinen Interpretationen kann jeder uberpru-
fen, der den Ablauf der Zeitgeschichte anhand der Nachrichten ver-
folgt.
Ivor Benson
14
KAPITEL 1
Shakespeare und das Gesetz der Billigkeit
Schmahen und richten sind getrennte Amter
Und die sich widersprechen. William Shakespeare
Selbst in der primitivsten Gesellschaft kann man sich kein Tabu vor-
stellen, das machtiger ware als das in unserer angeblich so aufgeklar-
ten Zeit mit dem vorliegenden Thema verbundene. Unter diesen
Umstanden wird unsere Position durch die Art und Weise, wie der
Dichterfurst William Shakespeare dasselbe Thema in seinem gewalti-
gen Schauspiel Der Kaufmcmn von Venedig behandelt, nachhaltig
gestarkt.
Shakespeare unternimmt keinen Versuch, das Verhaltnis zwischen
Juden und Nichtjuden zu analysieren, mit dem Verstand zu ergrun-
den oder zu erlautern. Stattdessen erteilt er uns eine tiefgriindige
Lektion in Gestalt einer in ihrer Vollstandigkeit brillanten und genau-
en dramatischen Darstellung dessen, was schon damals fur die mei-
sten Menschen ein verbliiffendes Stuck Realitat war und es heute
noch ist.
Der Unterschied zwischen den Geschehnissen des tatsachlichen
Lebens und der Handlung dieses Shakespeare-Dramas lasst sich recht
einfach erklaren. Im tatsachlichen Leben ist das Verhaltnis zwischen
Juden und Nichtjuden ausserst vielschichtiger Natur und wird durch
unzahlige Widerspruche und Zweideutigkeiten kompliziert. Auf der
Buhne tritt der Gegensatz zwischen dem Juden und seinem nichtjii-
dischen Widerpart viel klarer und verstandlicher zutage als in der
Alltagsrealitat, wo das Bild wesentlich schwerer zu deuten ist, da die
Vertreter der beiden Gruppen ihren Vorteil jeweils in unterschiedlich
intensiven und dauerhaften Beziehungen suchen, was eine unend-
lich grosse Zahl von Situationen und Konstellationen ermoglicht.
15
Shakespeares Drama bietet eine Ubersicht uber die tiefverwurzelten
Denkweisen, Motive und Einflusse, die das spannungsreiche Verhaltnis
zwischen Juden und Nichtjuden kennzeichnen, und zwar in Form
einer Erzahlung, die nichts Wichtiges ungesagt lasst und heute noch
so lebensecht wirkt wie zum Zeitpunkt, wo sie entstand.
Wie W. Moelwyn Merchant im ersten Absatz seiner wissenschaftli-
chen Einfuhrung in die New-Penguin-Ausgabe des Schauspiels be-
merkt 3 , stiinde die Vorstellung, Der Kaufmann von Venedig sei ledig-
lich eine der Unterhaltung dienende Komodie, «in grellem Wider-
spruch zu unseren tiefsten Intuitionen bezuglich dieses seltsamen
und komplexen Spiels». Er ftigt hinzu: «Es ist klar, dass Der Kaufmann
von Venedig zwei Themen zum Gegenstand hat, die in der Elisabetha-
nischen Zeit die Gemuter erhitzten: Das Judentum und den Wu-
cher.»
Deshalb wirkt es kaum uberraschend, dass judische Kreise in unse-
rem Jahrhundert ihren Einfluss nach Kraften geltend gemacht ha-
ben, um die Auffuhrung oder Verfilmung dieses Schauspiels zu ver-
hindern: Allzu fatal gemahnt es namlich an die Lage, in der wir uns
heutzutage befinden. Das Verhaltnis zwischen den Juden und ihrer
nichtjudischen Umwelt ist weiterhin von schwelenden Spannungen
gepragt, gleichgultig wie eng die Kontakte zwischen beiden Seiten
auf rein wirtschaftlichem Gebiet auch sein mogen, und die Besorgnis
uber ein monetares System, in dem das Geld mehr als Wert an sich
und als Instrument der Politik denn als blosses Tauschmittel betrach-
tet wird, ist grosser denn je zuvor.
Es besteht kein Zweifel daran, dass Shakespeare viel uber das kon-
fliktbeladene Verhaltnis zwischen Juden und Christen gelesen und
sich dariiber seine Gedanken gemacht hatte; schon lange vor der
William Shakespeare, The Merchant of Venice, mit einer Einfuhrung von W. Moel-
wyn Merchant (Penguin, 1911). Fur die vorliegende deutsche Ausgabe wurde die
Schlegel-Tieck-Obersetzung verwendet (Shakespeares Werke in deutscher Sprache
chrch Schlegel/Tieck, Stauffacher Verlag, Zurich, Band VI: Der Kaufmann von Vene-
dig). Einige veraltete oder unbeholfene Wendungen ha ben wir stillschweigend durch
treffendere ersetzt.
16
ersten dokumentierten Erwahnung des Kaufmanns im Jahre 1598
war die Debatte iiber dieses Thema in ganz Europa in vollem Gange.
Raphael Holinsheds History of England, eine Quelle, aus der Shake-
speare bei der Niederschrift seiner wichtigsten Dramen zur engli-
schen Geschichte reichlich geschopft hat, enthalt etliche sachliche
Hinweise auf die Macht der Juden und ihre Aktivitaten in England.
Wir lesen beispielsweise in Holinsheds Beschreibung der Szenen,
welche die Kronung Konig Richards des Ersten begleiteten:
Am Tage der Kronung Konig Richards waren die in London und anderen
Teilen des Konigreichs ansassigen Juden dort versammelt; sie beabsich-
tigten, die Kronung mit ihrer Gegenwart zu beehren und dem Konig ein
ehrenhaftes Geschenk zu uberreichen, dock war ihnen dabei ein Misser-
folg beschieden. (...) Konig Richard, ein eifriger Junger der Religion Chri-
sti, der ihre Nation uerabscheute (und furchtete, sie konnten bei dem
Anlass ihre Zauberkunste walten lassen), ordnete an, sie durften die Kir-
che wahrend der Kronung und den Palast wahrend des Festmahls nicht
betreten.
Die Haltung eines Konigs, der die Juden «verabscheute», fand ihren
drastischeren Widerhall im Verhalten des Volks wahrend der Kro-
nung. Es kam zu einer Reihe von Tumulten, die Holinshed wie folgt
beschreibt:
Der Konig war iiber die Ausschreitungen des erbosten Volkes unterrichtet
(...), iiber das rohe Vorgehen jener, die sich anschickten, die Hauser und
Geschafte der Juden zu plundern, auszurauben und zu brandschatzen
(...). Das grimmige Wuten der erzurnten und entfesselten Menge dauerte
von der Mitte des ersten Tages bis zum nachsten Tag um zwei Uhr. Die
ganze Zeit iiber Iiess der Ingrimm des gemeinen Vblfees gegen jene Nation
nicht nach; man totetejeden von ihnen, der einem in die Quere kam, auf
die schrecklichste, wildeste und unvernunftigste Art.
Holinshed berichtet, der Konig habe den Ausschreitungen rasch ein
Ende bereitet, aber keinen Versuch untemommen, die Ubeltater zu
verhaften und zu bestrafen, denn Richards Untertanen hassten die
Juden ob ihrer «hartnackigen Dreistigkeit», und «so wurde ihre Si-
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cherheit wieder gewahrleistet, nachdem sie unendlichen Schaden
erlitten hatten».
Fast sicher hat Shakespeare auch Sir Thomas Wilsons Discourse Upon
Usury («Schrift uber den Wucher») gelesen, ein Werk, das wahrend
Jahrhunderten eine reiche Quelle verachtlicher Schimpfworte zum
Thema Juden und Wucher darstellte; er wird auch Francis Bacons
tiefer schiirfende und in ihrem Tonfall gemassigtere Kommentare
zum gleichen Thema gekannt haben.
Im Gegensatz zu Bacon und anderen stellte Shakespeare keine tief-
greifenden Betrachtungen zum Problem der Juden und ihrer frag-
wiirdigen Handelspraktiken an, sondern schuf stattdessen ein litera-
risches Meisterwerk, in dem die Beziehungen zwischen dem Juden
und seiner Umwelt als lebendiges Modell der Wirklichkeit dargestellt
werden. Der Dichter lasst sich nicht auf die unmogliche Aufgabe ein,
diese Beziehungen vollstandig zu erklaren, sondern schenkt uns ein
Wortbildnis, das zu Einsicht und Verstdndnis fuhrt. Das Bild ist vom Stand-
punkt seiner eigenen Gemeinschaft aus gezeichnet, und ihm liegen
die Belange seiner eigenen Gemeinschaft am Herzen: Daher der Ju-
bel eines christlichen Publikums, als in der Gerichtsszene in dem Au-
genblick, wo Shylock mit einem scharfen Messer in der einen und
einer Waage in der anderen Hand auf Antonio zuschreitet, sich das
Blatt jah wendet 4 :
Porzia: Wart noch ein wenig: Eins ist noch zu merken!
Der Schein hier gibt dir nicht ein Tropfchen Blut:
Die Worte sind ausdrucklich: Ein Pfund Fleisch!
Nimm denn den Schein, und nimm du dein Pfund Fleisch;
Allein vergiessest du, wenn du es schneidest
Nur einen Tropfen Christenblut, so fallt
Bei seinen Ausfuhrungen uber «Shakespeare im Ausland» (in Talking of Shake-
speare, Hodder & Stoughton, London 1954) schreibt Norman Marshall: «Ich be-
zweifle, dass es irgendein Land gibt, in dem die Reaktionen des Publikums auf den
Kaufmann von Venedig jenen der Elisabethanischen Zeit ahnlicher sind als Indien.
Der Grund dafilr liegt darin, dass der Geldverleiher im indischen Leben eine domi-
nierende Figur ist. Immer, wenn wir den Kaufmann von Venedig auffuhrten, gab es
unweigerlich drohnenden Applaus beim Wendepunkt des Dramas, wenn Shylock
mit gezucktem Messer auf Antonio zugeht, um sein Pfund Fleisch zu fordern, und
Porzia ihm Einhalt gebietet...»
18
Dein Hab und Gut nach dem Gesetz Venedigs
Dem Staat Venedig heim!
Obgleich in diesem Stuck am Ende die Interessen einer christlichen
Gemeinschaft triumphieren, wird Shakespeare der Losung gerecht,
die er Porzia in den Mund Iegt: «Schmahen und richten sind ge-
trennte Amter, und die sich widersprechen.» In diesem Stuck wird
huben und driiben viel «geschmaht», doch gehen die Schmahun-
gen niemals von Shakespeare aus. Ganz im Gegenteil, er versetzt sich
phantasiereich und einfiihlsam in Shylocks Lage und ist deshalb im-
stande, die Aufrichtigkeit, mit der Shylock seinen Standpunkt vertei-
digt, mit wunderbarer Genauigkeit wiederzugeben:
Shylock: Signor Antonio, ungezdhlte Male
Habt Ihr auf dem Rialto mich geschmdht
Um meine Gelder und um meine Zinsen.
Stets trug ich's mit geduld'gem Achselzucken,
Denn Dulden ist das Erbteil unseres Stamms!
Ihr scheltet mich abtriinnig, einen Bluthund,
Und speiet auf mein judisches Gewand,
Bloss weil ich nutze, was mein eigen ist.
(...)
Ein andermal hiesst Ihr mich einen Hund;
Fur diese Hoflichkeiten soil ich Euch
Nun solchen Reichtum leihen?
Antonio ist sich des unuberbruckbaren moralischen Abgrunds klar
bewusst, der ihn von dem Juden trennt, antwortet er doch auf Shy-
locks wortreiche Ausfuhrungen wie folgt:
Antonio: Ich konnte leichthin wieder so dich nennen,
Dich wieder anspein, ja mit Fussen treten.
Willst du dies Geld uns leihen, leih es nicht
Als deinen Freunden (denn wann nahm die Freundschaft
Vom Freunde Zins fur unfruchtbar Metall?) -
Nein, leih es lieber deinem Feind, du kannst,
Wenn er versdumt, erhobnen Haupts eintreiben,
Was dir verfallen ist.
19
Antonio hegt auch keinerlei Illusionen uber die Absichten hinter
dem Abkommen «Geld gegen ein Pfund Fleisch», das ihm Shylock
«zum Spass» und «zum Gefallen» offeriert.
Shakespeare hat Shylock die Moglichkeit geboten, sich mit Worten
zu verteidigen, die dem englischen Theater auf Jahrhunderte hin
Momente unvergesslicher Grosse und Sprachkraft geschenkt haben.
Als ihn Salarino fragt, was er denn davon habe, auf dem Pfund Fleisch
aus dem Leib des Kaufmanns zu bestehen, der sich nun in seiner
Gewalt befindet, erwidert der Jude in todlichem Ernst:
Shylock: Fische zu kodern! Sattigt es sonst niemanden, so sdttigt es
doch meine Rache. Er hat mich beschimpft, mich um erne
halbe Million geprellt, meinen Verlust belacht, meinen Ge-
winn verspottet, mein Volk geschmdht, meinen Handel
durchkreuzt, meine Freunde mir abspenstig gemacht, mei-
ne Feinde aufgehetzt. Und was hat er fur einen Grund? Ich
bin ein Jude. Hat nicht ein Jude huge? Hat nicht ein Jude
Hande, Gliedmassen, Finger, Sinne, Neigungen, Leiden-
schaften? Mit derselben Speise gendhrt, mit denselben Waf-
fen verletzt, denselben Krankheiten unterworfen, mit den-
selben Mitteln geheilt, gewdrmt und durchfroren von dem-
selben Sommer und Winter als ein Christ? Wenn ihr uns
stecht, bluten wir nicht? Wenn ihr uns kitzelt, lachen wir
nicht? Wenn ihr uns uergiftet, sterben wir nicht? Und wenn
ihr uns beleidigt, sollen wir uns nicht rachen? Sind wir euch
in alien Dingen ahnlich, so wollen wirs euch auch darin
gleichtun. Wenn ein Jude einen Christen beleidigt, was ist
seine Demut? Rache! Wenn ein Christ einen Juden belei-
digt, was muss seine Geduld sein nach christlichem Vor-
bild? Nun, Rache! Die Bosheit, die ihr mich lehrt, die will ich
ausuben, und es muss schlimm zugehen, oder ich will es
meinen Meistern zuvortun.
Shakespeare konnte diese Rede erschaffen, weil er als Kunstler von
aussergewohnlicher Kraft und Empfindsamkeit fahig war, sich in die
Lage des Juden zu versetzen und die Gefuhle in Worte zu kleiden,
die er selbst unter diesen Umstanden geaussert hatte. Anders gesagt,
20
er bringt volliges Verstandnis fur die Situation auf, in der sich Shylock
befindet. Shylock ist kein gewohnlicher Verbrecher, der «direkt oder
indirekt einem Burger nach dem Leben trachtet». Ganz im Gegenteil,
als er sich anschickt, Antonios Erdendasein zu beenden, fuhlt er sich
von Schuld ebenso frei wie ein Soldat im Kampf gegen die Feinde
seiner Nation. Shylock verleiht, als er vom Untergang der Schiffe
Antonios erfahren hat, dieser Einstellung mit folgendem Befehl an
einen Mitjuden Ausdruck:
Shylock: Geh, Tubal, miete mir einen Amtsdiener, bestell ihn uier-
zehn Tage uorher. Ich will sein Herz haben, wenn er mir
uerfallt, denn sobald er aus Venedig weg ist, kann ich Han-
del treiben, wie ich will. Geh, Tubal, und triffmich bei unse-
rer Synagoge!
Victor Hugo kommentiert Shylocks Beweggrunde wie folgt: «Als Shy-
lock die Synagoge betritt, wird sein Hass zum Glaubensakt. Fortan
nimmt seine Rache sakralen Charakter an. Sein Blutdurst gegenuber
dem Christen wird zur heiligen Handlung.»
Shakespeares Kaufmann von Venedig steht auf der hochsten Stufe
der dichterischen und dramatischen Kunst. Der Streit, den er dar-
stellt, ist nicht personlicher und privater, sondern nationaler und ele-
mentarer Art. Hier prallen zwei getrennte und in sich geschlossene mo-
ralische Systeme aufeinander, jedes mit seinen klaren Vorstellungen
von Recht und Unrecht und seinem eigenen starken Gefuhl der per-
sonlichen Ehre.
Als der Luftikus Bassanio, der bei Antonio bereits tief in der Kreide
steht, um ein weiteres Darlehen bittet, das es ihm ermoglichen soil,
um die Hand der schonen Porzia zu freien, ist nicht die Rede von
einem Vertrag, der von einem Notar unterzeichnet werden soil:
Bassanio: Euch ist nicht unbekannt, Antonio,
Wie sehr ich mein Vermogen hab erschopft,
Indem ich glanzender mich eingerichtet,
Als meine schwachen Mittel tragen konnten.
Auch klag ichjetzt nicht...
21
Antonio: Ich bitt Euch, mein Bassanio, lasst mich's wissen,
Und steht es, wie Ihr selber immer tut,
Im Angesicht der Ehre, seid gewiss:
Ich selbst, mein Beutel, was ich nur vermag,
Liegt alles offen da zu Eurem Dienst.
Auch zwischen Shylock und seinen Glaubensgenossen besteht voll-
kommenes gegenseitiges Vertrauen. Der Jude hat die benotigten drei-
tausend Dukaten zwar nicht gleich zur Hand, aber:
Shylock: ... Nun, was tut' si
Tubal, ein wohlbegiiteter Hebrder,
Hilft mir schon aus...
Dieses gegenseitige Vertrauensverhaltnis besteht unter den Juden
bis zum heutigen Tage in einem Ausmass, wie es andere Gemein-
schaften nicht kennen. Obgleich Juden in alien westlichen Staaten
einen ganz unverhaltnismassig grossen Anteil an den Rechtsanwal-
ten und manchmal auch den Richtem stellen, bringen sie ihre inter-
nen Rechtsstreitigkeiten nur selten vor nichtjudische Gerichte; meist
werden solche Zwistigkeiten durch einen Vergleich beigelegt, ohne
dass die Offentlichkeit davon erfahrt. Dass ein Jude bei einem Straf-
prozess gegen einen anderen als Klager auftritt, ist beinahe undenk-
bar.
Ehe wir uns der Art und Weise zuwenden, wie Shakespeare das zen-
trale Thema der genauen Beziehungen zwischen Juden und Nicht-
juden behandelt, sei eine der wichtigen Lehren, die wir aus dem
Stuck Ziehen konnen, rasch und einfach zusammengefasst: Es gab in
der christlichen Welt niemals eine rein rassisch begrundete Abnei-
gung gegen die Juden. Einzig und allein die jiidischen Praktiken und
ihre Einstellung gegeniiber ihrer Umwelt waren es, welche die Ju-
den vom Rest der Bevolkerung absonderten, bei Konig Richard dem
Ersten «Abscheu» hervorriefen und den Londoner Strassenpobel zu
rasender Gewalt anstachelten - wie hatte Shakespeare sonst Jessica,
die Tochter des hassenswerten Shylock, mit Antonios Busenfreund
Lorenzo verheiraten konnen? Nur ganz beilaufig wird Jessica als «Un-
glaubige» bezeichnet, und Shylocks nichtjudischer Diener Launce-
22
lot nennt sie mit Tranen in den Augen «eine allerschonste Heidin
und allerliebste Judin».
Nirgends wird vermerkt, dass die Zuschauer auf den billigsten Plat-
zen des Londoner Theaters, jene, die sich bei Plunderungen judi-
scher Laden hervortun mochten, auf diese Worte mit Pfiffen und
Buhrufen reagiert hatten. Im Gegenteil, Jessica war beim Publikum
stets eine der beliebtesten Gestalten der Komodie. Spater wird die
Tochter des Juden mit ihrem Gatten Lorenzo von Porzia mit der
«Wirtschaft und Fuhrung ihres Hauses», d.h. ihres Palastes in Bel-
mont, betraut:
Porzia: Schon wissen meine Leute meinen Willen
Und werden Euch und Jessica zu Diensten sein
An meiner eignen und Bassanios Statt.
Die Zwangsbekehrung Shylocks zum Christentum als Bedingung fur
die Milderung des vom Herzog gegen ihn verhangten Urteils mag
zwar hart anmuten, weist aber eindeutig auf die Bereitschaft der christ-
lichen Gemeinschaft Venedigs hin, einen reumiitigen Shylock als
Mitglied in ihrem Schosse aufzunehmen.
Shakespeares hintergrundiges Werk uber das Verhaltnis zwischen
Juden und Christen stellt gleichermassen eine Studie der Quellen,
der praktischen Auslegung und der Einflusse des Gesetzes im allge-
meinen sowie der Beziehung zwischen dem Buchstaben des Geset-
zes und der Billigkeit dar. Soweit wir wissen, besass der Dichter nur
oberflachliche Kenntnisse und Erfahrung der Rechtsprechung sei-
ner Tage, doch spatere Generationen von Gelehrten haben ihrem
Erstaunen uber sein tiefes Verstandnis der praktischen Auslegung
des Gesetzes beredten Ausdruck verliehen, dem zweifellos sein wun-
dervolles Verstandnis der menschlichen Natur zugrunde lag.
Der im Kaufmann von Venedig zwischen Glaubiger und Schuldner
unterzeichnete Vertrag ist rechtlich unmoglich; wie Moelwyn
Merchant hervorhebt, wurde kein Gesetz einem Menschen gestat-
ten, als Bestandteil eines Vertrags sein eigenes Leben aufs Spiel zu
setzen. Somit ist der rechtliche Hintergrund der Geschichte nicht
23
realer als das Buhnenbild und der gemalte Hintergrund im Theater.
Zutiefst real ist aber «Shakespeares grossartige Darstellung des Ver-
haltnisses zwischen dem Gewohnheitsrecht und der Billigkeit beim
Umgang zwischen den Menschen».
Moelwyn Merchant, eine Autoritat auf dem Gebiet der Darstellung
des Gesetzes in der Literatur, schreibt: «Obgleich sich bei Shakespeare
anderswo, in Mass fur Mass, in Hamlet, in etlichen seiner Sonette, in
Konig Lear sowie im Wintermarchen deutliche und reife Hinweise auf
das Thema des Gesetzes finden, rucken in der Gerichtsszene beim
Kaufmann von Venedig zahlreichere Aspekte der Frage ins Rampen-
licht, als irgendein anderer Dramatiker oder Dichter in einem Werk
hatte vereinigen konnen. Es ist in der Tat bemerkenswert, dass dieses
verhaltnismassig fruhe Stuck so vielen komplexen rechtlichen Fra-
gen vorausgreift, die in spateren, reiferen Dramen eine hochst be-
deutsame Rolle spielen: Die personlichen Faktoren in einem schein-
bar neutralen Rechtsfall in Mass fur Mass; der Konflikt zwischen zwei
Gedankensystemen - Rache und Barmherzigkeit im Rahmen des Ge-
setzes - in Hamlet; das Eingreifen der natiirlichen Ordnung der Dinge
in die Anwendung des Gesetzes in Konig Lear.»
Mehr als jeder andere Aspekt des Gesetzes tritt der Konflikt zwischen
dem Gewohnheitsrecht und der Billigkeit beim Zwist zwischen dem
Geldverleiher und dem Kaufmann von Venedig in den Vordergrund.
«Billigkeit ist ein hochst zweideutiger Ausdruck», schreibt Moelwyn
Merchant in einer Fussnote zu seiner Einleitung: «In den allermeisten
Fallen bezieht er sich auf 'gleichberechtigte Beziehungen' zwischen
Menschen oder Nationen, die auf den Grundsatzen des 'in den Her-
zen der Menschen festgeschriebenen' Naturrechts fussen.»
In England hatte man schon fruh erkannt, dass unter dem Gewohn-
heitsrecht schwere Rechtsverstosse bisweilen ungeahndet blieben,
was der offentlichen Ordnung und der nationalen Einheit zum Scha-
den gereichte. Wir lesen in Chamber's Encyclopedia: «Wenn den Op-
fern eines Unrechts von den Gerichten dessen Wiedergutmachung
verweigert wurde, sandten sie eine Petition an den zu Rate sitzenden
Konig, in welcher sie diesen um Abhilfe baten, und ihre Petitionen
24
wurden vom Rat zwecks naherer Untersuchung an den Lord Chan-
cellor weitergeleitet, den 'Huter des Gewissens des K6nigs'.»
Aus dieser Gepflogenheit entwickelte sich das «ungeschriebene Bil-
ligkeitsrecht» (equity jurisdiction) bei der «Kammer fur Billigkeits-
rechtssprechung» (Chancery Court). Mit der Zeit verknocherte die-
ses zu einer Form der Rechtsprechung, die immer weniger auf meta-
physischen Einflussen wie dem «Gewissen des K6nigs» beruhte, son-
dern wie die gewohnlichen Gerichte vermehrt Zuflucht zu Praze-
denzfallen nahm.
Shakespeare greift dieses Thema in einer kurzen, aber wichtigen Sze-
ne im ersten Akt auf, wo Glaubiger und Schuldner einige Worte uber
den Wucher wechseln, ein Thema, das dann in der Gerichtsszene
des vierten Aktes eine zentrale Rolle spielen wird:
Shylock: ... Ihr sagtet, wie mich dunkt,
Dass Ihr auf Vorteil weder leiht noch borgt.
Antonio: Ich pfleg es nie.
Shylock: Als Jakob Labans Schafe hutete -
Er war nach unserm heil'gen Abraham,
Weil seine Mutter weislich fur ihn schaffte,
Der dritte Erbe - ja, ganz recht, der dritte...
Antonio: Was tut das hier zur Sache? Nahm er Zinsen?
Shylock: Nein, keine Zinsen; was man Zinsen nennt,
Das grade nicht; gebt acht, was Jakob tat:
Als er mit Laban sich verglichen hatte,
Was von den Lammern bunt und sprenklig fiele,
Das sollte Jakobs Lohn sein, kehrten sich
Im Herbst die brunst'gen Mutter zu den Widdern;
Und wenn nun zwischen dieser woll'gen Zucht
Das Werk der Zeugung uor sich ging, so schdlte
Der kluge Schafer Euch gewisse Stabe.
Derweil sie das Geschaft der Paarung trieben,
Steckt er sie uor den geilen Muttern auf
25
Die so empfmgen: Und zur Lammerzeit
Fiel alles buntgesprenkt und wurde Jakobs!
So kam er zum Gewinn und ward gesegnet:
Gewinn ist Segen, wenn man ihn nicht stiehlt!
Hier liegt das klassische Beispiel eines Konflikts zwischen dem Gesetz
und den ungeschriebenen Geboten der Billigkeit vor. Jakob uberlistet
seinen Onkel Laban mit einem Trick; er verstosst dabei gegen die
Gebote der Moral, nicht aber gegen den Buchstaben des Gesetzes.
Das haufige Vorkommen solcher Falle hat dann auch den Anstoss
zur Entwicklung des Billigkeitsrechts als Konzept und juristische Pra-
xis in alien zivilisierten Nationen gegeben.
Totes Gesetz ohne Billigkeit ist somit eindeutig eine raffinierte Form
der Kriegfiihrung, bei der moralische Gewalt listig an die Stelle der
korperlichen Gewalt tritt, ohne dass sich das Opfer gerichtlich zur
Wehr setzen kann.
Das zentrale Thema des Bosen, das, so sehr es auch den Prinzipien
der Billigkeit Hohn spricht, unter dem Schutz des Gewohnheitsrechts
verubt oder ausgeheckt wird, erreicht in der beriihmten Gerichts-
szene im vierten Akt, Szene I, seinen Hohepunkt. Shylock fordert
hier vom Dogen «Gerechtigkeit»:
Shylock: Ich legt' Eur' Hoheit meine Absicht vor:
Bei unserem heil'gen Sabbat schwor ich es,
Zu fordern, was nach dem Vertrag mir zusteht.
Wenn Ihr es weigert, tut's aufdie Gefahr
Der Freiheit und des Rechts in Eurer Stadt!»
Dies ist nur ein kleiner Auszug aus einer der langsten und eindrucks-
vollsten Reden des Stucks. Man bietet dem Juden das Doppelte des
Betrags, den er Antonio ausgeliehen hat, doch er denkt nicht daran,
nachzugeben:
Shylock: War jedes Stuck von den sechstausend Dukaten
Sechsfach geteilt, jeder Teil ein Dukat -
Ich nahm sie nicht: Ich wollte nur mein Recht!
26
Porzia, die vom Dogen damit beauftragt worden ist, das zugunsten
Shylocks lautende Urteil auf seine Rechtmassigkeit hin zu uberpru-
fen, pladiert in einer der ergreifendsten Passagen der englischen Dra-
mageschichte fur Billigkeit:
Porzia: Die Art der Gnade weiss von keinem Zwang:
Sie trdufelt wie des Himmels milder Regen
Zur Erde unter ihr, zwiefach gesegnet:
Sie segnet den, der gibt, und den, der nimmt;
(...)
Sie ist ein Wunderzeichen Gottes selbst
Und ird'sche Macht kommt gottlicher am nachsten,
Wenn Gnade bei dem Recht stent! Darum, Jude,
Suchst du um Recht schon an, erwdge dies:
Dass nach dem Lauf des Rechtes unser keiner
Zum Heile Mm; wir beten all um Gnade,
Und dies Gebet muss uns der Gnade Taten
auch uben lehren. Dies hab ich gesagt,
Um deine Forderung nach Recht zu mildern;
Wenn du darauf bestehst, so muss Venedigs
Gestrenger Hof durchaus dem Kaufmann dort
Zum Nachteil einen Spruch tun.
Es gilt darauf hinzuweisen, dass «Gnade», das Schlusselwort in Por-
zias Pladoyer, nur eine Facette der Billigkeit darstellt. Letztere lasst
sich im weitesten Sinne als «in den Herzen der Menschen geschrie-
benes Gesetz» und im engsten Sinne als «Billigkeitsrecht» vor der
sogenannten «Kammer fur Billigkeitsrechtssprechung» definieren.
Andere Aspekte der Billigkeit lassen sich unvollkommen mit Worten
wie «faire Behandlung», «Wahrhaftigkeit», «Ehrlichkeit», «Wahrheit»,
«Loyalitat», «Ehre» usw. ausdriicken.
Shylock legt in seiner Rede das Hauptgewicht auf die Gefahr, die
durch eine Missachtung des geschriebenen Gesetzes stets heraufbe-
schworen wird - wenn der Doge ihm sein Recht verweigere, tue er es
«auf die Gefahr der Freiheit und des Rechts» Venedigs -, wahrend
Porzias schlagendstes Argument darin besteht, dass es keine wahre
27
Gerechtigkeit geben kann, wenn die Machtausubung nicht durch
«Gnade» gemildert wird. Unter Gnade versteht sie hier nicht eine
Aufweichung und Untergrabung des Gesetzes, sondern einfuhlsa-
mes Verstandnis, welches die Kraft des Gesetzes erhoht, indem sie es
von jenen Schwachen befreit, die einem geschriebenen Gesetz
zwangslaufig anhaften, da ein solches unmoglich alle denkbaren
Umstande beriicksichtigen kann.
Porzias Rede hinterlasst auf Shylock nicht den geringsten Eindruck.
Sein Gewissen ist rein, seine Rache seiner eigenen Gemeinschaft «ge-
weiht», seine Harte «heilig». Er halt sich voll und ganz an ein Gesetz
der Feindschaft, in dem Billigkeit gleichbedeutend mit Nachgiebig-
keit ist: «Wer hasst ein Ding und bracht es nicht gleich um?» und
«Wie? Lasst du dich die Schlange zweimal stechen?» fragt er Bassa-
nio.
Was uns im Kaufmann von Venedig vor Augen gefuhrt wird, ist eine
naturbedingte Feindschaft zwischen zwei Nationen, von denen jede
ihren eigenen gesetzlichen und moralischen Kodex besitzt. Kein fur
beide Seiten annehmbares Gesetz kann diesen Konflikt entscharfen,
und die einzige zu losende Frage ist, welche Seite sich durchsetzen
und welche den kiirzeren Ziehen wird.
Was auch immer Shakespeare mit diesem Drama beabsichtigt haben
mag: Seine Auswirkung bestand darin, die - heute im Vergleich zu
damals ungleich ausgepragtere - Verletzlichkeit der abendlandischen
Menschen gegenuber einer Vielzahl judischer Praktiken zu enthul-
len, die moralisch gesehen auf einer Stufe mit den Kniffen stehen,
mittels welcher Jakob einen unbillig grossen Teil des Nachwuchses
von Labans Schafherde fur sich erwarb.
Die - dem ersten Buch Mose, Kapitel 30 ff. entnommene - Geschichte
von Jakob und Laban konnte durch Hinweise auf das funfte Buch
Mose, Kapitel 15, Vers 6, erganzt werden, wo es um den Wucher geht:
Dann wirst du vielen Volkern leihen, doch du wirst von niemand borgen;
du wirst uber viele Volker herrschen, doch uber dich wird niemand herr-
schen. Shakespeare hat diese Stelle und andere Erwahnungen des
Wuchers im funften Buch Mose selbstverstandlich gekannt, doch
28
konnte er sie nicht in seine Komodie einbauen, ohne deren Struktur
und Fluss zu zerstoren. Es ist wohl auch bezeichnend, dass die Tat
Jessicas, die den Besitz ihres Vaters stiehlt, eine Parallele in der Tat
Rahels hat, welche den Hausgott ihres Vaters Laban entwendete,
ehe sie, ihre Schwester Lea sowie Jakob Labans Haus heimlich ver-
liessen (l.Mose 31, 19 ff.)-
Auch im ersten Buch Mose nimmt das einem vermutlichen Feind
zugefugte Bose sakralen Charakter an: Und der Engel Gottes sprach zu
mir im Traum: Jakob! Und ich antwortete: Hier bin ich. Er aber sprach:
Hebe deine Augen auf und siehl Alle Bocke, die auf die Herde springen,
sind sprenklig, gefleckt und bunt; denn ich habe alles gesehen, was Laban
dir antut.
Zum Abschluss dieses einleitenden Kapitels wollen wir noch einige
kurze Untersuchungen uber die Psychologie des Begriffs der Billig-
keit und die zahllosen anderen Begriffe anstellen, die damit in Verbin-
dung gebracht werden konnen.
Wie andere Begriffe ist auch jener der Billigkeit urspriinglich nicht als
solcher entstanden, sondern als Gefiihl, als instinktiver Trieb jener
Art, die C.G. Jung als tief in der menschlichen Natur verwurzelten
«irrationalen Faktor» beschrieben hat. Die verschiedenen Begriffe
wie «Liebe», «Vertrauen», «Gnade», «Ehre», «Nachstenliebe» und
«Ritterlichkeit» bezeichnen im Grunde allesamt ein und dasselbe, nur
durch die Umstande gepragte und veranderte Gefiihl.
Wir haben hier das Urgeffihl der Nachstenliebe oder der Solidaritat
vor Augen, das sich bei alien Geschopfen findet, die leben und at-
men. Manchmal ist es tief verborgen und aussert sich nur blind und
spontan; nur beim Menschen kann es durch den Einfluss bewusster
Intelligenz erweitert werden.
Das Urgefuhl der Nachstenliebe und der Solidaritat offenbart sich mit
aller Kraft im Verhaltnis zwischen Ehepartnern sowie zwischen Eltern
und Kindern und wird umso schwacher, je weiter der Kreis der Ver-
wandten, Freunde und Nachbarn gezogen wird. Erweitert man den
Kreis durch gemeinsame und bewusst wahrgenommene Interessen
29
verknupfter Menschen noch mehr, bis er schliesslich eine ganze Na-
tion umfasst, so wird der Einfluss der Nachstenliebe und der Solida-
rity ganz nebensachlich und hangt vollig von den Umstanden ab.
Andererseits kann im Krieg, wo sich die Parteien nur durch einen
zeitweiligen Interessengegensatz feindlich gegeniiber stehen, die
Nachstenliebe die Gestalt der Ritterlichkeit annehmen: Der Sieger
verzichtet dann darauf, seinen Gegner ganzlich zu vernichten, wo-
bei er vollig unbewusst durch das Gespilr einer Verwandtschaft ge-
leitet wird, welche dauerhafter als die momentanen Gegensatze ist.
Das Urgefiihl der Nachstenliebe ist nichts weiter als das Spiegelbild
eines anderen, ihm diametral entgegengesetzten Grundgefuhls, das
mit einer Reihe scheinbar verschiedener Begriffe bezeichnet wird:
«Hass», «Feindschaft», «Gefahr», «Antipathie», «Eifersucht», «Ver-
dacht», «Misstrauen» usw.
Die beiden Urgefiihle sind in Tat und Wahrheit untrennbar mitein-
ander verbunden, wie der positive und der negative Pol in einem
Stromkreis, in dem die Kraft des einen Pols fast immer derjenigen des
anderen entspricht - so wie im Krieg oder einer anderen bedrohli-
chen Lage die Gefahr ein hochstes Mass an Nachstenliebe erweckt,
die sich in der Gestalt aufopferungsvollen Heldentums aussert. Die-
ses Verhaltensmuster findet sich uberall im Tierreich. In der Natur ist
das Urgefiihl der Solidaritat stets mit dem Bewusstsein unterschied-
lich starker Stufen der Verwandtschaft verkniipft, beim Menschen
zusatzlich auch mit dem Bewusstsein gemeinsamer Interessen, die
alle moglichen Formen annehmen konnen; ein solches Bewusstsein
wird durch die Furcht vor einer gemeinsamen Bedrohung stets ver-
starkt.
Vor diesem ideellen Hintergrund konnen wir nun einen entschei-
denden Unterschied zwischen Juden und Nichtjuden erkennen,
welcher den Beziehungen zwischen ihnen in der westlichen Gesell-
schaft sein Geprage verleiht.
Die Juden, die als geographisch in alle Himmelsrichtungen zerstreu-
te und zahlenmassig kleine Minderheit in einer nichtjudischen Welt
bedingungslos entschlossen sind, ihre ethnische und religiose Ei-
30
genart zu wahren, werden fortlaufend von einem Gefuhl der Unsi-
cherheit gepeinigt, das sich oftmals zu einem Gefuhl der Bedrohung
steigert. Somit erreichen beide Urgefuhle - Nachstenliebe und Soli-
darity auf der einen sowie Hass auf der anderen Seite - eine bei
anderen Volkern ganz unbekannte Intensitat. Ersteres Gefuhl hat
den Effekt, sie in einer emotionalen Atmosphare der gegenseitigen
Unterstutzung enger aneinander zu binden, letzteres verscharft ihre
Animositat gegeniiber alien, die ausserhalb ihres Verwandtschaftssy-
stems stehen und deren Einheit und Gruppensolidaritat fiir die Ju-
den die grosstmogliche Gefahr darstellen.
Die Gesellschaften des christlichen Abendlandes haben den Juden
ideale Voraussetzungen fiir die Ausnutzung der geheimen Vorteile
geboten, die sich aus dem gegenseitigen Verhaltnis ergeben. In un-
serem Jahrhundert wuchsen diese Vorteile durch die an Zahl und
Komplexitat schwindelerregend zunehmenden «geschaftlichen
Transaktionen» ins Unermessliche, denn der Handel ist stets eine
besondere Domane der Juden gewesen. Dass diese solche «Trans-
aktionen» der Schaffung von Giitern regelmassig vorgezogen ha-
ben, ist durchaus nicht dem Zufall oder irgendeinem den Juden
auferlegten Zwang zuzuschreiben; es war seit jeher eine notwendige
Voraussetzung fiir ihre Absonderung von ihren Wirtsvolkern, denn
hatten die Juden gemeinsam mit letzteren unterschiedslos an alien
wirtschaftlichen Aktivitaten teilgenommen, so hatten sie der Assimi-
lierung unmoglich widerstehen konnen.
In der Atmosphare der freien Marktwirtschaft, in der die Angehori-
gen des abendlandischen Kulturkreises von Natur aus dazu neigen,
ihre Energien im Wettbewerb untereinander zu messen, fanden die
Juden zusatzlichen Anreiz und Vorteil darin, ihre Krafte kollektiv ge-
gen ihre Gastvolker zu rich ten.
Ein anderer wichtiger Faktor, der sich zugunsten der Juden auswirk-
te, war ein Wertesystem, das die westlichen Nationen stets vom Rest
der Welt unterschieden hat und in Wirklichkeit das Geheimnis des-
sen bildet, was man als «die Macht des Westens» bezeichnen konnte.
Deren Ursache und Auswirkung zugleich war eine liberale Tradition
(wobei «liberal» hier im echten und urspriinglichen Sinne des Wor-
31
tes verstanden wird), in der die Gewahrung maximaler Freiheit fur
den Einzelmenschen durch eine entsprechende Freisetzung von
Energien, Erfindungsgeist und Unternehmungslust belohnt wurde
und in der ein gewisses Mass an Ungerechtigkeit als Nebenprodukt des
freien Wettbewerbs um des gemeinsamen Nutzens willen in Kauf ge-
nommen wurde.
Prof. Norman Cohn halt zu Recht fest, dass die Judenfeindschaft ein
fast nur auf den abendlandischen Kulturkreis beschranktes Phano-
men ist; er schreibt: «Rund zweitausend Jahre lang haben judische
Siedlungen in Indien und China existiert, ohne besondere Aufmerk-
samkeit zu erregen; bis zum heutigen Tage werden die judischen
Handwerker und Bauern Indiens lediglich als eine der zahllosen Re-
ligionsgemeinschaften des Subkontinents betrachtet, an der uber-
haupt nichts Anruchiges ist.» 5 Die einzige Erklarung, die Prof. Cohn
dafur finden kann, ist, dass die Volker des Westens seit vielen Jahr-
hunderten an einer Form des Irrsinns leiden, die er «paranoide Schi-
zophrenie» nennt und gegen die andere Volker vermutlich immun
sind.
Doch gibt es eine weitaus einfachere Erklarung: Diese anderen Vol-
ker hatten keine den freien Wettbewerb begunstigende offene Ge-
sellschaft und keine bluhende Wirtschaft, in welcher sich die Krake
des Wuchers festsetzen und ihre Fangarme ungehindert ausstrek-
ken konnte.
Wir konnen schwerlich einen passenderen Abschluss fur dieses ein-
leitende Kapitel finden als ein Zitat des beruhmtesten und am glii-
hendsten verehrten unter den judischen Gelehrten, Asher Ginsburg,
besser bekannt unter seinem Schriftstellernamen Ahad ha-Am, iiber
den der judische Historiker Richard J.H. Gottheil in seinem Buch
Zionismus folgendes schrieb:
Ahad-ha-Am ist ein Kenner der Philosophie, und seinem geschichtlichen
Horizont wohnt eine philosophische Tiefe inne, die seinen Vorgangern
5 Prof. Norman Cohn, Warrant for Genocide, Harper & Row, New York 1967.
32
ganz abgeht. Daruber hinaus empfmdet er starke Sympathie fur jenes
Volk, dessen Ubel er zu kurieren sucht und den Ursachen welcher Ubel er
seine Aufmerksamkeit widmet. In seiner eigenen Seele hat er alles emp-
funden, was sein Volk erdulden musste; dennoch ist er abgeklart genug,
seine Ubel mit einer Strenge zu analysieren, die seinen Verstand ehrt, so
wie sein Gefuhl seinen Charakter ehrt. 6
Ahad ha-Ams Erklarung der von den Juden im Verlauf der Jahrhun-
derte erlittenen Harten - und somit auch des dornenreichen Ver-
haltnisses zwischen Juden und Nichtjuden - unterscheidet sich in
nichts von derjenigen, die das Leitmotiv des vorliegenden Buches
bildet. Ich zitiere hier den ersten Absatz von Ahad ha-Ams Werk The
Way of Life, in dem der Nachdruck auf die geistigen Erfordernisse der
menschlichen Natur - im Gegensatz zu den materiellen und politi-
schen - gelegt wird:
Das wechselhafte Schicksal Israels wahrend der Zerstreuung, doch
insbesondere in unseren Tagen, macht es klar, dass wir Juden nicht
hoffen diirfen, das Leben einer getrennten Nation unter fremden
Volkern zu fiihren; so zu tun, als waren wir mit ihnen eins, indem wir
an alien Tatigkeiten um uns herum teilnehmen wie reinbliitige Ein-
heimische unseres Gastlandes, und zugleich eine Nation mit eigener
Denkart und unterschiedlichem Charakter zu bleiben. (...) Unglucks-
schlage verstummeln unsere Mannlichkeit, giinstige Umstande un-
seren nationalen Geist. Erstere machen uns zu Mannern, die in den
Augen ihrer Mitmenschen verachtenswert erscheinen, letztere zu
einer Nation, die sich selbst verachtet...
Asher Ginsburg (Ahad ha-Am) sah keine Zukunft fur die Juden als
Nation ausser als «Vorbilder der Rechtschaffenheit», eine Rolle, die
sie nur «in einem ihnen allein gehorenden Haus» erfullen konnten,
wo sie sich «gemass ihren eigenen Traditionen als eine der Gemein-
schaften der Menschheit entwickeln» durften. Er sah nur einen ein-
zigen Ort, wo dies moglicherweise zu verwirklichen ist, das «Land
unserer Vorvater», womit er natiirlich Palastina meinte.
6 Richard J.H. Gottheil, Zionism, Jewish Publication Society of America, 1914.
33
Doch sind sich heutzutage die meisten Juden bewusst, dass Palasti-
na ihnen keine Moglichkeiten als kunftiges Heimatland bietet. Dazu
kommt noch, dass - wie Arthur Koestler und andere nachgewiesen
haben - nur eine kleine Minderheit der heutigen Juden von den
Hebraern der Bibel abstammt. 7
7 Arthur Koestler, The Thirteenth Tribe, Devin-Adair, sowie Douglas Reed, The Con-
troversy of Zion Dolphin Press.
34
KAPITEL 2
Die russische Revolution
Die in diesem Kapitel dargelegte These lasst sich wie folgt zusammen-
fassen:
• Die Establishment-Historiker stimmen voll und ganz darin iiber-
ein, dass das 20. Jahrhundert, das an Konflikten reicher war als
jede andere Epoche seit dem Beginn geschriebener Geschichte
zuvor, als historisches Ganzes betrachtet werden muss. Anders
gesagt, die Ereignisse, die sich in seinem Verlauf abgespielt haben,
sind aufs engste miteinander verknupft, und wir haben es mit ei-
nem einzigen {Complex von Einflussen und Kraften zu tun.
• Diese konfliktreiche Epoche hat ihren Anfang offensichtlich zur
Revolutionszeit in Russland genommen, als sich die marxistisch-
leninistische Agitation und Subversion weltweit verbreitete.
• So wie die Russische Revolution das folgende Zeitalter der Kon-
flikte einlautete, symbolisiert die Ermordung der Zarenfamilie die
ganze Revolutionszeit. In alien drei Fallen waren dieselben Mach-
te, Motive und Einflusse am Werk.
• Der Nationalismus der russischen Juden, welcher Unterstiitzung
bei den Juden anderer Lander - namentlich der USA - fand, war
im «sturmischen Zentrum der Ereignisse» in Russland 1917 der
ausschlaggebende Faktor.
• Der Bolschewismus in Russland sowie der Zionismus in den west-
lichen Staaten betraten in derselben Septemberwoche des Jahres
1917 als weltpolitisch bedeutsame Krafte die Buhne und haben
spater stets eng zusammengearbeitet.
Wieviel wissen wir nun uber die Russische Revolution, und wieviel
konnen wir daruber wissen? Die meisten Menschen im Westen sind
sich immer noch nicht bewusst, was damals tatsachlich geschah -
35
nicht weil die einschlagigen Informationen nicht vorhanden und
zuganglich gewesen waren, sondern weil Leute in fuhrenden Macht-
positionen ein wohlbegrundetes Interesse an der Unterdruckung der
Tatsachen sowie an der - beinahe die Form eines offenen Verbots
annehmenden - Verhinderung einer echten Debatte zu diesem The-
ma hatten.
Eine revisionistische Betrachtung der Oktoberrevolution hat in der
Sowjetunion, besonders in ihrem russischen Teil 8 , bedeutend gros-
sere Fortschritte erzielt als anderswo. Die Menschen jenes gewalti-
gen Reichs denken naturgemass mehr uber diese Frage nach, weil
sie am meisten gelitten haben und starke Emotionen mit diesem The-
ma verbinden; zudem ist das zerfallende marxistisch-leninistische
Regime nicht mehr in der Lage, die Leute am Denken und Schreiben
zu hindern.
In der sogenannten «freien Welt» wird weiterhin eine strenge, wenn
auch inoffizielle Zensur ausgeiibt. Im April 1989 machte die Universi-
tat von Cambridge ihren Plan riickgangig, dem sowjetischen Mathe-
matiker Igor Schafarewitsch die Ehrendoktorwurde zu verleihen,
nachdem durchgesickert war, dass er fur westliche akademische Krei-
se immer noch unannehmbare Ansichten vertreten hatte. In den
USA heulten die Medien unisono auf, als bekannt geworden war,
dass einer Gruppe sowjetischer Publizisten und Schriftsteller, die zu
einem Staatsbesuch in Amerika weilten, neben 70 anderen bekann-
ten Intellektuellen auch drei angehorten, die einen in der respektier-
ten Zeitschrift Literaturnaja Gaseta erschienenen Brief iiber die russi-
sche Revolution unterzeichnet hatten.
Eine auffallende Erscheinung der jungsten Zeit, deren Erklarung in
der Vergangenheit zu suchen ist, besteht in der massiven Auswande-
rung von Juden aus der UdSSR. In der Revolutionszeit war es genau
umgekehrt gewesen; damals waren Juden aus aller Welt in hellen
Scharen nach Russland gestromt.
Benson schrieb dies vor dem Auseinanderbrechen der UdSSR! (Anmerkung des
Obersetzers.)
36
«Der Antisemitismus erzwingt den grossten Exodus seit 500 Jahren»,
vermeldete eine Schlagzeile in der Londoner Financial Times. Laut
Nathan Scharanski, einem vielgehatschelten Ex-Dissidenten, sollen
bis zu 2000 judische Familien taglich ein Visum beantragen; insge-
samt, so Scharanski, hatten eine Million Sowjetjuden die Auswande-
rung ins Auge gefasst. Andere Beobachter sprechen gar von zwei bis
vier Millionen.
Scharanksi kommentiert dieses Phanomen mit folgenden Worten:
«Dies hat mit dem Antisemitismus fruherer Zeiten, der sich in gele-
gentlichen Ausschreitungen ausserte, nichts mehr zu tun. Zum er-
sten Mai ist sich das russische Volk bewusst geworden, wie furchtbar
seine Geschichte ist. Solschenizyn, der von 60 Millionen Opfern des
staatlichen Terrors sprach, steht langst nicht mehr allein auf weiter
Flur. Heute schatzen vorsichtige Sowjethistoriker die Zahl auf 40 Mil-
lionen. »
Judenfuhrer wie Scharanski sind uber den «neuen Antisemitismus»
vor allem deshalb so besorgt, weil er auch unter den Intellektuellen
auftritt und, so Scharanski, die Gestalt einer Debatte «uber die Frage
der jiidischen Verantwortung fur die Jahre des Bolschewismus» an-
nimmt.
Wahrenddessen wurde im Moskauer Maly Teatr vor ausverkauftem
Haus ein Drama von Sergej Kusnezow gespielt, das den Titel Mein ist
die Rache trug und in dem die letzten Augenblicke der kaiserlichen
Familie in Jekaterinburg in eindringlicher Form rekonstruiert wer-
den. Doch die Russen hatten nicht auf dieses Theaterstiick warten
miissen, um zu wissen, wie ihr fruherer Monarch geendet war. Einige
Monate zuvor hatte die Zeitung Soviet Press einen erschiitternden
Bericht uber das Drama von Jekaterinburg veroffentlicht, in dem
geschildert wurde, wie der ortliche Tscheka-Boss Jankel Jurowski
dem stohnenden Zarensohn und Thronfolger mit zwei Revolver-
schussen den Rest gab. Unter diesen Umstanden ist es nicht verwun-
derlich, dass viele Sowjetjuden sich bedroht fiihlen. Die fruhere
Moskau-Korrespondentin des Londoner Jewish Chronicle erklarte bei
ihrer Ubersiedlung in die USA, die einzige Hilfe, welche die sowjeti-
37
schen Juden schatzen wurden, sei Unterstutzung beim Verlassen ih-
res Landes.
Zur Zeit der Oktoberrevolution bot sich ein ganz anderes Bild dar.
Robert Wilton, Korrespondent der Londoner Times in Petrograd,
schrieb damals:
«Jede Schiffsladung, die aus Amerika, England oder Frankreich ein-
traf, sorgte fur Unruhe. Sie glaubten alle, ihren Anteil am Plundergut
beanspruchen zu konnen, und man musste ihnen fette Posten im
Lebensmittelkomitee, im Landwirtschaftskomitee etc. einraumen. Von
wenigen Ausnahmen abgesehen waren diese Neuankommlinge Ju-
den. » 9
Wie, wann und wo die unter der Fiihrung Lenins stehenden Berufs-
revolutionare mobilisiert worden sind, lasst sich genau rekonstruie-
ren: Es geschah im Herbst 1915, als der deutsche und der osterrei-
chische Generalstab in Wien gemeinsam einen Plan entwarfen, um
Russland als Verbundeten Englands und Frankreichs auszuschalten.
Wenn dies gelang, standen den Mittelmachten nicht nur ungleich
mehr Soldaten fur die harten Kampfe an der Westfront zur Verfu-
gung, sondern die Volker Deutschlands und des Habsburgerreichs,
die aufgrund der alliierten Lebensmittelblockade Hunger litten, wur-
den auch Zugang zu der Komkammer Europas, der Ukraine, erhal-
ten. Bei diesem Treffen wurde die Endphase der Revolution in gro-
ben Zugen vorbereitet und die Hauptakteure gewahlt: Lenin, Jankel
Swerdlow sowie weitere erfahrene jiidische Aktivisten, von denen
viele im vorhergehenden Jahrzehnt aus Russland geflohen waren,
um sich dem Zugriff der zaristischen Geheimpolizei Ochrana zu ent-
ziehen. Rund hundert dieser Aktivisten durften dann im Jahre 1917
in einem versiegelten Zug durch Deutschland und Osterreich nach
Petrograd fahren, wo die revolutionaren Garungen schon weit fort-
geschritten waren. Leo Trotzki alias Bronstein traf etwa zur gleichen
Zeit mit einer Schiffsladung anderer Berufsrevolutionare aus den
Vereinigten Staaten ein.
9 This Age of Conflict, F.P. Chambers, C.R Harris und C.G. Bayley (Harcourt Brace
& Co.).
38
Die verfugbaren Fakten iiber die Oktoberrevolution lassen sich mit
den Stucken eines grossen Puzzle vergleichen, von denen jedes ein-
zelne sehr wenig bedeutet, bis die Stucke zu einem Bild zusammen-
gefugt worden sind. Der Unterschied liegt lediglich darin, dass die
Stucke im Fall der Oktoberrevolution im Geiste zu verbinden sind.
Doch genau wie beim Puzzle ist es auch hier so, dass, sobald zumin-
dest ein Teil der Fakten zu einem in groben Umrissen erkennbaren
Bild zusammengesetzt worden ist, die noch fehlenden Stucke leich-
ter eingesetzt werden konnen. Ein solches Puzzlestiick der Revolu-
tionsperiode sind die Ereignisse um den Mord an der kaiserlichen
Familie und anderen Angehorigen des Romanow-Geschlechts, die
das Ungliick hatten, den Bolschewisten in die Hande zu geraten.
Diese Ereignisse sind von allergrosster geschichtlicher Bedeutung,
und zwar aus ganz einfachen Griinden: Wir verfugen hier iiber aus-
giebigere und genauere Informationen und wissen mehr iiber Iden-
titat und Motive der Beteiligten als bei jedem anderen Geschehnis
der Revolutionszeit.
Das Drama des Massenmordes von Jekaterinburg lasst sich ohne
weiteres als bolschewistische Revolution in Miniaturformat und so-
mit letzten Endes als Miniaturversion der Konflikte des 20. Jahrhun-
derts bezeichnen. Wie schon gesagt: In alien drei Fallen waren die-
selben Einflusse und Krafte am Werk.
Am 5- April 1991 versteigerte Sotheby in London Dokumente, wel-
che in der Presse als «dynamite papers» - «Papiere mit Sprengkraft» -
bezeichnet wurden. Es ging um Kopien von Urkunden aus dem So-
kolow-Archiv: die annahemd vollstandigen Unterlagen einer Unter-
suchung, die nach der Riickeroberung Jekaterinburgs und der ura-
liegenden westsibirischen Gebiete durch die Weisse Armee Admiral
Koltschaks in Gang gesetzt worden war. Eine Kopie des gesamten
Dossiers mit alien eidesstattlichen Zeugenaussagen war dem Times-
Korrespondenten Robert Wilton iibergeben worden, der in jeder
Phase der Ermittlungen zugegen war und dem die Untersuchungs-
ergebnisse dann bei der Niederschrift seines Buchs The Last Days of
the Romanovs (London, 1920) als Grundlage dienten.
39
Als die Weissen Jekaterinburg zuriickerobert hatten, bemuhte sich
ihr Oberkommandant, Admiral Koltschak, sogleich herauszufinden,
was mit dem Zaren und seiner Familie geschehen war (man wusste,
dass sie in dieser Stadt gefangen gehalten worden waren). Mit der
Durchfuhrung der Recherchen wurde M. Starynkewitsch beauftragt,
ein Rechtsanwalt, der aus Moskau verbannt worden war und des-
halb als zuverlassig gait. Er fuhrte die Untersuchungen aber nur mit
halber Kraft und wurde deshalb auf Geheiss Admiral Koltschaks durch
Nikolai Sokolow ersetzt, einen jungen Untersuchungsrichter aus Pen-
sa.
Die bisher vollstandigste Dokumentation iiber den Mord an der kai-
serlichen Familie sowie den anderswo herrschenden Terror wurde
von Nicolai Ross erstellt und 1987 als zweibandiges Werk in Deutsch-
land veroffentlicht. Ross stutzte sich stark auf die Urkunden des So-
kolow- Archi vs.
Dies bedeutet, dass ein ungeheuer bedeutsames Kapitel der russi-
schen Geschichte, einschliesslich eines ausfuhrlichen Berichts uber
den Massenmord an den Romanows, der dazugehorenden beeidig-
ten Aussagen von Schlusselzeugen sowie Kopien wichtiger Botschaf-
ten, die man auf dem Postamt von Jekaterinburg vorgefunden hatte,
der Vergessenheit entrissen wurde. Heute kursieren diese Dokumente
zweifellos bereits unter den antimarxistischen Intellektuellen Rus-
slands.
Aus den Sokolow-Archiven gehen auch die ausgekliigelten Mass-
nahmen hervor, welche die Bolschewisten zwecks Vertuschung ih-
rer Schandtat getroffen haben. Dazu gehorten die Verbrennung der
Leichen, die Auflosung der zuriickgebliebenen Knochen in Schwe-
felsaure sowie das Verbergen der immer noch vorhandenen Ruck-
stande in einem stillgelegten Eisenerzbergwerk in einem Wald aus-
serhalb Jekaterinburgs.
Allfallig noch bestehende Zweifel an der letztendlichen Verantwor-
tung fur das Verbrechen werden durch ein verschliisseltes Telegramm
an Jankel Swerdlow beseitigt, den Oberkommandierenden der Tsche-
ka, der damals womoglich noch machtiger war als sein enger Mitar-
40
beiter und Vorgesetzter Lenin. Die Dinge Iiegen klar zutage: Der Zar
und seine Familie wurden nicht von russischen Revolutionaren um-
gebracht.
Wilton berichtet, anfang Juli 1918 sei unter der «j(idischen Kamaril-
la» anscheinend der Verdacht aufgekeimt, die mit der Bewachung
der Zarenfamilie beauftragten russischen Soldaten erfullten ihre
Pflicht mit steigendem Widerwillen. Mochten sie auch roh, standig
betrunken und von revolutionarem Feuereifer beseelt sein, so be-
gannen sie doch offenen Unmut uber ihren Auftrag an den Tag zu
legen. Deshalb wurde der Russe Awdejew, dem das Haus mit den
Gefangenen unterstand, abgelost, und die russischen Soldaten wur-
den in ein Quartier auf der anderen Seite der Strasse verbracht.
Angeordnet wurde dies von Jankel Jurowski, dem Sohn eines orts-
ansassigen ehemaligen judischen Straflings und Chef der Jekaterin-
burger Tscheka-Sektion. Jurowski Hess ein Kommando von zehn
Soldaten herbeifuhren, die, soweit man weiss, teils deutscher, teils
ungarischer Nationalist waren; Kritzeleien an den Wanden des
Hauses weisen darauf hin, dass sie aus Ungarn nach Russland ge-
langt sein durften. Man befahl den russischen Soldaten, ausserhalb
des Hauses Wache zu stehen, bis sie schliesslich am Abend des 16.
Juli ihre Waffen (Nagan-Pistolen) abgeben und Jurowski (iberrei-
chen mussten.
Gestiitzt auf die beeidigten Zeugenaussagen von Leuten, die sich
teils in der Hinrichtungskammer, teils unmittelbar ausserhalb des
Hauses befanden, hat Wilton uns eine genaue Schilderung der letz-
ten Augenblicke der kaiserlichen Familie und ihrer treuen Bedien-
steten hinterlassen. Ein gewisser Medwedew, der einzige Russe, der
an der Seite Jurowskis verblieb, erzahlte seiner Frau anschliessend in
alien Einzelheiten, was geschehen war. Er habe, so prahlte er, als
einziger Russe an der «Arbeit» teilgenommen, denn die anderen sei-
en, wie er sich ausdruckte, «keine von uns» gewesen.
In seinem - nun in Harvard befindlichen - Tagebuch vermerkte Leo
Trotzki, er habe gleich nach der Ruckeroberung Jekaterinburgs durch
die Weissen Moskau besucht und dabei Swerdlow gefragt: «Wo ist
41
der Zar?» Swerdlow entgegnete, er sei erschossen worden. «Und die
Familie?» «EbenfalIs erschossen. » «Was? Wer hat das angeordnet?»,
wollte Trotzki wissen. «Wir hier haben es beschlossen», versetzte
Swerdlow. «Iljitsch (Lenin) sagte, wir diirften ihnen kein lebendes
Banner lassen.»
Dass hinter dem Massenmord Juden standen, wurde durch die Ge-
stalt eines gewissen Beloborodow vertuscht. Dieser Mann, Bergar-
beiterfuhrer im Ural, war fur ein Verbrechen festgenommen worden,
das nach sowjetischem Recht mit dem Tode bestraft werden konnte.
Statt ihn an die Wand stellen zu lassen, ernannte ihn Goloschtscho-
kin, Tscheka-Chef des Uralgebiets, zum Vorsitzenden des Uraler So-
wjets. Auf diese Weise fiihrte man die ortlichen Arbeiter hinters Licht,
die hochst eigenwillig waren und keine Lust hatten, sich von Moskau
oder gar von Juden regieren zu lassen. Beloborodow, ein eifriger
Revolutionar, eignete sich perfekt als Marionette. In seinem Namen
wurde das schicksalhafte verschlusselte Telegramm abgesandt, das
Swerdlow und Lenin iiber den Mord an der ganzen Zarenfamilie -
und nicht nur am Zaren selbst - unterrichtete.
Inzwischen war die provisorische Regierung, an die der Zar bei sei-
ner Abdankung die Macht ubergeben hatte, voll und ganz von den
Bolschewisten iibernommen worden. Den Deutschen war bereits
klar geworden, dass sie keine Kontrolle mehr iiber die Revolutionare
besassen, die sie ausgesandt hatten, um das alte Regime zu stiirzen.
Ein Zeichen dafiir war die Ermordung ihres Hauptvertreters in Mos-
kau, des Botschafters Mirbach.
Die Lage war nun ausserst chaotisch. Es gibt guten Grund zur An-
nahme, dass die Deutschen, die der provisorischen Regierung nicht
langer iiber den Weg trauten, geheime Plane geschmiedet hatten,
die Zarenfamilie aus Tobolsk, wohin sie im Vorjahr verbannt worden
waren, zu befreien, die Bolschewisten zu stiirzen und eine neue Re-
gierung unter dem Zarensohn Alexis oder einem anderen Angeho-
rigen der Romanows in den Sattel zu heben. Der Plan schlug fehl. Auf
seinem Weg von Tobolsk wurde der Zar in Jekaterinburg von den
Bolschewisten angehalten und mitsamt Familie und Gefolge gefan-
gen genommen.
42
Die Bolschewisten waren naturlich angstlich darauf bedacht, die
Wahrheit uber die schaurigen Geschehnisse dem russischen Volk
und dem Rest der Welt vorzuenthalten, und ware nicht eine ganz
unerwartete Kette von Umstanden eingetreten, so ware ihnen dies
auch gegluckt. Einer dieser Umstande war die Ruckeroberung Jeka-
terinburgs durch die Weissen nur neun Tage nach dem Massaker.
Ein zweiter war die Ernennung des hochtalentierten und engagier-
ten Nikolai Sokolow zum Untersuchungsrichter. Als man den Ein-
gang des stillgelegten Eisenerzbergwerks von den Trummern befreit
hatte, war eines der ersten Dinge, die man fand, der Kadaver Jem-
mys, eines kleinen Spaniels, der seinem jungen Herrn, dem Zaren-
sohn, in die Todeskammer gefolgt war.
In der Zwischenzeit war die von den Bolschewisten aufgetischte Ver-
sion der Geschehnisse im Westen bereits akzeptiert worden. Am 22.
Juli 1918 war in den Londoner Times von einer «Verschworung zur
Rettung des Tyrannen Romanow» die Rede; das Zentralkomitee in
Moskau, hiess es weiter, habe den Entscheid der ortlichen Komitees
im Ural angenommen, ihn erschiessen zu lassen. Der Rest der Familie
sei an einen sicheren Ort verbracht worden. Kaum ein Wort davon
stimmte, doch dass der Bericht von einem Renommierblatt wie der
Times bereitwillig geschluckt wurde, liess bereits erahnen, wie sich
die «kapitalistische» Welt gegenuber einem terroristischen revolutio-
naren Regime verhalten wurde, das England und Frankreich eben
erst eines loyalen Verbundeten im Krieg gegen Deutschland und
Osterreich beraubt hatte.
Als die Bolschewisten erfahren hatten, dass den Weissen Beweise fur
den Mord an der Zarenfamilie in die Hande gefallen waren, mussten
sie sich eine neue Version aus den Fingern saugen. Im Widerspruch
zu ihren anfanglichen Behauptungen erklarten sie ein Jahr spater,
die Sowjetbehorden von Perm hatten 28 Personen wegen Mordes
an insgesamt elf Menschen - der Zarenfamilie und ihren Bedienste-
ten - vor Gericht gestellt. Ein gewisser Jachanow habe gestanden,
die Angeschuldigten hatten den Mord veriibt, um die Sowjetmacht
in Verruf zu bringen.
43
Einen weiteren Versuch, die Wahrheit zu unterdrucken und Verwir-
rung zu stiften, unternahmen der Jewish Board of Deputees sowie
die Anglo- Jewish Association in London. Sie veroffentlichten eine
Erklarung jenes Mannes, der von Admiral Koltschak zunachst mit
der Untersuchung des Schicksals der Zarenfamilie betraut worden
war. Starynkewitsch, der sich selbst als Jude entpuppte, beteuerte, er
habe keinerlei Beweise fur eine jiidische Mittaterschaft entdeckt. Wie
Wilton hervorhebt, kann es Starynkewitsch ganz unmoglich entgan-
gen sein, dass der Uraler Abgeordnetenrat, der die Verantwortung
fiir das Geschick der Romanows trug, aus fiinf Personen bestand:
Dem Russen Beloborodow, der als Marionette formell den Vorsitz
fiihrte, sowie den vier Juden Goloschtschokin, Safarow, Wojkow und
Syromolotow An der Spitze der ortlichen Tscheka standen Goloscht-
schokin, Jefremow, Tschastkewitsch sowie drei weitere Juden. Die-
sen Mannern war die Aufgabe anvertraut worden, die kaiserliche
Familie restlos auszurotten. Der ortliche Sowjet, «Vertreter des Vol-
kes», erfuhr erst vier Tage spater, dass der Zar erschossen worden
war.
Somit sind keine Zweifel an der Identitat der Konigsmorder mehr
moglich. Durch eine seltsame Fugung des Schicksals hatten die
Schlachter ausserdem einen schriftlichen Beweis ihrer rassischen
und nationalen Herkunft hinterlassen, indem sie, einem unwider-
stehlichen Impulse gehorchend, im Hinrichtungsraum zwei Zeilen
aus dem beruhmten Gedicht Belsazar des Juden Heinrich Heine an
die Wand kritzelten. Um dem Anlass gerecht zu werden, hatten sie
die letzten drei Buchstaben des Namens, -zar, auf die russische Art
geschrieben.
Da das Russentum als solches zur Vernichtung bestimmt war, musste,
wie Lenin festgehalten hatte, alles, was patriotischen Russen als «Ban-
ner» dienen konnte, beseitigt werden. Dies erklart den Mord an den
Romanows. Als erster kam der Bruder des Zaren, Grossherzog Mi-
chael, an die Reihe, den Zar Nikolaus bei seiner Abdankung als sei-
nen Nachfolger vorgesehen hatte. Michael war einen Monat zuvor
aus dem Hotel in Perm verschwunden und ward nie wieder gese-
hen. Sechs andere Romanows, darunter die Schwester des Zaren,
44
die in Perm festgenommen worden war, starben vierundzwanzig Stun-
den nach dem Massaker von Jekaterinburg. Man teilte ihnen mit, sie
wurden verlegt, und sie verliessen die Stadt in kleinen Pferdewagen.
Nachdem sie einige Meilen durch den Wald gefahren waren, schlug
man sie mit Keulen tot. Der Ort war gut gewahlt, lag er doch ganz in
der Nahe eines stillgelegten Eisenerzbergwerks, in das man die Lei-
chen warf. Es ist zweifelsfrei nachgewiesen worden, dass auch diese
Morde im Auftrag Swerdlows erfolgten. Ausgefuhrt wurden sie vom
ortlichen Justizkommissar, den Juden Solowjow und Goloschtscho-
kin sowie ihrem russischen Hampelmann Beloborodow.
Eine andere Haftlingsgruppe, die sich durchwegs aus Angehorigen
des kaiserlichen Haushalts zusammensetzte, wurde aus dem Gefang-
nis von Jekaterinburg abgefuhrt und ebenfalls abgeschlachtet. Da-
bei gelang Wolkow, einem ehemaligen Diener des Zaren, die Flucht;
als das Morden begann, konnte er in den Wald fliehen und Sokolow
spater genau mitteilen, was sich zugetragen hatte. Am 29. Januar
1919, also ein halbes Jahr spater, wurden vier weitere, zuvor in Pe-
trograd inhaftierte Angehorige der Romanow-Familie in die Peter-
und-Paul-Festung uberstellt und dort erschossen.
Die Tragodie der Romanows symbolisiert die unvergleichlich gros-
sere Tragodie, deren Opfer die ganze Bevolkerung des Russischen
Reichs wurde, so wie die Geschichte der bolschewistischen Revolu-
tion die weltweite Tragodie eines Zeitalters versinnbildlicht, welches
mehr Blutvergiessen und Leid miterlebt hat als jede andere Epoche
der geschriebenen Geschichte zuvor.
Worum ging es bei all dem? Die Antwort lasst sich in vier Worten
zusammenfassen: Die Zerstorung von Nationen. Oder in einem Wort:
Volkermord.
Der rote Terror, der in unterschiedlicher Form Millionen und Aber-
millionen von Menschenleben kosten sollte, wurde am I. September
19 18, also keine zwei Monate nach der Untat von Jekaterinburg,
ganz offiziell proklamiert. Als unmittelbarer Vorwand dienten dabei
die Ermordung des jiidischen Tscheka-Chef von Petrograd, Urizki,
den die todliche Kugel eines anderen Juden getroffen hatte, sowie
45
ein missgluckter Anschlag auf Lenin, begangen von einer Judin. Ei-
ner der engsten Mitarbeiter Lenins, Sinowjew alias Apfelbaum, er-
klarte, man werde 90 Millionen Russen fur sich gewinnen und den
Rest «vernichten». Allzu bedrohlich waren die Anzeichen dafur, dass
das russische Volk allmahlich aus der Betaubung, in welche die Re-
volution es versetzt hatte, erwachte. In Perm hatte beispielsweise eine
grosse Menschenmenge den Romanows die letzte Ehre erwiesen,
als deren aus dem Eisenerzbergwerk geborgene Uberreste offentlich
beigesetzt wurden. Immer mehr Menschen wurden sich bewusst, dass
die Revolution - ihre Revolution - von einer Fiihrung iibernommen
worden war, die nicht «zu ihnen» gehorte.
Es gab keine Moglichkeit mehr zu einer ehrlichen Zusammenarbeit
zwischen den Bolschewisten und dem Volk. Nur mit nackter Gewalt
und brutalem Terror konnten die neuen Fuhrer hoffen, sich an der
Macht zu halten. Robert Wilton fasst die Lage wie folgt zusammen:
«Die bolschewistische Regierung in Russland tragt den unauslosch-
lichen Stempel einer fremden Invasion. Der Mord am Zaren, kaltblu-
tig geplant vom Juden Swerdlow und ausgefiihrt von den Juden
Goloschtschokin, Syromolotow, Safarow, Wojkow und Jurowski, war
keine Tat des russischen Volkes, sondern eine der fremden Eindring-
linge.»
Wenn solche Informationen aus der Vergangenheit, die starke Ge-
fuhle der Animositat oder der Furcht auslosen konnten, in unseren
Tagen so eifrig gesammelt werden, so kann dies nur einen Grund
haben: Man benotigt dieses Wissen, um zu verstehen, was heute in-
nerhalb und ausserhalb der Sowjetunion geschieht. Es reicht nicht
aus, zu wissen, dass die Russische Revolution samtliche Merkmale
einer fremden Invasion aufwies; wir miissen auch zu begreifen su-
chen, wie das scheinbar Unmogliche moglich wurde und wie eine
so kleine feindliche Minderheit eines der grossen Reiche der Welt in
ihre Hande bekommen konnte.
Eine kurze und biindige Erklarung, die sich im Sokolow-Archiv fin-
det, Iauft darauf hinaus, dass die russischen Fuhrer nicht begriffen,
was die Stunde geschlagen hatte. Ihr Denken bewegte sich in star-
ren und einseitigen Bahnen, und sie waren nicht imstande, Freund
46
und Feind zu unterscheiden. Wer erfahren hatte, welche entschei-
dende Rolle die Juden beim Mord an der kaiserlichen Familie spiel-
ten, musste sich, so Sokolow, die gewaltige Ubermacht der Juden in
der Sowjetregierung vor Augen halten.
1921 veroffentlichte Sokolow in Paris ein Buch mit dem Titel Les Der-
niers Jours des Romanov, in welchem er die angenommenen und
urspriinglichen Namen fuhrender Personlichkeiten innerhalb der so-
wjetischen Verwaltung auflistete (in der franzosischen Ubersetzung
von Wiltons Buch sind diese Listen ebenfalls enthalten). Sokolow
ermittelte, dass von 556 der wichtigsten Funktionare des Bolschewi-
stenstaates 1918 und 1919 nicht weniger als 457 Juden waren. Unter
den 99 restlichen befanden sich aber lediglich 19 Russen; bei den
anderen handelte es sich um Letten (35), Deutsche (15), Armenier
(11), Georgier (10) sowie eine Handvoll Polen, Tschechen, Finnen
etc.
Bezeichnenderweise waren jedoch auch unter den 61 Personen,
welche die linken bzw «progressiven» Oppositionsparteien anfuhr-
ten, 55 Juden und bloss sechs Russen. Obwohl diese Parteien sich
antibolschewistisch gebardeten, liefen ihre Aktivitaten in der Praxis
darauf hinaus, jeden ernsthaften Versuch der Russen zur Selbstbe-
sinnung und zum Aufbau einer effizienten Widerstandsbewegung zu
sabotieren. Dieser Statistik lasst sich auch entnehmen, dass eine ver-
haltnismassig grosse Anzahl von Angehorigen traditionell antirussi-
scher Minderheiten wie besonders der Letten in Fuhrungspositio-
nen gehievt wurde, um den grundsatzlich judischen Charakter der
Revolution notdiirftig zu verschleiern. In Tat und Wahrheit mag der
Prozentsatz der Juden sogar noch hoher gewesen sein, als aus obi-
gen Statistiken hervorgeht, denn es ist sehr wohl moglich, dass viele
der als Russen, Ukrainer, Letten etc. bezeichneten Personen in Wirk-
lichkeit Juden waren. War Lenin Jude? Welche Rolle haben die so-
wjetische Juden in den sieben Jahrzehnten gespielt, die auf die Ok-
toberrevolution folgten? Im dritten Kapitel werden wir naher auf die
judische Identitat und deren Manipulierung zu politischen Zwecken
eingehen.
47
Jede Darstellung dessen, was sich 1917 in Petrograd und Moskau
abgespielt hat, ware unvollstandig ohne einige Hinweise auf die Ge-
schehnisse ausserhalb Russlands, als Zionismus und Kommunismus
ihren gemeinsamen Siegeszug antraten. In der selben Woche An-
fang September, als Lenin und seine Mitverschworer nach der Macht
griffen, stellten sich die Fuhrer Grossbritanniens und Amerikas unter
enormem unsichtbarem Druck hinter die Balfour-Deklaration, wel-
che den Weg zur Anerkennung eines kiinftigen Staates Israel ebnete.
So wurde das geboren, was Douglas Reed, auch er Europa-Korre-
spondent der Times, ein «zweikopfiges Ungeheuer» nannte, «dessen
eines Haupt die Macht des Kommunismus ist, die sich vom unter-
jochten Russland aus ausbreitet». I0
Es durfte in der Geschichte - wenn uberhaupt! - nur sehr wenige
Perioden des Umsturzes gegeben haben, die so zuverlassig und aus-
fuhrlich dokumentiert sind wie der Sturz der russischen Monarchic
durch eine von fremden Elementen gefiihrte Mord- und Terrorherr-
schaft. Robert Wilton hat vierzig Jahre in Russland gelebt, beherrsch-
te die Landessprache vollkommen und war mit der Geschichte des
Reichs durch und durch vertraut; er kannte die Hauptakteure des
Dramas - einschliesslich der kaiserlichen Familie - personlich und
konnte sich als Sonderkorrespondent der Times recht frei bewegen.
In seinem Buch Russia's Agonv, das 1918 in London erschien, berich-
tete er, was geschehen war, ehe er sich der Weissen Armee Admiral
Koltschaks anschloss, die in Sibirien westwarts marschierte.
Schon lange vor den Ereignissen der Jahre 1917 und 1918 hatte es
in Russland umfangreiche revolutionare Aktivitaten gegeben, wie
sie auch in den Landern des Westens gang und gabe waren. Ein
Bespiel dafur war die Verschworung von Armeeoffizieren, die nach
Napoleons Einfall im Jahre 1812 die Hauptlast der Niederlagen und
Demutigungen Russlands getragen hatten. Eine solche Verschwo-
rung war jedoch lediglich Bestandteil eines im wesentlichen evolu-
tionaren Prozesses, strebten die daran Beteiligten doch Reformen
und nicht den Sturz der gesamten bestehenden Ordnung an. Eine
10 Douglas Reed, Far and Wide sowie The Controversy of Zion.
48
der Auswirkungen dieses natiirlichen evolutionaren Prozesses war
das Aufbluhen einer wundervollen Literatur, die heute allgemein als
einer der kostbarsten Schatze der westlichen Kultur anerkannt wird.
Ihre Schopfer waren Gestalten wie Puschkin, Dostojewski, Gogol,
Tschechow und Tolstoi. Diese Schriftsteller ruhrten nicht die Werbe-
trommel fur eine bestimmte politische Richtung, sondern schufen
grossartig genaue Darstellungen der bestehenden Realitat und tru-
gen somit zur Aufklarung bei.
Nach der teilweise vom Volk getragenen sozialistischen Revolte von
1905 wurde der Reformprozess wesentlich beschleunigt. Ein Meilen-
stein war die Einberufung des ersten Parlaments, der Duma, deren
Abgeordnete nicht zuletzt von den Bauern gewahlt wurden und an
deren Spitze Stolypin als Premierminister stand. Doch die terroristi-
schen Aktivitaten der revolutionaren Untergrundbewegung gingen
in beschleunigtem Tempo weiter, und hintereinander wurden drei
Minister ermordet. Viele der Terroristen waren junge Juden die Hun-
derte von Polizisten mordeten und Banken ausraubten, um Geld zur
Finanzierung der Revolution zu erhalten. Diese Terrorakte losten
ihrerseits Pogrome aus. Nach dem Mord an Stolypin wurde der Re-
formprozess unter seinem Nachfolger Kokowzew weitergefiihrt, und
Russland erlebte ein Jahrzehnt beispiellosen materiellen Fortschritts
und Wohlstands, zu dem die lokalen Behorden der Semstwos und
die kooperative Bewegung ihren Teil beitrugen. Tausende von Mei-
len Eisenbahnlinien wurden gebaut und ermoglichten die Besied-
lung riesiger Gebiete sowie deren landwirtschaftliche Erschliessung,
besonders in Sibirien.
Doch wucherte weiterhin das Krebsgeschwiir eines schier unlosba-
ren politischen Problems - des Vorhandenseins einer offenbar unas-
similierbaren jiidischen Minderheit. Die Juden waren zwar uber das
ganze Reich zerstreut, doch durch ihr eigenes Verbindungssystem
standen sie in stetem engem Kontakt mit den Juden samtlicher west-
licher Lander, den sogenannten Aschkenasen, die ursprunglich aus
Sudostrussland stammen.
Kurz: Die Russen drangten ungeduldig auf Wandel und Verbesse-
rung der Verhaltnisse. Die aufstrebende gebildete Klasse liebaugelte
49
mit dem Marxismus, der sowohl als Lebensphilosophie wie auch als
Programm des politischen Umsturzes ihre Zustimmung besass, und
hiess deshalb die judischen Mitburger, welche sich zur selben utopi-
schen Lehre bekannten, in ihren Reihen willkommen.
Einer der Schlussel zum Verstandnis der russischen Revolution liegt
in der 1908 in Stockholm durchgefuhrten Konferenz der russischen
Sozialdemokraten, wo das Wort «Bolschewiken» geboren wurde. Alle
Delegierten hingen der Lehre von Karl Marx an, doch waren sie
augenscheinlich uneinig in der Frage der zu ihrer Verwirklichung
anzuwendenden Mittel. Die eine von Lenin gefuhrte Gruppe bestand
auf radikalem Aktivismus einschliesslich der Inkaufnahme eines blu-
tigen Konflikts. Da sie in der Mehrheit waren, nannte man sie «Bol-
schewiken» (von russisch bolsche = mehr), wahrend die Verfechter
der Minderheitsposition als «Menschewiken» (von mensche = weni-
ger) bezeichnet wurden. In Anbetracht dieser Ausgangslage mussen
wir zunachst die Stockholmer Konferenz, das Ratsel innerhalb des
Ratsels, einer naheren Betrachtung unterziehen. Zuallererst gilt es
dabei den Sinn der Worter eindeutig zu klaren. Jene, welche Wilton
als «Pseudojuden» bezeichnete, um sie von den «religiosen Juden»
zu unterscheiden, hatte man mit gleichem Recht «Pseudo-Russen»
heissen konnen, da sie ihre Namen zwecks Tarnung ihrer Abstam-
mung oft slawisiert hatten. Bronstein nannte sich Trotzki, Nahamkes
Stechow usw. Diese - durchwegs sehr gebildeten - Personen waren
die Speerspitze der radikalmarxistischen Bewegung, verfochten die
Belange des judischen Nationalismus und standen in permanenter
Verbindung mit der judischen Fuhrungselite im Ausland. Fast alle
waren Atheisten.
Das Wort «Sozialisten» bedarf in diesem Zusammenhang einer Kla-
rung, wohnen ihm doch zwei ganz verschiedene Bedeutungen inne:
l)Jene, die an den Sozialismus als Philosophic und Programm des
politischen Wandels glauben.
2) Jene, die nicht daran glauben, doch den Sozialismus als niitzliche
Losung bei der politischen Kriegsfuhrung ansehen.
50
Bei der Stockholmer Konferenz bildeten die «Bolschewiken» zwar
die grossere Fraktion, doch in Russland selbst sah es anders aus. Eine
neue Stufe der Verstellung wurde erreicht, als die Pseudo-Russen,
hinter denen sich judische Nationalisten verbargen, die Kontrolle
iiber alle sozialistischen und linksgerichteten Parteien gewannen, die
als Opposition gegen die Bolschewisten gegrundet worden waren.
Streng genommen gab es so etwas wie eine bolschewistische Revo-
lution gar nicht. Was wirklich ablief, war ein Aggressionskrieg judi-
scher Nationalisten, der sich als russische sozialistische Revolution
tarnte. Nachdem es der reformorientierten Duma mit Unterstutzung
der russischen Sozialisten sowie eines grossen Teils der verbitterten
Bevolkerung gegluckt war, die alte Ordnung zu sturzen, geriet das
Land in ein heilloses Chaos, und eine straff organisierte, uber gewal-
tige Finanzmittel verfugende Minderheit jiidischer Nationalisten ent-
riss den Siegern der ersten Stunde den Triumph.
Nun, wo wir den Sinn der Worter klargestellt haben, fallt es uns nicht
mehr schwer, ein eindeutiges und zusammenhangendes Bild der Ge-
schehnisse in Petrograd zu zeichnen, und wir brauchen uns nicht
mehr von einer Flut oberflachlich verstandener Fakten verwirren zu
lassen. Zum marxistischen Sozialismus reicht in diesem Kontext die
Bemerkung, dass er fatale Ahnlichkeit mit dem Aids-Virus aufwies,
beraubte er doch zahlreiche gebildete Russen der geistigen Grund-
lage, mit der sie die sich rasch ausbreitende Infektion des getarnten
judischen Nationalismus hatten bekampfen konnen. Somit fuhrte der
marxistische Sozialismus als neue Form der Utopie bei den russischen
Gebildeten zu einer politischen Verkriippelung. (Naheres dazu in Ka-
pitel 18.)
Zu Beginn des Jahres 1917 herrschte in Russland eindeutig eine
revolutionare Lage; schon lange garte es allenthalben. Seit zweiein-
halb Jahren war das Riesenreich in einen erfolglosen und stumper-
haft gefuhrten Krieg verstrickt. Eine neurotische Kaiserin und ein
gutwilliger, aber schwacher Zar hatten die Monarchic gemeinsam in
Verruf gebracht, und nach dem Auffliegen des Rasputin-Skandals,
der ungeheure Emporung ausgelost hatte, war das Ansehen des
51
Kaiserhofs auf einem Tiefpunkt angelangt. Deshalb sammelten sich
Zivilisten und Soldaten scharenweise unter dem Banner der Revo-
lution.
Verallgemeinerungen uber jene Geschehnisse waren von geringem
historischem Wert, besassen wir nicht eine riesige Anzahl von Quel-
len wie die Augenzeugenberichte Robert Wiltons und die Dokumente
des Sokolow-Archivs. Was ab Marz 1917 geschah, lasst sich nicht in
zeitlicher Reihenfolge erzahlen, weil standig drei ganz verschiedene
Menschengruppen mit jeweils eigenen Ideen und Zielen am Werke
waren: I. Die gewahlten Duma-Abgeordneten unter der Fuhrung
des Duma-Prasidenten Rodsianko. 2. Verschiedene Oppositionsgrup-
pen ausserhalb der Duma. 3- Die jiidischen Nationalisten, die man
gemeinhin Bolschewisten zu nennen pflegt. Somit glich die Szene in
Petrograd einer riesenhaften Biihne, auf der sich drei Dramen zu-
gleich entfalteten, deren Szenarien durch unzahlige Querverbindun-
gen miteinander verknupft waren.
Da die Bolschewisten absichtfich Chaos und Konfusion saten, die sie
zu ihrem eigenen Nutzen auszuschlachten gedachten, besassen sie
allein jederzeit einen Uberblick uber die Entwicklung, die nach fol-
gendem Leitmotiv orchestriert wurde: Das Chaos herbeifuhren, um
auf dessen Trummern eine neue Ordnung zu schaffen. Somit hing
die Macht der Bolschewisten anfangs ganz von ihrer Fahigkeit ab,
die Massen einschliesslich eines gewissen Teils der Armee aufzuwie-
geln und auf die Strassen zu bringen. Diese Fahigkeit konnten sie fast
nach Belieben unter Beweis stellen; erstens verfiigten sie bereits uber
ein weitverzweigtes Netzwerk geschulter und erfahrener subversi-
ver Aktivisten, und zweitens hatten sie das Druckgewerbe inklusive
der Zeitungen weitgehend unter Kontrolle. Nachdem Rodsiankos
Versuch, sich die Mitarbeit der im Marienpalast tagenden Regierungs-
mitglieder zu sichern, fehlgeschlagen war, kehrte er in den Tauris-
Palast zuruck, wo die Duma ihre Sitzungen abhielt. Am Dienstag,
dem 15. Marz, wurde eine provisorische Regierung mit Prinz Lwow
als Premier und Innenminister sowie einem Kabinett weiterer zehn
Minister - nicht durchwegs fruhere Duma-Abgeordnete - ausgeru-
fen.
52
In der Nacht des 20. Marz, es war ein Dienstag, befand sich Petrograd
vollig in den Handen der Revolutionare. Nominell lag die Macht bei
der neukonstituierten Duma. Moskau hatte sich der Revolution an-
geschlossen und die Polizei sowie sonstige Institutionen des alten
Regimes praktisch ohne Blutvergiessen entmachtet. Die Zuge fuh-
ren wieder, die Brande waren geloscht worden, und fast die ganze
Bevolkerung feierte den vermeintlichen Triumph der Demokratie
iiber eine gescheiterte Autokratie. «Es war ein erbaulicher Anblick»,
schreibt Wilton, «wie Regiment um Regiment vorbeimarschierte, um
der Duma seine Reverenz zu zollen. In der Duma selbst wohnte ich
einem aufregenden Schauspiel bei. Hunderte von Soldaten der Re-
formbewegung standen in dem riesigen Empfangssaal Spalier und
prasentierten President Rodsianko das Gewehr.»
Ziel der neuen Duma war keinesfalls die Abschaffung der Monar-
chie, sondern lediglich eine Reform, bei welcher dem Kaisertum als
Symbol der Nation weiterhin eine Rolle zugekommen ware. Nach-
dem der Zar abgedankt und die Macht formell einer provisorischen
Regierung abgetreten hatte, hielten Lenin und seine Genossen die
Lage fur sicher genug, um aus dem Schatten zu treten und die voile
Kontrolle iiber die Revolution zu (ibernehmen. Auf einer internatio-
nalen Konferenz in Bern waren bereits Plane fur ein solches Vorge-
hen abgestimmt worden. Wieviel Macht Lenin zu diesem Zeitpunkt
ausiibte, ist strittig, denn manches spricht dafur, dass auch nach dem
bolschewistischen Griff nach der Regierungsgewalt der grosste Teil
der Macht in den Handen Jankel Swerdlows lag, der als «roter Zar»
die Tscheka kommandierte.
Kurz vor Bildung der provisorischen Regierung war ein «Sowjet» -
also ein Rat - gegrundet worden. Soldaten und Arbeiter wurden auf-
gefordert, ihre Vertreter fur diesen zu benennen. Dies geschah durch-
wegs unter der Kontrolle von nicht der Duma angehorenden Sozia-
Iisten, und zwar mehrheitlich nichtjudischen; ihr Fuhrer war ein ge-
wisser Tschkeidse, dem Namen nach offenbar ein Georgier. Dieser
Sowjet, der es an wortreichen Lippenbekenntnissen zur provisori-
schen Regierung nicht fehlen liess, pflegte im grossen Sitzungssaal
des Tauris-Palastes zu tagen. Erwartungsgemass wurde dies von
53
Rodsianko und den Angehorigen der neuen Duma abgesegnet, die
sich in dieser Zeit der Wirren uber jede Unterstiitzung freuten. Der
Sowjet war bezeichnenderweise anfanglich ausgepragt patriotisch
und befiirwortete eine Fortsetzung des Krieges gegen Deutschland.
Ohne die Aktivitaten der Sozialisten ausserhalb der Duma ware es
also zu keinem Sturz des alten Regimes und zu keiner Bildung einer
provisorischen Regierung gekommen. Ihrerseits hatten diese Soziali-
sten nur wenig oder gar nichts ohne die Bolschewisten ausrichten
konnen, die, indem sie hinter den Kulissen eifrig ihre Faden zogen,
den Mob auf die Strasse brachten und in etlichen Einheiten der
Wache die Meuterei schiirten.
Die Duma sowie der von Nichtjuden dominierte Sowjet mochten
zwar versuchen, eine neue Ordnung aus dem Boden zu stampfen,
doch war dies vergebliche Miihe, denn die tatsachliche Macht lag
bei den Bolschewisten, welche nach Lust und Laune Strassende-
monstrationen anzetteln und unkontrollierbare Situationen herauf-
beschworen konnten. Zu diesem Zweck brauchte es nichts weiter
als die rasche Verbreitung einer Meldung, wonach das alte Regime
einen konterrevolutionaren Putsch plante. Andererseits benotigten
die Bolschewisten sowohl den Sowjet als auch die provisorische
Regierung, um ein Minimum an Ordnung zu gewahrleisten, bis sie
selbst stark genug waren, die ganze Macht zu ubernehmen.
Im Riickblick lasst sich der Aktionsplan klar erkennen: In dem Masse,
wie die Duma immer mehr von der Unterstiitzung des Sowjet ab-
hing, verlagerte sich auch das Machtzentrum in Richtung des letzte-
ren, wahrend gleichzeitig innerhalb des Sowjet eine Machtverlage-
rung zu den Bolschewisten in seiner Mitte hin erfolgte. Was geschah,
ist nun Geschichte: Der Sowjet bekam die Duma voll und ganz in
seinen Griff, und die Bolschewisten erlangten vollige Kontrolle uber
den Sowjet. Der Schliissel zu diesem erstaunlichen Vorgang lag in
der Kontrolle der Volksmassen; durch Strassendemonstrationen und
Unruhen brachte man die Duma in immer grossere Abhangigkeit
vom Sowjet, und mit denselben Mitteln konnte man jene Russen, die
noch Anfliige von Patriotismus oder Massigung an den Tag legten,
aus Machtpositionen verdrangen und durch Bolschewisten oder
54
durch Russen ersetzen, die nach der bolschewistischen Pfeife tanz-
ten. Hat man dieses Schema erst einmal durchschaut, so fallt einem
das Verstandnis der Entwicklung sehr leicht, doch wer unter den
politischen Fuhrern nicht in den Plan eingeweiht war, stand den
Ereignissen ratios gegenuber.
Ein fruhes Warnsignal dafur, dass die provisorische Regierung dem
Druck des Sowjet nicht gewachsen war, erfolgte schon wenige Tage
nach ihrer Bildung in Form der offentlichen Erklarung, Soldaten
mussten ebenso wie Arbeiter ein Streikrecht besitzen. Die Duma durfte
sich weiterhin in der Illusion wiegen, sie habe die Dinge unter Kon-
trolle, weil sie Legitimitat genoss und bei der Bevolkerung als «Rette-
rin» des Landes beliebt war. Dementsprechend durfte der russisch
gefuhrte und hauptsachlich aus Russen bestehende Sowjet weiter-
hin von einer glorreichen neuen Zukunft Russlands unter seinem
Szepter traumen.
Unter den Soldaten und Matrosen wurde aufruhrerische Literatur
verteilt, die Deserteuren die Zuteilung eines Stiicks Land sowie an-
dere schone Dinge in Aussicht stellte. Dies hatte den gewunschten
Effekt und schwachte die Kriegsanstrengungen Russlands erheblich.
Agenten des Sowjet bildeten unter den Soldaten und an der Front
«Komitees» nach dem Muster der in Petrograd, Moskau und anders-
wo bereits bestehenden. Noch verhangnisvoller war jedoch, dass
die provisorische Regierung unter dem Druck des Sowjet ein Gesetz
zur Abschaffung der Todesstrafe erlassen hatte. Dies fuhrte dazu, dass
immer mehr Soldaten die Ausfiihrung von Befehlen verweigerten,
ohne dass der Generalstab dagegen etwas unternehmen konnte.
Einige Generale hatten sogar den Dienst quittieren mussen, weil sie
sich erfrecht hatten, sich in die Arbeit dieser «Soldatenkomitees» ein-
zumischen...
Von Russland aus griffen der Terrorismus und die Tyrannei des judi-
schen Nationalismus wie ein Krebsgeschwur auf fast ganz Osteuropa
iiber. Im kommunistischen Polen monierte US-Botschafter Bliss Lane
das Ubergewicht der Juden in den Schlusselpositionen des Polizei-
apparats. In Ungarn wurde der Jude Matyas Rakosi alias Roth mit
Unterstutzung der Roten Armee zum Premierminister ernannt. Sein
55
Kabinett war, um die Londoner Times zu zitieren, «uberwiegend ju-
disch». In der Tschechoslowakei waren, wie der New Statesman ver-
merkte, «sowohl die Parteiintellektuellen als auch die Schlusselfigu-
ren innerhalb der Geheimpolizei jiidischen Ursprungs». Uber Ruma-
nien schrieb die New York Times 1953: «Zusammen mit Ungarn hat
Rumanien vermutlich den grossten Anteil von Juden in seiner Re-
gierung.» Organisatorin der Schreckensherrschaft war in Rumanien
die Rabbinertochter Anna Pauker. In der DDR wurde der kommuni-
stische Terror von der gefurchteten Hilde Benjamin dirigiert, welche
zunachst als Vizeprasidentin des obersten Gerichtshofs und spater
als Justizministerin amtete.
Oberall liess sich dasselbe revolutionare Muster beobachten: Len-
kung der Volksmassen als Mittel der Unruhestiftung und der Unter-
grabung des Status quo; die Schaffung von Ordnung aus dem Chaos
durch ein Bundnis zwischen Hochfinanz und judischem Nationalis-
mus zwecks Vorbereitung der geplanten «Neuen Weltordnung». -
Eine vortreffliche Zusammenfassung der Fakten lieferte Winston
Churchill, damals Kriegsminister im britischen Kabinett, dem die ge-
samten Erkenntnisse des militarischen Geheimdienstes sowie des di-
plomatischen Korps zur Verfugung standen, 1920 im Londoner Illu-
strated Sunday Herald:
Diese Bewegung innerhalb des Judentums ist nicht neu. Seit den Tagen
von Spartacus-Weishaupt uber Karl Marx bis hin zu Trotzki (Russland),
Bela Kun (Ungarn), Rosa Luxemburg (Deutschland) und Emma Gold-
man (USA) gewinnt diese weltweite Verschworung zum Sturze der Ziui-
lisation und zur Umgestaltung der Gesellschaft auf der Grundlage der
Stagnation, der neidischen Boshaftigkeit und der unmoglichen Gleichheit
standig an Umfang.
Churchill beging allerdings einen folgenschweren Irrum: Er redete
sich ein, der Zionismus sei von westlichen Juden als Bollwerk gegen
den atheistischen russischen Kommunismus gedacht, wahrend doch
die beiden Ideologien nichts weiter als zwei Seiten der gleichen Me-
daille waren.
56
KAPITEL 3
Das Problem der Identitat
In diesem Kapitel besteht unsere erste Aufgabe darin, das ungeheuer
vielschichtige geschichtliche Phanomen, das wir «die Juden» nen-
nen, auf seine Quelle zuruckzufuhren. Haben wir es mit einem Volk
zu tun, das - wie beispielsweise die Chinesen - seit Jahrtausenden
existiert, oder ist das judische Volk lediglich Trager einer Idee, die
von Menschen des unterschiedlichsten Schlages verkorpert werden
kann?
Douglas Reed legt sich in seinem monumentalen Werk The Contro-
versy of Zion auf das Jahr und den Ort fest, wo ihm zufolge alles
begann:
Der wirkliche Beginn dieser Ereignisse fdllt aufeinen Tag im Jahre 459 v.
Chr., auf den wir im sechsten Kapitel unseres Bucks zu sprechen kommen
werden. An jenem Tage schuf der kleine paldstinensische Stamm Juda
(den die Israeliten fruher ausgestossen hatten), ein rassisches Glaubens-
bekenntnis, dessen spatere Auswirkungen auf das Menschengeschlecht
zerstorerischer waren als Sprengstoff oder Seuchen. Es war der Tag, an
dem die Theorie von der Herrenrasse als «Gesetz» niedergeschrieben
wurde. Damals war Juda nichts weiter als eine bedeutungslose Volker-
schaft unter den vielen Untertanenvolkern des persischen Konigs, und
was man heute das «Abendland» nennt, existierte noch nicht. Nun ist die
christliche Ara beinahe zweitausend Jahre alt, und der «abendldndischen
Zivilisation», die daraus hervorgegangen ist, droht der Zerfall.
Es besteht kein Zweifel, dass der «kleine Stamm», von dem Reed
spricht, durch die viele Jahrhunderte andauernde Vermischung mit
seinen Nachbarvolkern inzwischen praktisch verschwunden ist. Oder,
wie die Anthropologen sagen wiirden, «von der genetischen Sub-
stanz des judaischen Volkes des Jahres 459 v. Chr. ist so gut wie nichts
ubriggeblieben». Ein Judentum, dessen Geschichte sich bis zu jenem
Jahr zuruckverfolgen lasst, besteht freilich weiterhin.
57
Wie wir heute mit Sicherheit wissen, existiert jedoch eine noch gros-
sere genetische Kluft als jene zwischen den biblischen Juden und
ihren Nachbarvolkern, in denen sie nach und nach aufgegangen
sind. Die grosse Mehrheit jener, die sich heute Juden nennen, sind
namlich die - stark mit anderen Volkern vermischten - Nachfahren
der Chasaren, eines Turkvolks, das einst uber ein grosses Reich zwi-
schen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer und vom Kauka-
sus bis zur Wolga gebot und dessen Herrscher um 740 beschlossen,
das Judentum als Staatsreligion anzunehmen XI .
Es versteht sich von selbst, dass wir die Frage der judischen oder
zionistischen Prasenz im 20. Jahrhundert nicht befriedigend klaren
konnen, wenn wir nicht zuerst den Hauptgegenstand unserer Be-
trachtungen klar definieren, namlich den Begriff «Jude». Was ist ein
Jude, und wer gehort dem judischen Volke an? Was ist das «Juden-
tum»? Dr. Nahum Goldmann, der etliche Jahre Vorsitzender sowohl
des Judischen Weltkongresses als auch der World Zionist Organiza-
tion war, bemerkt: «Ich erinnere mich an einen Vortrag, den ich als
Student hielt und in dem ich mehr als zwanzig Definitionen vorlegte:
Das Judentum ist eine Religion, ein Volk, eine Nation, eine kulturelle
Gemeinschaft etc. Keine dieser Definitionen war ganz korrekt.» 12 Es
konnte auch gar keine dieser Definitionen «ganz korrekt» sein, weil
sie alle nur bestimmte Aspekte einer einzigen Realitat - der judischen
Realitat - ausdriicken. Goldmann gibt zu, dass er mit siebzehn «auf-
horte, in religiosem Sinne orthodox zu sein», und dass viele moder-
ne Juden nicht mehr als «glaubig» eingestuft werden konnen. In der
Tat bilden die «orthodoxen» oder strengglaubigen Juden heute nur
noch eine verhaltnismassig kleine Minderheit.
Goldmann verwirft die Definition eines der engagiertesten Verteidi-
ger des Judentums, Jean-Paul Sartre, der meinte: «Ein Jude ist je-
mand, den andere Menschen als solchen bezeichnen.» Sarte stellte
11 Man vergleiche dazu Arthur Koestler, The Thirteenth Tribe; Douglas Reed, The
Controversy of Zion, sowie R. Gayre, The Syro-Mesopotamian Ethnology.
!2 Nahum Goldmann, The Jewish Paradox.
58
den lebenden Gegenbeweis gegen seine eigene Definition dar; er
war namlich Jude, doch wusste dies kaum jemand.
Wie soil man das Ratsel also losen? Die Antwort lautet kurz und bun-
dig: Unter den Juden selbst ist das Identitatsproblem von unterge-
ordneter Bedeutung. Juden mogen noch so gegensatzlichen Men-
schentypen angehoren, glaubig oder - bedeutend haufiger - unglau-
big sein, noch so verschieden aussehen, noch so unterschiedliche
Sprachen sprechen: trotz allem erkennen sie sich gegenseitig als Ju-
den. Die Autoritat, die in alien ortlichen Gemeinden verbindlich uber
die Zugehorigkeit eines Menschen zum Judentum entscheidet, ist
eine Organisation namens Beth Din.
Die heutigen Juden zerfallen in zwei Hauptgruppen, Aschkenasen
oder Ostjuden sowie Sepharden oder Westjuden. Letztere fuhren
ihren Ursprung auf jene Juden der Diaspora zunick, die sich in Nord-
afrika, Spanien und anderen Gebieten rund um das Mittelmeer an-
siedelten; erstere sind osteuropaischer Abstammung. Die Sephar-
den sprachen (und sprechen teils heute noch) einen vom Hebrai-
schen beeinflussten spanischen Dialekt namens Ladino, die Aschke-
nasen einen - gleichfalls vom Hebraischen beeinflussten - deutschen
Dialekt namens Jiddisch. Die beste zeitgenossische Zusammenfas-
sung aller historischen, anthropologischen und linguistischen Infor-
mationen zu diesem Thema bietet Arthur Koestlers Buch The Thir-
teenth Tribe, auf deutsch unter dem Titel Der Dreizehnte Stamm er-
schienen. Laut Koestler schatzte man die Zahl der Sepharden in den
sechziger Jahren auf rund SOO'000, wahrend sich der Rest der judi-
schen Weltbevolkerung aus Aschkenasen zusammensetzte. Da die
Bekehrung der chasarischen Oberschicht zum judischen Glauben
nicht ohne die Anwesenheit einer gewissen Zahl von Westjuden denk-
bar war, ist ein leichter sephardischer Einfluss auf die genetische Struk-
tur der Chasaren anzunehmen.
Die Auswirkungen dieser lange vertuschten Wahrheit sind von aller-
grosster Bedeutung: Es gibt keine einheitliche «judische Rasse», und
nur eine zahlenmassig sehr geringe Minderheit unter den heutigen
Juden hat abstammungsmassig etwas mit den Hebraern des Alten
Testaments zu tun. Somit ist auch der Begriff «Antisemitismus» bar
59
jedes wissenschaftlichen Gehaltes und nichts als ein albernes Schlag-
und Schimpfwort in der politischen Auseinandersetzung. Eine ras-
sisch bedingte Judenfeindschaft ist unsinnig, besitzen die Juden doch
unter den weissen Volkern keine spezifische rassische Identitat; Se-
miten sind sie jedenfalls nur zu einem kleinen Teil. Standig gehen
irgendwelche Juden in ihren Gastvolkern auf, ohne je wieder als
Juden in Erscheinung zu treten. Wo ein echter rassischer Unter-
schied vorliegt, sehen die Ergebnisse einer solchen Assimilation ganz
anders aus. Shakespeare hat dies voll und ganz verstanden. So konnte
er im Kaufmann von Venedig auch Shylocks Tochter Jessica einen
der christlichen Freunde Antonios heiraten lassen, ohne das engli-
sche Theaterpublikum dadurch vor den Kopf zu stossen.
Der Verfasser des vorliegenden Buchs hat sich das Ziel gesetzt, eine
judische «Identitat» zu erforschen und zu erklaren, die durchaus
nicht rassisch bedingt ist, aber bei den Gastvolkern im Lauf der Ge-
schichte immer wieder Ablehnung oder sogar offene Feindschaft
hervorgerufen hat.
Wie verhalt sich das Judentum zum Zionismus? Keiner ist berufener,
auf diese Frage zu antworten, als Dr. Chaim Weizmann, der bei der
Geburt des Zionismus gewissermassen als Taufpate firmierte, wah-
rend langer Jahre dessen namhaftester Fursprecher und Vorkamp-
fer war und schliesslich erster Prasident des zionistischen Staates Is-
rael wurde. Weizmann schreibt in seiner Autobiographic Trial and
Error, die Juden Russlands seien in drei Gruppen zerfallen. Die Ange-
horigen der ersten Gruppe, die er «Renegaten» - d.h. Abtrunnige -
schimpft, seien jene wenigen gewesen, die friedlich als russische Bur-
ger leben wollten. Die anderen, zahlenmassig weit starkeren, seien in
einen linken und einen rechten Flugel gespalten gewesen: Ersterer
habe aus kommunistischen Aktivisten bestanden, welche darauf
brannten, in Russland den Brand der Weltrevolution zu entfachen,
letzterer habe sich aus Zionisten rekrutiert und als Hauptziel die Grun-
dung eines Judenstaats verfolgt. Der Riss ging oft mitten durch jiidi-
sche Familien, auch durch jene Weizmanns selbst. Beim Drama der
bolschewistischen Revolution spielte dieser scheinbare Antagonis-
mus eine bedeutsame Rolle, gestattete er doch Weizmann und sei-
60
nen Gefolgsleuten, westlichen Politikern, darunter Winston Chur-
chill, weiszumachen, die Unterstutzung des Zionismus sei der beste
Weg, dem drohenden Vormarsch des revolutionaren Kommunis-
mus Einhalt zu gebieten. Heute konnen wir klar erkennen, dass beide
Ideologien, Kommunismus wie Zionismus, einer gemeinsamen Quel-
le entsprungen sind und schliesslich wieder zusammenfliessen. Je-
dem Denkenden leuchtet namlich ein, dass eine Zerstorung der
Nationen, bei der nur eine einzige solche als Herrscherin ubrigblei-
ben soil, Druck von unten (kommunistische Revolution) sowie von
oben (zionistische Kontrolle uber das Geld) erfordert.
Der Zionismus lasst sich als Form des talmudischen Judentums defi-
nieren, welche die Gestalt eines chauvinistischen und sakularisier-
ten Nationalismus angenommen hat. Der religiose Faktor bleibt da-
bei ausgeklammert, ausser wenn er bei der modernen politischen
Kriegsfuhrung in die Waagschale geworfen werden kann. Genau wie
Weizmann selbst waren die meisten Zionistenfuhrer «Unglaubige».
Soviel zur Identitat der Juden im allgemeinen und zum Zionismus als
moderner jiidisch-nationalistischer Bewegung. Um die Geschichte
richtig deuten zu konnen, mussen wir uns als nachstes der Frage
nach der personlichen oder individuellen judischen Identitat zu-
wenden. Dieses Thema ist gezielt in einen Schleier des Geheimnisses
gehullt worden, und zwar aus einem einfachen Grund: Ein Nationa-
lismus ohne territoriale Basis, der von einer zahlenmassig kleinen
und unter alle Volker zerstreuten Gemeinschaft getragen wird, muss
im geheimen operieren. Wurde der Zionismus mitsamt seinen lang-
fristigen Zielen allgemein bekannt, so wiirde die Totenglocke fur das
grosse kommunistisch-zionistische Abenteuer lauten, dem im zwan-
zigsten Jahrhundert so ungemein grosser Erfolg beschieden war.
Darum muss die Identitat jener, die an den Schalthebeln der Macht
sitzen, unter alien Umstanden verheimlicht werden.
Beginnen wir bei Lenin und Stalin, zwei der schicksalhaftesten Ge-
stagen des 20. Jahrhunderts. Keiner von beiden wurde mit dem Ju-
dentum in Verbindung gebracht, was es den daran interessierten
Kreisen ermoglichte, den grundsatzlich judischen Charakter der bol-
61
schewistischen Revolution sowie des Kommunismus ganz allgemein
unter den Teppich zu kehren. Wir wissen, dass die Sowjetregierung
sowie kommunistische Propagandatrommler im Ausland Lenin stets
als Russen bezeichnet haben, eine nahere Beschaftigung mit seinen
Vorfahren aber nicht erwunscht war. Deswegen verfugen wir hier
uber kein hieb- und stichfestes Quellenmaterial und mussen uns auf
Informationen seitens jener verlassen, von denen man annehmen
darf, dass sie die Wahrheit kannten. Was Lenin - und Stalin - selbst
taten und sagten, rundet das so gewonnene Bild ab.
Unser Kenntnisstand bezuglich der Abstammung Lenins sieht wie
folgt aus: Er wurde 1870 in Simbirsk geboren und getauft; sein Vater
Elias (oder Ilja) Uljanow war ein Russe, in dessen Adern tatarisches
oder kalmuckisches Blut floss (was in der Wolgagegend gang und
gabe war und ist). Seine Mutter, geborene Marie Blank, war vaterli-
cherseits mit Sicherheit und moglicherweise auch mutterlicherseits
Jiidin. Um die Abstammung von Lenins Vater hat sich nie ein Ge-
heimnis gerankt, vermutlich weil es nichts zu verbergen gab. Lenins
Grossvater vaterlicherseits, Nikolaus, war - wie viele Menschen in
seiner Situation - tuchtig genug, um sich aus der Leibeigenschaft
freizukaufen und seinen Lebensunterhalt als Schneider in Astrachan
an der Wolga zu verdienen. Sein altester Sohn war ein erfolgreicher
Kaufmann, was seinem jungeren Bruder Elias, dem spateren Vater
Lenins, eine gute Ausbildung und einen Abschluss in Mathematik
und Naturwissenschaften an der Universitat von Kasan ermoglichte.
Als Sohn eines ehemaligen Leibeigenen machte er eine blendende
Karriere im Staatsdienst und erwarb den Rang eines «tatsachlichen
Staatsberaters», der demjenigen eines Generalmajors beim Heer ent-
sprach und seinem Inhaber den Weg zur Aufnahme in den Erbadel
ebnete.
Ein Wust von Geheimniskramerei umgibt hingegen Lenins Mutter
Marie Blank. Ihr Vater Alexander Blank war nachweislich ein Jude
aus Odessa, der nach seinem Ubertritt zum Christentum zu Wohl-
stand kam I3 . Hier ein Beispiel dessen, was im Westen heute an Infor-
mationen uber Lenins Mutter erhaltlich ist: Die franzosische Monats-
zeitschrift Lectures Franqaises (Nr. 163, November 1970) erwahnte
62
unter Bezugnahme auf die judische Zeitschrift Revue de Fonds Social
Juif (Nr. 161, 1970) einen Bericht, wonach Marietta Shaguinian, eine
bekannte armenischstammige Sowjetschriftstellerin, an der Veroffent-
lichung neuen Materials uber einen gewissen Alexander Blank ge-
hindert worden sei. Auf dieses Material war sie zufallig gestossen, als
sie in den Archiven von Simbirsk Nachforschungen zum Thema der
beruhmten jahrlichen Handelsmesse von Nischni-Nowgorod (Gor-
ki) anstellte. Unter den an der Messe beteiligten Unternehmern - auch
ihr Grossvater gehorte dazu - fand sie einen Hinweis auf einen jiidi-
schen Handler namens Sender Blank, der seinen Vornamen in Alex-
ander umanderte, nachdem er mitsamt seiner Familie zum Christen-
tum ubergetreten war. Dieser Blank besass eine - 1835 in Simbirsk
geborene - Tochter namens Miriam; nach dem Obertritt zum christli-
chen Glauben lautete ihr Vorname Maria. Dass Lenins Mutter 1835 in
Simbirsk das Licht der Welt erblickt hat, ist nie ein Geheimnis gewe-
sen. Der Hinweis darauf, dass Alexander Blank zusammen mit seiner
Familie den christlichen Glauben annahm und seine Tochter dann
von einer Miriam zu einer Maria wurde, deutet darauf hin, dass beide
Eltern Juden waren.
Marietta Shaguinian wollte ihre Entdeckungen im Sommer 1964 in
der sowjetischen historischen Monatszeitschrift Woprosy Istorii («Fra-
gen der Geschichte») publizieren. Doch die ortliche Zensur «hielt
die Sache fur sehr schwerwiegend und alarmierte das Politburo,
welches die Fuhrung der russisch-orthodoxen Kirche um Informa-
tionen hinsichtlich des Glaubensiibertritts der Familie Blank ersuch-
te. Nach Pnifung der Unterlagen erhob das Politburo sein Veto ge-
gen die Veroffentlichung der Entdeckungen Marietta Shaguinians.»
Stalins judischer Biograph Isaac Deutscher beschrieb Lenin als «leicht
russifizierten Deutschen oder Balten», doch der (ebenfalls judische)
Lenin-Biograph David Shub (Lenin.- a Biography, New York 1948) hielt
!3 Laut einem Artikel im Londoner Jewish Chronicle vom 26. Juli 1991 hatte die
Moskauer Wochenzeitung Ogonjok bestatigt. dass Lenins Grossvater ein zur russi-
schen orthodoxen Kirche ubergetretener ukrainischer Jude namens Israel Blank
war.
63
in einem Brief an die russische Emigrantenzeitung Nowy Zhurnal (Nr.
63, 1961) nachdrucklich fest, Alexander Blank sei ein getaufter Jude
aus Odessa gewesen. Das von M. Shaguinian entdeckte Dokument
hatte naturlich eine schlussige Antwort auf die Frage nach der Iden-
titat von Lenins Grossmutter mutterlicherseits erteilt. Man weiss, dass
ihr Madchenname Anna Grossschopf lautete und sie die Tochter
eines wohlhabenden Petersburger Kaufmanns war. Der Munchner
Professor Georg von Rauch schrieb in der Zeitschrift Osteuropa (Nr.
4, 1970), Annas Vater sei ein 1766 in Lubeck geborener Deutscher
namens Johann Gottlieb Grossschopf gewesen, der 1790 nach St.
Petersburg ausgewandert und dort als Kaufmann reich geworden
sei. Andererseits schrieb Lenins Witwe Krupskaja, eine russifizierte
Polin, im Jahre 1938 in der KPdSU-Monatszeitschrift Bolschewik, An-
nas Vater sei ein in der Ukraine geborener Deutscher gewesen.
Es stellt sich nun die Frage, ob Lenins Grossmutter mutterlicherseits,
Anna Grossschopf, wie ihr Gatte jiidischer Herkunft war. Jedenfalls
hat sie ein erkleckliches Summchen in die Ehe mitgebracht, das es
ihrem Gemahl Alexander Blank ermoglichte, in Kokuschkino ein
Grundstuck zu erwerben und in den niedrigen Adel aufgenommen
zu werden. Lenins Freund N. Valentinow, der auch nach seinem
Bruch mit den Bolschewisten in russischen Emigrantenzeitschriften
gar manche Lanze fur Lenin brach, hat eine Erklarung abgegeben,
die einiges Licht in dieses Dunkel bringen konnte. Er schrieb nam-
lich, Lenins Vater sei im Gegensatz zu seiner Frau Maria tiefreligios
gewesen und mit seinen Kindern regelmassig zur Kirche gegangen.
Anders gesagt, Lenins Mutter Maria Blank ging nicht zur Kirche. Und
Lenin behauptete, seit seinem 16. Lebensjahr Atheist gewesen zu sein.
Wenn Lenins Stammbaum ihm ermoglichte, von Eingeweihten als
Jude akzeptiert zu werden und in den Augen der Offentlichkeit trotz-
dem als waschechter Russe zu gelten, machte ihn dies zu einem ge-
radezu idealen Verfechter der Lehren von Karl Marx.
Anders verhielt es sich mit Stalin, dessen wirklicher Name Josef Wis-
sarionowitsch Dschugaschwili lautete. Er kam als Sohn eines Schu-
sters in Tiflis zur Welt und war der Abstammung nach unzweifelhaft
Georgier I4 . Seit seinem Tod ist er von zionistischen Autoren uner-
64
mudlich als grimmiger Antisemit gebrandmarkt worden, doch seine
judische Frau Rosa Kaganowitsch war die Schwester des Lasar Ka-
ganowitsch, des wahrend langer Jahre zweitmachtigsten Manns der
Sowjetunion, dessen drei Bruder allesamt Kommissare waren. Sta-
lins Sohn fuhrte eine Judin in den Ehehafen, und seine Tochter hei-
ratete einen Juden. Was fur eine Bedeutung dies fur das Verhaltnis
Stalins zum Judentum hatte, wird spater dargelegt.
Die eifrigsten Vorkampfer politischer und insbesondere revolutiona-
rer judischer Anliegen lassen sich erfahrungsgemass in drei Katego-
rien unterteilen:
1. Volljuden, d.h. Personen mit zwei judischen Elternteilen.
2. Kinder aus Mischehen, doch nur wenn die Mutter Judin ist.
3. «Ersatzjuden», d.h. Manner nichtjudischen Ursprungs, die mit Ju-
dinnen verheiratet sind und deren Kinder als Juden aufwachsen.
Wer der ersten Kategorie angehorte, konnte seine Abstammung not-
durftig verbergen, indem er sich einen nichtjudischen Namen zuleg-
te. So wurde aus Apfelbaum ein russischer klingender Sinowjew, So-
belsohn verwandelte sich in einen Radek, Helphand wandelte sich
zu einem Parvus, Finkelstein anderte seinen Namen in Litwinow,
Rosenfeld benannte sich in Kamenew urn, Bronstein mauserte sich
zu einem Trotzki, Sonnenschein hiess fortan Malik, Ulbricht wurde zu
einem Ustinow, Katz ging als Gromyko in die Geschichte ein usw
Komplizierter verhalt sich die Sache mit den beiden letzteren Kate-
gorien.
Am 22. November 1989 berichtete der Londoner Jewish Chronicle
unter der Uberschrift «Neuer Jude packt seine Koffer», der bekannte
Schachspieler Nigel Davies habe unlangst entdeckt, dass er Jude sei
Manche ansonsten gut informierten Autoren wie Roman Traianescu (La gran con-
spiration judia, Mexico City 1956) behaupten, der Name Dschugaschwili bedeute
«Sohn eines Juden», was Stalins judische Abstammung beweise. Dies ist schlicht
und einfach falsch. Weder hat der Name die ihm zugeschriebene Bedeutung, noch
gibt es irgendwelche Beweise fur eine judische Herkunft Stalins. Anmerkung des
Obersetzers.
65
und bereite seine Ubersiedlung nach Israel vor. Davies hatte offen-
bar einem judischen Bekannten gegenuber erwahnt, seine Grossmut-
ter mutterlicherseits sei Judin gewesen; dies hiess, dass seine Mutter
de facto Judin war und judische Kinder geboren hatte, auch wenn
der Vater sowie der Grossvater mutterlicherseits des Schachmeisters
keine Juden waren. Anders gesagt, es kommt ausschliesslich auf die
judische Mutter an; ein jiidischer Vater zahlt gar nichts, wie viele
Kinder aus Mischehen zu ihrem Leidwesen erfahren mussten. Daher
ist es moglich oder sogar wahrscheinlich, dass viele anscheinend
nichtjiidische Fuhrer der bolschewistischen Revolution sowie so-
wjetische Prominente der spateren Jahre als Russen, Letten, Finnen,
Georgier, Polen etc. galten, obwohl sie Sonne jiidischer Vater waren.
Noch schwieriger zu enttarnen ist der «Ersatzjude», ein Mensch ohne
judisches Blut in den Adern, der durch die Eheschliessung mit einer
Judin und die judische Erziehung seiner Kinder judischen Interes-
sen gegenuber sehr aufgeschlossen ist, auch wenn er selbst nie als
Jude akzeptiert wird. Es gibt triftigen Grund zur Annahme, dass zahl-
reiche Sowjetfuhrer bis in die jungste Vergangenheit dieser Katego-
rie angehort haben. Stalin war einer von diesen, und er hatte die
Sache der judischen Nationalisten kaum emsiger fordern konnen,
ware es selbst Jude gewesen. Douglas Reed schreibt, Stalin sei bis
zum Ende offensichtlich in keiner Hinsicht Judengegner gewesen,
und fiigt hinzu:
Kaganowitsch blieb seine rechte Hand. Kurz vor seinem Tod ordnete
Stalin fur Lew Mechlis, einen der gefurchtetesten und verhasstesten judi-
schen Kommissare der dreissiger Jahre, ein pomposes Begrabnis an, wie
es die sowjetische Kapitale noch selten gesehen hatte. Der Sarg Mechlis'
wurde von alien damals noch lebenden Grossen der bolschewistischen
Revolution getragen, die auch an seiner Bahre Wache standen, als offen-
kundige Warnung an die geknechteten russischen Massen, dass die Ge-
setze gegen «Antisemitismus» immer noch in Kraft waren - sofern es einer
solchen Warnung uberhaupt bedurfte. Gleich nach Mechlis' Begrabnis
(27- Januar 1953) erhielt der Apostel der talmudischen Rachsucht, llja
Ehrenburg, mit grossem Pomp den Stalin-Friedenspreis verliehen. Wah-
rend des Kriegs hatte Ehrenburg in seinen Radiosendungen die nach Eu-
66
ropa eindringende Rote Armee dazu aufgehetzt, nicht einmal die «unge-
borenen Faschisten» zu verschonen. IS
Wenn Stalin bei den judischen Kommunisten in Ungnade fiel, dann
darum, weil er den Zionismus anders beurteilte als sie. Ein fiihrender
amerikanischer Publizist, Harrison Salisbury, bemerkte einmal: «Dass
Stalin am 2. Marz [1953] durch einen Arterienriss ausser Gefecht ge-
setzt wurde, muss als einer der grossten Gliicksfalle der Geschichte
gewertet werden.» Die Freilassung der judischen Arzte, denen vor-
geworfen worden war, sie hatten den Diktator vergiften wollen, er-
folgte unmittelbar danach. - Dass das Stalinregime verantwortlich
fur die Verbreitung der Pest des revolutionaren judischen Nationa-
lismus in Osteuropa und anderswo nach dem Ende des 2. Weltkriegs
war, haben wir im vorhergehenden Kapitel bereits klargestellt.
Die Liste der Sowjetfuhrer, die sich in die Kategorie der «Krypto-Ju-
den» einreihen lassen, ist schier endlos. Am 5- Mai 1958 konnte man
im Time magazine lesen, Nikita Chruschtschow habe gegenuber dem
israelischen Botschafter Joseph Avidar eingestanden, dass der so-
wjetische President Klementi Woroschilow sowie die Halfte der Man-
ner um ihn jiidische Ehegattinnen hatten. Chruschtschow, so be-
richtete das Time magazine weiter, habe eine jiidische Schwieger-
tochter. Laut der Canadian Jewish Press war Leonid Breschnew mit
einer Jiidin verheiratet. Schliesslich wusste die Londoner Times im
November 1982 zu berichten, Juri Andropow spreche «fliessend Jid-
disch». Dies alles deutet darauf hin, dass die Juden sich in Europa
keineswegs als fremde Rasse empfinden und ihre Tochter gerne an
Angehorige der Gastvolker verheiraten, sofern diese geniigend wich-
tige Positionen bekleiden. Sie achten dann darauf, dass die Kinder
aus diesen Verbindungen eine jiidische Erziehung erhalten und der
judischen Gemeinde somit erhalten bleiben. Nur ein mannlicher
Jude, der eine Nichtjudin ehelicht und dessen Kinder nicht als jii-
disch anerkannt werden konnen, wird definitiv abgeschrieben.
!5 Douglas Reed, The Controversy of Z\on.
67
Rassendiskriminierung uben die Juden lediglich gegenilber offen-
sichtlich andersrassigen Bevolkerungsgruppen aus. Ihre Tochter
halten sich von der jungen «Oberschicht» in Afrika, Indien oder an-
derswo in der Dritten Welt tunlichst fern, und in den USA wird man
vergeblich nach einem schwarzen Politiker mit einer judischen Frau
ausspahen.
Selbstverstandlich ist die Rassenfrage ungemein vielschichtig. Dass
alle europaischen Volker der weissen oder «kaukasischen» Rasse an-
gehoren, bedeutet keineswegs, dass es keine merklichen Rassenun-
terschiede zwischen ihnen gabe. So sind die Sepharden von den
Aschkenasen so deutlich verschieden wie die Englander von den
Iren. Ein anderer Aspekt des Rassenproblems ist, dass, wie Prof. Keith
festgehalten hat I6 , jede «endogame», d.h sich nicht mit anderen
Gruppen vermischende Gemeinschaft bestimmte Eigenschaften ei-
ner sich entwickelnden Rasse an den Tag Iegt. In diesem Sinne nei-
gen die Juden, auch wenn sie keine Rassenreinheit zu bewahren
haben, dazu, sich wie eine in der Entwicklung begriffene Rasse zu
verhalten und dadurch Reaktionen seitens einer Gastbevolkerung
hervorzurufen, der es nicht erlaubt wird, sie durch Assimilierung in
sich aufzunehmen.
16 Sir Arthur Keith, A New Theory of Human Evolution.
68
KAPITEL 4
Die Hochfinanz
und die Neue Weltordnung
DerWesten istdurch eine zersetzende und korrupte moralisierende Ideo-
logie verkruppeltworden, die unsere politischen und geistigen Eliten dazu
bewegt, ihre Sympathie und Unterstutzung fur eben jene Elemente zu
bekunden, welche die Zerstdrung des Westens ganz offen zu ihrem Ziel
erklaren.
Richard Clark, Technological Terrorism
Die judische Rolle im Westen ist fur die meisten Leute ebenso «ein in
ein Ratsel gehulltes Mysterium innerhalb eines Geheimnisses» (so
Winston Churchill uber Russland) wie die Sowjetunion nach der
Oktoberrevolution. Die Klarung dieses Geheimnisses wird durch ein
raffiniertes System des intellektuellen Terrorismus verhindert, wel-
ches jede offentliche Debatte uber dieses Thema in Acht und Bann
tut. Doch lassen sich die Folgen allenthalben erkennen, und ab und
zu werden sie auch beim Namen genannt, beispielsweise von Wil-
mot Robertson in seinem Buch The Dispossessed Majority («Die ent-
eignete Mehrheit»). Gemeint sind mit der «Mehrheit» selbstverstand-
lich die «White Anglo-Saxon Protestants», die Amerika erschlossen
und aufgebaut haben.
Zwei Fakten von weitreichender Bedeutung sind hieb- und stichfest
dokumentiert:
1. Das «Ideal» einer «Neuen Weltordnung», wie es in der Sowjetuni-
on seit dem Sturz des Zaren im Jahre 1917 emsig gefordert wird,
hat im Westen einen Zwillingsbruder, der sich zu ihm verhalt wie
das rechte Rad an der Wagenachse zum linken.
2. Uberall im Westen setzen sich die Juden mit bewundernswerter
Geschlossenheit und Beharrlichkeit fur die Forderung eines ju-
69
disch-nationalen bzw. zionistischen Ideals ein, dessen Symbol und
geographisches Zentrum der Staat Israel ist.
Folgende Frage heisst es nun zu beantworten: Welche Rolle spielt ge-
gebenenfalls der Zionismus beim Antrieb des westlichen Rads jenes Wa-
gens, der uns in die Eine Welt fuhren soil?
Eine Antwort auf diese Frage ist nur im Rahmen einer globalen Deu-
tung der Geschichte unseres Jahrhunderts moglich, denn wie konn-
te die jiidische Rolle korrekt untersucht und diskutiert werden, wenn
nicht im Kontext jenes «sturmischen Zentrums der Geschichte», von
dem Hannah Arendt spricht? Zitieren wir hier noch einen Ausschnitt
aus ihrem Buch The Origins of Totalitarianism:
Kenntnis kann zweierleiArt sein: Kenntnis der Welt ausserhalb unser selbst,
des Makrokosmos, und Kenntnis der inneren Welt, des Mikrokosmos. Bei-
de sind grenzenlos.
Je besser wir uns selbst kennen, desto leichter werden wir die Welt begrei-
fen konnen. Doch gilt auch das Umgekehrte: Je besser wir die Welt be-
greifen, desto leichter wird es uns fallen, uns selbst und unsere tiefsten und
dauerhaftesten Bedurfnisse zu kennen.
Um unsere Stellung als Individuen zu starken, benotigen wir nicht immer
mehr Kenntnisse, sondern lediglich solche Kenntnisse, die einen Zusam-
menhang und einen Sinn besitzen. Wir brauchen eine koharente Deu-
tung der Geschichte des Zeitalters, in dem wir leben, sowie Einsicht in
das, was fur unser korperliches und seelisches Wohlbefmden unabding-
bar ist.
Der folgende Auszug aus einem 1949 von drei Universitatsprofesso-
ren veroffentlichten Buch moge als Ausgangslage zur Erforschung
dessen dienen, was sie als «dieses Zeitalter des Konflikts» bezeich-
nen: 17
«Zwei Weltkriege sowie all die anderen Kriege, Revolutionen und Krisen
werden nun allgemein als Episoden in einem einzigen Zeitalter des Kon-
*7 Chambers, Harris und Bayley, This Age of Conflict.
70
flikts anerkannt, das 191 A seinen Anfang nahm und noch nicht zu Ende
ist. Doch was auch immer seine letztendliche Bedeutung und Konsequenz
sein mag, wir konnen es uns bereits heute als historisches Games den-
ken und als solches beschreiben.» (Hervorhebung durch den Autor.)
Ein Zeitalter des Konflikts, das man sich «als Ganzes» denken muss,
bedarf auch einer ganzheitlichen Erlauterung und Deutung; aus die-
sem Grunde brauchen wir eine auf das Wesentlichste konzentrierte
und vereinfachte Gesamtdarstellung der Geschichte unseres Jahr-
hunderts, um die scheinbar endlose Aufeinanderfolge von Konflik-
ten und Tragodien als ein Ganzes betrachten und begreifen zu kon-
nen. Ich benutze dazu folgende Methode: Zu Beginn mache ich eine
Reihe apodiktischer Aussagen, die sich mit einer umfangreichen Li-
teratur muhelos untermauern lassen:
1. Unser Jahrhundert des Konflikts ist das Produkt einer Allianz von
Geld und Intellekt, wobei der Intellekt so gut wie immer dem Geld
untertan war und in dessen Diensten stand. Das Geld ist im 20.
Jahrhundert die Hauptquelle wirklicher Macht.
2. Wir mussen die Wandlungen ausfindig machen und identifizieren,
welche auf dem Gebiet des Geldes und des Intellekts eingetreten
sind und unser Jahrhundert so grundverschieden von alien fru-
heren gemacht haben.
3. Die Wandlung, die auf dem Gebiet des Geldes eingetreten ist, lasst
sich wie folgt kennzeichnen: Die einst voneinander unabhangi-
gen und nationalen Formen des Finanzkapitalismus schmolzen zu
einem grenzubergreifenden finanzkapitalistischen System zusam-
men, welches ganz anderen, langfristigeren Interessen dient als
friiher.
4. Die Wandlung, die auf dem Gebiet des Intellekts eingetreten ist,
lasst sich wie folgt kennzeichnen: An die Stelle des traditionellen
Christentums trat eine sozialistische Ideologic als Grundlage eines
einheitlichen intellektuellen Wertesystems. Dieser Sozialismus, den
man auch eine sakularisierte Religion nennen konnte, hat, um
den Psychologen Carl Gustav Jung zu zitieren, zu einer «psychi-
71
schen Epidemie» gefuhrt, an der die gebildeten Schichten des
Westens heutzutage leiden.
5. Die Wandlungen, die unser konfliktgeladenes Jahrhundert einlei-
teten, waren zuerst klar in den letzten Jahren des 19. Jahrhun-
derts in Sudafrika zu erkennen. Sie verursachten den Burenkrieg,
den ersten dreier brudermorderischer Kriege im Westen, und lau-
teten das Ende des Britischen Weltreichs sowie den Beginn einer
neuen, beispiellosen Art von weltweitem Imperium ein. Letzteres
beruhte auf der Geldmacht, orientierte sich an rassischen Mass-
staben und war national-sozialistisch - im zionistischen Sinne!
6. Diese Wandlungen auf dem Gebiet des Geldes und des Intellekts
haben die Volker des Westens in eine dialektische Falle gelockt, in
welcher das Geld die These, der Sozialismus die Antithese und das
neue Imperium die Synthese darstellt. Das Geld bewirkt eine im-
mer hemmungslosere Konzentrierung der Macht, der Sozialismus
verheisst deren Dezentralisierung und Verteilung, und die Auflo-
sung dieses Widerspruchs verleiht dem neuen Imperium seine
Dynamik.
7. Der Prozess der Ubergabe der Finanzmacht an das neue Imperium
wurde erst in den dreissiger Jahren abgeschlossen, als J. P. Mor-
gan und die grossen amerikanischen Pionierfamilien ihre Vorherr-
schaft an der Wall Street einbiissten.
8. Die unmittelbare Ursache fur die Zunahme der Konflikte in aller
Welt lag in der Einmischung Aussenstehender in das natiirliche
hierarchische System oder die «Hackordnung» innerhalb der eth-
nischen Gruppen und zwischen diesen. Uberall wurden Staaten
gegriindet und Regime errichtet, die kein Iokales oder naturliches
Existenzrecht besassen. Diese Einmischung seitens Dritter macht
die Episoden des Konflikts im 20. Jahrhundert fundamental ver-
schieden von Konflikten fruherer Epochen und verleiht ihnen al-
ien einen gemeinsamen Nenner.
72
9. Alle diese Entwicklungen sind mit dem zusatzlichen Ubel eines
Systems der Geldschopfung und Verschuldung verkettet, bei dem
die westlichen Nationen Tater und Opfer zugleich sind.
Gewiss konnen wir unser Zeitalter des Konflikts als geschichtliches
Ganzes betrachten, doch was veranlasst uns zur Annahme, es sei das
Produkt einer einheitlichen und kontinuierlichen Reihe identifizier-
barer Ursachen? Studenten der Geschichte konnen unzahlige Bei-
spiele wichtiger Einflusse nennen, die zum Zeitpunkt ihres Wirkens
unergrundlich schienen, sich spater aber recht einfach aufdecken
und erklaren liessen. Nicht nur auf dem Feld der Geschichte haben
raumlich und zeitlich weit auseinanderliegende Geschehnisse zu-
weilen eine gemeinsame Ursache. Als beispielsweise vor ein paar
Jahren in alien moglichen Weltengegenden das Wetter monatelang
verruckt spielte, teils mit verheerenden Folgen, gelang es den Me-
teorologen schon bald, diese Phanomene auf eine einzige Ursache
oder doch ein einziges Bundel von Ursachen zuruckzufuhren; es
gliickte ihnen schliesslich der Nachweis, dass die Sturme, Uber-
schwemmungen, Hurricanes, Durren usw. zusammenhingen und ein
verstandliches Ganzes bildeten. Freilich wurden die Meteorologen
bei ihren Untersuchungen nicht durch «verbotene Zonen» behin-
dert, wie sie den Erforschern weltweiter politischer Schlechtwetter-
lagen wohlbekannt sind...
Es ware ungebuhrlich optimistisch, anzunehmen, dass wir unser Zeit-
alter des Konflikts so leicht erklaren und verstehen konnen wie die
tiickischen Launen der Witterung, doch diirfen wir die Hoffnung
hegen, dort, wo wir weltweit und jahrzehntelang ein erkennbares
Muster ubler Folgen vorfinden, auch ein entsprechendes Muster von
Ursachen ausfindig machen zu konnen. Was wir benotigen, ist eine
Deutung der Geschichte unseres Jahrhunderts, welche die gewalti-
gen, beispiellos blutigen und tragischen Umwalzungen erklaren und
die Zusammenhange zwischen ihnen aufzeigen kann. Nur wenige
historische Werke machen sich anheischig, die Geschichte unseres
Jahrhunderts ganzheitlich zu interpretieren. Zu ihnen gehoren Os-
wald Spenglers Untergang des Abendlandes sowie Carroll Quigleys
Tragedy and Hope.
73
Spenglers hauptsachlicher Beitrag zur Geschichtsschreibung besteht
in seiner Theorie der Morphologie der Geschichte, derzufolge unse-
re heutige westliche Zivilisation zu unwiderruflichem Niedergang
verurteilt ist. Paradoxerweise betrachtet Spengler dies nicht als pessi-
mistische Auffassung. Eines geht aus seiner Analyse mit aller Klarheit
hervor: Was sich im 20. Jahrhundert zugetragen hat, muss als Allianz
von Geld und Intellekt gedeutet und untersucht werden, wobei das
Geld und nicht etwa die reine Politik die hauptsachliche Triebkraft
der Weltgeschichte darstellt.
Carroll Quigley lasst - vermutlich absichtlich - wichtige Dinge unge-
sagt, fuhrt aber eine Unmenge solider dokumentarischer Beweise fur
seine These an, dass vieles von dem, was in unserem Jahrhundert
geschehen ist, absichtlich herbeigefuhrt wurde. Er vertritt gewisser-
massen eine Verschworungstheorie, bei der eine Anzahl geheimer
oder halbgeheimer Organisationen wie der Scholarship Trust, das
Round Table Movement, das Royal Institute of International Affairs
und der American Council of Foreign Relations die Hande im Spiel
haben. All diese Gruppierungen stehen ihm zufolge unter dem Schirm
dessen, was er ein «angIo-amerikanisches Netzwerk» von Geschafts-
leuten, Erziehern, Politikern und Journalisten nennt. Quigley, ein fru-
herer Professor fur Geschichte und internationale Beziehungen an
der Georgetown Foreign Service School in Washington DC, liefert
seinen Lesern noch viele andere wohldokumentierte Informationen,
die bisher niemand in eine allgemeine Deutung der Geschichte un-
seres Jahrhunderts einzubetten versucht hat. Tragedy and Hope wurde
von den Herausgebern, der Macmillan Company, jah vom Markt ge-
nommen, vermutlich weil man der Ansicht war, es mache eine in
sich geschlossene Interpretation der Geschichte unseres Zeitalters
ungebuhrlich leicht; jenen, die lieber unter dem Deckmantel der
Verschwiegenheit arbeiten, war sein Werk ein Dorn im Auge. Hier
ein Auszug daraus:
Ich bin uber die Operationen dieses Netzwerks unterrichtet, weil ich es 20
Jahre lang studiert habe und in den fruhen sechziger Jahren zwei Jahre
Gelegenheit hatte, mich mit seinen Papieren und geheimen Unterlagen
vertraut zu machen. Ich hege keinerlei Abneigung gegen das Netzwerk
74
oder die meisten seiner Ziele; wdhrend eines grossen Teils meiner Exi-
stenz stand ich ihm und vielen seiner Instrumente nahe. Sowohl in ferner
als auch in jungster Vergangenheit habe ich Bedenken gegen einige Aspek-
te seiner Politik gedussert (...), doch im allgemeinen besteht der haupt-
sdchliche Meinungsunterschied darin, dass das Netzwerk unbekannt blei-
ben mochte, wdhrend ich die Auffassung uertrete, seine Rolle in der Ge-
schichte sei bedeutend genug, um bekannt zu werden.
Die Theorie, dass vieles von dem, was geschah, bewusst herbeige-
fuhrt worden ist, wird auch von einem anderen grossen Historiker
geteilt, den man gewiss nicht als Gegner der im Westen herrschen-
den Krafte bezeichnen kann, namlich Arnold Toynbee - zwar nicht in
seiner monumentalen Studie A Study of History, wohl aber in offent-
lichen Erklarungen. Beispielsweise sagte Toynbee in einem Vortrag,
den er im Juni 1931 bei der vierten Jahreskonferenz des Instituts fur
die wissenschaftliche Erforschung der internationalen Beziehungen
hielt, folgendes (der Text des Vortrags wurde in International Affairs,
Dezember 1931, publiziert):
Wir arbeiten gegenwdrtig diskret, doch mit ganzem Einsatz daran, diese
mysteriose Kraft, die man Souverdnitat nennt, den Klauen der lokalen
Nationalstaaten uberall aufder Welt zu entreissen. Und mit unseren Lip-
pen leugnen wir stdndig, was wir mit unseren Handen tun, denn die An-
fechtung der Souverdnitat lokaler Nationalstaaten ist in der Welt von
heute immer noch eine Ketzerei, fur die ein Staatsmann oder Publizist
zwar nicht gerade auf dem Scheiterhaufen landet, aber doch mit Ach-
tung und Kaltstellung bestraft wird.
Ganz offensichtlich war der fortschreitende Souveranitatsverlust der
Nationalstaaten im 20. Jahrhundert fur Quigley und Toynbee Be-
standteil der allmahlichen Erfiillung ihres Wunschtraums von der
sorgsam geplanten «schonen neuen Welt», die auf den rauchenden
Trummern der alten Welt errichtet werden sollte. Wenn Quigley im
Titel seines Buchs von «Hoffnung» und «Tragodie» sprach, meinte er
damit, dass eine Welt der Hoffnung, des geplanten revolutionaren
Wandels, eine chaotische Welt der Tragodie, des langsamen evolu-
tionaren Wandels, ersetzen sollte.
75
Wo und wann hat das Zeitalter des Konflikts begonnen? In ihrem
zuvor erwahnten Buch setzen Chambers, Harris und Bayley seinen
Auftakt mit dem Jahre 1914, also dem Ausbruch des Ersten Welt-
kriegs, an, doch triftige Grunde sprechen dafiir, als Ausgangspunkt
den Burenkrieg von 1898-1902 anzunehmen. Heute erkennt man
namlich ganz klar, dass dieser den Startschuss zum Niedergang des
Britischen Weltreichs und zum Aufstieg eines neuen, geheimnisvol-
len Imperiums bildete. Falls diese Annahme richtig ist, lasst sich der
schicksalhafte historische Wandel, der eine lange Kettenreaktion welt-
weiter Umwalzungen auslosen sollte, am besten und am genauesten
in Siidafrika beobachten. Bis zu jener Zeit war die Geschichte des
Britischen Empire durch einen schier unaufhaltsamen Aufstieg ge-
kennzeichnet gewesen, dem lediglich ein Schonheitsfehler in Form
der Unabhangigkeitserklarung der Vereinigten Staaten anhaftete.
Beim Kampf um Kolonien hatte Grossbritannien all seinen Rivalen
den Rang abgelaufen, und um die Jahrhundertwende durfte es sich
eines Weltreichs ruhmen, in dem «die Sonne niemals unterging».
Doch durch eine Laune der Geschichte waren die hollandischstam-
migen Buren, die aus der britisch regierten Kapprovinz in das fast
menschenleere Hinterland Sudafrikas gezogen waren, uber Nacht
zu Eigentiimern der grossten Goldvorkommen des Erdballs gewor-
den. Dass rassenbewusste Nationalisten wie Cecil John Rhodes und
Alfred Milner danach gierten, die neue Burenrepublik Transvaal dem
britischen Imperium einzuverleiben, ist begreiflich. In Anbetracht der
damals vorherrschenden Mentalitat ware ein Verzicht auf den Ver-
such, diesen kostlichen Preis zu erwerben, schlechthin undenkbar
gewesen. Nach einem unerwartet verlustreichen und teuren Krieg
gelang es Grossbritannien, sowohl Transvaal als auch dessen Ver-
bundeten wahrend der Kampfhandlungen, den Oranje-Freistaat,
seinem Reich einzugliedern, doch geschah dies unter Umstanden,
die sich mysterios von denen aller friiheren imperialen Eroberungen
unterschieden. Ehe die Buren den ersten Schuss abgaben, war das
britische Volk beziiglich dieses Krieges in zwei verfeindete Lager ge-
teilt; einer der treusten Diener der britischen Krone, General Sir Wil-
liam Butler, Oberbefehlshaber der britischen Streitkrafte in Siidafrika,
hatte eindringlich vor diesem Krieg gewarnt; es wurden in diesem
76
Konflikt weit mehr Falschmeldungen verbreitet als in jedem anderen
der britischen Kolonialgeschichte I8 .
Ja, an dieser lockenden Gelegenheit zur weiteren imperialen Expan-
sion war manches ganz anders. Wahrend der Burenkrieg noch in
vollem Gange war, schrieb der namhafte Schriftsteller J. A. Hobson in
seinem Buch The War in South Africa-.
Wir fiihren diesen Krieg, um eine kleine Internationale Oligarchie von
Bergwerkbesitzern und Spekulanten in Pretoria in den Sattel zu heben.
Die Engldnder taten gut daran zu erkennen, dass die wirtschaftlichen
und politischen Geschicke Sudafrikas in den Handen von Mannern lie-
gen, die grosstenteils fremder Herkunft sind, das Finanzwesen zu ihrem
Handwerk gemacht haben und deren Interessen sich gewiss nicht mit
den britischen decken. Daran wird sich auch kunftig schwerlich etwas
andern.
Hobson hat zweifellos den Nagel auf den Kopf getroffen. In seinem
1979 erschienenen Buch The Boer War meint Thomas Pakenham zu
den Ursachen jenes Konflikts folgendes:
Als erstes haben die «Goldkafer», die Rand-Milliondre, welche die ergie-
bigsten Bergwerke der Welt kontrollieren, einen dunnen goldenen Faden
gewoben. Bisher haben die Historiker angenommen, keiner dieser Gold-
kafer sei direkt an der Anzettelung des Krieges beteiligt gewesen. Doch sie
waren es sehr wohl. (...) Ich habe Beweise fur ein informelles Bundnis
zwischen Sir Alfred Milner, dem Hochkommissar, und dem Hause Wern-
her-Beit (der fuhrenden Rand-Mining-Firma) entdeckt. Dieses Bundnis
hat meiner Uberzeugung nach Milner stark genug gemacht,
um den Krieg in die Wege zu leiten. (Hervorhebung durch den
Autor.)
Hobson widmet dem Thema des Bergwerkbesitzes in Transvaal ein
ganzes Kapitel. Einige wenige Finanzpioniere waren Englander; un-
ter diesen nennt er Rhodes, Rudd und J.B. Robinson. Sie alle hatten
ihr Vermogen in Sudafrika gemacht, doch die anderen, «die kleine
18 General Sir William Butler, Autobiography.
77
Gruppe internationaler Finanziers, grosstenteils aus Deutschland
stammend und judischer Rasse», waren schon wohlhabend, als sie
dort ankamen, und verfugten uber schier unbegrenzte Geldmittel in
Europa. Zu ihren Hauptfinanziers gehorte die Dresdner Bank, die
nach Ansicht Hobsons grossenteils im Besitz von Wernher and Beit
war. Auch Rhodes musste sich an eine internationale Bankierdyna-
stie wenden, die Londoner Rothschilds namlich, um das Geld zu
erhalten, das er zur Ausstechung seiner Rivalen und zur Erlangung
der vollstandigen Kontrolle iiber die Diamantenindustrie in Kimber-
ley benotigte. General Sir William Butler nannte die Quellen der Macht
und Motivation, die hinter dem Entschluss zur Entfachung des Krie-
ges standen noch deutlicher beim Namen als Hobson. Er bezeichne-
te sie als «die politischen Zundschnurleger». In einem Telegramm an
das Kriegsministerium schrieb er im Juni 1899:
Wurden die Juden keine Rolle spielen, so ware es recht leicht, zu einer
Verstdndigung zu gelangen, doch sind diese offenbar erpicht darauf, das
Land in einen Burgerkrieg zu sturzen... Die Indizien sind allzu deutlich,
um noch Zweifel an der Existenz starker unterirdischer Stromungen zu
erlauben, deren Urheber zur Forderung ihrer eigenen selbstsuchtigen Ziele
um jeden Preis den Krieg wollen.
Nur wenige bemerkten, und noch weniger verstanden, dass die ef-
fektive Kontrolle uber das Britische Weltreich in einem entscheiden-
den geschichtlichen Augenblick zumindest zeitweilig britischen Han-
den entglitten war. In anderen Worten, der Schwerpunkt der reellen
Macht in der Welt hatte sich betrachtlich verlagert. Dies war der
mysteriose Wandel, der eine Kettenreaktion weiterer Veranderun-
gen nach sich zog, von welchen zunachst das Britische Empire und
dann die ganze Welt betroffen war. Genauer gesagt, es war das erste
unzweideutige Warnzeichen des Beginns eines Wandlungsprozes-
ses auf dem Gebiet des Finanzkapitalismus, der erst in der Mitte der
dreissiger Jahre seinen Abschluss finden sollte. Andere Veranderun-
gen lassen sich weniger eindeutig erkennen. Eine der wichtigsten
davon betraf die Methoden der Kriegsfiihrung, war doch der mensch-
liche Geist selbst mehr denn je zuvor in der Geschichte zum Schlacht-
feld kriegerischer Interessen geworden. Politische Kriegsfiihrung -
78
das, was Clausewitz als Krieg mit anderen Mitteln bezeichnet hat - gab
es zwar schon seit jeher, doch nie im selben Ausmass wie nach der
Jahrhundertwende. Schon immer haben die Machtigen versucht,
die Bevolkerung durch Propaganda fur Kriege zu gewinnen, doch
um die Einwohner Grossbritanniens fur den Burenkrieg zu erwar-
men, wurde in den spaten neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts
eine Lugenpropaganda entfacht, die in ihrem Ausmass sowie ihrer
Dreistigkeit bisher unbekannte Dimensionen erreichte. Dieses neue
Ubel - oder die Steigerung eines altbekannten Ubels ins Unermessli-
che - emporte General Butler, der am 18. Dezember 1898 an das
Kolonialministerium schrieb:
Alle politischen Fragen in Sudafrika sowie fast alle von Kapstadt ausge-
henden Informationen werden von dem bearbeitet, was ich bereits als
kolossales Syndikat zur Verbreitung falscher Nachrichten bezeichnet habe.
In The War in South Africa bemerkte Hobson:
Sudafrika bietet ein einzigartiges Beispiel einer Presse, die von einer klei-
nen Gruppe von Mannern kontrolliert und gelenkt wird; letztere verfol-
gen das direkte Ziel, einen Konflikt vom Zaun zu brechen, der ihren Ge-
schaftsinteressen forderlich ist.
Mit prophetischer Einsicht schrieb Hobson ein Buch mit dem Titel
The Psychology of Jingoism («Die Psychologie des Hurra-Patriotis-
mus»), das als Analyse verlogener Propaganda den Vergleich mit
George Orwells 1984 nicht zu scheuen braucht.
Nur die herausragendsten unter den historischen Umwalzungen un-
seres Zeitalters brauchen hier ausdriicklich erwahnt zu werden: Der
Burenkrieg, die beiden Weltkriege, die bolschewistische Revolution
sowie die nachfolgende Entwicklung der Sowjetunion zur industri-
ellen und militarischen Supermacht, die Demontage der Kolonial-
reiche und die Umwandlung der ehemaligen Kolonien in wirtschaft-
lich meist nicht lebensfahige Nationalstaaten, die Uberantwortung
Chinas und anderer grosser Gebiete im Fernen Osten an ein totalita-
res kommunistisches System, die Griindung der Vereinten Nationen,
die mit ihren unzahligen Agenturen als Prototyp der geplanten Welt-
79
regierung gelten konnen, sowie schliesslich der schleichende Sou-
veranitatsverlust der westlichen Nationen.
Bezeichnenderweise haben die ersten Jahre des 20. Jahrhunderts
auch ein Phanomen hervorgebracht, das zur ominosen Begleiter-
scheinung des kommenden Zeitalters des Konflikts werden sollte,
namlich das Konzentrationslager, Symbol einer wachsenden Barba-
rei, die bei Konflikten immer weniger zwischen Soldaten und Zivili-
sten unterschied. Es stellt sich uns die Aufgabe, zu ermitteln, welche
tiefgreifenden Veranderungen in den zwischenmenschlichen Bezie-
hungen den Anstoss zu dieser weltweiten Kettenreaktion von Kon-
flikten und Tragodien gaben. Wie wir im folgenden darlegen wer-
den, traten diese Veranderungen auf zwei sehr verschiedenen Ge-
bieten ein, namlich dem des Geldes sowie dem des Intellekts. Begin-
nen wir mit der Geldfrage.
Gegen das Ende des 19. Jahrhunderts begann das Geld eine neue
Funktion und Bedeutung in den zwischenmenschlichen Beziehun-
gen zu erwerben, weil die Wirtschaft den Vorrang gegenuber der
Politik gewann. Diese beiden Felder sind als Quellen von Werten,
Motivation und Kontrolle auf der Fuhrungsebene scharf zu unter-
scheiden. Die Politik weist sozialen Charakter auf; sie hat das - kurzfri-
stige wie langfristige - Wohlergehen einer Gemeinschaft als ganzes im
Auge. Die Bedurfhisse der Wirtschaft sind dabei zwar wichtig, spielen
jedoch nur eine sekundare oder unterstutzende Rolle. Als Bestand-
teil des politischen Denkens erstreckt sich das wirtschaftliche Den-
ken ausschliesslich auf die Erfordernisse des materiellen Wohlstands
und Fortschritts. Es nimmt automatisch an, was gut fur's Geschaft sei,
sei auch gut fur die Gemeinschaft als Ganzes. Diese Denkweise
schliesst jede andere buchstablich aus.
Was gegen Ende des 19. Jahrhunderts geschah, fiel nicht vom Him-
mel, sondern muss als entscheidendes Stadium eines Prozesses be-
trachtet werden, der sich den grossten Teil des ganzen Jahrhun-
derts hindurch langsam entwickelt hatte. Der Burenkrieg bildete nicht
nur den Auftakt zum Niedergang des Britischen Empire, sondern
lautete auch den Anfang vom Ende der finanziellen Souveranitat
der Nationalstaaten in der gesamten westlichen Welt ein. Als die
80
grossen amerikanischen Finanzpionierfamilien, alien voran J. P. Mor-
gan, in den dreissiger Jahren aus ihren Fuhrungspositionen an der
Wall Street verdrangt wurden, erreichte dieser Prozess seinen Hohe-
punkt.
Bezuglich der Beziehungen zwischen Politik und Hochfinanz herrsch-
te vor dem Zweiten Weltkrieg ein ungemein komplexer Zustand, der
sich vereinfachend wie folgt erklaren lasst: Schon seit langem hatte
es in den Nationalstaaten der westlichen Welt Bankierfamilien oder -
dynastien wie die Rothschilds, die Warburgs und die Montefiores
gegeben. Sie gewahrten den Regierungen Anleihen und spezialisier-
ten sich auf Transaktionen uber die Landesgrenzen hinaus, doch
erreichten diese niemals das Niveau eines internationalen Systems,
das internationale Kontrolle uber die Politik gewonnen hatte. Moch-
ten diesen Bankiers auch die Moglichkeit verschlossen bleiben, die
Politik der Nationalstaaten vollig zu bestimmen, so war ihre inner-
staatliche finanzielle Macht doch sehr betrachtlich. Dies reichte ih-
nen bis zur Jahrhundertwende auch vollig aus. Schon damals wa-
ren sie national und international ein erstrangiger Machtfaktor, do-
minierten aber langst nicht in dem Ausmass wie spater.
Trotz des enormen Ubergewichts, das die judischen Bankierdynasti-
en im internationalen Handel gewonnen hatten, waren es eigen-
tumlicherweise die nichtjudischen Finanziers mit ihrem Besitz und
ihrem Zugang zum Fullhorn des neuen Wohlstands und ihrer Kon-
trolle der nationalen Politik, welche die Hochfinanz als erste auf voll
internationaler Basis zur Geltung kommen liessen. In Tragedy and
Hope legt Carroll Quigley die Fakten dan
An der Spitze des Systems stand die Bank fur Internationalen Zahlungs-
ausgleich im schweizerischen Basel, eine Priuatbank, die im Besitz und
unter der Kontrolle der selbst in Privatbesitz befmdlichen Zentralbanken
war. Jede der Zentralbanken, die sich in den Handen von Mannern wie
Montagu Norman (Bank of England), Benjamin Strong (New York Fe-
deral Reserve Bank), Charles Rist (Banque de France) und Hjalmar
Schacht (Deutsche Reichsbank) befanden, trachtete danach, die Regie-
rung des betreffenden Landes zu beherrschen, wobei sie sich auf ihre
Fahigkeit zur Kontrolle von Staatsanleihen, zur Manipulierung der Wech-
81
selkurse und zur Beeinflussung kooperativer Politiker durch die Aussicht
auf spdtere fette Gewinne in der Geschaftswelt stutzte.
Quigley erlautert weiter, die Rothschild hatten wahrend eines gros-
ser! Teils des 19. Jahrhunderts die Vorreiterrolle gespielt, seien aber
am Ende jenes Jahrhunderts «von J. P. Morgan ersetzt» worden, des-
sen zentrales Buro in New York war, obgleich es so operierte, als
befande es sich in London, «wo es unter dem Namen George Peabo-
dy and Company 1838 auch entstanden war».
Der Prozess der Aufsaugung eigenstandiger nationaler Finanzmachte
durch eine Konzentration globaler Finanzmacht wurde, wie bereits
angedeutet, in den dreissiger Jahren des 20. Jahrhunderts abge-
schlossen. In jenes Jahrzehnt fielen so dramatische Ereignisse wie
der Aufstieg des Dritten Reichs, der Ausbruch des 2. Weltkriegs, in
den spater die USA und Japan eintraten und der die Errichtung
eines kommunistischen Regimes in China zur Folge haben sollte.
Quigley liefert seinen Lesern zahlreiche Fakten uber die Verlagerung
des Schwerpunkts der Finanzmacht. Seine diesbezuglichen Ausfuh-
rungen beginnen mit folgenden ominosen Worten:
Das dritte Stadium des Kapitalismus ist in der Geschichte des 20. Jahr-
hunderts von so uberwdltigender Bedeutung, seine Verzweigungen und
Einflusse waren dermassen verborgen und geradezu okkult, dass es uns
gerechtfertigt erscheint, seiner Organisation sowie seinen Methoden ge-
buhrende Aufmerksamkeit zu widmen.
Die durch eine Unmenge dokumentierter Tatsachen gestutzten Aus-
fuhrungen Quigleys veranschaulichen den Prozess des Wandels, der
in den USA vor dem Ersten Weltkrieg einsetzte und den Wilmot Ro-
bertson spater als die «Enteignung der amerikanischen Mehrheit»
bezeichnen sollte. Sein Hohepunkt war, um mit Quigley zu sprechen,
«eine Umwalzung auf alien Ebenen, vom Wandel des Geschmacks in
den Zeitungscomics (...) bis hin zu profunden Veranderungen in der
Machtstruktur des amerikanischen Establishments
Von 1880 an waren die USA hinter den Kulissen von einer Plutokra-
tie regiert worden, hinter der die Vermogenswerte der grossen ame-
82
rikanischen Pionierfamilien standen: Rockefeller, Carnegie, Vander-
built, Mellon, Duke, Whitney, Ford, Du Pont usw. Oberbankier dieser
Machtkonstellation war J. P. Morgan. Dieses «6stliche Establishment
beschreibt Quigley als «streng kirchlich, anglophil, internationalistisch,
aus den Elite-Universitaten hervorgegangen und in der abendlandi-
schen Kultur verwurzelt», und auf der anderen Seite des Atlantik gab
es ein ahnlich geartetes Establishment mit Montagu Norman als Ober-
bankier. Morgan und Montagu Norman arbeiteten eng zusammen
und wurden das «anglo-amerikanische Establishment genannt. Quig-
ley berichtet vom
... Niedergang derFirma J.P. Morgans, die zundchst anonymer Bestand-
teil einer - 1861 gegrundeten - Partnerschaft gewesen war, 1940 in eine
inkorporierte offentliche Gesellschaft umgewandelt und schliesslich 1 959
von ihrer wichtigsten Nebenbank, der Guaranty Trust Company, aufge-
sogen wurde.
Laut Quigley wurde der Machtwechsel an der Wall Street u.a. durch
die Einsicht der Morgan-Gruppe bewirkt, dass sie nicht mehr iiber
die Stimmen des Kuratoriums der Columbia University verfugten,
um einen Nachfolger fur den zurilcktretenden Rektor Dr. Nicholas
Murray Butler zu benennen. Kurz gesagt: Die Kontrolle uber die ame-
rikanischen Elite-Universitaten war den amerikanischen Pionierfa-
milien in einem lautlosen Kampf entrungen worden. Wenn Quigley
diese Pionierfamilien als «streng kirchlich, anglophil und in der abend-
landischen Kultur verwurzelt» bezeichnet, so umschreibt er damit
wortreich und dezent den Umstand, dass sie nicht judisch waren.
Die Wall Street fiel den internationalen Finanziers wie eine reife Frucht
in den Schoss. Die wirkliche Schlacht war auf dem Gebiet der parla-
mentarischen Politik geschlagen und gewonnen worden, und zwar
mit Methoden, die in der westlichen Welt bis zum heutigen Tage
gang und gabe sind. Dazu gehoren die Finanzierung der Parteipoli-
tik, die Irrefuhrung der offentlichen Meinung durch Zeitungen, Ra-
dio, Fernsehen, Kino und Bucher sowie die Unterwanderung, Fi-
nanzierung und Manipulation der Gewerkschaften. Bei ihrer stillen
Machtubernahme konnten sich die neuen, geheimen Herren Ame-
rikas auf die im Laufe vieler Jahrhunderte angeeigneten Fahigkeiten
83
und auf ihre eigene Erfahrung als in der Diaspora um ihr Uberleben
kampfende Nation stiitzen. Der Machtzerfall der grossen amerikani-
schen Financierfamilien spiegelte sich zuerst in Steuergesetzen wi-
der, angefangen bei der 1913 eingefuhrten gestaffelten Einkommens-
steuer bis hin zur Erbschaftssteuer, welche die schwerreichen Fami-
lien samt und sonders dazu zwang, ihren Besitz in steuerfreien Stif-
tungen anzulegen. Morgan und sein Kreis bussten die Kontrolle uber
die Zentralregierung zu dem Zeitpunkt ein, als ein Bundnis zwischen
Geld und Intellekt unmerklich durch ein anderes ersetzt wurde. Dass
sich ein solches Bundnis, gleichgultig wer an seiner Spitze steht, aus-
serlich recht ahnlich verhalt wie ein anderes, lasst den Machtwech-
sel fur Uneingeweihte schwer erkennen.
Die Morgan-Gruppen liebaugelten mit linksradikalem Gedankengut
und versuchten gleich nach der Oktoberrevolution, in Russland Fuss
zu fassen. Doch bei diesem Spiel zogen sie gegenuber ihren judischen
Rivalen den kurzeren. Die verfeindeten Wall-Street-Eliten hingen
beide dem Ideal einer neuen Weltordnung an und waren vom
Ehrgeiz besessen, an ihrem Aufbau mitzuwirken, doch damit waren
die Gemeinsamkeiten bereits erschopft. Das ursprungliche
amerikanische Establishment trat genau wie sein britisches
Gegenstuck fur eine Eindammung der Sowjetunion und ihrer
marxistischen Herrscher ein. Als Fernziel schwebte ihnen die
Eingliederung des russischen Reichs in eine neue Weltordnung ein,
die auf der Grundlage des britischen Empire entstehen sollte und die
sie selbst kontrollieren sollten, ganz wie Cecil Rhodes es ertraumt
hatte. Das neue Ostkusten-Establishment arbeitete hingegen auf den
Aufbau der Sowjetunion als industrielle und militarische Supermacht
hin, welche das Britische Empire als Grundlage einer neuen
Weltordnung ersetzen sollte. Diese Entwicklungen auf dem Felde des
Finanzkapitalismus und der Machtpolitik erreichten gegen das Ende
der dreissiger Jahre hin ihren Hohepunkt und fielen zeitlich mit dem
Ausbruch eines Phanomens in vielen Landern der westlichen Welt
zusammen, das man mit einem unzutreffenden Ausdruck
«Antisemitismus» nennt. In The Origins of Totalitarianism nimmt
Hannah Arendt kein Blatt vor den Mund:
84
Die politischen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts haben das judische
Volk ins sturmische Zentrum der Geschehnisse versetzt. (...) Die Juden-
frage und der Antisemitismus (...) wurden zum Ausloser fur den Aufstieg
der Nazibewegung und die Errichtung der organisatorischen Struktur
des Dritten Reichs (...) und dann fur einen Weltkrieg von beispielloser
Grausamkeit.
Henry Ford, der viele Jahre lang die grossen Bankiers pauschal als
die naturlichen Feinde des privaten Unternehmertums verurteilt
hatte, zog nun einen klaren Trennstrich zwischen dem Hause Mor-
gan, das er als «konstruktiv» beschrieb, und seinen Rivalen, die er als
«Kriegstreiber» an den Pranger stellte. Von Morgan selbst weiss man,
dass er - genau wie sein Gegenstuck Montagu Norman in London -
herzlich wenig fur die Juden ubrig hatte. Die Radioansprachen Pater
Coughlins und die Schriften Pater Denis Faheys, die verzweifelten
Bemuhungen Charles Lindberghs, Amerika aus dem Krieg herauszu-
halten, sowie die Aktivitaten des Faschistenfuhrers Oswald Mosley
und seiner Schwarzhemden in England - all dies stellte Reaktionen
auf das Vorrucken der Juden ins sturmische Zentrum der Geschehnis-
se dar. All diese drastischen Entwicklungen lassen erkennen, dass
der Aufstieg der geballten judischen Finanzmacht im Westen jah ins
Bewusstsein der Offentlichkeit geriickt war.
Eine andere Fazette der herrschenden politischen Realitaten in den
letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts, namlich die damals in der
britischen Oberschicht kursierenden Vorstellungen von der Zukunft,
verdient eine gesonderte Behandlung. Cecil John Rhodes war einer
der spektakularsten und tatkraftigsten Personlichkeiten der britischen
Geschichte, doch war er zugleich ein Visionar und ein Traumer, von
Freund und Feind als Koloss dargestellt, der den afrikanischen [Con-
tinent beschritt. Seine Fahigkeit, bei anderen Aktivitat und Loyalitat
zu erwecken, war sprichwortlich. In der Sphare des reinen Gedan-
kens war es freilich nicht Rhodes, sondern John Ruskin, zeitweise
Professor der Schonen Kunste an der Universitat von Oxford, der
eine Generation junger Briten mit einer Ideologic ausrustete, wel-
che den Dienst an der Gemeinschaft in den Mittelpunkt stellte und
85
sich die Erschaffung einer besseren und glilcklicheren Welt zum Zie-
le gesetzt hatte. Ruskin und seine Junger wollten die zivilisatorischen
und humanistischen Aspekte des Britischen Weltreichs erweitem und
eine Gemeinschaft freier und unabhangiger Staaten begrunden, die
von einem abstrakten Prinzip - man nannte dieses spater die «Engli-
sche Idee» - zusammengehalten werden sollten. Der diesen Gedan-
ken innewohnende Zauber lasst sich auf eine einzige Quelle zunick-
fuhren: Die Ideologic der «schonen neuen Welt», in der es Ordnung
und Wohlstand fur alle geben sollte, trat an die Stelle einer religiosen
Orthodoxie, die unter dem Ansturm der wissenschaftlichen «Aufkla-
rung» schon langst zu brockeln begonnen hatte. Hier bot sich gebil-
deten und von Tatendrang erfullten Menschen ein sinnvolles Betati-
gungsfeld, eine Weltanschauung, die uberdies noch die imperiale
Expansion absegnete und ihren Vorkampfern erst noch eine glan-
zende Karriere in Aussicht stellte.
So machtig war diese die Gestalt einer sakularisierten Religion an-
nehmende Ideologic, dass sie in der ganzen westlichen Welt scha-
renweise Anhanger gewann. Selbst ehemalige Fuhrer der von Eng-
land in zahem Kampfe niedergerungenen Buren wie General Louis
Botha, der spater der erste Premierminister Sudafrikas werden sollte,
und General Jan Christian Smuts, liessen sich von ihren Sirenen-
klangen betoren. Zur praktischen Forderung dieses politischen Idea-
lismus wurden verschiedene Organisationen gegriindet. Dazu ge-
horten der Rhodes Scholarship Trust, das halbgeheime Round Table
movement, das Royal Institute of International Affairs, der American
Council on Foreign Relations etc. In all diesen Organisationen spiel-
ten eindeutig rassische Gesichtspunkte mit, und auf beiden Seiten
des Atlantik erfolgte eine - in zunickhaltendem Ton formulierte -
rassische Reaktion. So schrieb Ralph Durand 1909 in einem Buch
uber die Universitat Oxford I9 :
Ceci! Rhodes, der grosse Visiondr (...), war der Ansicht, dass die Siche-
rung des Weltfriedens in den Handen von Mannern germanischen Blutes
!9 Oxford: Its Buildings and Gardens, published by Grant Richards, London 1909.
86
liegen musse und sah in seinem Testament die Einrichtung von Oxford-
Stipendien vor, die Burgern des Britischen Weltreichs, des Deutschen
Reichs sowie der Vereinigten Staaten von Amerika offenstehen wurden.
Der fatale Schwachpunkt dieser Ideologic lag nicht im Bereich der
politischen Wissenschaften oder der Hochfinanz, sondern auf einem
Wissensgebiet, das weniger leicht zu erforschen und darzulegen ist,
namlich der Metaphysik. Quigley weist uns die Losung des Ratsels:
Jede Zentralbank in den verschiedenen Nationalstaaten, schreibt
er, «versuchte ihre Regierung zu beherrschen» und «kooperative
Politiker zu beeinflussen, indem sie ihnen spatere fette Gewinne in
der Geschaftswelt in Aussicht stellte». Dies bedeutete, dass in den
verschiedenen nationalen Machtstrukturen des Westens etwas schief
gelaufen war: Sie alle hatten ein System der Geldschopfung und Ver-
schuldung ubernommen, das sich korrumpierend auswirkte und von
ungeahnter Komplexitat war.
Das Geld war nach und nach zum Mass aller Dinge geworden, und
die herrschende Elite verdankte ihren Wohlstand immer weniger
den Fruchten ihres Grund und Bodens, sondern der Fabrik und dem
Geschaftsburo. Die Nationen waren unmerklich zu Plutokratien ge-
worden; die Bevolkerung wurde von diesen nicht, wie es friiher der
Fall gewesen war, um ihre Ansicht ersucht und um Unterstiitzung
gebeten, sondern die offentliche Meinung wurde von der Presse,
durch Korruptionsgrillwurstchen und die Aussicht auf «fette Gewin-
ne in der Geschaftswelt» so geschaffen, wie es die Machtigen wunsch-
ten. Diese Ummunzung des Geldes in offentliche Meinung und Un-
terstiitzung wurde in Grossbritannien von Rhodes und Milner sowie
den mit ihnen zusammenarbeitenden «Goldkafern» zuwege gebracht,
wobei samtliche moralischen Grundsatze uber Bord gingen. Das Geld
hatte gezeigt, was es vermochte. Somit war der Ausgang eines Kamp-
fes, den die nichtjiidischen Finanziers noch nicht einmal als solchen
erkannten, unabanderlich festgelegt: Eine fremde Hochfinanz, fest ge-
eint durch langfristige politische Ziele, beeinflusste die Politik der ver-
schiedenen Nationalstaaten und verdrdngte schliesslich die nichtjudi-
schen Finanziers als Manager der neuen internationalen Bankenstruktur.
87
Parallel zu dieser Entwicklung vollzogen jene Intellektuellen, die im
Geist der von John Ruskin propagierten Ideologic eine auf den
Grundlagen des britischen Weltreichs zu grundende «Neue Welt»
gefordert hatten, den Ubergang zu einer neuen Ideologic - der von
Marx und Engels geschaffenen namlich - ohne jedes Bauchgrim-
men. Anthony Suttons Trilogie Wall Street and the Bolshevik Revoluti-
on, Wall Street and the Rise of Hitler sowie Wall Street and FDR, enthalt
zwar eine Fulle von Informationen, doch noch bemerkenswerter als
diese ist das, was sie nicht sagt. Sutton unterlasst es namlich, Ross und
Reiter zu nennen und auf das hinzuweisen, was Hannah Arendt rich-
tig als «Ausloser» im «sturmischen Zentrum der Ereignisse» bezeich-
net hatte, namlich die Rolle des judischen Volkes in der Machtpolitik
des 20. Jahrhunderts.
Fur Sutton gab und gibt es nur ein einziges «Wall-Street-Establish-
ment», dem er den Schwarzen Peter fur die Finanzierung der Okto-
berrevolution und spater fur die Finanzierung Hitlers zuschiebt. Dies
ist eine ganz unzulassige Vereinfachung. In Wirklichkeit hatte die Wall
Street zwei verschiedene Gesichter, von denen das eine durch Mor-
gan und das andere durch Warburg verkorpert wurde. Die Behaup-
tung, wonach «die Wall Street» die bolschewistische Revolution fi-
nanziert habe, stimmt schon, doch dabei ubernahm die Warburg-
Fraktion (insbesondere Jacob Schiff) die Initiative, wahrend die Mor-
gan-Gruppe mit einiger Verspatung auf den fahrenden Zug sprang,
absturzte und dann die ganze Schelte fur die Aktion einstecken mus-
ste. Dass «die Wall Street» Hitlers Aufstieg zur Macht finanziell forder-
te, lasst sich ebenfalls anhand vieler Beweise belegen, doch diesmal
ging die Operation eindeutig von den Morgan-Leuten aus. Wer aber,
wenn nicht die Internationalisten, hat in den friihen dreissiger Jah-
ren die KPD finanziert, die damals bei den Wahlen in Deutschland
spektakulare Erfolge einheimste?
Die grimmigsten politischen Kampfe der dreissiger Jahre in fast samt-
lichen Teilen der westlichen Welt lassen sich somit ganz klar als Stell-
vertreterkriege erkennen, bei denen rivalisierende Finanzmachte am
Werk waren und die in den Zweiten Weltkrieg mitsamt seinem schlus-
sendlichen Triumph der Internationalisten mundeten. In Grossbri-
88
tannien kam die Opposition gegen diesen Krieg von den Uberresten
des urspriinglichen englischen Establishments, die man die «Clive-
den-Gruppe» nannte. Cliveden war der Name des Wohnsitzes von
Lord Astor.
Diese Deutung ermoglicht auch das Verstandnis einer der abson-
derlichsten und geheimnisvollsten Episoden der amerikanischen Ge-
schichte, namlich des angeblichen Versuchs, mit Hilfe der American
Legion und eines Teils der Streitkrafte eine «faschistoide Diktatur» im
Weissen Haus zu errichten. Am 21. November 1934 berichtete die
New York Times auf der Titelseite kurz uber dieses angebliche Kom-
plott. Ein Kongresskomitee wurde auf die Beine gestellt, das die Be-
hauptungen untersuchen sollte, doch schon bald verschwand die
Verschworung aus den Schlagzeilen. Unter den Beteiligten gab es
einige wenige fiihrende Angehorige der American Legion und einer
anderen Organisation, die man als Liberty League kannte. Zusam-
men sollen diese Gruppierungen geplant haben, eine Streitkraft von
500.000 Mann zu mobilisieren. Die Fuhrung des Unterfangens wur-
de Generalmajor Smedley D. Butler angeboten, einem vieldekorier-
ten Kriegshelden, doch liegen keine hieb- und stichfesten Beweise
dafiir vor, dass er mit den Verschworern wirklich unter einer Decke
steckte.
Es spricht Bande, dass ausschliesslich nichtjudische Personlichkeiten
aus der Hochfinanz und dem grossen Geschaft als Drahtzieher
identifiziert wurden. Sie alle waren irgendwie mit J. P. Morgan
verknupft: Grayson Murphy, ein Direktor der Guaranty Company;
Jackson Martindell, der mit Stone und Webster - Verbundeten der
Morgans - assoziiert war; die Firma Du Pont; die von Du Pont
kontrollierte Remington Arms Company sowie schliesslich die
Finanzgruppe Morgan-Harriman. Dies alles scheint darauf
hinzudeuten, dass die Finanziers und Industriellen des Morgan-
Kreises nach ihrer Ausbootung an der Wall Street eine Desperado-
Aktion gegen die internationalen Finanziers im Schilde fiihrten,
ahnlich jenen, die in Italien und Deutschland mit etlichem Erfolg
durchgefuhrt worden waren.
89
So wie im letzten Jahrhundert die Rivalitat zwischen verschiedenen
rein national verwurzelten Finanzmachten zum Kampf um Kolonien
fuhrte, erforderte die Konsolidierung der globalen Finanzmacht im
20. Jahrhundert die Zerschlagung samtlicher Kolonialreiche und
ihre Ersetzung durch eine Unzahl neuer Staaten, auf welche die ein-
zelnen Nationen des Westens wenig oder gar keinen Einfluss haben
wurden.
Vor 1939, als das neue Imperium erst im Entstehen begriffen war, und
nach dem Zweiten Weltkrieg, aus dem es als der einzige wirkliche
Sieger hervorging, verliefen die Umwalzungen unterschiedlich
schnell und mit unterschiedlicher Radikalitat. Dies muss man sich
stets vor Augen halten.
Soviel zum revolutionaren Wandel auf dem Gebiet der Hochfinanz.
90
KAPITEL 5
Der Kampf um die Wall Street
Dies begriff Lenin sehr wohl: Dass einem Ideen allein nicht weiterhelfen,
dass man keine Revolution machen kann, ohne Macht zu haben, dass in
unserer Zeit die Hauptquelle der Macht das Geld ist und dass alle anderen
Formen der Macht- Organisation, Waffen sowie Menschen, welche diese
Waffen zum Tbten benutzen kbnnen - vom Gelde abhangen.
Alexander Solschenizyn
Lenin in Zurich
«Niemand sollte die Rassenfrage leichtfertig abtun», schrieb Benja-
min Disraeli, Premierminister Konigin Victorias. «Sie ist der Schliissel
zur Weltgeschichte, und dies ist auch der Grund dafur, dass es der
Geschichtsschreibung so oft an Klarheit mangelt - sie wird von Men-
schen geschrieben, welche die Rassenfrage und das, was zu ihr ge-
hort, nicht verstehen.»
Hier sind zwecks Vermeidung von Missverstandnissen zunachst eini-
ge klarende Worte zum Begriff der «Rasse» angebracht. Die physi-
sche Anthropologic oder Rassenkunde ist im 20. Jahrhundert stark
in den Hintergrund gedrangt worden, wie es in einem fruheren Zeit-
alter mit der Astronomie geschah: in beiden Fallen standen die Er-
kenntnisse der jeweiligen Wissenschaft im Widerspruch zu den von
einer Weltmacht verkiindeten Dogmen. Technisch gesehen versteht
man unter «Rasse» eine menschliche Gemeinschaft, deren Angeho-
rige sich untereinander fortpflanzen. Eine Rasse wird nicht durch
den Grad ihrer Homogenitat definiert, sondern durch ihre Abwehr
gegeniiber der Assimilation durch andere Gruppen. Aus diesem
Grund kann auch ein Volk von durchaus unterschiedlicher rassi-
scher oder genetischer Struktur wie die Juden ausgepragte Rassen-
merkmale aufweisen. In alttestamentlichen Zeiten waren «Rasse» und
«Nation» in der Tat praktisch Synonyme.
91
Im folgenden werden wir uns mit dem Thema der Rasse auf dem
Gebiet der Hochfinanz befassen. Prof. Sir Arthur Keith, ehemaliger
Vorsitzender der British Association for the Advancement of Science,
fasste die Aussage zweier Kapitel seines Buchs A New Theory of
Human Evolution folgendermassen zusammen:
Ich bin dezidiert derAnsicht, dass die rassischen Merkmale bei den Juden
starker entwickelt sind als bei anderen Volkern der kaukasischen Rasse.
Keith untermauert diese Aussage mit Zitaten vieler anderer Autori-
taten. Man beachte, dass er die Juden der «kaukasischen» (d.h. weis-
sen) Rasse zurechnet und nicht fur «Semiten» halt.
Eine Gemeinschaft mit stark entwickelten Rassenmerkmalen pflegt
ein ausgepragtes Gruppenbewusstsein zu besitzen. Dies gilt etwa fur
die Schweine in George Orwells Animal Farm, die sich zwar gelegent-
lich untereinander erbittert bekampfen und dabei auch vor Blutver-
giessen nicht zuruckschrecken, doch stets einen klaren Trennstrich
zwischen sich selbst und den «anderen Tieren» Ziehen.
Der verstorbene Dr. Carroll Quigley, ehemaliger Professor fur Inter-
nationale Beziehungen an der angesehenen Washingtoner George-
town Foreign Service School, bringt in seinem monumentalen Epos
Tragedy and Hope die entscheidende Rolle der Juden in der Ge-
schichte unseres Jahrhunderts nicht zur Sprache; obgleich das Werk
voile 1300 Seiten umfasst, steht darin buchstablich nichts uber die
Juden ausser einigen Bemerkungen zur Griindung des Staates Isra-
el, und im 36-seitigen Namens- und Sachregister sucht man die Stich-
worter «Zionismus» oder «zionistisch» vergeblich. Trotzdem hat der
Verleger, die Macmillan Company, das Buch abrupt aus dem Verkehr
gezogen, als man in Establishment-Kreisen gewahr wurde, dass es
zahlreiche, teils aus vertraulichen Quellen stammende Informatio-
nen enthielt, aus denen ein aufgeweckter Leser wohlfundierte Fol-
gerungen bezuglich der rassischen Aspekte der Geschichte unseres
Jahrhunderts Ziehen kann. Ob es Quigley durch kluge List gegluckt
ist, sein Buch von einem namhaften Establishment-Verleger verbrei-
ten zu lassen, oder ob er tatsachlich hinreichend naiv war zu glau-
ben, er konne ungehindert alles mogliche uber Aktivitaten und Poli-
92
tik der grossen Finanzjongleure ausplaudern, werden wir vielleicht
nie erfahren. Doch wie andere vor ihm bewies Quigley, dass im We-
sten eine Zensur existiert, die zwar nicht so plump, aber nicht weni-
ger wirksam ist als die von den Kommunisten hinter dem Eisernen
Vorhang ausgeiibte.
Am unterbittlichsten trifft diese Zensur jene historische Untersuchun-
gen, welche die entscheidende judische Rolle in der Zeitgeschichte
- oder, anders ausgedriickt, den «rassischen Faktor» - zur Sprache
bringen. Solche Bucher findet man nicht auf den Regalen der Buch-
handlungen. Im vorliegenden Kapitel wollen wir Disraelis Aussage
illustrieren, indem wir zwei moderne Geschichtsbucher, welche die-
selbe Periode zum Gegenstand haben und dasselbe Thema behan-
deln, untersuchen und miteinander vergleichen, namlich Anthony
C. Suttons Wall Street and the Rise of Hitler sowie James und Suzanne
Pools Who Financed Hitler. (Sutton hat noch zwei andere Werke uber
die Wall Street verfasst, namlich Wall Street and the Bolshevik Revolu-
tion sowie Wall Street and FDR.)
I. Der professionelle Historiker
Dr. Sutton raumt freimutig ein, dass seine den Umtrieben der Wall
Street gewidmeten Studien wichtige Fragen unbeantwortet lassen,
denn in einer von ihnen, Wall Street and the Rise of Hitler, schreibt er
auf S. 167: «Warum wollte die Wall-Street-Elite, die internationalen
Bankiers, Roosevelt und Hitler an die Macht bringen? Dies ist ein
Aspekt, den wir nicht erforscht haben», und auf S. 174 desselben
Buchs wirft er die Frage auf, ob die New Yorker Finanzoligarchie
«eine subversive Kraft» sei, welche Verfassung und Freiheit gezielt zu
untergraben trachte; die Klarung dieser Frage, so fugt er hinzu, wer-
de «eine Aufgabe fur das nachste Jahrzehnt sein». Genau diese Fra-
ge nach dem Warum besitzt in George Orwells grandiosem Roman
1984 einen entscheidenden Stellenwert, lasst der Verfasser doch sei-
nen Helden Winston Smith in seinem geheimen Tagebuch schrei-
ben: «Ich verstehe das Wie, nicht aber das Warum. »
93
Wir konnen ohne sonderliche Schwierigkeiten herausfinden, was
geschehen ist und wie es geschehen ist, doch hilft uns dies nicht viel
weiter, wenn die Frage nach den wirklichen Motiven jener, die fur die
Entwicklungen verantwortlich sind, unbeantwortet bleibt.
In alien drei Buchern stellt Sutton die Dinge so dar, als seien die
Juden eine ethnische Gemeinschaft, der keine grossere geschichtli-
che Bedeutung zukomme als beispielsweise den Zigeunern oder den
Eskimos. Nachdem er so die Rasse bzw. ethnische Identitat als mass-
geblichen Faktor unter den Teppich gekehrt hat, fuhlt sich Sutton
auch nicht bemussigt, die Frage zu beantworten, weshalb nach dem
Zweiten Weltkrieg, als alle dem Aufsichtsrat des machtigen I.G.-Far-
ben-Konzerns angehorigen deutschen Bankiers als «Kriegsverbre-
cher» auf der Anklagebank landeten, ausgerechnet Max Warburg
ungeschoren davonkam. In Wall Street and the Rise of Hitler wird
bezeichnenderweise ein weiterer bedeutsamer Punkt verschwiegen:
Mit keinem Wort geht der Verfasser auf die Finanzierung der ande-
ren «extremistischen Partei» in Deutschland ein, die bei den Wahlen
im September 1930 einen spektakularen Erfolg einheimste, der Kom-
munisten namlich, die durch die von ihnen 1918 angezettelten inne-
ren Unruhen den Ersten Weltkrieg jah beeendet hatten und spater
als legale Massenpartei auftraten. Die Vermutung ist logisch und na-
heliegend, dass Identitat und Motive jener, welche Hitler finanzier-
ten, Aufschluss iiber Identitat und Motive jener anderen vermitteln,
die den Kommunisten finanzielle Unterstiitzung angedeihen liessen.
Ohne diese Information und die sich daraus ergebenden Schlusse
kann ein an sich sorgfaltig recherchiertes und von wertvollen Infor-
mationen strotzendes Buch wie Wall Street and the Rise of Hitler gera-
dezu kontraproduktiv wirken und unsere Sicht der Dinge noch ar-
ger verwirren, statt Licht in die vom Establishment ausgestreute Ver-
sion der Zeitgeschichte zu bringen, die, um mit Sutton zu sprechen,
«dazu dient, ein gigantisches, betrugerisch.es und unmoralisches Ran-
kespiel zu vertuschen».
Wie wir darlegen werden, sind die von Sutton gelieferten Informa-
tionen unbestreitbar von einigem Wert, da sie zumindest die halbe
Wahrheit enthullen - doch nur, wenn die andere, bei Sutton fehlende
94
Halfte erganzt wird. Man darf nicht der Versuchung erliegen, Suttons
Bucher uber die Wall Street als ausgewogene und objektive Darstel-
Iung jener Krafte zu betrachten, die in der modernen Politik «ein
betrugerisches und unmoralisches Rankespiel» betreiben. Zu Quig-
ley bemerkt Sutton, dieser erbringe zwar «Beweise fur die Existenz
der Machtelite», beleuchte jedoch «die Operationen der Elite nicht».
Er fugt hinzu: «M6glicherweise sind die von Quigley benutzten Do-
kumente gesiebt worden, oder sie enthielten keine Hinweise auf den
manipulativen Einfluss, welchen die Elite auf Geschehnisse wie die
bolschewistische Revolution, Hitlers Machtergreifung und die Wahl
Roosevelts zum US-Prasidenten im Jahre 1933 ausgeubt hat.» Dabei
enthalt Quigleys Buch eine Anzahl knallharter Fakten, welche eine
recht vollstandige Antwort auf die von Sutton nicht angepackte Fra-
ge («Weshalb wollte die Wall-Street-Elite Roosevelt und Hitler an die
Macht bringen?») erteilen, doch war dies Sutton offenbar entgan-
gen. Letzterer wagt sich nicht an die Rassenfrage als solche heran,
aber auffallenderweise sind die von ihm am haufigsten genannten
Wall-Street-Mogule unverkennbar Nichtjuden, die - mit J. P. Morgan
als herausragender Figur - eine geballte Konzentration finanzieller
und industrieller Macht verkorperten. Diese Finanzelite macht Sut-
ton sowohl fur den Sieg der bolschewistischen Revolution als auch
fiir die Entfachung des Zweiten Weltkriegs verantwortlich.
Trotz ihrer zentraler Bedeutung verschweigt uns Sutton folgende
Tatsache: Die grossten revolutionaren Umwalzungen, die unser kon-
fliktreiches Jahrhundert kennzeichnen, konnen auf das Wirken zweier
Finanzeliten zuriickgefuhrt werden. Dass sich diese grundsatzlich
voneinander unterscheiden, lasst sich nur schwer erkennen, weil sie
oft gemeinsam vorgegangen sind, doch ab ca. 1930 wurde der Ge-
gensatz zwischen ihnen immer schroffer. Die eine setzte sich aus Nicht-
juden, die andere aus Juden zusammen. Einen versteckten Hinweis
auf diesen Sachverhalt liefert Sutton an einer Stelle, wo er seinen
Lesem mitteilt, dass Henry Ford die Finanziers in zwei Klassen ein-
teilt, die «konstruktiven» und die «destruktiven», wobei die eine durch
J. P. Morgan, die andere durch «die wirklichen Kriegstreiber der Welt»
verkorpert werde. Doch anschliessend schreibt er weiter uber die
95
Wall-Street-Finanziers als eine homogene Gruppe, ohne zwischen
Juden und Nichtjuden zu unterscheiden.
Kurzum, es stellt sich heraus, dass im Zweiten Weltkrieg ein Kampf
zwischen zwei Finanzeliten ausgefochten wurde, von denen die eine,
darunter ein bedeutender Teil der Wall Street, das deutsche Volk
unterstutzte, wahrend die andere, die sich ebenfalls teilweise aus
Wall-Street-Leuten rekrutierte, hinter dessen Feinden stand. Wir
mussen die Wahrheit iiber diese Geschehnisse kennen, denn, wie
George Orwell treffend schreibt, «wer die Gegenwart kontrolliert,
kontrolliert die Vergangenheit, und wer die Vergangenheit kontrol-
liert, kontrolliert die Zukunft». Demnach durfen wir nicht hoffen, die
heutigen Entwicklungen zu begreifen, wenn wir die Vergangenheit
nicht wirklich verstehen, und ohne Einsicht in die Gegenwart bleibt
uns jede Einflussnahme auf unser kunftiges Geschick verwehrt.
Wir wissen, dass die Deutschen den Zweiten Weltkrieg verloren ha-
ben, doch was waren die Folgen des versteckten Machtkampfs zwi-
schen den beiden Finanzeliten? Die Antwort auf diese Frage mussen
wir unbedingt kennen, wollen wir die heutigen Ereignisse verstehen
und kunftige Gefahren abwenden. Zuallererst freilich mussen wir in
Erfahrung bringen, wie eine Situation entstehen konnte, in welcher
die beiden finanziellen Machteliten einander als Gegner in einem
Weltkrieg gegenuberstanden. Unsere folgenden Ausfuhrungen stel-
len eine kurze Ubersicht iiber diese Entwicklungen dar und werden
durch Quigleys grosses Werk Tragedy and Hope abgestutzt.
Wahrend mehrerer Jahrhunderte lag das Monopol der internatio-
nalen Finanzaktivitaten weitgehend in den Handen judischer Ban-
kierdynastien, von denen die machtigste und bekannteste die Roth-
schilds waren. Doch hat sich der Finanzkapitalismus erst in den fru-
hen Jahren des 20. Jahrhunderts voll konsolidiert. In der zweiten Halfte
des 19. Jahrhunderts hatte der beispiellose wirtschaftliche Auf-
schwung der Vereinigten Staaten, der fast durchwegs unter der di-
rekten Fiihrung von Pionierfamilien wie der Rockefellers, der Carne-
gies, der Fords, der Astors etc. erfolgte, eine parallele Entwicklung
des Bankwesens zur Folge, an dessen Spitze genau dieselbe Art von
Leuten mit J. P. Morgan als namhaftestem Vertreter standen. In
96
Grossbritannien und Kontinentaleuropa nahmen die Verhaltnisse
einen ganz ahnlichen Verlauf: Auch dort erzeugte die Vorherrschaft
nichtjudischer Personlichkeiten im Privatkapitalismus und industri-
ellen Unternehmertum nationale Konzentrationen des Finanzkapi-
tals, welche die judischen Bankierfamilien wohl nutzen, aber nicht
beherrschen konnten.
Man rufe sich in Erinnerung, dass die Industrialisierung des Westens
ausschliesslich dem Erfindergeist, der Tatkraft und der Initiative ethni-
scher Europaer zu verdanken ist. Aus diesem Grund findet man auch
keine judischen Namen unter den Unternehmern, welche die bahn-
brechenden industriellen Innovationen schufen - sei es in der Olfor-
derung, dem Bergbau, der Eisen- und Stahlproduktion, dem Eisen-
bahn- und Schiffsverkehr, der Automobil- und Flugzeugherstellung,
der Elektrifizierung, der chemischen Industrie usw. Eine explosions-
artige Steigerung der Schaffung realen Wohlstands bescherte zu je-
ner Zeit den christlichen ethnischen Europaern eine kurzlebige Vor-
machtstellung auf dem Felde der Hochfinanz.
So enorm war der neugeschaffene Reichtum, dass eine gleichsam
uber Nacht entstandene nichtjiidische Finanzelite, bei der Person-
lichkeiten wie J. P. Morgan und Montagu Norman die erste Geige
spielten, die judische Finanzmacht mitsamt ihrem Paradepferd, dem
Hause Rothschild, aus ihrer Fiihrungsposition verdrangte. Es folgte
ein sehr vielschichtiger und auf unterschiedlichster Ebene gefuhrter
Machtkampf. Ein erster herber Riickschlag fur die nichtjudischen Fi-
nanziers waren die Erbschaftssteuer sowie die gestaffelte Einkom-
menssteuer, die auf die machtigen nichtjudischen Familien im be-
sonderen und die Mittelklasse im allgemeinen abzielten. Die Einfiih-
rung dieser Steuern ging auf den steigenden Einfluss der Juden in
den Medien sowie ihr direktes Eingreifen in Partei- und Gewerk-
schaftspolitik zuriick.
Als die nichtjiidische Elite dann das Spiel der Juden mitzuspielen
begann und in alien westlichen Landern in Privatbesitz befindliche
Zentralbanken einrichtete, wendete sich das Blatt endgiiltig, und die
nichtjiidische Seite geriet im Machtkampf der beiden Eliten mehr
und mehr ins Hintertreffen. In den USA ging die Schaffung der Zen-
97
tralbank auf das Wirken Paul Warburgs zuriick, eines Sprosslings der
gleichnamigen machtigen deutsch-judischen Bankierfamilie.
Die Morgan-Leute merkten schon bald, dass ihre Rivalen sie bei der
Planung und Finanzierung der russischen Revolution ausgestochen
hatten, und versuchten ihren Anteil am Kuchen zu ergattern. Doch
gleichzeitig liess J. P. Morgan auch der von Admiral A.W. Koltschak
gefuhrten gegenrevolutionaren Bewegung sowie der unter Kolt-
schaks Oberbefehl stehenden Weissen Armee Finanzhilfe zukommen;
er ware noch so froh gewesen, ware es den Weissen gelungen, die
bolschewistische Regierung aus dem Sattel zu heben und dadurch
ihren Geldgebern einen empfindlichen Schlag zu versetzen.
In Deutschland sah die Lage ganz anders aus. Obgleich die nichtju-
dischen britischen und amerikanischen Bankiers traditionell jeder
Form des deutschen Nationalismus feindselig gegenuberstanden
(was spater zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs beitrug), erblick-
ten sie im Aufstieg der nationalsozialistischen Bewegung eine viel-
versprechende Gelegenheit, ihren Widersachern, welche friiher die
marxistischen Revolutionare finanziell und organisatorisch unterstutzt
hatten, eins auszuwischen. Gab es fur die Morgan-Leute keinen an-
deren Weg, ihre Spitzenposition im intemationalen Finanzkapitalis-
mus zu verteidigen bzw. wiederzuerobern? Die Antwort lautet ganz
klar nein! Die einzige Alternative im Kampf gegen die judische Vor-
herrschaft war ihnen versperrt, weil sie als Teilhaber bei der Schaf-
fung und Ausnutzung eines betrugerischen zentralisierten Banken-
systems die moralische Grundlage aufgegeben hatten, auf der eine sol-
che Schlacht hatte ausgefochten werden konnen. Die Morgans so-
wie die ihnen verbundeten Bankiers hatten sich allzu tief in die trub-
sten Spielarten finanzieller Machtpolitik verstrickt und sogar mit ih-
ren judischen Gegnern darin gewetteifert, durch Geldzuwendun-
gen Einfluss auf die Fuhrung linksradikaler Bewegungen einschlies-
slich der amerikanischen Kommunisten zu erwerben.
Hingegen konnte Henry Ford als Selfmademan und unabhangiger
Industrieller es sich leisten, die Karten auf den Tisch zu legen und
jene, die er fur seine Feinde und die Feinde seines Landes hielt, offen
98
aufs Korn zu nehmen. Vor dem Zweiten Weltkrieg verhehlte Ford
auch seine Sympathie fur das Dritte Reich nicht.
Die Menschen im Westen durften nicht erfahren, dass jenes «anglo-
amerikanische Establishment)), das Quigley so dezent als «streng kirch-
lich und in der europaischen Kultur verwurzelt» beschreibt, zunachst
alles tat, um einen Krieg gegen Deutschland zu vermeiden. Es be-
muhte sich, die NS-Bewegung als Bollwerk gegen eine judisch ge-
lenkte kommunistische Machtiibernahme auszubauen, und half so-
gar bei der Aufrustung Deutschlands, als die ersten Kriegswolken am
Horizont erschienen. Die Tatsachen findet man allesamt in Quigleys
Tragedy and Hope - man muss sie nur ausfindig machen und zu einem
logischen Ganzen zusammenstellen.
Dank den von Quigley gelieferten umfassenden Informationen kon-
nen wir die drei Sutton-Biicher nun in einem ganz anderen Lichte
deuten als Sutton selbst. Was 1930 an der Wall Street geschah, lief
hinter den Kulissen ab und war nur fur die direkt Beteiligten sichtbar;
sehr wohl sichtbar waren jedoch schon bald die Folgen, als eine
nichtjudische Wucherherrschaft durch eine judische ersetzt wurde.
Folgende Satze aus Quigleys Buch lassen sich nur als versteckter
Angriff auf den damals ans Ruder gelangten neuen Finanzimperialis-
mus verstehen:
Der Wandel fand auf alien Stufen statt, von einer Verdnderung des Ge-
schmacks in den Comic strips der Zeitungen (angefangen bei «Mutt and
Jeff» oder «Bringing Up Father» bis bin zu «Steue Canyon» oder «Little
Orphan Annie») bis zu tiefgreifenden Verdnderungen in der Machtstruk-
tur des «amerikanischen Establishments)).
Das klassische Beispiel fur den Aufstieg und Fall der nichtjiidischen
Grossfinanziers bot das Haus J.R Morgan selbst. Als anonymer Teilha-
ber bei einer Partnerschaft im Jahre 1861 gegrundet, wurde es 1940
zu einer inkorporierten offentlichen Gesellschaft und verschwand
im Jahre 1959, als es von seiner Hauptbankfiliale, der Guaranty Trust
Company, aufgesogen wurde.
99
Eine der bedeutendsten kulturellen und gesellschaftlichen Folgen
der Machtverschiebung an der Wall Street - vielleicht sogar die be-
deutendste uberhaupt - war, dass die «aus den Eliteuniversitaten
hervorgegangene, anglophile, streng kirchliche und in der europai-
schen Kultur verwurzelte» Gruppe die Macht einbusste, die Rektoren
der grossen US-Universitaten zu ernennen (dies wird auf S. 937 von
Tragedy and Hope erwahnt). Quigleys sprunghafte Hinweise auf die
«Veranderung des Geschmacks in den Comic strips der Zeitungen»
und Morgans Unvermogen, einen Nachfolger fur Dr. Nicholas Mur-
ray Butler als Rektor der Columbia University zu benennen, konnen
offensichtlich nur bedeuten, dass der Verfasser die Aufmerksamkeit
seiner Leser auf die radikalen Umwalzungen in der amerikanischen
Hochschulbildung und den Medien lenken will, die sich als direkte
Konsequenzen des Machtwechsels an der Wall Street ergaben. So-
mit erfahrt Dr. Butlers vielzitierter Ausspruch aus jener Zeit eine zu-
satzliche Bedeutung:
Es gibt drei Klassen von Menschen auf der Welt: eine sehr kleine Gruppe,
welche die Dinge geschehen lasst, eine etwas grossere Gruppe, welche
den Gang der Dinge verfolgt, und die grosse Mehrheit, die nie weiss, was
geschehen ist.
In den drei Buchern, die Suttons Wall-Street-Trilogie bilden, wird der
Faktor der «Rasse und was dazu gehort» (Disraeli) sorgsam ausge-
blendet und stattdessen den Handlungen der nichtjudischen Wall-
Street-Elite ein irrefuhrendes Mass an Aufmerksamkeit gewidmet; die
Angehorigen dieser Elite werden von Sutton durchwegs als destruk-
tive Finanziers und die wahren Kriegstreiber der Welt dargestellt.
Sorgsam darauf bedacht, nicht den Zorn der anderen, ungenann-
ten Finanzelite zu erwecken, schreibt er, das Ziel all jener Finanziers,
welche die bolschewistische Revolution und spater die Sowjetunion
unterstutzten, sei «Profit und nicht Ideologie», also unpolitisch gewe-
sen.
Sutton hat sich verachtlich iiber die «ungeniigend in den Techniken
der modernen Forschung ausgebildeten Amateurhistoriker» geaus-
sert. Doch macht es ganz den Anschein, als brauche es solche «Ama-
teurhistoriker», welche die gefahrliche und undankbare Aufgabe auf
100
sich nehmen, neue Bruckenkopfe in der revisionistischen Geschichts-
schreibung zu errichten, damit die Berufshistoriker diese spater un-
gefahrdet besetzen konnen.
2. Die Amateurhistoriker
James Pool und seine Schwester Suzanne haben gemeinsam ein Buch
mit dem Titel Who Financed Hitler verfasst; sie haben ungemein viele
sonst peinlichst verschwiegene historische Fakten ausgegraben, und
man fragt sich, ob sie diese ihren Lesern aus kluger List oder aus
purer Naivitat verraten... Uber die beiden Autoren wissen wir nur,
dass James Pool in Cincinnati, Ohio, als Investitionsberater tatig war,
wahrend seine Schwester an einer amerikanischen Universitat fort-
geschrittene Studien absolvierte. Ihr 500-seitiges Buch wurde positiv
aufgenommen und von den Rezensenten mehrerer wichtiger Esta-
blishment-Zeitungen gepriesen; der New Yorker nannte es «eine der
erhellendsten Studien des Nazismus», der San Francisco Examiner
and Chronicle fand es «aufschlussreich und wohldokumentiert», News-
day lobte es als «gut geschrieben und mit reichen Quellenangaben
versehen». Auf dem Umschlag des Buchs sieht man einen nicht eben
schmeichelhaft dargestellten Hitler mit Zylinder, und etliche im Vor-
wort figurierende abschatzige Bemerkungen uber Hitler, den «Anti-
semitismus» usw. erwecken auf den ersten Blick den Eindruck, die
Verfasser machten in gewohntem Stil das deutsche Volk und seine
Fuhrer fur beide Weltkriege verantwortlich. Doch wer das Werk auf-
merksam liest, merkt schon bald, dass er es mit einer gewissenhaften
historischen Analyse zu tun hat, welche die ubliche einseitige Propa-
ganda unterlasst und durch erstaunliche Offenheit besticht.
As Beispiel diene jenes Kapitel, das sich mit Henry Ford und der ihm
zugeschriebenen finanziellen Unterstutzung fur die NSDAP befasst.
Anscheinend lassen sich keine diesbeziiglichen Uberweisungen be-
legen, doch Ford machte kein Geheimnis aus seiner warmen Be-
wunderung fur Hitler und dessen Partei, und dass er den National-
sozialisten iiber diverse Kanale Finanzhilfe zukommen liess, ist unter
diesen Umstanden wahrscheinlich. Wie jeder gebildete Amerikaner
101
weiss, gab es ausserhalb Deutschlands keine prominente Personlich-
keit, welche die Juden starker verabscheute als Ford. In seiner Zei-
tung The Dearborn Independent sowie seinem Buch The International
Jew machte er kein Hehl aus seinen Ansichten, und wer sich in den
USA gegen die Juden stellte, durfte auf seine Hilfe und Ermutigung
zahlen. Die Geschwister Pool widmen Henry Ford 45 Seiten, die so
objektiv geschrieben sind, dass Ford, weilte er noch unter den Le-
benden, daran wohl kaum etwas auszusetzen hatte. Wir erfahren
recht detailliert, weswegen er die Juden als Feinde betrachtete.
Fords Lage kann in einem einzigen Satz erklart werden: Er kampfte
mit Zahnen und Klauen dagegen, wie die meisten anderen Industri-
ellen, mit geliehenem Geld operieren zu miissen. Die Geschwister
Pool schreiben: Ford prallte nicht nur auf den Seiten seiner Zeitung so-
wie seiner Bucher mit den Wall-Street-Financiers zusammen, sondern
auch in Wirklichkeit. Kenner vertreten die Auffassung, uiele seiner Ideen
uber die Juden fanden ihren Grund in unerquicklichen personlichen Er-
fahrungen mit Bankiers; einer der heftigsten Konflikte zwischen Ford und
den Financiers fand Anfang 1921 statt. Damals machten Geruchte die
Runde, wonach Ford in einem finanziellen Engpass steckte. Die Berichte
stimmten nicht miteinander uberein, doch jeder enthielt einen Kern von
Wahrheit. Es hiess, die Wall Street wolle Ford achten und in die Knie
zwingen. Viele Bankiers brannten darauf, ihn mit Kapital zu uersorgen.
Manche dachten, General Motors wurde die finanzielle Kontrolle uber
Fords Unternehmen gewinnen. Doch Ford weigerte sich standhaft, auf
einen Teil seiner Afetien zu uerzichten. «Henry Ford ist an seine Grenzen
gestossen», unterrichtete der Dow-Jones Financial Ticker Service seine
Kunden. «Es ubersteigt die Krafte eines einzelnen Mannes, das erforderli-
che Geld aufzubringen und die vielfaltigen Unterfangen, die er begonnen
hat, ganz alleine weiterzufuhren.»
Die Denver Post verkiindete auf der Titelseite in roten Lettern: «Ford
nimmt es mit der Wall Street auf, um die Kontrolle uber seinen Besitz
zu behalten.» Doch schickte sich Ford an, die Bankiers zu iiberlisten,
indem er seine Ausgaben massiv senkte, einige Vermogenswerte ab-
stiess und die Handler zwang, die erworbenen Autos in bar zu bezah-
102
Ien, was zur Folge hatte, dass viele von ihnen Anleihen aufnehmen mus-
sten, um nicht ihre Konzessionen einzubussen.
Die Pools erwahnen nicht nur Henry Fords Feindschaft gegenuber
den Juden, sondern zitieren manche der provokativsten Ausserun-
gen uber diese in Fords Zeitung sowie seinen Buchern, beispielswei-
se folgende Satze aus einem Zeitungsinterview: «Wenn in einem Land
etwas schief lauft, pflegen die Juden dahinter zu stecken. (...) Der
Jude ist ein Schacherer, der nicht arbeitet, um zu produzieren, son-
dern um Geld mit dem zu verdienen, was ein anderer produziert.»
Nichts erboste Ford mehr als die Vorstellung, dass jemand etwas fur
nichts bekam. Die Pools bemerken dazu:
In seiner Autobiographie schreibt Ford, seiner Uberzeugung nach durfe
man von der Gemeinschaft das nehmen, was man zu ihr beisteuere; wer
nichts beisteuere, habe auch kein Recht, etwas zu erhalten. In Amerika
sah er ein «fmsteres Element» am Werk; dieses bestehe aus «judischen
Mittelsmdnnern, die einzig und allein Geld scheffeln wollen». Der «Dear-
born Independant» erkldrte, ein Jude besitze «keine Bindung an die Din-
ge, die er herstellt, denn er stellt gar keine her; er handelt mit den Dingen,
die andere Menschen produzieren und schatzt sie einzig und allein nach
ihrem Geldwert ein».
Da uberrascht es kaum mehr, dass «die zentrale Rolle judischer Fiih-
rer bei der Novemberrevolution [von 1918]» vor, wahrend und nach
der deutschen {Capitulation im I. Weltkrieg Henry Ford davon iiber-
zeugte, die Ereignisse in Deutschland spiegelten auf nationaler Ebe-
ne das wider, was er selbst auf internationaler Ebene als Industrieller
hatte miterleben mussen, namlich einen massiven jiidischen Griff
nach der Macht.
Die Geschichtsschreibung entspricht selten den hohen ethischen
Anspruchen, die man an echte Wissenschaft stellt, und zwar aus dem
offenkundigen Grund, dass sie meist von den Siegern diktiert und
von deren Soldlingen ausgefiihrt wird. Dass die Geschichte, wie sich
Henry Ford drastisch ausdruckte, grosstenteils «Quatsch» ist, darf
uns den Blick auf die ungemein wichtige Tatsache freilich nicht ver-
stellen, dass es in der westlichen Zivilisation stets eine Linie der Ge-
schichtsschreibung gegeben hat, die, wenn sich die Emotionen der
103
Parteienkampfe erst einmal gelegt hatten, redlich versucht, die Ge-
schehnisse zum Nutzen und Frommen der Nachwelt so objektiv wie
moglich darzustellen. Die Geschwister Pool waren klug genug, um zu
begreifen, dass die voile Bedeutung der Zwischenkriegszeit, der sie
ihre Aufmerksamkeit widmeten, in einen breiteren historischen Zu-
sammenhang eingebettet werden muss. Fast immer verleiht erst die
Vergangenheit der Gegenwart einen Sinn, und keine geschichtliche
Epoche spielt sich in einem luftleeren Raum ab. Somit fuhrt es nur zu
Konfusion, wenn man Entstehung und Aufstieg des Nationalsozialis-
mus studiert, ohne Ursache und Verlauf des 1. Weltkriegs sowie den
Versailler Vertrag, den die Sieger einem geschlagenen Gegner auf-
zwangen, griindlich zu kennen. Die Geschwister Pool aussern sich zu
letzterem Thema wie folgt: Der Versailler Vertrag wurde am 28. Juni
1919 schliesslich von den Deutschen unterzeichnet, nachdem mehrere
deutsche Personlichkeiten zuruckgetreten waren, die ihre Namen nicht
unter ein so «ungerechtes» Abkommen setzen wollten. Deutschland ver-
lor in Europa ein Gebiet von 25-000 Quadratmeilen Flache und uber
sechs Millionen Einwohnern und busste samtliche Kolonien mit uber ei-
ner Million Quadratmeilen Gesamtfldche ein. Hinsichtlich der Rohstoffe
uerlor es 65% seines Eisenerzes, 45% seiner Kohlevorkommen, 72% sei-
nes Zinks, 12% seiner wichtigsten Landwirtschaftsgebiete. (...) Die AJIiier-
ten beschnitten nicht nur Deutschlands Potential zur Expansion auf blu-
henden Markten in Ubersee, sondern konnten ihm auch an Reparationen
abverlangen, was ihnen gerade einfiel. (...) Ruckblickend ist es Mar,
dass der Versailler Vertrag eine der Hauptursachen fiir das
Scheitern der deutschen Demokratie war. (...) Bestand der Zweck
des Versailler Abkommens einfach darin, die Welt vor dem deutschen
Militarismus zu schutzen, oder wurde er kaltblutig ausgeheckt, um
Deutschlands Wirtschaft zu strangulieren und international wettbewerbs-
unfahig zu machen? Um diese Frage zu beantworten, reicht es uollig aus,
sich vor Augen zu halten, was mit der deutschen Ziuilschifffahrt geschah.
(...) Der Vertrag sah die Beschlagnahmung der gesamten deutschen
Ozeanflotte vor. (...) Alle deutschen Frachtschiffe und Uberseedampfer
mussten den AHiierten abgeliefert werden. (Hervorhebung durch den
Autor.)
104
Die Geschwister Pool zitieren den US-Wirtschaftsschriftsteller Lud-
well Denny, laut dem das deutsche Streben nach industrieller und
kommerzieller Vormachtsstellung mittels einer machtigen Handels-
flotte «die britische Fuhrungsposition moglicherweise am starksten
bedrohte und fur Grossbritannien allein schon ein Kriegsgrund war».
Who Financed Hitler zeichnet das bedriickende Bild einer in den Staub
getretenen und gedemutigten Nation:
Die vom Versailler Vertrag uerlangte sogenannte «Demontage» war fur
zahlreiche deutsche Industrielle eine ungeheuer bittere Erfahrung und
trug fraglos dazu bei, dass sie Hitler spater bereitwillig akzeptierten. Thys-
sen, Krupp, Kirdorf und andere Grossunternehmer mussten hilflos mitan-
sehen, wie das Werk von Generationen sinnlos zerstort wurde. Die Hoch-
ofen wurden ausser Betrieb gesetzt, und die Demontage begann. Es war
eine scheussliche Sache. In der Sommerhitze des Jahres 1920 mussten
die Arbeiter im Schweisse ihres Angesichts die Grundlage ihrer eigenen
beruflichen Tatigkeit zerstoren. (...) Sie wechselten kaum ein Wort unter-
einander. Die alliierten Ingenieure schritten die Fabrikhallen ab und mar-
kierten die ins Ausland zu verschiffenden Maschinen, Drehbanke und ande-
re Ausrustungsgegenstande mit farbiger Kreide. Nachdem die Kisten weg-
geschafft worden waren, begann man mit der Sprengung der Anlagen...
Die Geschwister Pool legen dar, dass Hitler ohne die grauenhaften
Zustande nach dem Ende des 1. Weltkriegs keine Chance gehabt
hatte, die Deutschen zur Hinnahme einer Einparteien- und Einmann-
diktatur zu bewegen, und dass sich niemand einer solchen energi-
scher widersetzt hatte als die Grossindustriellen. Dass das deutsche
Volk einschliesslich der Industriekapitane schliesslich nur noch die
Wahl zwischen zwei Formen des Totalitarismus hatten, namlich dem
nationalen Sozialismus der NSDAP sowie dem internationalen So-
zialismus der Kommunisten, wird in der Geschichtsschreibung nach
Kraften heruntergespielt.
Bei den dramatischen Wahlen im September 1930, deren Ausgang
das Briining-Regime in Angst und Schrecken versetzte, «errangen
die extremen Parteien, die Nazis und die Kommunisten, an den Ur-
nen die aufsehenerregendsten Erfolge». Die Geschwister Pool ha-
ben es sich nicht zur Aufgabe gemacht, herauszufinden, wer die Kom-
105
munisten finanzierte, doch fehlte es diesen offensichtlich nie an Geld,
wie das Ausmass ihrer Tatigkeit beweist. Hitler hatte schwerlich Pri-
vatarmeen in Gestalt der SA und der SS aufgebaut, hatten er und
seine Anhanger sich nicht immer wieder massiver und wohlorgani-
sierter Gewalt seitens eines feindseligen Pobels gegeniibergesehen.
Mit diesem Spuk war erst Schluss, als er die voile Regierungsgewalt
ubernahm.
Was den «Antisemitismus» anbelangt, so sind die Geschwister Pool
fair genug, die Deutschen ihren Standpunkt darlegen zu lassen. Zu
denjenigen, welche die kommunistische revolutionare Bewegung
bereits fruhzeitig als von Juden angezettelt und angefiihrt erkann-
ten, gehorte der Industrieboss Fritz Thyssen. Dieser lebte standig in
Todesangst, nachdem er, wie er glaubte, der Ermordung durch eine
Bande bewaffneter Revolutionare, die ihn aus seinem Haus entfiihrt
hatten, nur haarscharf entgangen war. In seiner Autobiographie
schrieb Thyssen:
Ich habe mein ganzes Leben unter Arbeitern verbracht. Mein Vater hatte
zu Beginn seiner Laufbahn mit ihnen zusammengearbeitet. Niemals sind
die Arbeiter unserer Fabrik uns mit irgendwelcher Feindschaft begegnet,
geschweige denn mitHass. (...) Unruhe und Ausschreitungen wurden so
gut wie immer von Fremden geschurt.
Thyssen meinte, die Drahtzieher der Streiks und Krawalle seien pro-
fessionelle politische Agitatoren und Agenten Moskaus: «Radek, Le-
vin, Axelrod... diese Manner waren fiir die Krawalle und die Morde
verantwortlich.» Samtliche revolutionaren Fuhrer, mit denen Thyssen
Bekanntschaft schloss oder die er in seinem Buch erwahnt, waren Ju-
den. Nicht nur Grossindustrielle wie Thyssen, Kirdorf und Stinnes mach-
ten die Juden fur die Leiden und die prekare Lage ihres Landes verant-
wortlich; auch die zahlenmassig starke Bauernschaft dachte ahnlich.
Die Geschwister Pool schreiben:
Dieses Bild des Konflikts zwischen dem Juden und dem Bauern war nicht
bloss Propaganda, sondern besass eine, wenn auch nur geringe, Veran-
kerung in der Wirklichkeit. In vielen landwirtschaftlichen Gemeinden
Deutschlands ubten Juden die Rolle von Mittelsmannern aus. Meist kam
106
der Jude als Viehhdndler oder Trodler mit den Bauern in Beruhrung. Als
Geldverleiher war er bitter verhasst, wenn die Bauern - beispielsweise
nach einer Missernte - in eine fmanzielle Zwangslage gerieten und zur
Uberbruckung ihrer Not beim Juden zu Wucherzinsen Kredite aufneh-
men mussten.
Da es mit der deutschen Landwirtschaft aus einer Reihe von Grun-
den, auf welche die Bauern keinen Einfluss hatten, immermehrbergab
ging, erfahren wir von Familien, die «von dem Boden, den ihre Ah-
nen 300 Jahre lang bebaut hatten», vertrieben wurden, und zwar
von Geldverleihern, denen es nie an klingender Munze zu mangeln
schien.
Die Geschwister Pool zeichnen eine Chronik der furchtbaren Harten
und Ungerechtigkeiten, welche das deutsche Volk im Jahrzehnt nach
dem 1. Weltkrieg erdulden musste; dabei verfolgen sie unzahlige Ein-
zelschicksale, welche die Geschichte lebendig machen und die Auf-
merksamkeit des Lesers von der ersten bis zur letzten Seite in ihren
Bann Ziehen: Eine wild galoppierende Inflation, welche «solide Mit-
telstandsburger, die fur die Zukunft gespart hatten», in den Ruin trieb,
ermoglichte es den uber Fremdwahrung verfugenden Spekulanten,
das Eigentum der Inflationsopfer zu Schleuderpreisen zu erwerben;
ein Drittel der Bevolkerung war arbeitslos, und viele andere besas-
sen lediglich eine Teilzeitstelle; das Elend erreichte seinen Hohepunkt
im Winter 1931/1932, «dem hartesten Winter seit hundert Jahren»,
der Deutschland in der Talsohle der Depression traf, «als nur einige
wenige sich warme Kleider und geniigend Kohle fur ihre Ofen lei-
sten konnten».
«Hitler», meinen die Geschwister Pool, «war einer der wenigen Poli-
tiker, welche die Inflation richtigerweise als bewusstes Mittel zur Ver-
nichtung der Ersparnisse des Mittelstandes einschatzten» - eines Mit-
telstandes, der wie schon immer das starkste Bollwerk gegen den
marxistischen Totalitarismus bildete.
Die Geschwister Pool untermauern ihre Aussagen mit zahlreichen
Zitaten aus den unterschiedlichsten Quellen und weisen darauf hin,
dass die nationalsozialistische Bewegung Deutschlands, wenn auch
107
nur in den friiheren Jahren der Karriere Hitlers, zahlreiche einfluss-
reiche Sympathisanten im Ausland besass, von denen Henry Ford
aufgrund seiner Unverblumtheit einer der bekanntesten war. Die an-
deren mogen sehr viel weniger oder gar nichts gespendet haben,
doch ihre propagandistische bzw. moralische Unterstiitzung war bis-
weilen mehr wert als Geld. So trat Lord Rothermere mit seinem Mas-
senblatt Daily Mail unverhohlen fur die Nationalsozialisten und ihr
britisches Gegenstiick, die von Oswald Mosley gefuhrte British Union
of Fascists, ein, und iiber Montagu Norman, den Direktor der Bank of
England, schreiben die Geschwister Pool:
... aus seiner prodeutschen Haltung darfman nicht den Schluss Ziehen,
dass zwischen Norman und den Nazis eine Verbindung bestand; doch
dass auch er die Juden verabscheute, lasst den Verdacht um so begrun-
deter erscheinen.
Sie fugen hinzu:
Naturlich stellte Norman Hitler kein Geld der Bank of England zur Verfu-
gung, doch liegen Beweise dafiir vor, dass er eine wesentliche Rolle bei
der Finanzierung der Nazis gespielt hat.
Das Buch der Geschwister Pool enthalt noch viele weitere Hinweise
auf «machtige Freunde» Hitlers im Vereinigten Konigreich; zu diesen
gehorten Lord Sydenham, Verfasser des Werks The Jewish World Pro-
blem; der Herzog von Northumberland, ein bedeutender Aktionar
der Morning Post; Geoffrey Dawson, Herausgeber der Londoner Times;
der Herzog von Windsor (der als Konig Edward VIII abdankte), so-
wie Sir Henri Deterding, Vorsitzender des gewaltigen Konzems An-
glo-Dutch Shell. Nicht nur werden diese und andere namhafte Per-
sonen beim Namen genannt, wir erhalten auch einige Einsicht in ihr
Verhalten sowie ihre Denkweise. Uber den Herzog von Windsor er-
fahren wir beispielsweise:
Der Legende zufolge wurde Edward zur Abdankung genotigt, well er sich
weigerte, «die Frau, die er liebte», fallen zu lassen. Doch wurde dies ledig-
lich als Fassade benutzt, um einen sehr viel gewichtigeren Einwand der
Regierung gegen den Konig zu ubertunchen, namlich seine nazifreundli-
che Einstellung. (...) Aufgrund seiner Ansichten war es durchaus nicht
sicher dass er seine Hand zu einer antideutschen Politik reichen wurde.
108
Woher kam also das ganze Geld, das die nationalsozialistische Bewe-
gung am Leben erhielt und schliesslich an die Regierung brachte?
Von seiten der deutschen Industriemagnaten floss herzlich wenig in
Hitlers Kassen, ausser in der letzten Phase der politischen Kampfe, als
ein Burgerkrieg und eine kommunistische Machtubernahme droh-
ten; erhebliche Summen wurden gelegentlich von einigen wohlha-
benden Einzelpersonen gespendet, die, wie zum Beispiel Helen Bech-
stein, Frau des bekannten Klavierproduzenten, von Hitlers redneri-
scher Begabung hingerissen waren, doch der Hauptteil der finanzi-
ellen Unterstutzung kam von den deutschen Massen, teils in Form
von Mitgliederbeitragen, doch vor allem in Form freiwiliger Spen-
den.
Peter Drucker, ein auf Wirtschafts- und Geschaftsfragen spezialisier-
ter amerikanischer Autor, wird wie folgt zitiert:
Die wirklich entscheidende Unterstutzung kam von Teilen der unteren
Mittelschicht, den Bauern und Arbeitern, die am hartesten [von der Wirt-
schaftskrise] betroffen waren. (...) Bezuglich der Nazipartei besteht trifti-
ger Grund zur Annahme, dass wenigstens drei Viertel ihrer Geldmittel
auch noch nach 1930 aus den wochentlichen Mitgliederbeitragen sowie
aus den Eintrittsgeldern fur Massenveranstaltungen stammten, bei der
die oberen Gesellschaftsschichten durch Abwesenheit zu glanzen pfleg-
ten.
Die Geschwister Pool unternehmen keinen Versuch, ihre Geschich-
te in einen weltweiten Zusammenhang einzubetten, doch im Gegen-
satz zu Anthony Sutton prasentieren sie eine abgerundete und aus-
gewogene Darstellung der Ereignisse, die mit unzahligen Zitaten von
Zeitzeugen untermauert wird. Ihre Studie entspricht den Erforder-
nissen wissenschaftlicher Arbeit und stutzt Quigleys Version der Welt-
geschichte in unserem Jahrhundert.
3. Ein kurzer Uberblick iiber die Geschichte
Was in Deutschland zwischen 1918 und 1932 geschah, ist kein aus
dem Nichts entstandenes abgeschlossenes geschichtliches Drama,
109
sondern bloss eine Episode in einem weitaus grosseren weltrevolu-
tionaren Schauspiel, zu dem die bolschewistische Revolution, die
Demontage der Kolonialreiche sowie die Schaffung eines triigeri-
schen «Weltparlaments» in Form der UNO gehoren. Dieses Drama
steuert nun einem furchterregenden Hohepunkt zu.
Aus diesem Grund konnen wir die voile Bedeutung der von James
und Suzanne Pool so gewissenhaft und aufregend erzahlten ge-
schichtlichen Begebenheiten nur wirklich begreifen, wenn wir sie
wie ein Mosaiksteinchen in das Puzzle der Gesamtgeschichte des
Jahrhunderts einsetzen, denn alle bedeutenden Umwalzungen un-
seres «Jahrhunderts des Konflikts» sind fur sich alleine betrachtet un-
verstandlich. Diese grossere und umfassendere Geschichte kann ohne
wesentlichen Substanzverlust in einigen wenigen Wbrten zusammen-
gefasst werden.
Der Finanzkapitalismus des 19. Jahrhunderts manifestierte sich in
verschiedenen nationalen Formen, die in eifrigem Wettstreit mitein-
ander lagen. Dies erklart die erbitterte industrielle und kommerzielle
Rivalitat, die in den 1. Weltkrieg mundete, und den im 19. Jahrhun-
dert bis aufs Messer gefiihrten Kampf um Kolonien. Zu Beginn des 20.
Jahrhunderts taten sich die grossen Bankierfamilien oder -dynastien
(Rothschild, Baring, Erlanger, Schroder, Seligman, Speyers, Mirabaud,
Mallet, Warburg, Oppenheimer, Schiff usw.), welche die nationale
Hochfinanz verschiedener Lander in wachsendem Masse dominiert
hatten, zusammen und leiteten einen revolutionaren Wandel ein,
indem sie die nationalen Konzentrationen des Finanzkapitals zu ei-
nem einzigen, integrierten internationalen Finanzsystem zusammen-
wachsen liessen, das sie zu beherrschen gedachten.
Diese revolutionare Umwalzung auf dem Felde der Hochfinanz er-
heischte eine entsprechende revolutionare Umwalzung auf jenem
der Politik, denn eine voll internationalisierte Hochfinanz vertragt
sich schlecht mit einer Vielzahl nationaler politischer Machtzentren.
In diesem Mosaikbild tritt der Zionismus als chauvinistischer Natio-
nalismus jener in Erscheinung, welche die Hochfinanz auf der ober-
sten Ebene kontrollieren, wahrend der Kommunismus eine Art hoch-
explosiven Sprengstoff gegen alle anderen Nationalismen darstellt.
110
Zionismus und Kommunismus sind also zwei Seiten einer Medaille
oder zwei Aspekte eines globalen Machtstrebens, das die Welt in ein
Zeitalter beispielloser Konflikte gesturzt hat.
Alle bedeutsamen Umwalzungen des 20. Jahrhunderts lassen sich
zwanglos als Folge der politischen Bedurfnisse jener erklaren, wel-
che die Hochfinanz auf internationaler Ebene beherrschen. Samtli-
che grossen Kampfe unserer Zeit - der Kampf eines Henry Ford um
die Beibehaltung der Kontrolle uber sein riesenhaftes Unternehmen,
der Kampf eines Montagu Norman, eines Geoffrey Dawson und an-
derer um die Wahrung der nationalen Integritat des britischen Kapi-
talismus, der Kampf eines Henri Deterding, der sich dafur einsetzte,
dass die Firma Shell in echt britischen und hollandischen Handen
blieb, sowie schliesslich der Kampf Deutschlands gegen die drohen-
de marxistische Machtergreifung - reihen sich nahtlos in das Gesamt-
bild des Kampfes der westlichen Zivilisation gegen den Ansturm ei-
nes fremden Elementes ein.
ill
Kapitel 6
Der «Antisemitismus» unter der Lupe
Dassdie machtige und wohlhabendejudisch-amerikanische Gemeinschaft
es nicht fertig gebracht hat, auch nur eine einzige wissenschaftliche
Studie uber die Ursachen desAntisemitismuszu erstellen, spricht Bande.
Weder die religibsen noch die weltlichen Fiihrer der vielen judischen Or-
ganisationen wollen diese wirksame Waffe aus den Handen geben. Wer
Vorurteile beseitigt, verliertgetreue Anhangerdes Glaubens. (...) Diesist
die Verschwbrung des Rabbinertums, judischer Burger und anderer Fuh-
rer des organisierten Judentums, die Probleme des Vorurteils am Leben zu
erhalten.
Alfred Li lien thai
The Other Side of the Coin
Von all den grossen Betrugereien, die in ihrer Gesamtheit die heutige
«Welt der Lugen» ausmachen, ist keine machtiger oder gefahren-
drohender als jene, die man «Antisemitismus» nennt. Sie ist heutzu-
tage ungemein gefahrlich, weil sie mit durchschlagendem Erfolg als
Waffe der psychologischen Kriegsfuhrung benutzt wird, um die Men-
schen der westlichen Staaten an der Einsicht zu hindern, dass man
sie in eine langst geplante «Neue Weltordnung» fuhren will. Sie ist
deshalb so wirksam, weil sie von einem weltumspannenden Netz-
werk von Organisationen eingesetzt und ausgenutzt wird, denen
anscheinend unbegrenzte finanzielle Mittel und unbegrenzt viel Per-
sonal zur Verfiigung stehen.
Diese grosse Luge wird riicksichtslos eingesetzt, um missliebige Infor-
mationen zu unterdrucken und jede echte Debatte uber bestimmte
Themen abzuwurgen, insbesondere uber die Entwicklung im Nahen
Osten, wo die Grilndung des Staates Israel eine Kettenreaktion aus-
gelost hat, deren Folgen fur Juden und Nichtjuden gleichermassen
alarmierend sind. Dr. Alfred Lilienthal, ein judischer Historiker, der
den Zionismus als grosse Gefahr fur das judische Volk und die ganze
Welt erachtet, beschreibt diesen Mechanismus in seinem Buch The
Zionist Connection wie folgt:
112
Wenn die Beziehungen der USA zu der arabischen Welt und Israel wieder
einmal erne kritische Phase erreicht hatten, trat regelmassig irgendein
Querdenker ins Rampenlicht, welcher das Problem in seiner Perspektive
erkannt hatte und mutig versuchte, es der amerikanischen Offentlichkeit
zu erkldren. Ebenso regelmassig wurde dieser Querdenker dann wie der
Leitwolfan der Spitze des Rudels unverzuglich abgeschossen, seine Feder
oder Stimme zum Schweigen gebracht, und wiederum erschien ein gah-
nendes Vakuum. Mit Hilfe der stets willfahrigen Medien wurde jeder Kriti-
ker Israels oder der amerikanischen «Israel zuerst»-Politik zu einem wie-
dergeborenen Hitler hochstilisiert. (...) Jene, die es wagten, die Schweige-
barriere zu durchbrechen, haben teuer fur ihren Schneid bezahlt, der
darin bestand, das auszuiiben, was sie als ihre demokratischen Rechte
betrachteten.
Lilienthal zahlt anschliessend eine ganze Reihe namhafter Kirchen-
vertreter, Politiker und Wissenschaftler auf, die als «Antisemiten» kii-
belweise mit Schmutz uberschuttet und in vielen Fallen beruflich
oder gesellschaftlich ruiniert wurden, weil sie die Courage aufge-
bracht hatten, «gegen den Strom des jiidisch-zionistischen Nationa-
lismus zu schwimmen». Dazu gehoren Rabbiner Elmer Berger; der
Historiker Prof. Arnold Toynbee; Senator J. William Fulbright, der
mutig auf den uberwaltigenden Einfluss Israels im {Congress hinge-
wiesen hat; James Forrestal, ehemaliger US-Verteidigungsminister,
der aus einem Krankenhausfenster in die Tiefe sprang oder gestos-
sen wurde; Moshe Menuhin, Vater des beruhmten Geigers Yehudi
Menuhin, die bekannte Kolumnistin und Schriftstellerin Dorothy
Thompson; Graf Folke Bernadotte, schwedischer UNO-Emissar, der
in Jerusalem ermordet wurde; General Charles de Gaulle sowie fuh-
rende US-Akademiker wie Dr. William Burrows von der Yale-Univer-
sitat und der Harvard-Professor Ernest Hocking.
Alfred Lilienthals lange Liste von Prominenten, die als «Antisemiten»
angeschwarzt und in manchen Fallen zum Schweigen gebracht
wurden, konnte fast beliebig erweitert werden. Folgende Namen fal-
len einem da ein: Ernest Bevin, ehemaliger britischer Aussenmini-
ster; Bertrand Russell, liberaler Philosoph; Prof. Arthur Keith, beruhm-
ter Anthropologe und fruherer Prasident der Britischen Gesellschaft
113
zur Forderung der Wissenschaft; Douglas Reed, Schriftsteller und
ehemaliger Europa-Korrespondent der Londoner Times; Brigadier
Sir John Glubb; der schwedische General Carl von Horn sowie Alex-
ander Solschenizyn.
Fur alle diese «Missetater» war der verleumderische Vorwurf des «An-
tisemitismus» jenem weissen Punkt vergleichbar, den man einem zum
Tode durch Erschiessen Verurteilten auf die Brust heftet, ehe er vor
die Gewehrlaufe treten muss, so dass die Schiitzen genau auf das
Herz zielen konnen. Lilienthal beschreibt den Mechanismus der Ver-
folgung SO:
Uberwachung, Beldstigungen, Rufmord, unstatthafte Vergleiche,
Unterdruckung der Redefreiheit, Verfolgung jeder noch so zuruckhaltend
formulierten abweichenden Ansicht - dies sind einige der grundlegenden
Techniken, welche die Vielzahl «humanitarer», «verteidigungspolitischer»
und sonstiger zionistischer Propagandaorganisationen anwendet, um jede
Opposition gegen den israelischen Staat und seine Politik zum Schweigen
zu bringen.
Lilienthal begnugt sich nicht mit einem abstrakten Hinweis auf die
mit dieser schmutzigen Arbeit betraute «Vielzahl von Organisatio-
nen», sondern nennt Ross und Reiter:
Die 1913 gegrundete, uber grosse Finanzmittel verfugende Anti-Defa-
mation League, ein Ableger der 130 Jahre alten B'nai-B'rith-Loge, spielt
die Fuhrungsrolle bei der aggressiven, effizient organisierten und unent-
wegten Kampagne, deren Ziel darin besteht, den Antisemitismus durch
Verfolgung angeblicher Antisemiten nie aus den Schlagzeilen verschwin-
den zu lassen. Die ADL, wie die Abkurzung dieser Organisation lautet,
wird dabei fast immer von anderen judischen Gruppierungen flankiert.
Die Zeiten, als sie sich um die Ausmerzung tatsachlicher Vorurteile und
tatsachlicher Bigotterie bemuhte, sind langst vorbei; heute zielen ihre
Aktivitaten auf die Unterstutzung Israels sowie die Ausschaltung von Kri-
tikern der zionistischen Taktiken ab.
Dem Hauptsitz der ADL in New York stand anno 1974 ein Jahresbud-
get von 7,4 Millionen Dollar zur Verfugung; sie besitzt in den USA 28
114
regionale Biiros und 300 vollamtliche Mitarbeiter. Jedes regionale
Buro verfiigt iiber ein eigenes Direktorium, das sich aus «fuhrenden
Personlichkeiten und prominenten Biirgern der jeweiligen Gegend»
rekrutiert. In alien Landern der westlichen Welt bestehen entspre-
chend aufgebaute Schwesterorganisationen, die zwar zahlenmassig
weniger stark und nicht ganz so machtig sind, aber - so Alfred Lilien-
thal - allesamt «enormen Druck, ja geradezu Erpressung aus(iben».
Gutinformierten Konservativen in aller Welt war vieles von dem, was
Lilienthal schreibt, bereits bekannt, doch hort man dergleichen ger-
ne von einem namhaften jiidischen Historiker, der nicht gegen sein
eigenes Volk, wohl aber gegen den chauvinistischen Zionismus ein-
gestellt ist. Im vorliegenden Kapitel wollen wir freilich nicht Lilien-
thals umfangreiches Werk The Zionist Connection besprechen, son-
dern genauer untersuchen, was es mit der Totschlagevokabel «Anti-
semitismus» auf sich hat; unsere Analyse wird diesen Begriff als Po-
panz entlarven.
Allein schon das Wort «Antisemitismus» ist eine Luge ganz besonde-
rer Art, stellt es doch die Begriffe auf den Kopf. Eine derartige Luge
stosst auf den geringsten Widerstand, weist sie doch die starkste Ahn-
lichkeit mit der Wahrheit auf, so wie der linke Handschuh dem rech-
ten am starksten gleicht. Was «Antisemitismus» genannt wird, ist nam-
lich in Tat und Wahrheit nichts anderes als sein genaues Gegenteil,
namlich Feindschaft gegenuber den Nichtjudenl Dieser Trick, der darin
besteht, die Wahrheit so umzukehren, dass eine schamlose Luge
daraus wird, ist der hervorstechende Charakterzug der marxistisch-
leninistischen Dialektik, welche die tyrannische Herrschaft einer kon-
spirativen elitaren Gruppe zur «Diktatur des Proletariats*, einen Poli-
zeistaat zu einer «Demokratie» und den Krieg zum «Frieden» umlugt.
Was die Zionistenbosse in Rage versetzt, ist - wie sie selbst schon oft
eingestanden haben - nicht die vorgebliche Verachtung und Aus-
grenzung judischstammiger Menschen durch Nichtjuden und vor
allem Christen, sondern das genaue Gegenteil: Die Bereitwilligkeit,
mit welcher die ubrige Menschheit assimilierungswillige Juden in ihren
Schoss aufnimmt. Dies verdeutlichen die folgenden, ungemein auf-
schlussreichen Bemerkungen, die Isi Leibler, Vorsitzender des Exeku-
115
tivrats der australischen Juden, laut den Australian Jewish Times vom
30. Dezember 1979 von sich gab:
Die hauptsachliche Bedrohung fur unser Uberleben ist auch weiterhin
der zunehmende zahlenmassige Verlust, den wir als Ergebnis von Assimi-
lierung und Mischehen erleiden. Unser Problem in Australien wird noch
durch den Umstand kompliziert, dass - wie in den meisten westlichen
Gemeinschaften - fast alle unsere jungen Menschen Uniuersitdten besu-
chen. Dies ist an und fur sich begrussenswert, verstarkt aber die Assimilie-
rungstendenzen, well Uniuersitdten fur religiose, ethnische und aufWah-
rung ihrer Eigenart bedachte Gruppen seit jeher eine Bewahrungsprobe
dargestellt haben.
Leibler lobpreist anschliessend die «Intensivierung der positiven ju-
dischen Erziehungstatigkeit» als bestes Mittel gegen die Akzeptanz
und Assimilierung der Juden durch die nichtjiidische Bevolkerungs-
mehrheit und fugt hinzu: «Wir durfen ungemein stolz darauf sein,
dass weit uber 50% der jiidischen Schulkinder in Melbourne judi-
sche Schulen besuchen.»
Isi Leiblers Beschworung der «Bedrohung», die von der «Assimilie-
rung und den Mischehen» ausgehen soil, ist typisch fur die Reaktion
jiidischer Fuhrer auf das, was sie stets als grosse, dem Liberalismus
und der Grosszugigkeit der Nichtjuden innewohnende Gefahr be-
argwohnt haben. Hier ein beliebig herausgegriffenes, Howard More-
ly Sachars Buch The Course of Modern Jewish History entnommenes
Beispiel:
Als sich unter Alexander II das Verhaltnis zwischen Russen und Juden
entspannte, entstand der judische Nationalismus nicht zuletzt als Reak-
tion auf die Gefahr der Assimilierung. Wir erinnern an die Bestur-
zung, die Judah Leib Gordon und Peres Smolenski empfanden, als sie
urplotzlich erfassten, dass der «Modernismus» der Haskalah zur Fassade
fur die Aufgabe jiidischer Loyalitat geworden war. Um dieser Assimilie-
rung entgegenzuwirken, nahmen Yehiel Michel Pines und Zeev Wolf J a-
witz eine Neueinschatzung der Ghettowelt uor und entdeckten in jener
Welt eine Tiefe und Zartheit, die sie fruher nicht erkannt oder geschatzt
hatten. (Hervorhebung durch den Autor.)
116
Begreiflicherweise verhartete sich die Einstellung Alexanders des
Zweiten gegeniiber den Juden wieder, als er erkannte, dass sein
Liberalismus nicht die erhofften Fruchte trug, ja dass die Judenfuh-
rer all ihre Sonderrechte nutzten, um die Stellung der Juden als
eigenstandige Nation zu starken und ihren Abgrenzungswillen zu
steigem, ohne sich um die Bedurfnisse und Wunsche der restlichen
Bevolkerung zu scheren.
Es besteht kein Zweifel daran, dass Isi Leibler vom Exekutivrat der
australischen Juden fur das organisierte Judentum in aller Welt
sprach; schon ein gelegentlicher Blick in judische Zeitungen und
Zeitschriften bestatigt dies. Dr. Josef Kastein, einer der beruhmtesten
unter den jiidischen Historikern, bestarkt uns in unserer Uberzeu-
gung, indem er bemerkt: «Halten wir uns die grosse Lehre unserer
Geschichte vor Augen, dass der Antisemitismus kein jiidisches, son-
dern ein fremdes Problem ist.» (History and Destiny of the Jews.) Louis
Golding, ein weiterer bekannter Autor, stosst ins gleiche Horn: «Der
Antisemitismus ist kein jiidisches, sondern ein fremdes Problem. » (The
Jewish Problem.) So fuhrt ein versteckter oder verdeckter Rassismus
seitens der Juden zu einer offenen, scheinbar rassistischen Reaktion
seitens der gekrankten «Fremden», in deren Mitte die Juden weilen,
und diese Reaktion wird dann «Antisemitismus» genannt. Sir Arthur
Keith fasste den Sachverhalt in seinem Werk A New Theory of Human
Evolution wie folgt zusammen:
Meine Kollegen aufdem Gebiet der Anthropologie haben, betort von ethi-
schen Idealen, Juden wie Nichtjuden einen Barendienst erwiesen, indem
sie vulgare Dinge mit beschonigenden Wortern bezeichneten. Sie haben
den Juden eingeredet, sie seien gar keine Rasse, sondern bloss eine «ethni-
sche Gruppe», die durch eine gemeinsame Religion zusammengehalten
werde. Sie haben ferner alien anderen weissen Volkern weisgemacht, sie
gehorten keiner Rasse an, und folglich sei die ganze Feindseligkeit zwi-
schen Nichtjuden und Juden nichts weiter als eine kunstlich geschiirte
Form der Hysterie. In bester Absicht haben professionelle Anthropologen
es fertiggebracht, der Welt die Natur ihrer offenen Wunden zu verheimli-
chen.
117
Bedeutet Trennung zwangslaufig einen Antagonismus? Sir Arthur
Keith beantwortet diese Frage folgendermassen:
Ein Rassenmerkmal der Juden ist es, dass ihr Verhalten durch einen «dop-
pelten Kodex» gekennzeichnet wird: Gegenuber ihren Stammesgenossen
legen sie den einen Kodex (Freundschaft) und gegenuber sdmtlichen aus-
serhalb ihres Kreises Stehenden den anderen Kodex (Feindschaft) an den
Tag. Wie wir gesehen haben, ist dieser Gebrauch eines doppelten Kodex
Kennzeichen einer sich entwickelnden Rasse.
Der jiidische Gelehrte Bernard Lazare sprach demnach Iediglich ei-
nen offenkundigen Sachverhalt aus, als er in seinem Buch Anti-Semi-
tism schrieb:
Die Gegner der Juden gehorten verschiedenen Rassen an, lebten in ver-
schiedenen Weltengegenden, unterstanden verschiedenen Gesetzen, hin-
gen unterschiedlichen Weltanschauungen an, pflegten nicht dieselben
Gebrduche und wichen geistig stark uoneinander ab. Unter diesen Um-
standen konnten sie dieselbe Erscheinung unmoglich gleich beurteilen.
Daraus ist zu schliessen, dass die allgemeinen Ursachen des Antisemitis-
mus stets in Israel selbst und nicht in seinen Widersachern lagen.
Der egalitare Fanatismus moderner westlicher Linksintellektueller hat
den verblendenden und verdummenden Effekt, dass sie um der Ver-
breitung ihrer gleichmacherischen Doktrin willen die Zusammenar-
beit mit den militantesten rassischen Separatisten und rassischen Su-
prematisten stets eifrig gesucht und diese sogar als ihre Fuhrer ak-
zeptiert haben! Die nichtjiidischen Intellektuellen, deren Rassenbe-
wusstsein vollig verkummert ist, sehnen sich nach einer Welt, in der
die vermeintlichen Ursachen des Antagonismus und der Spannung
samt und sonders verschwunden sind, wahrend ihre jiidischen Ge-
nossen mit demselben Eifer die Zerstorung des Rassenbewusstseins
anderer betreiben, weil sie darin die ideale Voraussetzung fur den
Triumph ihres eigenen Gruppenbewusstseins und Nationalismus se-
hen. Nahum Goldmann hat es erstaunlich freimutig gesagt: «Wir sind
gleichzeitig das separatistischste und das universalistischste Volk der
Welt.» (The Jewish Paradox.) Er stellt unmissverstandlich klar, dass
der Separatismus fiir «uns», die Juden, da ist, der Universalismus
118
jedoch fur «sie», die Nichtjuden. George Orwell hat es in Animal Farm
so ausgedriickt: «Alle Tiere sind gleich, doch einige Tiere sind glei-
cher als die anderen.»
Der verdeckte Antagonismus einer unassimilierbaren, eine geschlos-
sene Gemeinschaft bildenden Minderheit gegenuber der Bevolke-
rungsmehrheit hat sich in unzahligen Formen geaussert, doch der
erstrebte allgemeine Effekt ist fast immer derselbe: Die «Fremden»
sollen auf gerade jenen Gebieten schwach werden, auf denen die
Minderheit stark ist, indem die Gruppensolidaritat der Mehrheit un-
tergraben und ihre Vitalitat, ihr Selbstbewusstsein und ihre Willens-
kraft geschwacht werden. Ohne auf die Frage der Urheberschaft der
sogenannten Protokolle der Weisen von Zion einzugehen, konnen wir
festhalten, dass diese die vollstandigste Beschreibung der dabei an-
gewendeten Mittel enthalten, die je zu Papier gebracht worden ist.
Einer der Hauptfaktoren bei diesem Prozess der Kulturzersetzung,
ohne den die ganzen Folgeerscheinungen unmoglich waren, war
die Verfalschung all jener wissenschaftlichen Disziplinen, die mit der
Erforschung des Menschen zu tun haben: Anthropologic, Psycholo-
gic, Ethnologie, Humangenetik, Politologie und Geschichtswissen-
schaft.
Die Korrumpierung der Wissenschaften lasst sich nirgends so gut
veranschaulichen wie in der Psychologic, jener Wissenschaft also,
welche sich per definitionem mit der menschlichen Seele beschaf-
tigt. Gerade auf diesem Gebiet hat die Antisemitismuskeule, oder die
blosse Furcht davor, in unserem Jahrhundert verheerende Auswir-
kungen gezeitigt. Dr. Thomas Szasz schreibt in seinem Buch The Myth
of Psychotherapy:
Der Widerspruch zwischen Freuds leidenschaftlichen antireligiosen Tira-
den und seinem engagierten Eintreten fur das Judentum wirft ein grelles
Licht auf einen wichtigen Aspekt von Freuds Personlichkeit und Werk,
namlich seine Feindschaft gegen die Nichtjuden. Das volkstumliche Bild
von Freud als einem aufgeklarten, emanzipierten, nichtreligiosen Men-
schen, der mit Hilfe der Psychoanalyse «entdeckte», dass die Religion eine
geistige Krankheit ist, gehort ins Reich der Fabel verwiesen. (...) Er sym-
119
pathisierte vom ersten Tage an mit dem Zionismus und war ein Bekann-
ter und Anhdnger Herzls, dem ex einmal em Exemplar ernes seiner Bu-
cher mit einer personlichen Widmung zustellte. Freuds Sohn war Mit-
glied der Kadimah, einer zionistischen Organisation, und Freud selbst
gehorte dieser als Ehrenmitglied an.
Szasz bemerkt, dass Freuds Rachsucht gegenuber personlichen Fein-
den im besonderen sowie Nichtjuden im allgemeinen, aber auch die
«potentielle Destruktivitat der Psychoanalyse als Rhetorik der Ver-
wunschung und Diffamierung», durch die damals verbreitete Vor-
stellung verschleiert wurde, «was judisch ist, ist liberal, fortschrittlich
und wissenschaftlich»; deshalb war es schwierig, Freuds Lehren zu
kritisieren, ohne gleich antisemitischer Gefiihle bezichtigt zu werden.
Am meisten beunruhigte Freud deshalb stets Kritik aus jiidischen
Quellen, beispielsweise die couragierte und scharfsinnige Analyse
des Wiener Schriftstellers Karl Kraus - er beschrieb die Psychoanalyse
als «jene Krankheit, die zu kurieren sie vorgibt» - oder die von einem
anderen jiidischen Schriftsteller, Theodor Lessing, stammende Defi-
nition der Psychoanalyse als «Monstrositat des jiidischen Geistes».
Szasz, der selbst jiidischer Abstammung war und an der New Yorker
State University eine Zeitlang als Psychiatrieprofessor wirkte, schrieb
anlasslich eines Buchs von Frank Field, in dem versucht wird, Karl
Kraus' hartes Urteil zu entkraften:
Fields Bemerkungen kennzeichnen eine intellektuelle und wissenschaftli-
che Einstellung gegenuber Freud und seinem Werk, die sich in den fruhen
Zeiten der Psychoanalyse vor dem Ersten Weltkrieg entwickelt hat und
die Freud nach Kraften forderte. Ich meine damit die Ansicht, es zeuge
von schlechtem Geschmack, darauf hinzuweisen, dass die Psychoana-
lyse keine Wissenschaft, sondern Ausdruck jiidischen Denkens
ist und dass sie, besonders in der Form, in der sie von Freud und seinen
Lakaien benutzt wurde, ein unmoralisches und hassliches Unter-
fangen war. Wurde eine solche Behauptung von einem Christen aufge-
stellt, so bewies dies fur die Anhdnger der Psychoanalyse, dass dieser
Antisemit war; wurde sie von einem Juden erhoben, so enthullte sie sein
mangelndes Urteilsvermogen oder entsprang seinem judischen Selbst-
120
hass. Da in Freuds Wien nur wenige Mohammedaner lebten und sich
unter diesen wiederum nur wenige um die Psychoanalyse scherten, fuhrte
diese Argumentation in der Praxis dazu, dassjede ernsthafte intellektuelle
oder wissenschaftliche Kritik der Psychoanalyse verunmoglicht wurde.
(Hervorhebung durch den Autor.) 20
Wenn Szasz die Psychoanalyse nicht als Wissenschaft, sondern als
Ausdruck judischen Denkens einstufte, so sprach er damit ein gros-
ses Wort gelassen aus, denn genau dasselbe gilt gleichermassen fur
andere judische Gelehrte und ihre wissenschaftlichen Lehren, bei-
spielsweise fur Prof. Franz Boas und seine Schule der egalitaren An-
thropologic, derzufolge die offensichtlichen physischen Unterschie-
de zwischen den Menschenrassen keine Entsprechung auf menta-
lem Gebiet finden. Genau wie die Psychoanalyse wurde auch die
egalitare Anthropologic vor allem von Juden entwickelt und gefor-
dert: Franz Boas selbst, Sohn von aus Russland stammenden Juden;
Ruth Benedict, geboren in New York, spater Professorin fur Anthro-
pologic an der Columbia University; Isador Chein, geboren in New
York, als Angehoriger des Supreme Court (Oberster Gerichtshof)
mitverantwortlich fur die Abschaffung der Rassentrennung; Theo-
dosius Dobzhansky, geboren in Russland, Professor fur Zoologie an
der Columbia University; Melville Hershkowits, Professor fur Anthro-
pologic an der Northwestern University; Otto Klineberg, Lektor fur
Anthropologic und Psychologic an der Columbia University; Ashley
Montagu (nicht sein wirklicher Name), Professor fur Anthropologic
an der Rutgers University; Gene Weltfish, Lektor fur Anthropologic
an der Columbia University etc.
Nichtjiidische Kritiker der von Boas verfochtenen Lehre, die ihre
Gegner mit der traditionellen Hoflichkeit der akademischen Sprache
behandeln - welche natiirlich voraussetzt, dass beide Seiten guten
Willens sind -, versaumen es, ihre beste Trumpfkarte auszuspielen.
Bei allem Respekt vor dem immensen Wissen des Autors fallt es doch nicht leicht,
seiner Einschatzung Sigmund Freuds und der verschiedenen Formen der Psycho-
therapie, die sich weitgehend auf das Urteil von Thomas Szasz stiltzt, zu folgen. Ivor
Benson war offensichtlich mit dieser Materie wenig vertraut; daher war ihm wohl
auch Dr. Szasz' Ausrichtung als «Anti-Psychiater» nicht bekannt. (Anmerkung des
Herausgebers.)
121
Sie erwahnen namlich den leicht beweisbaren Tatbestand nicht, dass
die von Boas vertretene Theorie keine Wissenschaft, sondern Ausdruck
judischen Denkens ist, die vor allem dazu dient, judische und insbe-
sondere zionistische Anliegen zu fordern. Zudem liesse es sich eben-
so leicht nachweisen, dass all diese judischen Vertreter des Gleich-
heitsdogmas personlich nicht daran glauben, da dieses in schroffstem
Gegensatz zu den Praktiken ihrer Gemeinschaft steht, der ihre Loya-
litat und unkritische Unterstutzung gilt.
Genau weil die von Boas gegrundete anthropologische Schule keine
Wissenschaft ist, darf an jenen Universitaten, wo Juden den Ton an-
geben, nicht offen daruber diskutiert werden, und samtliche Gegen-
argumente werden mit der Rhetorik der «Verwunschung und Diffa-
mierung» niedergekniippelt, indem die Kritiker als «Rassisten», «Fa-
schisten», «Nazis» oder sogar als «Geisteskranke» beschimpft werden.
Genau gleich verhalt es sich auf dem Gebiet der Geschichte, insbe-
sondere jener des 2. Weltkriegs. Die angebliche Ausrottung von sechs
Millionen Juden, von denen die Mehrzahl in Gaskammern ermordet
worden sein soil, ist wiederum keine Wissenschaft, sondern Ausdruck
judischen Denkens; somit darf sie auch nicht nach den normalen aka-
demischen Grundsatzen erforscht und diskutiert werden, und da
hier judische geopolitische und sicherheitspolitische Interessen auf
dem Spiel stehen, wird jeder Versuch, die offizielle Version der Ereig-
nisse zu widerlegen, zwangslaufig mit nichtakademischen Mitteln
beantwortet, namlich mit «Verwunschung und Diffamierung», bis-
weilen sogar mit physischer Gewalt.
Manches deutet darauf hin, dass das Instrument der Einschuchte-
rung heutzutage vor allem gegen Nichtjuden verwendet wird, wah-
rend es fniher, als die Juden weniger Macht besassen, haufig und
wirksam innerhalb der judischen Bevolkerungsgruppe benutzt wur-
de, um die Gruppensolidaritat zu wahren.
Bernard Lazare bemerkt, dass die modernen Juden die Bedeutung
der religiosen Zeremonien vergessen haben, und meint, das rabbini-
sche Judentum habe sich zur «Religion des Rationalismus» gewan-
delt. Was die Juden heute zusammenhalte, meint er, sei das «natio-
122
nale Bewusstsein»; auch ein nichtreligioser, agnostischer oder gar
atheistischer Jude «ist weiterhin ein Jude, weil er an seine Rasse
glaubt». Diese Bemerkungen untermauert Lazare mit Zitaten aus
Werken anderer judischer Autoren.
Der in diesem Jahrhundert erfolgte Wandel lasst sich wie folgt be-
schreiben: Leitmotiv des zionistischen Zusammengehorigkeitsgefuhls
ist nicht langer die Furcht, sondern der Appetit. Somit furchten sich
die heutigen Juden nicht mehr allzusehr davor, als Abweichler ge-
brandmarkt zu werden, sondern lassen sich von den Aussichten auf
personlichen Reichtum und Karriere betoren, welche ihnen die Loya-
litat gegenuber ihrer Gruppe verheisst. In einer durch bourgeoise
Profitgier und Konkurrenzdenken atomisierten westlichen Welt ist
die ungeachtet ihrer geographischen Zerstreuung unerschiitterli-
che Einheit der Juden mit ihrem beliebig variierbaren doppelten ethi-
schen Kodex das Passwort Sesam offne dich!, welches die Tur zum
geschaftlichen und beruflichen Erfolg weit aufspringen lasst.
Bernard Lazare ruhmt diese Mentalitat ganz ungeniert:
Der personlich starker als seine Rivalen begabte Jude mehrt seinen Vor-
teil noch, indem er sich mit seinen Glaubensgenossen zusammentut (...)
und so seine Macht steigert, indem er gemeinsam mit seinen Brudern
handelt.
Doch ist der Jude wirklich «personlich starker als seine Rivalen be-
gabt»? Fuhrende Juden reagierten empfindlich auf Boris Pasternaks
Ausspruch, nur die Mittelmassigen fanden es notig, ihren eigenen
Vorteil anzustreben, indem sie sich innerhalb einer Gesellschaft zu-
sammenschlossen, und Pasternak wurde alsbald als «antisemitischer
Jude» an den Pranger gestellt.
Ein weiterer enormer Vorteil, den die Juden im heutigen, nur auf
den personlichen Erfolg ausgerichteten Geschaftsleben geniessen,
liegt darin, dass ihre eigenen Chancen durch ihre Moglichkeit,
Nichtjuden zu einem Karrieresprung zu verhelfen, massiv vergrossert
werden. Die Nichtjuden wetteifern geradezu darin, sich bei den
Juden anzubiedern - im Geschaft, im Berufsleben und ganz besonders
123
in der Politik, so dass diese Domanen weitgehend von den Juden
kontrolliert werden.
Was konnen die nichtjudischen «Fremden» nun angesichts des «Pro-
blems» tun, das in ihrer Mitte entstanden ist? Die erste Voraussetzung
ist naturlich, das Problem zu verstehen und korrekt zu definieren. Dies
haben wir im vorliegenden Kapitel zu tun versucht. Was wir, die
«Fremden», brauchen, ist etwas, das nur ein Verstandnis des Pro-
blems einschliesslich der Einsicht in die Denkweise der Gegenseite
ermoglicht, namlich eine Haltung, die von Intelligenz und nicht von
blind emotionalen Reaktionen gepragt ist. Schliesslich wollen wir,
dass sich das Problem entscharft und letzten Endes im Idealfall ganz
verschwindet; wir wollen nicht nur ab und zu unseren Ressentiments
freien Lauf lassen diirfen, denn dadurch wird die Lage nur noch
vertrackter.
Der australische Judenfuhrer Isi Leibler gibt uns die Antwort, nach
der wir suchen: Wir mussen die assimilierungswilligen Krafte fordern
und intensivieren. Was fur ihn die «hauptsachliche Bedrohung» dar-
stellt, ist fur uns die grosste Hoffnung. Die Menschen des Abendlan-
des haben sowohl als Volker wie auch als Einzelmenschen die Pflicht,
sich geistig gegen jede Form des doppelten Kodex in ihrer Mitte zu
wappnen; dadurch brechen sie diesem die Spitze. Gleichzeitig wer-
den sie, falls sie weise genug sind, die assimilierungswilligen Krafte
fordern, indem sie sich bei all ihren personlichen Kontakten mit jiidi-
schen Burgern mustergultig hoflich, hilfsbereit und freundlich ver-
halten, jedoch tunlichst vermeiden, sich durch allzu grosse Vertrauens-
seligkeit eine Blosse zu geben.
Die Erfahrung von 2000 Jahren sollte uns hinreichend gelehrt ha-
ben, dass jenes Problem, welches die Juden als «Antisemitismus»
bezeichnen, das wir jedoch Feindschaft gegen die Nichtjuden nen-
nen, durch Appell an niedrige Instinkte und durch Verfolgungen nie
und nimmer gelost werden kann. Doch tun wir gut daran, nie zu
vergessen, dass die chauvinistischen Ambitionen der Zionisten die
Menschheit auf eine weitere weltweite Katastrophe zutreiben, und
dass ihre scharfste Waffe die lahmende Luge vom «Antisemitismus»
ist.
124
Zur Erklarung
Der doppelte Verhaltenskodex - im englischen Original «dual code»
- wird vom Autor oder seinen Gewahrsleuten unterschiedlich defi-
niert (siehe etwa Kap. 6 und Kap. 12). Zur Erklarung: Der doppelte
Verhaltenskodex ist das selbstverstandliche Verhalten im fruheren
Normalfall der tendenziell geschlossenen Gesellschaften, in denen
natiirlich im Innenbereich andere Regeln gelten als Aussenstehen-
den gegeniiber. Er ubt insofern eine gesellschaftliche Schutzfunktion
aus. Das Bemerkenswerte ist nun, dass im Zuge der - nicht zuletzt
durch judischen Einfluss herbeigefiihrten - weitgehenden Oeffnung
aller ehemals geschlossenen Gesellschaften auch der doppelte Ver-
haltenskodex immer mehr ausser Gebrauch kam - ausser beim judi-
schen Volk selbst, das im Gegenteil noch ganz dezidiert daran fest-
halt. - Wenn Benson also vom doppelten Verhaltenskodex einmal als
typisch judisch, zum anderen jedoch als von einer gewissermassen
naturlichen Gegebenheit spricht, so sind damit historisch unterschied-
liche Stufen gemeint. (Anmerkung des Herausgebers.)
125
Kapitel 7
Judische Geschichtsschreibung
Ein aus dem Jahre 1980 stammendes Buch bildet einen guten Aus-
gangspunkt fiir eine allgemeine Untersuchung des unendlich kom-
plexen Themas der jiidischen Geschichtsschreibung. Es heisst Jews
and Zionism: The South African Experience 1910-1967; sein Autor ist
Dr. Gideon Shimoni, Lektor fiir zeitgenossisches Judentum an der
Hebraischen Universitat Jerusalem. Erschienen ist es bei Oxford Uni-
versity Press in Kapstadt.
Dieses Buch stellt ein vortreffliches Beispiel fiir die judische Geschichts-
schreibung dar; es ist sorgfaltig recherchiert und gut geschrieben
und ermoglicht uns hieb- und stichfeste Schlussfolgerungen, welche
auch fiir die Werke der meisten anderen jiidischen Autoren auf die-
sem Gebiet gelten. Wir haben eine Geschichte des jiidischen Volkes
in Sudafrika wahrend eines fast sechzigjahrigen Zeitraums vor uns,
die zugleich auch eine Geschichte Siidafrikas ist. Doch richtet sie
sich an die Juden und wird, von einer HandvoII Ausnahmen abge-
sehen, nur von Juden gelesen werden. Was sie von jeder anderen
Geschichte Siidafrikas unterscheidet, ist der Umstand, dass sie sich
ausschliesslich mit dem Geschick einer winzigen Minderheit der Be-
volkerung jenes Landes befasst. Auf den 364 Seiten, die das Werk
zahlt, findet sich nicht der geringste Ausdruck echter Anteilnahme
am Schicksal irgendeiner anderen Bevolkerungsgruppe, ausser in
jenen Fallen, wo die Unzufriedenheit einer solchen zur Forderung
jiidischer Interessen ausgenutzt werden konnte.
Prof. Henry L. Feingold, Geschichtsprofessor an der Universitat von
New York, sagt es in einem einzigen Satz:
Ist es moglich, dass an der jiidischen Prasenz in der Geschichte etwas so
Idiosynkratisches ist - denn wir haben es mit einer Gemeinschaft zu tun,
die in einer Idee und in der Geschichte selbst wurzelt -, dass sie sich den
126
Instrumenten der modernen Wissenschaft widersetzt und im Widerspruch
zu ihren grundsdtzlichen Ausgangspositionen steht? 21
Eine teilweise Antwort auf die von Prof. Feingold aufgeworfene Fra-
ge liefert der franzosisch-jiidische Schriftsteller James Darmesteter
in seinem Buch Coup d'Oeil sur VHistoire du Peuple Juif (Paris, 1892):
Nicht alle, die sich mit diesen Studien beschdftigen [d.h. Religionsgeschichte
u.a.] haben die Stufe der gelassenen Unparteilichkeit erreicht, wo die
Tatsachen ausschliesslich deshalb erforscht werden, um verstanden zu
werden, und wo der Gedanke sich zu einer Hohe aufschwingt, welche
keine von kurzfristigen Vorurteilen politischer, religioser oder metaphysi-
scher Art schon im voraus diktierten Schlussfolgerungen erlaubt.
Zur Strafe fur diese Denkart wird Darmesteter von Richard J.H. Gott-
heil in dessen Buch Zionism nicht als echter Jude, sondern lediglich
als «Franzose jiidischer Rasse» dargestellt...
Prof. Feingold darf also nicht hoffen, eine Antwort auf seine Frage zu
finden, ausser wenn er wie Darmesteter imstande ist, die Geschichte
losgelost von seiner Identitat als Jude zu betrachten. In diesem Fall
wird er, wenn er tatsachlich Wert auf Objektivitat und Wissenschaft-
lichkeit legt, wie Darmesteter aufgehort haben, ein Jude zu sein.
Anders gesagt, er kann zwar ein jiidischer Geschichtsschreiber, nicht
aber ein wissenschaftlich arbeitender Historiker und ein Jude zu-
gleich sein, denn wie bei alien anderen Wissenschaften muss auch
bei der Geschichtswissenschaft das Interesse an der Menschheit als
Ganzem den Vorrang vor dem Studium und der Betrachtung der
legitimen Sonderinteressen jener zahllosen Gruppen geniessen, aus
welchen sich die Menschheit zusammensetzt.
Dies heisst wohlverstanden nicht, dass alle von Nichtjuden geschrie-
bene Geschichte streng wissenschaftlich ware, denn dies trifft nur
auf einen kleinen Prozentsatz der historischen Werke zu. Die Ge-
schichte ist die Lehre von dem, was geschehen ist; aus diesem Grun-
21 Prof. Henry L. Feingold in Special Interest Report, August 1982, veroffentlicht vom
Amerikanischen Rat fur das Judentum.
127
de ist sie stets stark von jenen beeinflusst, welche den Lauf der Dinge
lenken und selbstverstandlich dazu neigen, ihre Taten und Absich-
ten in giinstigem Lichte erscheinen zu Iassen. Insbesondere wird die
Geschichte irgendeines grosseren Konfliktes fast immer vom Stand-
punkt des Siegers aus geschrieben, und ganz allgemein kann es als
Axiom gelten, dass die Herrschenden, jene, die die Gegenwart kon-
trollieren, die Geschichte der Vergangenheit und der Gegenwart dik-
tieren - in ihren Geschichtsbuchem und in den ihnen unterstehen-
den Massenmedien.
Nichtsdestoweniger gibt es doch einen erheblichen Unterschied zwi-
schen jiidischer und nichtjudischer Geschichtsschreibung, denn er-
stere ist durchwegs sehr viel parteiischer als letztere; sie richtet sich
ausschliesslich an ein judisches Publikum, wahrend letztere trotz all
ihrer Fehler und Schwachen fur die Offentlichkeit insgesamt gedacht
ist. Der Hauptunterschied liegt in der Thematik, die im Fall der judi-
schen Geschichtsschreibung fur den nichtjudischen Leser fast im-
mer ungeniessbar ist. So lesen wir, wenn wir Shimonis Buch an ir-
gendeiner Stelle aufschlagen, Stellen wie folgende, auf S. 173 stehen-
de:
Viel dynamischer als Mizrachi war die sozialistisch-zionistische Partei
Paolei Zion (Arbeiter Zions), die im November 1918 in Johannesburg
von einer Gruppe junger jiidischer Immigranten litwaltischen Hinter-
grundes ins Leben gerufen worden war, insbesondere den Brudern Ri-
chard und Leibl Feldman, Jacob Judelowitze, EM. Pincus und S. Kartun.
Paolei Zion zog das Jiddische dem Hebraischen eindeutig vor und ver-
offentlichte eine Monatszeitung in jiddischer Sprache mit dem Titel «Un-
serWeg»...
Schliessen wir das Buch, und schlagen wir es an einer beliebigen
anderen Stelle wieder auf, so stossen wir beispielsweise auf S. 263 auf
folgende Passage:
... und wahrend Habonim durch die Verschmelzung mit Dror grosser
wurde und Bnei Zion endlich seine Erziehungspolitik kristallisiert hatte,
gab es weit weniger Kandidaten fur Chalutz Aliyah als zum Zeitpunkt,
wo Israel gegrundet wurde.
128
Der nichtjudische Normalburger kann fur all dies kein Interesse auf-
bringen, weil die Konzepte und Institutionen, von denen hier die
Rede ist, ausserhalb seines eigenen Erfahrungskreises liegen und nur
fur Juden einen Sinn besitzen; manche der verwendeten Worter
findet man in keinem englischen Worterbuch.
Ein Grossteil der von Nichtjuden verfassten historischen Bucher mag
von geringem wissenschaftlichem Wert sein, doch echte Wissen-
schaft ist in der westlichen Geschichtsschreibung stets stark vertre-
ten gewesen. Hierzu ein Beispiel. Zur Zeit des Burenkriegs in Sudafri-
ka verfassten britische Establishment-Schriftsteller, darunter hoch-
begabte, schamlos propagandistische Geschichten dieses Krieges,
doch war es fur britische Leser immerhin moglich, Bucher zum glei-
chen Thema zu finden, welche ihren bleibenden Wert bewiesen ha-
ben; man denke nur an J. A. Hobsons The War in South Africa. Im
allgemeinen wurde im Westen die seriose Geschichtsschreibung in
einer ersten Phase von der propagandistischen in den Hintergrund
gedrangt, doch hat sich die Wahrheit schliesslich immer durchge-
setzt, wenn auch - um Lord Acton zu zitieren - oft erst, «wenn nie-
mand mehr an ihrer Unterdriickung interessiert ist». Die Propagan-
dabiicher (iber den Burenkrieg sind weitgehend in Vergessenheit
geraten, und der heutige Leser, der wissen mochte, was damals ge-
schah, kann zu einem Werk wie Thomas Pakenhams The Boer War
greifen, das nichts vertuscht, nichts verfalscht und die britische Poli-
tik in Afrika nicht beschonigt, auch wenn es die Ereignisse nicht in
ihren historischen Kontext einbettet 22 .
Auf der anderen Seite finden wir in der gesamten jiidischen Ge-
schichtsschreibung nichts anderes als sklavische Unterordnung der
Wissenschaft unter ein engstirniges Konzept der jiidischen nationa-
len Interessen. Damit geht nicht selten die Verteufelung eines jiidi-
schen Autors einher, der die Ketzerei begangen hat, fur eine Versoh-
nung der moralischen Interessen von Juden und Nichtjuden einzu-
Thomas Pakenham, The Boer War (Jonathan Ball and Weidenfeld & Nicholson);
J.A. Hobson, The War in South Africa (James Nisbet, London 1900), siehe auch Sir
William Butler, an Autobiography (Constable, London 1912, Kapitel XXI, XXII, und
XXIII).
129
stehen. Am starksten von all diesen Autoren ist der Philosoph Ba-
ruch Spinoza verteufelt worden.
Moses Maimonides (geboren 1135 im talmudischen Zentrum von
Cordoba) verfasste einen beruhmt gewordenen Kodex der Prinzipi-
en des Judentums und schrieb:
Es ist verboten, irgendeinen Menschen im Geschdftsleben zu betrugen
oder zu tduschen. Juden und Nichtjuden mussen gleich behandelt wer-
den. (...) Was einige Leute denken, ndmlich dass es gestattet sei, einen
Nichtjuden zu betrugen, ist ein Irrtum, dem Ignoranz zugrunde liegt. (...)
Trug, Doppelzungigkeit, Schwindeleien und Vertragsbruch gegenuber
einem Nichtjuden sind dem Allmdchtigen verdchtlich, denn «alle, die un-
gerecht handeln, sind dem Herrn deinem Gott ein Greueh. (Zitiert nach
Douglas Reed, The Controversy of Zion.)
Die Talmudisten verpetzten Maimonides bei der Inquisition und sag-
ten: «Ihr, die ihr eure eigene Gemeinde von Ketzern saubert, saubert
auch unsere.» 23
Durch dieses Beharren auf Absonderung und Geheimhaltung wi-
dersetzt sich die judische Prasenz im Westen «den Instrumenten der
modernen Geschichtsschreibung und steht im Widerspruch zu ih-
ren Ausgangspositionen». Nichts konnte, um Feingolds Terminolo-
gie aufzugreifen, «idiosynkratischer» oder eigentumlicher sein als das
geschichtliche Faktum einer streng geeinten und organisierten Nati-
on, einer endogamen, d.h. sich nicht mit Aussenstehenden vermi-
schenden biologischen Einheit, die nicht wie alle anderen Nationen
ein eigenes nationales Territorium besitzt, sondern weltweit unter
anderen Bevolkerungsgruppen zerstreut ist. Denn das Judentum
unter dem Banner des Zionismus ist, wie Shimoni und mit ihm fast
alle judischen Geschichtsschreiber freimutig einraumen, eine wirkli-
che Nation, bei welcher die Religion immer weniger ins Gewicht fallt.
In Douglas Reeds The Controversy of Zion wird der Bannfluch gegen Spinoza zitiert.
In jungster Vergangenheit ist der profilierte amerikanisch-judische Wissenschaftler
Dr. Alfred Lilienthal, Verfasser des Buchs The Zionist Connection, von der judischen
Hierarchie der USA exkommuniziert worden.
130
Auf vielen Seiten des Shimoni-Buchs wird der innerjudische Kampf
geschildert, bei dem zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Zionismus
an Starke gewann, eine grundsatzlich sakularistische nationalistische
Ideologic, die schliesslich die judische Religion weltanschaulich in
den Hintergrund drangte.
Bei den Ruckzugsgefechten der Religiosen spielte der Geistliche A.R
Bender aus Kapstadt eine fuhrende Rolle. Uber ihn schreibt Shimoni:
Er betrachtete den Zionismus als irrefuhrende Illusion, da die Wiederge-
winnung einer judischen Heimstatt seiner Ansicht nach eine Aufgabe fur
Gott und nicht fur die Menschen war. Wennschon, konnte er sich noch am
ehesten fur den Territorialismus erwdrmen-. Wahrend das zionistische
Ziel lediglich ein «in ferner Zukunft liegendes gottliches Ereignis» war,
konnte der Territorialismus immerhin sofortige Erleichterung schaffen.
An anderer Stelle bemerkt Shimoni, der Zionismus habe in Sudafrika
raschere Fortschritte gemacht als in den USA und Grossbritannien,
und fugt hinzu: «Infolgedessen muss man sich bewusst sein, dass in
Sudafrika mehrere Generationen junger Juden ihre Identitat fast aus-
schliesslich aus dem Zionismus schopften.»
Shimonis Buch ist so gut wie frei von religiosen Tonen und der best-
mogliche Beweis dafur, dass die Juden in den Nationen des abend-
landischen Kulturkreises fremdvolkische Eindringlinge darstellen; sie
sind wohlorganisiert und operieren auf internationaler Basis als se-
parate Nation mit ihrem eigenen System von Interessen und Werten.
Da eriibrigt sich der Hinweis beinahe, dass Shimoni nirgends schreibt,
die Juden der Welt betrachteten Israel als ihre Heimat, in die sie oder
ihre Kinder eines Tages zuruckzukehren hofften. Diese Vorstellung
von der Bestimmung der Juden ist heute fast ausschliesslich auf Chri-
sten beschrankt 24 .
In seinem Rundbrief Middle East Perspectives beschrieb Alfred Lilienthal im Dezem-
ber 1984 einen Besuch in Israel und ging dabei auf die verschiedenen evangelischen
Gruppen ein, die innerhalb Israels tatig sind und «eine unschatzbare Hilfskraft fiir
die zionistische Bewegung darstellen».
131
Diese eigentiimliche jiidische Prasenz, die in so gut wie alien Staaten
der weissen Welt einschliesslich der Sowjetunion auf alien Gebieten
- Wirtschaft, Politik und Kultur - enormen und oftmals entscheiden-
den Einfluss ausubt, stellt das, was von der westlichen wissenschaftli-
chen Geschichtsschreibung noch ubrig geblieben ist, vor eine Her-
ausforderung, die sie zu ihrem eigenen Schaden nicht annimmt.
Es ist, mit anderen Worten, zur drangendsten Pflicht und Verantwor-
tung westlicher wissenschaftlicher Geschichtsschreibung geworden,
in eine parteiische Geschichte einzudringen, sie zu erforschen und
in den gesamten Wissens- und Weisheitsschatz der Menschheit ein-
zugliedern, von der diese Menschheit sich so lange ganzlich hat aus-
schliessen lassen. Enorm an Dringlichkeit gewonnen hat diese Auf-
gabe in den letzten Jahren durch die Entwicklungen im Nahen Osten,
bei denen jiidische Interessen mit jenen aller anderen Nationen un-
losbar verquickt sind, diese judischen Interessen jedoch am haufig-
sten die Initiative ergreifen und den entscheidenden Einfluss aus-
uben.
Der verstorbene Prof. Sir Arthur Keith, ehemaliger Vorsitzender der
Britischen Vereinigung zur Forderung der Wissenschaft, stiess in sei-
nem Buch A New Theory of Human Evolution zum Kern des anthro-
pologischen Problems vor. Die Kapitel, in welchen Keith das Problem
jiidischer Minderheiten und das Phanomen des sogenannten «Anti-
semitismus» zur Sprache bringt, bilden nur einen kleinen Teil des mehr
als 400 Seiten starken Opus, in dem er die Rolle des Gruppenbewusst-
seins bei der Evolution von Rassen, Nationen und Moralvorstellun-
gen erlautert. Shimonis Geschichte der judischen Gemeinschaft in
Siidafrika, aber auch Dr. B.A. Kosmins Geschichte der Juden in Sim-
babwe 25 , belegt die Richtigkeit der von Keith aufgestellten These
anhand unzahliger Beispiele.
Keith schreibt, die Juden befanden sich im permanenten Kriegszustand
mit den Volkern, unter denen sie leben 26 , und dieser Krieg hort nicht
auf, ein Krieg zu sein, nur weil die dabei verwendeten Waffen fast
25 Majuda: a History of the Jewish Community in Zimbabwe (Mambo Press, Zimbabwe
1981).
132
ausschliesslich jene des Geistes sind. Diese Situation gemahnt an die
Parteiparole in George Orwells Roman 1984: «Krieg ist Frieden, und
Frieden ist Krieg». Orwells Buch lasst sich als geniale Darstellung eini-
ger der Methoden lesen, die heute tatsachlich von einer kleinen
fremdvolkischen Machtelite zur Ausdehnung ihrer Herrschaft uber
den Rest der Menschheit angewendet werden.
So wichtig die von Orwell geschilderte Manipulationstechnologie
auch ist, sie stellt nur einen kleinen Teil der Technologie der politi-
schen Kriegsfuhrung dar, welche die ganze Spannweite der mensch-
lichen Aktivitaten umfasst - Hochfinanz, Medien, Parteipolitik, Justiz,
Erziehung und Kunst - und nicht einmal vor aktiver Teilnahme an
revolutionarer Subversion und terroristischer Gewalt zuriick-
schreckt. 27
Shimoni liefert seinen Lesern die Tatsachen beziiglich der judischen
Beteiligung an revolutionaren Aktivitaten in Sudafrika, untemimmt
aber keinen Versuch, sie zu deuten oder zu erklaren. Offenbar geht er
davon aus, dass seine hauptsachlich judischen Leser keinen Nach-
hilfeunterricht benotigen, um diese Fakten mit judischen politischen
Zielen und Bestrebungen in Verbindung zu bringen. Er schreibt, der
Kampf habe so richtig in den funfziger Jahren begonnen, als die sud-
afrikanische Regierung das Gesetz zur Unterdriickung des Kommu-
nismus erliess. Dieses - im folgenden mehrfach modifizierte - Gesetz
ermachtigte die Bundesstaaten, jede als prokommunistisch erachte-
te Organisation zu verbieten. Auf S. 227 schreibt Shimoni dazu:
Unter Bezugnahme auf die Zerstorung Karthagos macht Prof. C. Northcote Parkin-
son in seinem Buch East and West (Riverside Press, Cambridge 1963) folgende
Bemerkung, welche die These Keiths zu stiitzen scheint: «Karthago war zerstort
worden, doch unter den karthagischen Satelliten hatten sich die Juden befunden,
von Palastina aus westwarts zerstreut, doch asiatischer Herkunft und Denkweise,
potentielle Spione und Rebellen, schwer assimilierbar und vollig unzuverlassig. Der
Jude verkorperte damals einen feindlichen Agenten hinter den europaischen Lini-
en und ist es bis zum heutigen Tage geblieben.»
Nahum Goldmann, fruherer Vorsitzender sowohl des Judischen Weltkongresses
als auch der Zionistischen Weltorganisation, schrieb in seinem Buch The Jewish
Paradox: «... Tatsache ist, dass die Juden Revolutionare fur andere Volker sind,
nicht jedoch fur sich selbst.»
133
Abgesehen von den Auswirkungen dieser dramatischen Ereignisse auf
das Leben der Juden als weisse Burger Sudafrikas hatten sie betrdchtli-
che Konsequenzen fur das siidafrikanische Judentum als Gemeinschaft.
Der Grund dafilr war, dass enorm uiele Juden der weissen Opposition
gegen die Apartheid angehorten. Wahrend dieser ganzen Periode tauch-
ten judische Namen auf alien Ebenen des Kampfes auf Man fand sie unter
liberalen Reformern, in der radikalen kommunistischen Opposition, bei
Prozessen als Angeklagte oder als Verteidiger der Angeklagten, auf den
Listen Angehoriger uerbotener Organisationen sowie unter denen, die ins
Ausland gefluchtet waren, um sich der Verhaftung zu entziehen. Ihre her-
ausragende Rolle fiel besonders beim Verratsprozess auf, dem die Medien
wahrend der zweiten Halfte der funfziger Jahre breite Aufmerksamkeit
widmeten. Den Auftakt zu diesem Prozess erlebte man im Dezember
1956. Damals wurden 156 Personen verhaftet und angeklagt, Verrat in
Form einer Verschworung verubt zu haben, deren Ziel der gewaltsame
Sturz des Staates und die Errichtung einer auf kommunistischen Grund-
satzen beruhenden Staatsform war. 23 der Angeklagten waren Weisse,
und mehr als die Halfte von diesen Juden.
Er nennt die Namen der Angeklagten: Yetta Barenblatt, Hymie Bar-
sel, Lionel (Rusty) Bernstein, Leon Levy, Norman Levy, Sydney Shall,
Joe Slovo, Ruth (First) Slovo, Sonia Bunting, Lionel Forman, Isaac
Horvitsch, Ben Turok, Jacqueline Arenstein, Errol Shanley, Dorothy
Shanley. Er fugt beilaufig hinzu:
Zu allem Uberfluss wurde die Verteidigung wahrend einer gewissen Pha-
se des Prozesses von Israel Maisels geleitet, wahrend der Anklager kein
anderer als Oswald Pirow war. Der Gegensatz war markant: Maisels, der
prominente judische Gemeindefuhrer, der jene verteidigte, welchen man
Bestrebungen zum Sturz der weissen Vorherrschaft vorwarf; Pirow, der
extreme Afrikaner-Nationalist und ehemalige Nazisympathisant, der die
weisse Vorherrschaft verteidigte.
Es ist sicherlich aufschlussreich, dass wir nirgends in Shimonis Buch
irgendeinen Hinweis auf einen Gegensatz zwischen der jiidischen
Gemeinde insgesamt und jenen finden, welche den Staat auf revolu-
tionarem Wege zu stiirzen trachteten. Dieselbe weiche und unver-
bindliche Haltung der jiidischen Gemeinschaft gegeniiber revolu-
134
tionaren Aktivitaten trat 1963 zutage, als die Polizei in der Luxuswoh-
nung eines gewissen Arthur Goldreich in Rivonia nahe bei Johan-
nesburg eine Razzia durchfuhrte, bei der ihr fast die gesamte Fuh-
rung einer angeblichen schwarzen Befreiungsbewegung namens
Umkonto we Sizwe (was in der Zulusprache «Speer der Nation» be-
deutet) ins Netz ging. Shimoni berichtet:
Siebzehn Personen wurden verhaftet, darunter Sisulu und Kathrada, von
denen der erste den uerbotenen Afrikanischen und der zweite den eben-
falls uerbotenen Indischen Kongress anfuhrte und die sich beide uor der
Polizei uersteckt gehalten hatten. Funf der Festgenommenen waren Weis-
se, und zwar durchwegs Juden: Arthur Goldreich, Lionel Berstein, Hilli-
ard Festenstein, Dennis Goldberg und Bob Hepple.
Die triibe, den Interessen ihres Gastlandes diametral entgegenge-
setzte Rolle der judischen Gemeinschaft in Sudafrika wurde von
Nathaniel Weyl in seinem Buch Traitor's End beleuchtet, in dem er
zum Antisemitismus in Sudafrika schrieb:
Ein vielleicht wichtigeres Element war die namhafte Rolle der sudafrika-
nischen Juden im Finanzwesen, Bergbau und anderen wirtschaftlichen
Schlusselgebieten der Nation einerseits, und in den revolutiondren sowie
den die Abschaffung der Rassentrennung auf dem Reformwege anstre-
benden Bewegungen andererseits. Von Anfang an hatten Juden in der
Kommunistischen Partei und ihren diversen Frontorganisationen den Ton
angegeben. Sie traten ebenso deutlich in den verschiedenen Bewegun-
gen in Erscheinung, welche die Schranken zwischen der weissen und der
farbigen Bevolkerung niederzureissen bestrebt waren.
Da der bizarre Sachverhalt, dass eine hochprivilegierte ethnische
Minderheit unverhaltnismassig stark unter jenen vertreten ist, wel-
che die herrschende Ordnung umsturzen wollen, in von judischen
Autoren stammenden Buchern wie Shimonis Geschichte der Juden
in Sudafrika unerklart bleibt, wird man annehmen durfen, dass unter
den Juden selbst keine Erklarung notwendig ist. Diese Annahme,
welche eine Losung des Widerspruchs darbietet, wiirde voll und
ganz zur These von Arthur Keith passen, dass die Juden aus ihrer
Gruppensolidaritat heraus uberall Krieg gegen die Mehrheiten fiih-
135
ren, unter denen sie ihre selbstgewahlte Existenz als ewige Minder-
heit fristen. Daher ihr unablassiger Kampf fur die Zerstorung aller
Schranken, welche eine ethnische Gruppe von der anderen tren-
nen, ausser jener okkulten Schranke freilich, die von alters her die
Absonderung der Juden gewahrleistet hat.
Shimonis Behandlung des Antisemitismus fusst auf der simplen Vor-
aussetzung, dass es fur die Nichtjuden niemals eine Rechtfertigung
gab oder geben wird, irgendetwas, was die Juden zur Aufrechterhal-
tung oder Forderung ihrer Gruppeninteressen sagen oder tun, zu
kritisieren. Der Antisemitismus wird dementsprechend entweder als
ansteckende Form moralischer Perversion betrachtet, die mit «Ras-
sismus» und «Intoleranz» gleichzusetzen ist, oder aber als bosartige
Ideologic, die mit dem «Nazismus», dem «Faschismus» oder irgend-
einer anderen Form des Totalitarismus verkniipft ist - ausser mit dem
Kommunismus, der in Shimonis Buch zwar haufig erwahnt, doch
niemals missbilligt wird. Der Verfasser schreibt uber jene Periode, als
einerseits fast alle eingeschriebenen weissen Kommunisten Juden
waren und zweitens Israel in den Vereinten Nationen standig gegen
Sudafrika stimmte:
Der weitverbreitete Verdacht gegen Israel und das Judentum kam auch
in der Feindschaft zum Ausdruck, die eine Organisation namens Inter-
kirchliche antikommunistische Aktionskommission (AntiCom) an den Tag
legte. Sie gab einen zweisprachigen Rundbrief heraus, der den Eindruck
schurte, es bestehe ein enges Band zwischen Judentum und Kommunis-
mus. Mittels der neonazistischen Standardpropaganda entnommenen
«Beweisen» wollte sie belegen, dass Kommunismus und Bolschewismus
von Juden gefordert wiirden. Unter den damals in Sudafrika obwalten-
den Umstanden waren diese Unterstellungen besonders heimtuckisch,
denn AntiCom genoss allem Anschein nach den Segen der verantwortli-
chen Stellen innerhalb der afrikaanssprachigen Kirchen. Doch Proteste
des [judischen] Abgeordnetengremiums beim AntiCom-Komitee fruchte-
ten wenig. Dieses antwortete, die judische Gemeinde solle «angesichts
des hohen Prozentsatzes an judischen Namen unter den registrierten
Kommunisten» erkldren, wo sie «im Kampf gegen den gottlosen Kommu-
nismus» stehe.
136
Offensichtlich war die judische Gemeinde durchaus nicht in der Lage,
sich vorbehaltlos gegen den «gottlosen Kommunismus» zu stellen,
und in einer offenen und freimutigen Diskussion ware sie auch nicht
imstande gewesen, dem AntiCom zu beweisen, dass seine Anwurfe
unbegrundet waren und dass es vor, wahrend und nach der bol-
schewistischen Revolution niemals einen Zusammenhang zwischen
Juden und Kommunisten gegeben hatte.
Das Abgeordnetengremium konnte, wie immer unter solchen Um-
standen, nur auf eine einzige Art und Weise reagieren, namlich in-
dem sie alle Anschuldigungen emport verurteilte. Ahnlich war die
Lage im Jahre 1966, als Generalmajor Hendrik van den Bergh, Chef
des sudafrikanischen Geheimdienstes, Juden und Kommunisten im
gleichen Atemzug nannte: Wiederum konnte das Abgeordnetengre-
mium nichts weiter tun, als die Bemerkungen des Generals wutend
zu brandmarken und massiven Druck auf ihn auszuuben, damit er
sie zurucknahm. Ein Beweis dafiir, dass er die Unwahrheit gesagt
oder sich geirrt hatte, wurde naturlich nicht erbracht, und die Ange-
legenheit durfte nicht einmal offentlich diskutiert werden.
In den Staaten des abendlandischen Kulturkreises hat es das, was
man allgemein mit dem Begriff «Antisemitismus» assoziiert, uberhaupt
nie gegeben; Menschen, die ihrer ethnischen Abstammung nach Ju-
den waren, sind dort stets reibungslos akzeptiert und assimiliert wor-
den. Schliesslich sind im Lauf der Jahrhunderte unzahlige Juden
durch Assimilierung in den abendlandischen Nationen aufgegan-
gen, und samtliche Juden der Welt verschwanden mit einem Schla-
ge als ethnische Minderheit, gaben sie ihre Politik der Absonderung
sowie den dafiir erforderlichen doppelten Verhaltenskodex auf. Der
sogenannte «Antisemitismus» ist somit schlichtweg eine Reaktion der
Nichtjuden auf die Weigerung der Juden, sich akzeptieren und assi-
milieren zu lassen, sowie die von den Juden zur Verhinderung der
Assimilierung getroffenen Massnahmen.
Wer judische Zeitungen und andere Publikationen studiert - und
nur wenige nichtjiidische Menschen im Westen tun dies -, kann kei-
nen Zweifel daran hegen, dass der trotz allem fortlaufende Assimilie-
rungsprozess von den Zionistenfuhrern am meisten gefiirchtet wird
137
und dass Anzeichen antijudischer Ressentiments stets weidlich aus-
geschlachtet werden, um das jiidische Fussvolk bei der Stange zu
halten und den Widerstand gegen die naturlichen Versuchungen
der Assimilation zu mehren. Eine geradezu lachhafte Folge dieses
Umstands besteht darin, dass manche Nichtjuden an Schuldkom-
plexen fur das leiden, was sie den Juden angeblich angetan haben,
wo doch alle Schwierigkeiten auf das zuruckzufuhren sind, was die
Juden unentwegt zur Wahrung ihrer Einzigartigkeit und, wo immer
moglich, zur Erweiterung ihrer Vorherrschaft iiber die Nichtjuden
tun.
Ein erheblicher Teil des Shimoni-Buchs ist den hartnackigen Bemu-
hungen der judischen Fuhrer in Sudafrika gewidmet, die jungen Ju-
den gegen die Verlockungen der Assimilierung zu wappnen. Nach-
dem er die verschiedenen judischen Jugendorganisationen sowie
die Ausbildungs- und Schulungslager der Habonim diskutiert hat,
fahrt er auf S. 253 fort:
Ein weiterer Gradmesser der Starke des Zionismus in Sudafrika war sein
Einfluss auf die phanomenale Entwicklung der judischen Tagesschulen
nach 1948. Bis 1967 gab es 14 solcher Schulen, die iiber die grosseren
Stadte Sudafrikas zerstreut waren und von 5500 Primar- und Sekundar-
schulern besucht wurden. Dies entsprach etwa 30% der judischen Schul-
kinder. Obschon diese Schulen von der Zionistischen Organisation weder
gegrundet noch direkt unterstutzt wurden, waren ihre fuhrenden Person-
lichkeiten und Gonner fast ausnahmslos Zionisten. Ausserdem war, wie
wir in einem fruheren Kapitel gesehen haben, die Formel «Judische Erzie-
hung auf der Basis prinzipiell nationaler und traditioneller Grundsatze»
1945 in die Statuten des Erziehungsgremiums aufgenommen worden.
Dass die Juden ihre Kinder auf der Grundlage des judischen Natio-
nalismus erzogen haben wollten, bewirkte bei ihnen keinesfalls Ver-
standnis fur die Bestrebungen der afrikaanssprechenden Burger, ihre
Kinder im Geiste christlich-nationaler Prinzipien zu erziehen. Im Ge-
genteil: Die von den afrikaanssprachigen Sudafrikanern verfolgte Poli-
tik der christlich-nationalen Erziehung wurde als «ein weiterer reak-
tionarer und deshalb potentiell antijudischer Ausdruck des burischen
Nationalismus» betrachtet.
138
Kennzeichnend fur die jiidische Prasenz in der Geschichte ist nicht
einfach die Anwendung eines doppelten Kodex, der klar zwischen
«uns» und «ihnen» unterscheidet: Wie Arthur Keith darlegt, ist der
doppelte Kodex Bestandteil eines evolutionaren Prozesses, der die
Forderung und Wahrung der bei alien sozialen Lebewesen vorhan-
denen Gruppensolidaritat seit jeher gesichert hat. Typisch fur den
von den Juden benutzten doppelten Kodex ist, dass er auf dem Terri-
torium anderer Nationen praktiziert wird, so dass innerhalb der unter-
wanderten Nationen ein Antagonismus der Gruppeninteressen auftritt,
der dem Gastvolk schadet und fiir die Juden gelegentlich gefahrli-
che Folgen hat.
Shimonis Buch liefert eine Unmenge von Beispielen fiir die bizarr
von der unsrigen abweichenden Denk- und Ausdrucksweise, die
durch diese eigentumliche Prasenz in der Geschichte erforderlich
gemacht wird. Beim nicht dem auserwahlten Volk angehorenden
Leser bewirkt dies Gefuhle der Verwirrung, die jenen der Alice im
Wunderland ganz ahnlich sind. In dieser Welt erreicht das Unwirkli-
che einen wunderbaren Grad an Ahnlichkeit mit dem Wirklichen,
und die radikalsten Widerspruche losen sich scheinbar auf. Es ist
dies eine Art des Denkens, die der Westen bis zu einem gewissen
bescheidenen Grad bei seinen Versuchen kennengelernt hat, in die
Mysterien der marxistisch-leninistischen Dialektik einzudringen. Ihr
hauptsachliches Merkmal besteht darin, jeden Gradmesser der Wahr-
heit und Logik den Erfordernissen der «Sache» unterzuordnen; wenn
etwas «uns» nutzt, ist es wahr, wenn es «ihnen» nutzt, ist es unwahr.
George Orwell nennt dieses Denkmuster Zwiedenken.
Die Juden miissen Verwunderung und spottische Selbstzufrieden-
heit angesichts folgender Tatsache empfinden: Anscheinend entgeht
es der ganzen Welt, dass das, was sie so leidenschaftlich als «Apart-
heid» verdammen, nichts weiter als die von den Buren praktizierte
Version dessen ist, was sie unter dem Namen «Zionismus» selbst pre-
digen und praktizieren, namlich rassische und nationale Selbsterhal-
tung und Selbstbestimmung. Zu einer Zeit, da Juden uberall auf der
Welt bei jeder Kampagne gegen Sudafrika in vorderster Front stehen,
arbeiten Juden in Sudafrika, darunter nicht wenige israelische Burger,
139
auf alien Ebenen einschliesslich der Hochfinanz, der Industrie, der
Verteidigung und sogar bei nationalen Sicherheitsagenturen aufs eng-
ste mit der Regierung zusammen 28 .
Wir konnen uns eine pedantische Aufzahlung der zahllosen Beispie-
le fur den doppelten Kodex oder das Zwiedenken in Shimonis Buch
sparen, erkennt man doch auf buchstablich jeder Seite, wie dieses
fur die Ziele eines Nationalismus eingespannt wird, dem die sichere
Basis eines festumrissenen geographischen Territoriums abgeht. Des-
halb begnugen wir uns mit einem einzigen, schlagenden Beispiel.
- Frage: Was ist aus zionistischer Sicht die verabscheuungswiirdig-
ste aller Ideologien?
- Antwort: Der Nationalsozialismus!
- Nachste Frage: Was geschah in Sudafrika, wahrend der National-
sozialismus in Europa seine Triumphe feierte?
- Antwort: Wir lesen in Shimonis Kapitel uber die Kriegsjahre, dass in
Sudafrika die Zionistische Sozialistische Partei aufkam. Wie wir klipp
und klar aufgezeigt haben, ist der Begriff Zionismus ein Synonym fur
judischer Nationalismus. Die Zionistische Sozialistische Partei, so er-
fahren wir, «erlebte einen grossen Aufschwung». Shimoni schreibt:
«In den spaten dreissiger Jahren sowie wahrend des Krieges nahm
eine neue ideologische Konstellation, die schliesslich zum soziali-
stischen Zionismus fiihren sollte, im Land Konturen an.» Der inter-
nationale Sozialismus und dessen angeblicher Todfeind, der natio-
nale Sozialismus, werden von Shimoni ohne den geringsten Hin-
weis auf einen tatsachlichen oder logischen Widerspruch mitein-
ander assoziiert:
Das ideologische Programm der Partei hielt fest, dass sie die sozialisti-
schen Arbeiterbewegungen samtlicher Lander in ihrem Kampf unterstutz-
Ein wichtiger Artikel uber das Verhaltnis zwischen Israel und Sudafrika erschien im
Februar 1985 in dem Mitteilungsblatt Israeli Foreign Affairs. Dieses ist seinem Selbst-
verstandnis nach «ein unabhangiger, monatlicher Forschungsbericht uber die di-
plomatischen und militarischen Aktivitaten Israels weltweit» (5825 Telegraph Ave.
No. 34, Oakland, California, 94609 USA).
140
te, «das kapitalistische System des Privateigentums zu liquidieren und an
seiner Stelle erne sozialistische Gesellschaft zu schaffen, die aufder Grund-
lage des Gemeinbesitzes an Produktionsmitteln beruhte». Doch betonte
es, fur Juden sei die Voraussetzung fur den Sozialismus eine judische
Heimstatt in Palastina, so dass ihre Berufszugehorigkeit sowie ihre natio-
nale Existenz normalisiert werden konnten. Der Zionismus verkor-
pert einen fortschrittlichen Nationalismus, der mit detn Sozia-
lismus vereinbar ist, entsprechend der Formeh «Sozialistisch im
Inhalt, national in der Form.» (Hervorhebung durch den Autor.) 29
In einem Wort, der nationale Sozialismus ist fur «uns» und der Interna-
tionale Sozialismus fur «sie», die Wahrung der Gruppenidentitat fur «uns»
und die Ausloschung der Gruppenidentitat fiir «sie», fur «uns» gilt ein
Standard und fiir «sie» ein anderer, die Macht ist fiir «uns», die Ohn-
macht fur «sie».
Kann man es denn dem blossen Zufall zuschreiben, dass das von
George Orwell so bestechend klar dargelegte Konzept des Zwieden-
kens so genau mit der Denkweise ubereinstimmt, der wir in der judi-
schen Geschichtsschreibung begegnen, mag diese nun fiir Juden
oder fiir Nichtjuden bestimmt sein? Und kann man von einem Zufall
reden, wenn man sich vor Augen halt, dass das Zwiedenken sowie
das damit verbundene Verhalten genau das sind, was zur Anwen-
dung jenes doppelten moralischen Kodexes erforderlich ist, den Ar-
thur Keith als bedeutsamen Faktor des Rassenbewusstseins identifi-
ziert hat?
Es drangt sich da der Schluss auf, dass die judische Geschichtsschrei-
bung jegliche Form einer wissenschaftlichen Debatte verunmoglicht,
denn was fiir eine Debatte kann man mit einem Feind fuhren, so
geschickt sich dieser auch tarnen mag? Anders gesagt, wie kann ein
serioser nichtjudischer Wissenschaftler mit jenen diskutieren, die von
Interessanterweise schreibt E. Ben-Shaul im South African Jewish Herald vom 27.
August 1974, das israelische Establishment sei «seiner Natur nach sakularistisch und
marxistisch, eine sowohl sozialistische als auch nationalistische Bewegung, (...) de-
ren Aussenpolitik auf das sozialistische Programm der Schaffung einer neuen mar-
xistischen und sakularistischen Gesellschaft auf selektiver Grundlage zugeschnitten
war».
141
vorneherein darauf bestehen, dass die Sonderinteressen des Juden-
tums sakrosankt sind und folglich nicht zur Diskussion stehen? Fur
den nichtjiidischen Wissbegierigen gleicht die judische Geschichts-
schreibung dem legendaren kretischen Labyrinthe, aus dem der Held
Theseus sich ohne den Faden, den ihm die Minostochter Ariadne
gegeben hatte, niemals hatte herausfinden konnen. Orwells detail-
lierte Analyse und Erklarung des Zwiedenkens ist fur den nichtjudi-
schen Wissbegierigen ein Ariadnefaden, dessen Fibern sowohl mo-
ralischer als auch intellektueller Art sind. Wir zitieren Orwell:
Das Zwiedenken bedeutet die Fahigkeit, zugleich zwei einander entge-
gengesetzte Uberzeugungen zu hegen und beide zu akzeptieren. (...) Der
Prozess muss bewusst ablaufen, sonst verliefe ex nicht mit der erforderli-
chen Prdzision, doch zugleich muss ex unbewusst sein, sonst wiirde ex das
Gefuhl der Falschheit und somit ein Schuldgefuhl erzeugen. (...) Bewusst
Lugen zu erzahlen und sogleich an sie zu glauben; jede unbequeme Tat-
sache zu vergessen und dann, wenn es sich als notig erweist, wieder der
Vergessenheit zu entreissen, solange es erforderlich ist; die Existenz einer
objektiven Realitat zu leugnen und sich trotzdem jener Realitat bewusst
zu sein, die man leugnet - dies alles ist unumgdnglich. Sogar wenn man
das Wort Zwiedenken benutzt, muss man sich des Zwiedenkens be-
dienen, denn indem man das Wort benutzt, gibt man zu, dass man die
Realitat antastet; durch einen neuen Akt des Zwiedenkens loscht man
diese Einsicht aus, und so geht es weiter bis ins Unendliche: stets ist die
Luge der Wahrheit um einen Schritt voraus. (Aus 1984)
Der judische Geschichtsschreiber ist gegen jegliches Gefuhl der
Falschheit und gegen jegliche Gewissensbisse gefeit, weil die Existenz
einer potentiell feindseligen und die bedrohliche Moglichkeit der
Assimilation bietenden Mehrheit die Rechtfertigung fur die Wahrung
einer separaten judischen Identitat und Interessenlage darstellt. Das
Zwiedenken ist somit eine biologische Notwendigkeit, die ebenso mit
gutem Gewissen praktiziert wird wie alle anderen Formen der Tar-
nung und Tauschung, die im Reiche der Natur jede Form des Inter-
essengegensatzes kennzeichnen.
Das Zwiedenken kann als eine Art Erbsiinde betrachtet werden, die
dem Menschengeschlechte anhaftet, seitdem es bemerkt hatte, dass
142
eine unwahre Behauptung, sofern sie geglaubt wird, denselben Ef-
fekt wie eine wahre haben kann und dass eine verzerrte Darstellung
der Wirklichkeit dazu benutzt werden kann, anderen seinen Willen
aufzuzwingen. Man teile jemandem falschlicherweise mit, sein Haus
stehe in Brand, und er wird genau so reagieren, als ob sein Haus in
Brand stunde. Ein Zustand der Ubezeugtheit ist somit an die Stelle
eines Zustands wirklichen Wissens und Verstehens getreten. In sei-
ner Kritik am Sophisten (Phaedrus 261) spricht Plato von dem, was er
«die universelle Kunst, den Geist mit Argumenten zu umgarnen»
nennt: Diese erzeugt Ansichten, die der Uberzeugungskraft eines
anderen und nicht der Wahrheit entstammen. Doch diese Kunst
fordert dem, der sie ausubt, einen hohen Tribut ab, denn jede falsche
Darstellung der Realitat sowie jedes trugerische Argument, das er
anfilhrt, erheischt die Eingliederung einer zusatzlichen Irrealitat in
seinen eigenen Denkprozess und droht schliesslich sein eigenes Rea-
litatsbewusstsein zu untergraben. Das Endergebnis ist ein Zustand
der Entfremdung oder Schizophrenic, wo jede Fahigkeit zur Unter-
scheidung von Wirklichkeit und Unwirklichkeit verloren gegangen
ist.
Doch wie der Mensch durch stete Ubung und Praxis gewisse norma-
lerweise unmogliche oder gar lebensgefahrliche korperliche Gros-
staten vollbringen kann, ist es gewissen Individuen auch moglich,
die Kunst des Zwiedenkens zu einer Perfektion zu entwickeln, die fur
den Ungeiibten und Uneingeweihten nie zu erreichen ware. Dieses
raffinierte Zwiedenken ist in unserem Jahrhundert zur furchtbaren
Waffe der psychologischen Kriegsfiihrung geworden, der sich unter
zionistischer oder kommunistischer Flagge segelnde jiidische Natio-
nalisten und - wenn auch mit geringerer Meisterschaft - ihre nichtju-
dischen Hampelmanner erfolgreich bedienen. In der Tat liegt ein
augenscheinlicher Unterschied zwischen dem Zwiedenken, wie es
von judischen Aktivisten einschliesslich der Journalisten und Histo-
riker praktiziert wird, und der von ihren nichtjiidischen geistigen
Vasallen ausgeubten Variante vor: Erstere sind von starken Rassein-
stinkten beseelt und konnen auf die gesammelten judischen Erfah-
rungen vieler Jahrhunderte zuriickgreifen, letztere haben - falls es
ihnen nicht ausschliesslich um Geld und Karriere geht - keine ande-
143
re Motivation und geistige Grundlage als eine blutleere linke Ideolo-
gie.
Es besteht also ein Riesenunterschied zwischen dem Zwiedenken ei-
nes Whittaker Chambers (Hauptzeuge beim denkwiirdigen Spiona-
gefall Alger Hiss, der sich 1948-1950 in den USA zutrug) und jenem
eines fiihrenden modernen jiidischen Historikers wie Prof. Norman
Cohn. Chambers, der gezwungen gewesen war, zugleich in zwei gei-
stigen Welten zu leben und unter der Last zusammenbrach, erklarte
die Reinigung seiner Seele, die seiner Bekehrung zum Christentum
vorausging, wie folgt:
Ich musste meine ganze Lebens- und Denkart verandern. Bei diesem
Prozess habe ich mich von vielen langjahrigen Einflussen befreit. Es traf
sich, dass sie fast vollstandig semitisch waren. Doch geht es nicht an,
diese Einflusse uerantwortlich zu machen. Ich mache vielmehr mich selbst
dafur uerantwortlich, dass ich ihnen erlegen bin. (Whittaker Chambers,
Brief an einen Freund aus dem Jahre 1943)- 30
Die Vermischung von Realitat und Irrealitat ist im Denken des geub-
ten und durch seine Instinkte gestarkten Praktiker des Zwiedenkens
dermassen vollstandig, dass er, wie Orwell bemerkt, tatsachlich et-
was glauben kann, von dem er weiss, dass es nicht stimmt (wenn
auch nur so lange wie notig), ohne deshalb seine Verankerung in
der Wirklichkeit zu verlieren. Dass er selbst glaubt, was er erzahlt,
verleiht seinen Darlegungen einen hohen Grad von Glaubwiirdig-
keit.
Ein vorzugliches Beispiel fur diese Art des Zwiedenkens stellt das
Schlusskapitel von Prof. Norman Cohns Warrant for Genocide («Frei-
brief fur V61kermord») dar, in welchem er die bei Nichtjuden auftre-
Whittaker Chambers Brief an einen Freund wird von Allan Weinstein in seinem
Buch tiber den Fall Chamber-Hiss erwahnt, das den Titel Perjury («Meineid») tragi.
Alger Hiss wurde wegen Meineids uberfuhrt, weil er seine verraterischen Handlun-
gen unter Eid abgestritten hatte. Eine brillante Zusammenfassung des Chamber-
Hiss-Falls liefert Douglas Reed in Behind the Scene (einem Neudruck des zweiten
Teils von Far and Wide); siehe auch Whittaker Chambers Autobiographie Witness
(Random Press, New York 1952).
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tenden ressentimentgeladenen Reaktionen auf einen psychologi-
schen Mechanismus zuruckfuhrt, «durch den menschliche Wesen
ins Verhalten anderer jene anarchistischen Tendenzen hineinlesen,
die sie in sich selbst vorzufinden furchten». Cohn liefert folgende
raffinierte Begrundung fur diese These:
... die Juden als Kollektiv werden unbewusst sowohl dem «bosen Sohn» -
d.h. dem Mordgeluste gegen seinen Vater hegenden rebellischen Sohn -
als auch dem «bosen Vater» gleichgesetzt, d.h. dem potentiellen Folter-
knecht, Kastrierer und Toter des Sohnes.
Cohn fahrt fort:
Nach Sigmund Freud selbst haben verschiedene Psychoanalytiker die
Ansicht verfochten, die Juden wiirden, well sie den christlichen Gott ver-
worfen haben, von manchen Christen unbewusst als «bose», rebellische
Sohne, ja als Vatermorder betrachtet. Dies heisst, dass es traditionell fur
einen Christen leicht und uerlockend war, den Juden zum Sundenbock
fur jedwelche unbewussten Ressentiments zu machen, den er selbst ge-
gen seinen Vater oder sogar seinen Gott hegt.
Wen diese Erklarung noch nicht iiberzeugt, fur den kann Prof. Cohn
noch etliche andere aus der Trickkiste Ziehen:
Unbewusst wird der Jude noch starker mit dem «bosen Vater» als mit
dem «bosen Sohn» identifiziert. Dies ist sehr gut verstdndlich, denn das
geschichtliche Verhditnis des judischen Volkes gegenuber dem Christen-
tum und Europa lasst es beinahe unuermeidlich erscheinen, dass es als
eine Art kollektiver Vdterfigur gesehen wird. Als identifizierbares Volk
sind die Juden naturlich sehr uiel alter als die meisten europaischen Vol-
ker, doch dies ist noch nicht alles: Die judische Religion ist die Vaterreli-
gion, aus der und im Wettstreit mit der sich das Christentum entwickelt
hat.
Sind Sie immer noch nicht iiberzeugt? Keine Sorge, Prof. Cohn kann
noch mit einer weiteren Erklarung aufwarten:
Am wichtigsten ist vielleicht die Tatsache, dass, wahrend der Gott des
Christentums die Eigenschaften des Voters und des Sohnes in sich verei-
145
nigt, der Gott der Juden einzig und allein Vater ist. Man mochte hinzufu-
gen: In den Augen der Christen, die ihn nur aus dem Alten Testament
kennen und nichts von der spateren Entwicklung des Judentums wissen,
ist er dazu noch ein einzigartig tyrannischer und gnadenloser Vater. 3I
Da denkt man unwillkurlich an jene Art der Oberzeugungskraft, die
O'Brien (sein Name ist nun mit demjenigen Emmanuel Goldsteins
austauschbar) einsetzt, als er in Orwells 1984 zu Winston Smith sagt:
Sie wissen ganz genau, was mit Ihnen los ist. Sie wissen es seit Jahren,
obgleich Sie sich bemuht haben, dieses Wissen zu verdrangen. Sie sind
geisteskrank. Sie leiden an einem gestorten Erinnerungsvermogen.
Winston, so meint O'Brien, leide an einem gestorten Erinnerungs-
vermogen, weil er darauf beharre, ein Wissen im Gedachtnis zu be-
halten, das er hatte vergessen und somit seiner Existenz berauben
sollen. Dementsprechend wird von den Nichtjuden verlangt, sie
miissten aus ihrem Gedachtnis samtliche kollektiven Erinnerungen
an die Krankungen und das Unrecht tilgen, das ihnen seitens der
Juden widerfahren ist, und sich der Einsicht Prof. Cohns beugen,
dass jede Weigerung, die jiidischen Forderungen bedingungslos zu
erfiillen, nichts anderes als eine «kollektive Psychopathologie» ist.
Im Tone schnoddriger Uberlegenheit, mit mephistophelischem Selbst-
vertrauen und Hochmut, prasentiert uns Cohn eine leicht komplexe
Erklarung des «Antisemitismus», die den ahnungslosen Leser dank
ihrer Raffinesse und inneren Logik so beeindrucken wird, dass er sie
moglicherweise akzeptiert, ohne die fragwiirdigen Grundlagen na-
her zu untersuchen, auf denen sie beruht, namlich die trube und
vollkommen aus der Luft gegriffene Freudsche These von der tiefen
Feindschaft zwischen Vater und Sohn.
Alle so gearteten «Erklarungen» des Antisemitismus lassen sich, ge-
nau wie ein Grossteil der Freudschen Schriften, als Form der psycho-
logischen Kriegsfuhrung betrachten, die sich unter dem Deckman-
Ein gesundes Gegengift gegen das verquaste Denken Prof. Norman Cohns uber die
sogenannte «Vater-Sohn-Psychologie» liefern Thomas Szasz in seinem The Myth of
Psychotherapy sowie Douglas Reed in The Controversy of Zion.
146
telchen der Wissenschaft tarnt und listig darauf abzielt, das Denken
des abendlandischen Menschen zu lahmen und seine Aufmerksam-
keit moglichst weit weg von einem Untersuchungsfeld zu lenken, wo
logischerweise und realistischerweise jede ernsthafte Untersuchung
beginnen musste: Die Klagen uber judische Ungerechtigkeit, die im
Lauf der Geschichte fast standig von Volkern verschiedener Rasse
und Nationalitat erhoben wurden, in deren Mitte die Juden als Min-
derheiten lebten. Statt die Klage zum Gegenstand der Untersuchung
zu machen, setzt man den Klager auf die Anklagebank oder iibergibt
ihn gar, wie Cohn vorschlagt, dem Irrenarzt zur klinischen Untersu-
chung!
Die judische Ungerechtigkeit, jene Praxis, die Arthur Keith als «Ko-
dex der Feindschaft» bezeichnet hat, hat in vielen westlichen Spra-
chen ihren Niederschlag gefunden. So findet sich im Concise Oxford
Dictionary, dem Standardworterbuch der englischen Sprache, das
Substantiv «Jew» (Jude) in der Bedeutung von «erpresserischer
Wucherer, gerissener Handler*, und das transitive Verb «to jew» als
Synonym fur «betnigen, ubervorteilen».
Samtliche Fakten bezuglich des standig getrilbten Verhaltnisses zwi-
schen Juden und Nichtjuden liegen offen dar und sind dem For-
scher zuganglich; was meist fehlt, sind der Wille und die Kraft zum
Forschen. Als ihrer Verletzlichkeit bewusste und geographisch zer-
streute Nation, die jedoch fest entschlossen war, zu uberleben und
reich und machtig zu werden, haben es die Juden stets verstanden,
ihre Energien auf jene Formen der wirtschaftlichen Aktivitat zu kon-
zentrieren, wo «gerissenes Handeln, Betnigen und Ubervorteilen»
am besten moglich sind und wo sie durch kollektives Handeln den
Geld- und Warenfluss am leichtesten lenken konnen. Aus diesem
Grunde haben sie auch stets eine ausgepragte Vorliebe fur jene Be-
rufe und Beschaftigungen an den Tag gelegt, die eine sichere Grund-
lage fur maximale Einflussnahme auf die Gastbevolkerung bieten.
Andererseits haben sie sich stets peinlichst von jenen Betatigungen
ferngehalten, bei denen ein festes und untrennbares gemeinsames
Interesse iiberwiegt, von der Landwirtschaft etwa, vom Militarwesen
sowie von den spezialisierten Handwerken.
147
Nun, wo wir vollkommene Einsicht in die Motive und Methoden der
Gegenseite gewonnen haben, konnen wir den Marsch durch die
dunklen Gange des Labyrinths judischer Geschichtsschreibung wa-
gen - mag sich diese an Juden oder an Nichtjuden richten -, ohne
Gefahr zu laufen, die Orientierung zu verlieren und uns zu verirren.
Wir konnen uns dabei, wie Christian in The Pilgrim's Progress, auf
unsere Gewissheit stutzen, dass es eine Wahrheit gibt, dass wir diese
Wahrheit fur unsere korperliche und seelische Gesundheit benoti-
gen und dass wir dank ihr den leidenschaftlich parteiischen Mach-
ten der Verfuhrung und des intellektuellen Terrorismus standhalten
konnen.
148
Kapitel 8
Zionistisch-kommunistisches Zusammenspiel
im Nahen Osten
Dieses Kapitel ist ein Neudruck eines im Rundbrief Behind the News vom Januar 1984
und spater in Kanada als Broschure mit dem Titel The Middle East Riddle Unwrapped
veroffentlichten Beitrags. Es figurierte auch in der ersten Ausgabe von The Zionist Factor
als Kapitel und wird hier aufgrund seines unverminderten Wertes als Gesamtdarstellung
der Lage im Nahen Osten in welthistorischer Perspektive abermals wiedergegeben. Die
seit seiner ersten Veroffentlichung eingetretenen Ereignisse haben seine Richtigkeit besta-
tigt.
Wir durfen nicht hoffen, die gegenwartige gefahrvolle und sich rasch
verschlechternde Lage im Nahen Osten zu begreifen, wenn wir uns
nicht zuerst eine Geschichtsdeutung zu eigen machen, welche die
wahre Rolle der beiden wichtigsten Gegenspieler erkennen lasst -
jene der Sowjetunion als angeblicher Schutzmacht der arabischen
Staaten sowie jene des Staates Israel als angeblicher westlicher Basti-
on gegen den sowjetischen Expansionismus.
Anders gesagt, die wirkliche Bedeutung der Entwicklungen, welche
die Menschheit in das Inferno eines neuen Weltkriegs hinabzureis-
sen drohen, ist nicht im heutigen Nahen Osten zu finden, sondern in
ganz anders gearteten Geschehnissen, die gegen Ende des 19. Jahr-
hunderts eingesetzt haben. Laut dieser Interpretation der Geschich-
te, nach der man in den Massenmedien ebenso vergeblich suchen
wird wie in irgendeinem Geschichtsbuch, lassen sich samtliche be-
deutsamen politischen Umwalzungen unseres Jahrhunderts auf re-
volutionare Veranderungen zuruckfuhren, die in der Welt der Hoch-
finanz abliefen.
Untrennbar mit diesen Veranderungen auf dem Gebiet der Hochfi-
nanz verknupft sind u.a. folgende politische Ereignisse: Die bolsche-
wistische Revolution mitsamt dem darauf folgenden Aufstieg der
UdSSR zum industriellen und militarischen Koloss; der Zweite Welt-
krieg; die Liquidierung der Kolonialreiche; die Geburt der Vereinten
149
Nationen sowie die rasch darauf folgende Grundung unzahliger
neuer Staaten, die oft sehr klein und wirtschaftlich ohne fremde Hilfe
kaum uberlebensfahig waren, doch nun alle im neuen Schattenwelt-
parlament und der Schattenweltregierung vertreten sind. Die ange-
deuteten Umwalzungen auf dem Felde der Hochfinanz lassen sich
kurz wie folgt umreissen:
Noch lange nach Beginn der modernen industriellen Ara existierte
der Finanzkapitalismus - den man keineswegs mit dem Privateigen-
tum der Produktionsmittel verwechseln darf - praktisch nur in natio-
nalen Konzentrationen; es gab einen britischen, einen deutschen,
einen franzosischen, einen hollandischen Finanzkapitalismus usw.
Dieser war in jedem Fall an eine nationale Regierung geknupft, die
sich - falls das betreffende Land demokratisch war - letztlich gegen-
uber der Wahlerschaft verantworten musste.
Wahrend des 19. Jahrhunderts und bis tief ins 20. Jahrhundert hin-
ein standen diese nationalen Konzentrationen der Finanzmacht in
lebhaftem Wettbewerb miteinander. Ein treffendes Beispiel dafur lie-
fert der Streit um Kolonialbesitz in Afrika und sonstigen Teilen der
nichtindustrialisierten Welt, welcher aus der Rivalitat der nationalen
Finanzmachte in Grossbritannien und Deutschland heraus entstand.
Dann geschah es, dass die vielen nationalen Konzentrationen finan-
zieller Macht allmahlich verschmolzen und etwas in der Geschichte
zuvor Unbekanntes bildeten: Einen internationalen Finanzkapitalis-
mus, der grimmig entschlossen war, sich von jeder Verantwortung
gegeniiber nationalen Regierungen und ihren Wahlern zu befreien.
Dieser Prozess der Verschmelzung hatte bereits zur Zeit des Buren-
krieges eingesetzt, begann jedoch erst in den beiden darauffolgen-
den Jahrzehnten einen grosseren Einfluss auf die Weltpolitik auszu-
uben. Eine der letzten nationalen Konzentrationen des Finanzkapi-
talismus, die vor der neuen Macht die Waffen streckte, war jene der
USA. Dies geschah Mitte der dreissiger Jahre, als die schwerreichen
amerikanischen Pionierfamilien unter Fuhrung J. P. Morgans ihre
Vorherrschaft an der Wall Street an die Internationalisten abtreten
mussten. Die Einzelheiten kann man bei Carroll Quigley nachlesen.
150
Zweifellos war ein entscheidender Faktor bei der Auslosung revolu-
tionarer Umwalzungen auf dem Felde der Hochfinanz die Existenz
von Bankierfamilien oder -dynastien, die sich in mehreren europai-
schen Landern seit jeher auf transnationales Bankenwesen speziali-
siert hatten. In Quigleys Tragedy and Hope heisst es im Kapitel «Histo-
ry of the World in Our Time»:
Die grosste dieser Dynastien waren naturlich die Nachfahren Meyer
Amschel Rothschilds (1743-1812) aus Frankfurt, dessen mannlicheNach-
kommen wenigstens zwei Generationen lang meist Cousinen ersten Gra-
des oder sogar Nichten heirateten. Die fiinf Sohne Rothschilds, von de-
nen einer in Frankfurt blieb und die anderen vier in Wien, London, Neapel
und Paris Filialen grundeten, arbeiteten auf eine Weise zusammen, die
andere Bankierdynastien wohl nachgeahmt, aber selten ubertroffen ha-
ben.
Quigley zahlt folgende andere internationale Bankierfamilien auf: Ba-
ring, Lazard, Erlanger, Schroder, Seligman, Speyers, Mirabaud, Mal-
let und Fould. Die Liste liesse sich miihelos verlangern: Man konnte
die Warburgs nennen, die Kuhns, die Loebs, die Schiffs und andere
mehr. Es ist wohl kaum erforderlich, viele Worte uber die Genealogie
dieser international zerstreuten Dynastien zu verlieren, die, wie Quig-
ley schreibt, ... in ihr finanzielles Netzwerk rechtzeitig die als Handels-
banken, Sparbanken und Versicherungsgesellschaften strukturierten pro-
vinziellen Bankenzentren einbrachten und aus alle diesen ein einziges,
international organisiertes Finanzsystem schmiedeten, das Geldmenge
und Geldfluss manipulierte, so dass sie in der Lage waren, Regierungen
einerseits und Industrien andererseits zu beeinflussen, wenn nicht gar zu
kontrollieren.
Jeder weiss, dass diese Bankierfamilien mit wenigen Ausnahmen jii-
disch sind und es stets waren. Ausnahmen wie Morgan und Rocke-
feller bestatigen lediglich die Regel, dass die Kontrolle der internatio-
nalen Finanz als integriertes System weitgehend in jildischen Han-
den liegt. Das ungeheuer wichtige Thema der Verschmelzung natio-
naler Hochfinanzen zu einer judisch beherrschten internationalen
Hochfinanz bedarf einiger zusatzlicher Erlauterungen: Diese werden
151
in einer Anmerkung am Ende dieses Kapitels angefuhrt und in ande-
ren Kapiteln weitergefuhrt. 32
Da fur die westliche Welt dermassen viel auf dem Spiel steht und die
Gefahr von Tag zu Tag wachst, ist es an der Zeit, klipp und klar auszu-
sprechen, dass wir uns nicht langer durch Propaganda und Druck
von einer offenen und freimutigen Diskussion iiber die jiidische Rol-
le in der Machtpolitik abschrecken lassen diirfen, denn damit wur-
den wir unsere Pflichten auf unverzeihliche Weise verletzen und uns
aus der Verantwortung stehlen.
Alle grosseren Veranderungen, die in unserem Jahrhundert gesche-
hen sind - die bolschewistische Revolution und ihre Folgen, die Ent-
fesselung des 2. Weltkriegs, die Demontage der Kolonialreiche sowie
der Schwindel mit dem «Weltparlament» -, all dies und noch vieles
wurde durch die Bedurfnisse und den Ehrgeiz der neuen intematio-
nalen Finanzmacht heraufbeschworen, denn Aufschwung und Si-
cherheit dieser judisch beherrschten Geldmacht liessen sich offen-
kundig nicht mit der fortgesetzten Existenz starker Regierungen in
Europa und Russland vereinbaren, denen die Finanzmogule hatten
Rechenschaft ablegen mussen.
Nur selbstgewahlte Blindheit seitens der bedingungslosen Anhan-
ger eines sozialistischen Religionsersatzes kann einem noch die Ein-
sicht versperren, dass die bolschewistische Revolution sowie die da-
durch herbeigefuhrte sogenannte «Dikatur des Proletariats)) ein welt-
geschichtlich einzigartiger Etikettenschwindel waren. Die bolsche-
wistische Revolution wurde vom Ausland finanziert, und die Sowjet-
union wurde von derselben internationalen Geldmacht errichtet,
vor dem Kollaps bewahrt und zu einer industriellen und militarischen
Supermacht hochgepappelt, die den Staat Israel gegrundet hat, ihn
bis zum heutigen Tage ununterbrochen finanziell iiber Wasser halt
32 Siehe Kapitel 9, «Die kommunistisch-kapitalistische Verbindung». Die Rolle der Geld-
macht im Burenkrieg wird in Thomas Pakenhams The Boer War (Weidenfeld &
Nicholson, 1979) dargelegt; man vergleiche auch J.A. Hobsons The War in South
Africa (James Nisbet, London 1905), Sir William Butler, Autobiography (Constable
1911), Kapitel XII-XIV sowie XXII und XXIII.
152
und mit Waffen eindeckt. Dafur gibt es so viele Beweise, dass sie eine
ganze Bibliothek fullen wiirden, doch die Medien verschweigen sie
wohlweislich.
Die Demontage der Kolonialreiche kann ganz ahnlich als die Freiheit,
die sich die internationale Finanz sicherte, definiert werden. Diese ent-
riss den europaischen Kolonialmachten riesige Territorien und setz-
te dort Marionettenregime ein, die meist tyrannisch, leicht zu mani-
pulieren und noch leichter zu beseitigen waren, wenn man sie nicht
langer brauchte. Dass die europaischen Lander durch diesen Ver-
lust geschwacht wurden und bei den Vereinten Nationen eine gan-
ze Herde von Stimmvieh entstand, war fur die Internationalisten ein
zusatzlicher Gewinn.
Wer auch nur uber ein Mindestmass an Geschichtskenntnissen ver-
fugt, kann nicht mehr emstlich bestreiten, dass die bolschewistische
Revolution weitgehend von Juden dominiert wurde und dass ohne
Ruckendeckung und Teilnahme einer jiidisch geleiteten internatio-
nalen Finanz kein massiver Transfer von Wohlstand und industriel-
ler Technologie aus dem Westen an die Sowjetunion hatte erfolgen
konnen. Anders verhalt es sich mit der Frage nach der ethnischen
Herkunft der politischen Herren der UdSSR, besonders nach dem
Zweiten Weltkrieg, denn die vielen konfusen Debatten, die im Ver-
lauf der Jahre daruber gefiihrt worden sind, haben wenig Klarheit
gebracht.
Die sowjetische Nahostpolitik der sechziger Jahre wurde als stark-
stes Argument gegen die These ins Feld gefiihrt, dass die jiidische
Macht in der UdSSR immer noch vorherrsche. Ein Autor meinte, ein
Staat, der sich als Freund der Araber ausgebe und ausgepragt anti-
zionistischen Nahoststaaten enorme finanzielle Unterstutzung ange-
deihen lasse, glanze nicht eben durch ein Ubermass an «Philosemitis-
mus». Dies scheint in der Tat so - doch wie, wenn nicht durch einen
trugerischen Schein, hatte man so viele Araber, und mit ihnen den
Rest der Welt, an der Nase herumfuhren konnen? Wo Misstrauen am
Platz ist, wie im Fall der demonstrativen sowjetischen Hilfe fur die
Araber, tut man gut daran, weniger Art und Ausmass der erwiesenen
Unterstutzung, sondern vielmehr die dadurch erreichten Resultate zum
153
Gradmesser zu nehmen. Was also waren die Resultate der sowjeti-
schen Nahostpolitik?
Antwort: Sowohl die Zionisten als auch die UdSSR erzielten im Na-
hen Osten bedeutende Gewinne, wahrend die sowjetische «Unter-
stutzung» die Araber, insbesondere die Palastinenser, in einer arge-
ren Lage zuruckliess denn je zuvor. Den Sowjets gluckte es, sich im
ostlichen Mittelmeerbecken dauerhaft einzunisten, wahrend Israel
noch mehr arabisches Land ergattern konnte, sowohl innerhalb Pa-
lastinas als auch auf Kosten der Nachbarstaaten. Man kann sich nur
schwer vorstellen, wie die Israelis solche Gewinne ohne die scheinba-
re Unterstutzung der Sowjets fur die Araber hatten erreichen konnen.
Israel brauchte das Schreckgespenst der sowjetischen Expansions-
geluste im Nahen Osten; es musste sich als Bastion des westlichen
Widerstands gegen diese Geluste gerieren konnen, um die umfang-
reichen Geld- und Waffenlieferungen zu rechtfertigen oder zu erkla-
ren, die es von den westlichen Landern, insbesondere den USA, ver-
langte und bekam. Und die Sowjetunion gab Israel genau das, was es
brauchte, wahrend sie gleichzeitig ihre eigenen Expansionsinteres-
sen sorgfaltig wahrte. Anders gesagt, die Sowjetunion verhielt sich
genau so, wie es jene erwartet hatten, die wussten, dass sie insge-
heim immer noch unter der judischen Herrschaft stand, namlich als
falscher Freund der Araber und als schwacher und zweideutiger
Widersacher Israels.
Der verstorbene Konig Faisal von Saudiarabien zweifelte nie daran,
dass es ein standiges Zusammenspiel zwischen der Sowjetunion und
den Zionisten im Nahen Osten gab. In einem Interview mit der Zeit-
schrift Newsweek (21. Dezember 1971) sagte er: «Zionismus und Kom-
munismus arbeiten Hand in Hand, um jedes Abkommen zu blockie-
ren, das den Frieden wiederherstellt.» Der Monarch bezeichnete den
Zionismus im weiteren als «die Mutter des Kommunismus» und fugte
hinzu: «Er trug dazu bei, den Kommunismus weltweit zu verbreiten.
Er versucht nun die USA zu schwachen, und wenn der Plan gelingt,
wird er die Welt beherrschen.» Auf die Frage, wie diese Auffassung
denn mit der Tatsache in Ubereinklang zu bringen sei, dass Russen
154
und Israelis im Nahostkonflikt auf verschiedenen Seiten stunden, er-
widerte Konig Faisal:
Es ist dies Teil einer grossen Intrige, einer grossen Verschworung... Sie
tun nur so, als arbeiteten sie im Nahen Osten gegeneinander. Die Zioni-
sten tduschen die USA (...), die Kommunisten betrugen die Amber und
reden ihnen ein, sie stunden auf ihrer Seite. Doch in Wirklichkeit stecken
sie mit den Zionisten unter einer Decke.
Brigadier John C. Glubb (Glubb Pasha) bringt in seinem Buch Middle
East Crisis einen moglichen judischen Einfluss im Kreml nicht zur
Sprache, hat aber nie auch nur einen Augenblick bezweifelt, dass die
sowjetische Politik im Jahre 1967 darin bestand, «dafur zu sorgen,
dass die USA sich ein fur allemal auf die Seite Israels stellten» und
«die Araber in eine katastrophale Niederlage zu fuhren», so dass sie
noch hilfloser und noch abhangiger von der sowjetischen Unter-
stutzung wurden.
Ein noch schlagenderer Beweis als die Ansichten von Autoritaten
wie Konig Faisal und Brigadier Glubb ist das, was im Nahen Osten
tatsachlich geschah. Auf wessen Seite stand die Sowjetunion, als der
Staat Israel ausgerufen wurde? Der in Polen geborene jiidische Ge-
Iehrte und Stalin-Biograph Isaac Deutscher schreibt in seinem Buch
The Non-Jewish Jew:
1 948, als Israel seine Selbstdndigkeit proklamierte, wurden wir Zeugen
einer merkwurdigen Situation, in der sich die Erzrivalen Russland und
Amerika in holder Eintracht die Hande reichten. Zusammen hatten sie es
fertiggebracht, die Briten aus dem Nahen Osten zu verdrdngen, gemein-
sam walteten sie als Hebammen bei der Geburt Israels.
Diese «merkwurdige Situation* hatte freilich den Times-Korrespon-
denten Douglas Reed nicht uberrascht, der alles schon gleich nach
dem Ende des 2. Weltkriegs kommen sah:
Heute ist die Buhne fur den dritten Akt vorbereitet, der den Prozess voll-
enden soil. Die Geldmacht und die revolutionare Macht weisen betruge-
rische, aber symboltrachtige Formen («Kapitalismus» bzw. «Kommunis-
mus») auf und besitzen ebenfalls betrugerische, aber symboltrachtige Zi-
tadellen («Amerika» bzw. «Russland»). Um die Massen gebuhrend aufzu-
155
putschen, wird das Bild einer dusteren und hoffnungslosen Feindschaft
und Konfrontation an die Wand gemalt. (...) Doch was, wenn in beiden
Lagern insgeheim dhnliche Manner mit gemeinsamem Ziel regieren? (...)
Ich glaube, jeder aufmerksame Beobachter unserer Zeit wird entdecken,
dass dem tatsachlich so ist. 33
Die Rolle der Sowjetunion als Freund Israels endete jedoch keines-
wegs, nachdem sie gemeinsam mit den Vereinigten Staaten bei der
nicht unblutig verlaufenen Geburt Israels Pate gestanden hatte. Isra-
els erster Premierminister, David Ben-Gurion, hielt in einer Rede vor
Universitatsstudenten in Haifa fest: «Russland hat uns Waffen gelie-
fert, die uns ermoglichten, uns im Unabhangigkeitskrieg zu behaup-
ten», und fugte hinzu: «Die heutige sowjetische Politik ist nur vor-
ubergehender Natur.» (Chicago Tribune, 8. Juni 1970.)
Ben-Gurion ging bei seiner Entlastung der Sowjetunion noch viel
weiter, denn die Chicago Tribune fuhr fort: «Ben-Gurion sagte, er kon-
ne die gegenwartig im Volk kursierende Anklage nicht akzeptieren,
wonach die Sowjetunion Israel anfangs in der Hoffnung unterstiitzt
habe, es als Sprungbrett im Nahen Osten benutzen zu konnen.» War-
urn hatte er dies so kurz nach einem Krieg sagen sollen, bei dem die
arabischen Feinde Israels von der UdSSR ermuntert und aufgerustet
worden waren, wenn er nicht sehr viel mehr wusste, als er offentlich
ausplaudern durfte?
Millionen von Menschen im Westen haben vergessen - falls sie es
uberhaupt je erfahren haben -, welche Rolle die Sowjetunion bei der
Verdrangung der Briten im Nahen Osten gespielt hat. Dazu gehorte
die Finanzierung terroristischer Gruppen wie der Stem-Bande und
der von Menachem Begin angefuhrten Irgun Zvai Leumi; diese Ter-
rorgruppen erschossen britische Soldaten, ermordeten den UN-Un-
terhandler Graf Folke Bemadotte sowie den britischen Botschafter
Lord Moyne und jagten das Hotel King David in Jerusalem in die
Luft. Mit dem von den Sowjets gelieferten Kriegsmaterial vertrieben
33 Douglas Reed, Far and Wide (Jonathan Cape, 1951).
156
Begin und seine Gefolgsleute annahernd eine Million Palastinenser
in die Negev-Wuste und die angrenzenden arabischen Staaten ein-
schliesslich des Libanons, wobei das grosse Massaker an Zivilisten in
Deir Yassin den Auftakt zu dieser Terrorkampagne bildete 34 .
Aus naheliegenden Grunden ware es fur Ben-Gurion ein Ding der
Unmoglichkeit gewesen, vor einer grossen Schar Universitatsstuden-
ten auszuposaunen, dass die Sowjetunion und Israel auf hochster
Ebene zusammenspannten, doch er ging so weit wie er konnte, in-
dem er ihnen seine Gewissheit anvertraute, dass die Israelis von die-
ser Seite nichts zu befurchten hatten.
Kein Sachkundiger hat je bestritten, dass der Sechstagekrieg vom
Juni 1967, der fur die Agypter mit einer katastrophalen Niederlage
endete, von der Sowjetunion angezettelt wurde. Auch die Einzelhei-
ten liegen klar zutage: Moskaus militarischer Geheimdienst unter-
richtete die Agypter, die Israelis planten einen Angriff auf Syrien, ei-
nen Biindnispartner Agyptens. Es war - wie der Sowjetspezialist Isaac
Deutscher bekraftigt hat - damals weithin bekannt, dass Oberst Nas-
ser als Folge dieser Warnung, «und mit sowjetischer Ermunterung»,
die Mobilisierung anordnete und seine Truppen an der Sinaigrenze
aufmarschieren liess; damit verfolgte er einzig und allein den Zweck,
Israel von einem Angriff auf Syrien abzuschrecken.
Kann man es da noch fiir moglich halten, dass die Kremlbosse, die
Nasser solche Ratschlage und Ermunterungen zuteil werden lies-
sen, wirklich seine Freunde waren? Gewisse verdachtige Umstande
konnten nur einem Sowjetspezialisten mit leichtem Zugang zur so-
wjetischen Presse auffallen. Deutscher schreibt in The Non-Jewish
Jew:
34 Einzelheiten uber Deir Yassin und andere israelische Terrorakte kann man folgen-
den Quellen entnehmen: David Gilmour, Dispossessed: The Ordeal of the Palestini-
ans 1917-1980 (Gidgwick & Jackson), Douglas Reed, The Controversy of Zion (Dol-
phin Press), Alfred Lilienthal, Bitter Harvest (Veritas, Australien) etc. Vgl. auch den
Artikel von Dr. R. Gayre, «Northern European Elements in the Eastern Mediterrani-
an», in The Mankind Quarterly (Band IV, Nr. 2, Okt.-Dez. 1963, Armorial, Edin-
burgh).
157
Die Sowjetpropaganda stellte sich offentlich immer noch hinter die Am-
ber. Dock hex einer Konferenz nahostlicher kommunistischer Parteien im
Mai [1967], deren Resolutionen in der «Prawda» zusammengefasst wur-
den, sprach man auffallend wenig uber die Krise, und Nasser wurde zwi-
schen den Zeilen kritisiert. Wichtiger aber waren die eigenartigen diplo-
matischen Manover hinter den Kulissen. Am 26. Mai weckte der Sowjet-
botschafter Nasser tief in der Nacht (etwa um halb drei), um ihm die
ernsthafte Warnung zu ubermitteln, die agyptische Armee durfe auf kei-
nen Fall den ersten Schuss abfeuern. Nasser willigte ein. Er hielt sich
dermassen strikt an seine Zusage, dass er nicht nur davon Abstand nahm,
die Feindseligkeiten selbst zu eroffnen, sondern keinerlei Vorsichtsmass-
nahmen gegen die Moglichkeit eines israelischen Angriffs traf. Er Hess
seine Flugpldtze unverteidigt und seine Flugzeuge ungetarnt am Boden
stehen. Er versaumte es sogar, die Meerenge von Tiran zu verminen,
oder wenigstens ein paar Kanonen an ihrer Kuste aufzustellen (was die
Israelis zu ihrer Verbluffung entdecken sollten, als sie dorthin gelangten).
Deutscher versucht dies als «Stumperei» des Kreml zu erklaren, doch
die von ihm gelieferten Fakten lassen weit eher auf gezielten Verrat
schliessen; er fahrt namlich fort:
Die Russen hatten die Araber aufgeschreckt, zu riskanten Zugen ermun-
tert, ihnen Hilfe versprochen und ihre eigenen Flotteneinheiten im Mittel-
meer auffahren lassen, um den Manovern der Sechsten Amerikanischen
Flotte zu begegnen. Nachdem sie dies alles getan hatten, legten sie Nas-
ser Fesseln an. Warum? Wahrend die Spannung stieg, wurde die «heisse
Linie» zwischen dem Kreml und dem Weissen Haus in Betrieb genom-
men. Die beiden Supermachte einigten sich darauf, eine direkte Interven-
tion zu vermeiden und die Streithahne zur Massigung zu veranlassen.
Der Entscheid der Supermachte, nicht in den Konflikt einzugreifen,
muss der israelischen Regierung unverzuglich mitgeteilt worden sein.
In dieser Gewissheit konnte diese dann ihren Angriff auf die hoff-
nungslos unterlegenen agyptischen Streitkrafte auf der anderen Sei-
te der Grenze entfesseln, die uberhaupt nicht mit einem solchen
Schritt rechneten, da man sie in die trugerische Gewissheit gelullt
hatte, sie genossen die voile Unterstiitzung einer Supermacht, mit
der sich die Israelis nicht anlegen wurden.
158
Konnen die Kremlbosse wirklich so dumm gewesen sein, nicht zu
wissen, dass sie mit ihrer Verpflichtung zur Nichtintervention einer
haushoch uberlegenen israelischen Armee Carte blanche zu Vernich-
tung der agyptischen Heere und zur Inbesitznahme ihres machtigen
Arsenals an sowjetischen Waffen gaben? Kann ein Verhalten, das die
arabischen Staaten noch hilfloser und noch abhangiger von der
UdSSR machte, wirklich als blosse «Stumperei» abgetan werden?
Brigadier Sir John Glubb beantwortet diese Fragen in seinem Buch
Middle East Crisis wie folgt:
Nach der Vernichtung der agyptischen Streitkrafte im Sinai stimmte die
britische Presse Jubelchore uber die Schlappe Russlands an, welches «auf
das falsche Pferd gesetzt» habe. Leider ist die sowjetische Regierung aber
nicht dermassen einfaltig: Ganz im Gegenteil, Russland muss sich uoll
bewusst gewesen sein, dass die Agpyter eine uerheerende Niederlage
erleiden wurden, und genau dies wollte es auch. (Hervorhebung
durch den Autor.)
Konnen sich die «stumperhaften» Kremlbosse tatsachlich eingebil-
det haben, die Agypter vermochten einem israelischen Ansturm zu
widerstehen? Glubb antwortet: «Jeder, der im Nahen Osten wah-
rend der vergangenen zwanzig Jahre gewisse militarische Erfahrun-
gen gesammelt hatte, wusste genau, dass die agyptische Armee nicht
die geringste Chance gegen die Israelis hatte. »
Es gab keine Anzeichen dafur, dass die Sowjetfuhrer uber das schein-
bare furchterliche Scheitern ihrer Nahostpolitik aufgebracht oder
wutend waren. Nur wenige Tage spater stimmte der Sowjetdelegier-
te bei den Vereinten Nationen gemeinsam mit den Amerikanern fiir
einen Waffenstillstand, ohne daran die Bedingung eines israelischen
Ruckzugs aus den eroberten Gebieten zu knupfen. Deutscher schreibt:
Das Debakel loste auch in Osteuropa Alarm aus. «Wenn die Sowjetunion
Agypten dermassen im Stich gelassen hat, wird sie uns dann nicht wo-
moglich auch im Stich lassen, wenn wir wieder einmal einer deutschen
Aggression ausgesetzt sind?» fragten sich Polen und Tschechen besorgt.
Auch die Jugoslawen waren entrustet. Tito, Gomulka und andere Staats-
159
oberhaupter begaben sich schnurstracks nach Moskau, um eine Erkld-
rung und ein Rettungsunternehmen zugunsten der Araber zu verlangen.
Dies war um so bemerkenswerter, als die Forderung von den «Gemassig-
ten» und «Reuisionisten» erhoben wurde, die normalerweise fur «friedli-
che Koexistenz» und Anndherung an die USA einzutreten pflegten. Sie
waren es, die von einem sowjetischem «Zusammenspiel mit dem ameri-
kanischen Imperialismus» sprachen.
Die rotchinesische Regierung war uberzeugt, dass es ein solches Zu-
sammenspiel gegeben hatte, und tat dies offentlich kund.
Eine nahere Untersuchung dieses Zusammenwirkens zwischen den
Fuhrem des Zionismus und des Kommunismus lasst auch den Grund
erkennen, weswegen die Sowjetfuhrer den Israelis, die doch schein-
bar ihre politischen Plane im Nahen Osten durchkreuzt hatten, kei-
neswegs gram waren. Das Zionistenblatt South African Jewish Times
berichtete kurz nach dem Sechstagekrieg uber den Besuch von vier
hochrangigen Mitgliedern der israelischen KP in Moskau:
Kaum hatten die israelischen Kommunisten die Tore des Kreml durch-
schritten, als Geriichte uber ihnen gemachte wichtige Zusagen
zu kursieren begannen. Doch besteht Grund zur Annahme, dass den
israelischen Kommunisten, auch wenn sie vielleicht keine formliche Zusa-
ge erhielten, immerhin angedeutet wurde, der Kreml beabsichtige Nas-
ser bei seinen aggressiven Planen nicht zu unterstutzen. (...) In gewissem
Ausmass lag dieser Geste der Wunsch zugrunde, Nasser zu zeigen, dass
die Sowjetfuhrer Verstdndnis fur die Lage Israels aufbrachten, wo die
Kommunistische Partei offiziell im Parlament vertreten ist, ihre eigenen
Zeitungen besitzt und die Regierungspolitik zwar nicht beeinflussen, aber
doch kritisieren darf. In Agypten ist dies nicht der Fall. Darum wurden die
israelischen Kommunisten als wirkliche Freunde und als wichtige Perso-
nen behandelt. Die Bedeutung, die man ihrem Besuch beimass, wurde
durch den sehr warmen Empfang unterstrichen, welcher der israelischen
Delegation spater im Buro der Herausgeber der jiddischsprachigen So-
wjetzeitung «Sovietisch Heimatland» bereitet wurde. (Hervorhebung
durch den Autor.)
160
Der Artikel der South African Jewish Times enthielt keinen Hinweis
darauf, dass die israelische Delegation, die sich so bald nach dem
«Debakel» nach Moskau begab, bei der israelischen Regierung - oder
bei der South African Jewish Times - in Ungnade gefallen ware.
Auch hier konnen nur in selbstgewahlter Blindheit lebende, hoff-
nungslos irregefiihrte Menschen sich der Erkenntnis entziehen, dass
in alien moglichen westlichen Landern ein enges Zusammenspiel
zwischen Kommunismus und Zionismus stattgefunden hat und im-
mer noch stattfindet. Die Beispiele sind Legion. Wie Douglas Reed in
seinem grossartigen Buch The Controversy of Zion bemerkt, ist Chaim
Weizmanns Autobiographic Trial and Error...
... die beste Informationsquelle uber die gemeinsamen Wurzeln von Kom-
munismus und Zionismus und ihre gemeinsamen Ziele. Er war bei der
Geburt des Zionismus anwesend, wurde zu seinem reisenden Bevollmach-
tigten, war vierzig Jahre lang der Liebling an den Hofen, in den Prasiden-
tengemachern und den Kabinettsraumen des Western, wurde erster Pre-
sident des zionistischen Staates und erzahlte die ganze Geschichte mit
verbluffender Aufrichtigkeit.
Nirgends im Europa der Nachkriegszeit war das Zusammenwirken
sowjetischer und zionistischer Interessen deutlicher sichtbar als in
der Karriere des ehemaligen britischen Premierministers Harold Wil-
son, fur den, wie er es selbst einmal ausdriickte, «Unterstutzung fur
Israel und Freundschaft mit Russland sich keineswegs auszuschlies-
sen brauchen». In seinem Buch Inside Story, dem obiges Wilson-Zitat
entnommen ist, zeigt der Verfasser Chapman Pincher auf, dass sich
Unterstiitzung fur Israel und Freundschaft mit Russland fur diesen
Politiker sogar gegenseitig bedingten, denn so gut wie alle Kontakte
Wilsons mit der Sowjetunion nach dem 2. Weltkrieg kamen durch
judische Vermittler zustande, «Fluchtlinge, die jenseits des Eisernen
Vorhangs Beziehungen bewahrt oder entwickelt hatten, welche es
ihnen ermoglichten, in Grossbritannien riesige Vermogen zu erwer-
ben und erheblichen politischen Einfluss zu gewinnen; einige von
ihnen wurden sogar in den Adelsstand erhoben».
161
Typisch fur diesen Menschenschlag, der durchwegs aus «leidenschaft-
lichen Zionisten» bestand, war Lady Plummer, geborene Beatrice
Lapsker, «eine haufige und willkommene Besucherin auf der Sowjet-
botschaft», die mit ihrem Gatten, einem Lord, das Vorrecht genoss,
Ferien in einem Badeort an der Schwarzmeerkuste zu verbringen,
wo sie sich in der Gesellschaft des Parteivorsitzenden Chruschtschow
sonnen durften. Wie uns Pincher mitteilt, machte Lady Plummer « Wil-
son mit vielen jener jiidischen Geschaftsleute bekannt, die er spater
ehren liess», und Wilson war sogar neun Jahre lang bei einem dieser
jiidischen Mogule angestellt, wobei ihn seine Pflichten «mehrmals
nach Moskau fuhrten».
Schon ein oberflachliches Durchblattem von Nachkriegspublikatio-
nen in den USA enthullt ein ahnliches Zusammenspiel zwischen dem
Sowjetkommunismus und zionistisch gesinnten oder gelenkten Per-
sonen, unter denen Politiker der beiden grossen Parteien ebenso
vertreten waren wie Burger jiidischer Herkunft. Es gab auch keiner-
lei Anzeichen fur einen Gegensatz zwischen jenen, die fur bedin-
gungslose Unterstiitzung Israels warben, und jenen, die im Solde der
UdSSR subversiv tatig waren.
Auch eine auf das Allerwichtigste beschrankte Deutung der Geschich-
te des 20. Jahrhunderts ware unvollstandig ohne einige Hinweise
auf die ideologische Grosswetterlage, welche all diese revolutiona-
ren Wandlungen ermoglicht hat. Wir sollten uns allerdings vor Au-
gen halten, dass wichtige Veranderungen viel eher durch starke
Motive als durch starke Ideen ausgelost werden, und dass die Ideen
fast immer im Dienste der Motive stehen.
Solschenizyn mochte schon recht haben, als er in seiner 1976 an die
BBC-H6rer gehaltenen Ansprache sagte, gewisse Doktrinen hatten
im Westen zu einer weitverbreiteten Lahmung des Willens gefiihrt,
doch die wirkliche Gefahr liegt nicht in den Doktrinen oder ihren
irregefiihrten Vertretern begriindet, sondern in den Drahtziehern
bei der Hochfinanz, welche die sozialistische Ideologic rasch als mach-
tige Waffe im Kampf gegen das Abendland erkannten. Die Verirrung
des Intellekts, der Verrat der Irregeleiteten und das, was der Franzo-
se la trahison des clercs nennt, hatten den Geist unzahliger Millionen
162
in den Staaten des Westens nie und nimmer so sehr umnebeln kon-
nen, waren sie von den Finanzhochburgen nicht derart massiv mit
Geldmitteln unterstiltzt worden. Die durch den Millionar und Ban-
kier Sir Ernest Cassel erfolgte Grundung der London School of Eco-
nomics als Kaderschmiede der sozialistischen Indoktrinierung stellte
die Weichen fur die folgenden Jahrzehnte und versinnbildlicht den
betrugerischen Charakter einer Doktrin, die den Massen des We-
stens eine «schone neue Welt» verheisst und dabei Plane schmiedet,
die Welt zum Privateigentum ihrer eigenen, fremdstammigen Elite zu
machen.
163
Kapitel 9
Die Verbindung zwischen Kommunismus
und Kapitalismus
Es gibt kerne proletarische Bewegung, auch keine kommunistische, die
nicht im Dienste des Geldes, in der vom Geld vorgegebenen Richtung
und wahrend des ihr vom Gelde zugebilligten Zeitraums tatig ware, und
all dies, ohne dass die Idealisten in ihren Reihen auch nur die leiseste
Ahnungdavon hatten. 3S
Oswald Spengler
Der Untergang des Abendlandes
Jede auch noch so knappe Ubersicht uber die Krafte, welche die
Geschichte des 20. Jahrhunderts gestalten und dabei jene Bedin-
gungen schaffen, die Oswald Spengler zutreffend als «zur Gewohn-
heit gewordene Anarchie» bezeichnet hat, ware ohne eine nahere
Betrachtung des Verhaltnisses zwischen zwei scheinbar unvereinba-
ren Gegensatzen - Kapitalismus und Kommunismus - ganz unvoll-
standig. Der Schlussel zum Ratsel ist das Wort Kapitalismus. Die
meisten Menschen glauben irrttimlich, dass dieses Wort nur
eine Bedeutung hat; in Tat und Wahrheit birgt der Begriff im
alltaglichen Gebrauch zwei Bedeutungen in sich, die so ver-
schieden sind wie Tag und Nacht.
Um zu verstehen, weshalb Regierungen kapitalistischer Staaten ge-
geniiber dem Kommunismus eine seltsam zweideutige Haltung ein-
nehmen, mussen wir zuerst lemen, die beiden Bedeutungen, die dem
Wort Kapitalismus innewohnen, sauber voneinander zu trennen. Wir
sollten stattdessen zwei Worter benutzen: Kapitalismus in seiner ur-
spninglichen, in den Lexika definierten Bedeutung, sowie Superkapi-
Ruckubersetzung aus dem Englischen. Da Benson bedauerlicherweise die Seiten-
zahlen in den von ihm zitierten Werken nicht nennt, ware das Auffinden der
Originalstellen mit enormem Zeitaufwand verbunden. (Anmerkung des Uberset-
zers.)
164
talismus, worunter eine radikal abgewandelte Form des ersteren zu
verstehen ist.
Der Kapitalismus in seinem ursprunglichen und korrekten Sinne be-
deutet das Privateigentum an Gutern und Produktionsmitteln sowie
den freien Wettbewerb bei der Versorgung mit Waren und Dienstlei-
stungen. Der Superkapitalismus, der als in ganz wenigen Handen kon-
zentrierter Finanzkapitalismus bezeichet werden kann, ist nicht nur
grundverschieden vom Kapitalismus, sondern recht eigentlich des-
sen Antithese und nimmt fruher oder spater eine ausgepragt antika-
pitalistische Natur an.
Es ist namlich nicht moglich, Besitz und Kontrolle uber Eigentum und
Ressourcen immer mehr zu konzentrieren, ohne gleichzeitig die Zahl
derjenigen, welche das Eigentum und die Ressourcen besitzen und kon-
trollieren, zu verringern. Dementsprechend kann es keine riesige Kon-
zentration von Besitz und keine in den Handen einiger weniger lie-
gende Kontrolle der Ressourcen geben, ohne dass der freie Wettbe-
werb behindert oder ganz abgewurgt wird.
Was wir im Westen seit langer Zeit erleben, ist die fortschreitende
Degenerierung des Kapitalismus zu einer Form des Superkapitalis-
mus - oder, konsequent formuliert, Antikapitalismus -, die, je weniger
sie dem ursprunglichen Kapitalismus gleicht, desto auffallendere Ahn-
lichkeit mit dem Sozidismus oder Kommunismus aufzuweisen beginnt.
In den meisten Landern der westlichen Welt, und insbesondere in
den USA, ist vom Kapitalismus gerade noch genug ubriggeblieben,
um das Bild zu verwirren und den meisten Menschen die Einsicht zu
erschweren, dass der Kapitalismus zusehends dem Superkapitalis-
mus weicht. Anders gesagt, die Uberreste des schwachen und dah-
inserbelnden Kapitalismus dienen einem allgewaltigen Antikapitalis-
mus, der sowohl die Wirtschaft als auch die Politik beherrscht, als
Tarnmantelchen.
Moderne superkapitalistische Regime, wie das amerikanische und
die kommunistischen, mogen wohl unterschiedliche Interessen ha-
ben und sich oft in den Haaren liegen, doch dies verblasst neben
165
dem, was sie gemeinsam haben. Beide sind unerbittliche Widersa-
cher des Nationalismus. Deshalb sind sowohl der Superkapitalismus
als auch der Kommunismus ihrem Wesen nach revolutions und Tod-
feinde aller politischen Systeme, die ihrem Wesen nach evolutionar
sind.
Da der Nationalismus untrennbar mit dem kulturellen Erbe eines
Volkes verbunden ist, ergibt sich daraus, dass alle Attacken auf den
Nationalismus kulturelle Unterwanderung und Zerstorung mit ein-
schliessen. Dies sehen wir auf beiden Seiten des Eisemen Vorhangs
sowie des Bambusvorhangs; die Kulturzerstorung wird von Superka-
pitalisten und Kommunisten mit gleichem inbriinstigem Eifer betrie-
ben. Es gibt nur einen echten Nationalismus, den sie beide unterstiit-
zen, und das ist der Zionismus, der Nationalismus der uber zahlrei-
che Lander zerstreuten Juden. Dazu kommen natiirlich allerlei
Pseudonationalismen, die sie in der Retorte ziichten und ausnutzen,
wie beispielsweise der «schwarze Nationalismus» in Afrika, und auch
diese Pseudonationalismen sind in der Regel stark marxistisch ge-
farbt.
Der Grund, weswegen der westliche Superkapitalismus in standiger
Furcht vor dem Nationalismus lebt, lasst sich leicht erklaren. In je-
dem beliebigen Staat ist die Grundfrage namlich, ob es eine der Wirt-
schaft ubergeordnete Autoritat geben soil. Wer soil regieren - die
Politik oder die Wirtschaft? Es unterliegt keinem Zweifel, dass der
Nationalismus ungeachtet aller Gebrechen, die er geerbt hat, die
Instinkte und den Willen der Bevolkerung widerspiegelt und dem
Grundsatz huldigt, dass die Politik den Vorrang hat, wahrend die
Wirtschaft, so wichtig sie auch sein mag, ihrem Wesen nach der Po-
litik untergeordnet sein muss. 36
Da ein Widerstand gegen den Kommunismus und ein Sieg uber die-
sen nur mit Hilfe des Nationalismus moglich ist, ergibt sich daraus, dass
der westliche Superkapitalismus die Koexistenz mit dem Kommunis-
36 Dieser Aspekt. der einen echten Nationalismus kennzeichnet, wurde vom Verfasser
dieser Zeilen in seinem Buch Truth out of Africa dargelegt (Kapitel 9, «Dr. Sun Yat-
Sen und die Prinzipien des Nationalismus*).
166
mus aufs entschiedenste fordert und dass die Superkapitalisten, selbst
wenn sie keine Zionisten sind, kein anderes langfristiges Ziel haben
konnen als die schlussendliche Verschmelzung mit dem Kommunis-
mus - wobei sie oft nicht ahnen, dass der Endsieg ihres Antinationa-
lismus sich sogleich als Triumph des zionistischen Nationalismus er-
weisen wurde.
Dementsprechend gibt es - und dies ist ungeheuer wichtig - nur eine
einzige Waffe, die der Superkapitalismus erfolgversprechend gegen
den Nationalismus einsetzen kann, namlich eine sozialistische oder
kommunistische Ideologic, welche die Krafte der Unterwelt und des
wurzellosen Intellektualismus mobilisiert und bei Bedarf als Ramm-
bock gegen alle nationalistischen Ziele einsetzt - ausgenommen ernes,
den Zionismus.
Was ist also das wirkliche Verhaltnis zwischen westlichem Superkapi-
talismus und marxistischem Kommunismus? Gibt es einen globalen
Imperialismus, gibt es deren zwei, oder, wenn man den Zionismus
dazunimmt, gar drei? Wenn es nur einen gibt, wie verhalten sich die
drei Ideologien dann zueinander?
Wir diirfen nicht hoffen, klare Antworten auf Fragen wie diese zu
finden, ehe wir uns mit einer gesunden politischen Philosophic ge-
wappnet haben, die uns einerseits davor bewahrt, die Beruhrung mit
der Realitat zu verlieren, und andererseits als geistiges Instrument
zur Sezierung, Analyse und Einschatzung samtlicher politischer Pha-
nomene dient. Wie ich schon fruher beobachtet habe, hat jeder, der
sich aus irgendwelchen Grunden eine abgeklarte, skeptische und
kritische Haltung gegeniiber der krankelnden Welt des 20. Jahrhun-
derts mit ihren zweifelhaften Werten zu eigen gemacht hat, den Weg
personlicher Gesundung beschritten und dadurch auch zur Gesun-
dung jener Gemeinschaft beigetragen, welcher er angehort.
167
Kapitel 10
Einige Betrachtungen
zum «ungerechten Mammon»
Die letzte Schlachtfur das Christentum wird um die Geldfrage geschla-
gen, und ehe diese gelost ist, kann es keine allgemeine Verwirklichung des
Christentumsgeben. Honore de Balzac
Frage: Uber welches Thema mussen die Menschen im Westen mehr als
uber jedes andere aufgeklart werden?
Antwort: Uber die Geldfrage - genauer gesagt, iiber das Prinzip des
Wuchers, das den Eckpfeiler des ganzen heutigen monetaren Sy-
stems sowie den Schlussel zu alien modernen monetaren Fragen
bildet.
Warum ist das Prinzip des Wuchers der wichtigste Bestandteil des wich-
tigsten Problems, das der Menschheit heute zu schaffen macht?
Das Prinzip des Wuchers ist das Auge der Krake, jener ungeheuren
ungerechten Macht, die Alexander Solschenizyn «die Konzentrati-
on des Weltbosen» genannt hat. Man konnte es auch dem Auge an
der Spitze jener Pyramide gleichsetzen, welche die weltweite illegiti-
me Macht symbolisiert.
Gibt es irgendeine Moglichkeit, die heutige, weltweite Herrschaft des Wu-
chers zu brechen?
Die Macht des Geldes wird durch den Turm von Babel versinnbild-
licht; jene, die ihn immer hoher bauen, werden nicht davon ablas-
sen, bis der Turm schwankt und seine Bausteine auf ihre Kopfe fallen.
168
Dies wissen die Vertreter der Wucherherrschaft, und sie versuchen
nun verzweifelt, sich zu retten und ihre Macht zu verewigen, indem sie
ihre Geldmacht in eine weltweite politische und militarische Macht
umsetzen.
Was genau versteht man unter dem Wort «Wucher»?
Wucher bedeutet gegen Gewinn ausgeliehenes Geld; durch ihn wird
das Geld vom Tauschmittel zu einer Ware, die wie jede andere ge-
kauft und verkauft werden kann. Ein klarer Unterschied muss zwi-
schen gegen Gewinn geliehenem Geld und anderen gegen Gewinn
geliehenen Wertsachen gemacht werden. Wer ein Haus vermietet,
von dem kann man sagen, er leihe es gegen Gewinn aus, doch diese
Situation ist grundverschieden von jener, wo das Geld, also das
Tauschmittel, gegen Gewinn ausgeliehen wird.
Ist es moglich, die Wahrheit uber den Wucher, die jedermann kennen
sollte, in einigen Worten zusammenzufassen?
Wir konnen nur wiederholen, was im Lauf unzahliger Jahrhunderte
unzahlige Male gesagt worden ist, namlich, dass der Wucher seinem
Wesen nach bose ist, doch ist es nicht moglich, mit einigen wenigen
Worten jene Einsicht zu vermitteln, die sein furchterregendes Poten-
tial des Bosen auf den ersten Blick erkennen lasst. Bei manchen Wahr-
heiten verhalt es sich so. Pythagoras konnte «sehen», dass das Qua-
drat der Hypotenuse des Dreiecks gleich dem Quadrat der beiden
anderen Seiten ist; die meisten von uns «sehen» es immer noch nicht,
wir glauben nur daran, weil es bewiesen worden ist oder sich erfah-
rungsgemass als unfehlbar wahr erwiesen hat. Die Wahrheit uber
den Wucher kann nur auf dem Bildschirm der moralischen Vorstel-
lungskraft klar gesehen werden.
Das Ausleihen von Geld ist fur den Schuldner nicht unbedingt nach-
teilig - unter gewissen Umstanden kann eine Anleihe sogar enorme
Vorteile mit sich bringen -, doch jene, die aus dem Geldverleihen ihr
Gewerbe machen, sind statistisch gesehen gegenuber ihren Schuldnern
169
im Vorteil. Desgleichen sind sie kollektiv gegeniiber der ganzen Be-
volkerungsschicht der Arbeitenden und Produzierenden im Vorteil,
indem sie es ablehnen, die Risiken mit dem Schuldner zu teilen. Stati-
stisch gesehen liegt der Vorteil also stets beim Glaubiger, wie er beim
Kartenspiel beim Spieler mit den gezinkten Karten und beim Wurfel-
spiel beim Spieler mit dem bleigeladenen Wiirfel liegt. Der sozial schad-
liche entscheidende Vorteil des Wuchers besteht darin, dass er die
ansonsten geltenden Spielregeln der Bereicherung uerletzt.
Der sozial schadliche zusatzliche Vorteil, den der Wucherer geniesst,
besteht in folgendem: Er bereichert sich auf naturwidrige Weise. Wenn
Menschen arbeiten und produzieren und damit zum Gemeinwohl
beitragen, gibt es eine natiirliche Grenze gegeniiber den Uberschiis-
sen, die von jenen, die mit Geld handeln, erzeugt werden konnen;
daher kommt die Existenz von Bankierfamilien, die machtig genug
sind, ein Pfandrecht auf die Produktionskrafte ganzer Bevolkerun-
gen zu besitzen, indem sie Regierungen Anleihen gewahren. Geld in
solchen Mengen dient nur einem Appetit: Dem unersattlichen Appe-
tit auf Macht.
Auf welche Autoritaten kann man sich bei derAussage berufen, der Grund-
satz des Wuchers sei verderblich?
Wir finden die Bestatigung fur diese Aussage in der Heiligen Schrift,
im Koran, bei William Shakespeare, dem grossten Weisen der abend-
landischen Welt, sowie bei vielen anderen Autoritaten - falls wir lie-
ber Autoritaten als unserer eigenen Einsicht vertrauen. Im funften
Buch Mose 15, Vers 6 lesen wir: Dann wirst du vielen Volkern lei-
hen, doch du wirst von niemand borgen; du wirst uber viele
Volker herrschen, doch uber dich wird niemand herrschen.
Und im 5- Buch Mose 28, Vers 12, 13 lesen wir: Und du wirst vielen
Volkern leihen; du aber wirst von niemand borgen. Und der Herr
wird dich zum Haupt machen und nicht zum Schwanz, und du
wirst oben schweben und nicht unten liegen.
170
Diese Befehle erteilte den Judaern ihr Stammesgott und nicht der
Schopfer und Gott des ganzen Menschengeschlechts. Wie die anderen
Bucher des Alten Testaments zieht auch das fiinfte Mosesbuch einen
klaren Trennstrich zwischen zwei radikal verschiedenen moralischen
Verhaltensnormen - einer Norm der Gerechtigkeit, die innerhalb der
eigenen Gemeinschaft zu beachten ist, und einer Norm der Gleich-
gultigkeit oder Feindschaft gegenuber alien, die nicht «dazugeho-
ren». Ganz offensichtlich verstanden die Verfasser des funften Moses-
buchs voll und ganz, dass der Wucher, d.h. mit Gewinn ausgeliehe-
nes Geld oder die Umwandlung des Gelds vom Tauschmittel zur Ware,
den Grundsatzen der Gruppensolidaritat und der Freundschaft wi-
derspricht und fruher oder spater zu ungerechten Verhaltnissen fuhrt
- Wucher ist in letzter Konsequenz der illegalen Machtergreifung gleich-
zusetzen. Darum heisst es im funften Buch Mose 23, Vers 20:
«Du sollst von deinem Bruder nicht Zinsen nehmen, weder fur Geld noch
fur Speise noch fur dies, wofur man Zinsen nehmen kann.»
Auch der Islam verdammt den Wucher unzweideutig und erklart,
dass Glaubiger, Schuldner und Aussteller des Wechsels sich gleicher-
massen schuldig machen. Andererseits preist der Islam, als univers-
alistische Religion, den Wucher nicht als Form der politischen Kriegs-
filhrung an, mittels welcher eine Gruppe von Menschen «die Ober-
hand gewinnt» und uber andere «herrscht». Zweifellos sah der Pro-
phet Mohammed den Wucher als eine Form gesellschaftlichen Gifts
und als vollkommen unvereinbar mit den Grundsatzen einer Glau-
benslehre an, die Gleichheit und Briiderlichkeit der Menschen vor
Gott predigt, genau wie es auch Jesus Christus getan hat.
Dasselbe gilt fur jede andere Form des Leihens, bei welcher ein
Mensch das Ungliick oder die Bediirfnisse eines anderen ausnutzt,
um dessen Eigentum an sich zu reissen. Shakespeare, dessen genia-
ler Blick in die innersten Tiefen des menschlichen Herzens und der
menschlichen Seele drang, hat den Wucher ebenfalls vollkommen
verstanden, und sein Schauspiel Der Kaufmann von Venedig stellt eine
meisterhafte Darstellung des Themas dar, die nichts ungesagt lasst.
Im Dialog zwischen Antonio und Shylock deckt der Dichterfurst den
zutiefst bosen Charakter des Wuchers auf; Shylock versucht dort den
171
Wucher als eine Art von «Wirtschaftlichkeit» zu verteidigen, die mit
dem formaljuristisch Iegalen, aber moralisch verwerflichen Trick Ja-
kobs gegeniiber seinem Onkel Laban vergleichbar sei. Mit diesem
Trick hatte Jakob erreicht, dass ihm ein grosserer Teil der Schafherde
Labans zuteil wurde, als dieser vorgesehen hatte (erstes Buch Mose
3D.
Wie lasst sich dann die Tatsache erklaren, dass ein von den geachtetsten
geistigen Fuhrern des Menschengeschlechts so oft verurteiltes Prinzip seit
undenklichen Zeiten dennoch existiert?
Der Wucher halt sich aus denselben Grunden wie andere bewusst-
seinsverandernde Drogen: Sie alle bringen dem «Handler» Profit und
verschaffen dem Kaufer die Euphorie eines kurzfristigen Gliicks oder
die Illusion des Gewinns. So wie die Verbreitung des Opiumhandels
in China einen grossen Teil der Bevolkerung von diesem Rauschgift
abhangig machte, hat der Wucher unzahlige Menschen in den In-
dustriestaaten von Darlehen abhangig gemacht. Und jederman
weiss, dass ein jaher Stopp der Giftzufuhr schmerzhafte Entziehungs-
symptome nach sich zieht. Dies gilt fur die «suchtige» Nation ebenso
wie fur das siichtige Individuum.
Daraus ergibt sich, dass zur Heilung einer Nation ein sorgfaltiger Ent-
giftungsprozess notwendig ist, und wenn dieser als nationale Politik
betrieben wird, ist er mit etwelchen Gefahren verbunden. Doch bis
es soweit ist, kann der Einzelne viel fur seine personliche Heilung tun,
und ein wirksames kollektives Handeln ist nur moglich, wenn der aus
seiner Starre erwachte Einzelmensch etwas unternimmt, um sich
selbst zu schutzen.
Sagen wir es unverhohlen: Wir haben es heute mit einer ungeheuer
machtigen, kriminellen, durch keine moralischen Grundsatze ge-
hemmten Oberwelt zu tun, welche die genaue Entsprechung zur
wohlbekannten kriminellen Unterwelt bildet. Es bestehen unzweideu-
tige Zeichen fiir ein Zusammenspiel der beiden Welten, wird doch
der Abschaum der Gesellschaft aufgehetzt, finanziert und zur Revo-
lution gegen all jene eingesetzt, die den ehrgeizigen Planen der Ober-
172
welt noch Widerstand leisten. Diese kriminelle Oberwelt erzielt mit
der Aufpappelung der kommunistischen Staaten ungeheure Profite
und profitiert dann ein zweites Mai, indem sie den sogenannten «frei-
en Landern» die Waffen verkauft, mit denen sie sich zu verteidigen
suchen.
Das Ubel des Geldverleihens mit Gewinn wird durch ein System der
legalisierten Falschung und des legalisierten Diebstahls noch ver-
vielfacht, weil namlich unermessliche Summen Geld aus dem Nichts
geschaffen und dann als zinsbringende Schulden in das Wirtschafts-
system gepumpt werden. Wie ware es sonst moglich, dass sich die
Gesamtsumme der heute bestehenden Schulden zu den im Umlauf
befindlichen oder auf Konten liegenden Geldsummen so verhalt wie
der Berg zum Maulwurfhugel, so dass das Bankensystem zu einem
hemmungslos wuchernden Krebsgeschwur am Leibe der Mensch-
heit geworden ist?
Wie hatte der Westen sonst Waren und Dienstleistungen im Wert
von Hunderten von Milliarden Dollar in kommunistische Staaten
und Drittweltlander pumpen konnen, fur die letzten Endes die
schwindende Zahl jener, die im Westen noch arbeiten und produ-
zieren oder echte Dienstleistungen erbringen, in Form von Inflation
oder Besteuerung zur Kasse gebeten wird?
Wenn dies alles zutrifft, wie lasst es sich dann erkldren, dass der abendldn-
dische Geist, der es fertiggebracht hat, Menschen zum Mond zu senden,
nicht erkannt hat, dass der Wucher benutzt wird, um das Abendland zu
korrumpieren und zu sklavischer Unterwerfung zu zwingen?
Ein Teil der Antwort lautet dahingehend, dass sich der abendlandi-
sche Geist mehr als ein Jahrhundert lang so gut wie ausschliesslich
den Problemen der Wissenschaft und der Technologie zugewandt
hat und durch die Ergebnisse reich belohnt und weiter motiviert
worden ist. Der zweite Teil der Antwort lautet so: Die Gewinne, die
ein betrugerisches Geldsystem abwirft, sind dermassen riesig, dass
wahre Heerscharen von ansonsten unbescholtenen und anstandi-
173
gen Menschen dazu verleitet werden, sich an diesem Schwindel zu
beteiligen, der ihnen fette Gewinne verspricht. Wir denken hier an
Politiker, Bankiers, Akademiker und Journalisten. Die menschliche
Natur ist so geartet, dass nur wenige gegen die Verlockungen offen-
kundiger personlicher Vorteile gefeit sind, ob es sich nun um Bargeld
oder um einen Karrieresprung handelt. Das Ubel wird durch die
ausgepragten Erwerbsinstinkte des westlichen Menschen noch ver-
starkt. Diese aussern sich nirgendwo deutlicher als im heutigen Kon-
sumrausch, der die Massen noch fester an das Verschuldungssystem
bindet, da die kurzfristige Euphorie des Erwerbs sie gegenuber alien
anderen Erwagungen blind macht.
Dies mag ja alles gut und schon sein, doch was ist mit den Wirtschaftswis-
senschaftlern und den Wahrungsexperten? Haben diese denn nicht die
ganze Bandbreite der modernen wissenschaftlichen Erkenntnisse und
Methoden genutzt, um die Probleme der Verteilung und des Tauschs der
durch menschlichen Fleiss geschaffenen Produkte zu losen? Kommt ihnen
dabei nicht der Computer zu Hilfe, der die Kraft des menschlichen Geistes
um das Tausendfache mehren kann?
Eine kurze Antwort auf diesen Einwand lautet, dass die Wirtschafts-
wissenschaft eine Pseudowissenschaft ist; sie verrat ihren betriigeri-
schen Charakter, indem sie sich um ihre moralische Pflicht druckt,
ihre eigenen Instrumente zu definieren - den Begriff «Geld» etwa
oder den Begriff «Kredit». Man wird von den Okonomen kaum er-
warten diirfen, dass sie Probleme losen, die sie nicht einmal darlegen
und verstdndlich machen konnen.
Praziser gesagt: Ehe wir ein Problem bewaltigen konnen, mussen wir
genau wissen, welcher Art es ist. Auch dann konnen wir es nicht
bewaltigen, ehe wir alle relevanten Informationen daniber besitzen.
Indem sie Manner zum Mond schickten, bewiesen amerikanische
Wissenschaftler, dass sie samtliche Informationen besassen, die not-
wendig waren, um Menschen zum Mond zu schicken und unver-
sehrt zur Erde zuriickzuholen. Waren jene Wissenschaftler so vorge-
gangen, wie es die Okonomen zu tun pflegen, so waren die Kosmo-
174
nauten entweder schon gleich beim Start in ihrem Raumschiff ver-
kohlt, oder aber sie waren auf Nimmerwiedersehen in den Raum
geschossen worden.
Nicht nur versaumen es die Okonomen, alle relevanten Informatio-
nen zu sammeln, sondern sie klammern die allerwichtigsten Informatio-
nen bewusst aus, wie wir noch sehen werden.
Die Verfasser des funften Mosesbuches, der Prophet Mohammed,
Shakespeare und andere besassen nicht im entferntesten jene Men-
ge an Informationen, die uns heute zur Verfugung steht, und doch
waren sie imstande, das Problem des Wuchers, das sich schon zu
ihrer Zeit stellte, zu erkennen, weil sie uber jenes Wissen verfiigten,
das den Schlussel zum Ganzen liefert: Wissen uber den Menschen selbst
und seine moralische Natur.
Die Okonomen ruhmen sich ihrer «wissenschaftlichen Distanziert-
heit» und «Objektivitat», klammern aber den Menschen selbst, seine
Gier nach Besitz und Macht sowie seine Nachgiebigkeit gegenuber
den Versuchungen der Ungerechtigkeit aus. Daher erbringen sie
nicht nur keine brauchbaren Resultate, sondern stiften recht eigent-
lich Schaden, indem sie die Ubel des Wuchers noch verstarken und
konsolidieren, statt sie blosszustellen. Dasselbe, das dem intellektuel-
len Auge des Wissenschaftlers teleskopische und mikroskopische
Scharfe verleiht, bestarkt den Okonomen nur in seiner Verstandnis-
losigkeit. Diese wird nicht wie in den exakten Wissenschaften durch
die zwangslaufig eintretenden negativen Folgen bestraft, sondern
mit Prestige sowie hohen Einkommen belohnt.
Die Okonomen sehen den Wucher lediglich als anscheinend not-
wendigen Bestandteil eines Geldmechanismus, von dem sie hoffen,
dass er eines Tages funktionieren wird. Doch zu alien Zeiten haben
weise Menschen in ihm eine Verscharfung der Ungerechtigkeit, eine
Angriffswaffe gegen «Fremde» und einen «Greuel» beim Umgang zwi-
schen Freunden und Verwandten gesehen.
175
Letzte Frage: Wie kann man dem Einzelnen helfen, die voile Wahrheit
uber den Wucher in einer Gesellschaft zu begreifen, in dem ex geradezu
zur Existenzgrundlage geworden ist?
Eine kurze und bundige Antwort lautet, dass die Erkenntnis der Wahr-
heit fur den Einzelnen unter alien Umstanden befreiend wirkt, auch
wenn sie ihm nicht mehr sagt, als dass er nicht frei ist und dass nur die
Wahrheit ihn frei macht.
Anders gesagt: Wer jene Machte, die unter den Volkern des Abend-
landes seelische Erkrankungen und Verzweiflung verbreiten, durch-
schaut hat, wird innerlich gestarkt und ist moralisch und intellektuell
fur das Uberleben in unserer Gesellschaft gerustet.
176
Kapitel 11
Die Geographie des Intellekts
Ein Satz mag vollig klar erscheinen, doch wenn seine Bedeutung grundlich
untersucht worden ist, treten die Verwicklungen und Irrtumer, die sich
hinterder scheinbaren Einfachkeitverbargen, jah zutage.
John Baker, Race
Dr. Nathaniel Weyl und seine Frau Sylvia Casleton Weyl gehoren zu
den aktiven Verbreitern der Theorie, dass die Juden in den USA die
fuhrende «kreative Elite» seien und dass diese Uberlegenheit auf ihr
genetisches Erbgut zuruckgehe. In einem Artikel in The Mankind
Quarterly 37 argumentiert das Ehepaar Weyl, die Ursachen der vor-
herrschenden Stellung der Juden sei «eine Aristokratie der religio-
sen Wissenschaft sowie die Entwicklung eines institutionellen und
religiosen Drucks auf dieses wissenschaftliche Element, fruh zu hei-
raten und viele Kinder zu zeugen». Die Weyls schreiben:
Kurz gesagt, die durch einen kompetitiuen Erziehungsprozess aus der
judischen Masse herausgesonderten scharfen und subtilen Intellekte mils-
sen sich in der naturlichen Selektion gegen die anderen durchgesetzt ha-
ben, weil sie fruher heirateten, willkommene Ehepartner fur die Kinder
reicherer und im Geschaftsleben tatiger Familien waren und durch die so
gewonnenen Vorteile - bessere Nahrung, Unterbringung, Kleidung und
Hygiene, medizinische Versorgung, rechtzeitige Informationen fiber be-
vorstehende Verfolgungen (...) bessere Chancen hatten, dass ein Gros-
steil ihrer Kinder das Erwachsenenalter erreichte.
Dr. Weyl hat dieses Thema in wissenschaftlichen Zeitschriften und
zwei gut dokumentierten Buchern, The Creative Elite in America so-
37 The Mankind Quarterly, Edinburgh, Schottland. N. Weyl schrieb in den sechziger
und siebziger Jahren regelmassig fur diese von Dr. R. Gayre herausgegebene Zeit-
schrift.
177
wie dem zusammen mit Dr. Stefan Possony verfassten The Geography
of the Intellect 38 ausfuhrlich behandelt.
Ein anderer klangvoller Name auf diesem Felde der soziologischen
Untersuchung ist Prof. Ernest van den Haag, dessen Buch The Jewish
Mystique 1970 mit akademischen Fanfarenstossen begrusst wurde.
Paradoxerweise wurde das Werk auch von mehreren der weltweit
engagiertesten Verfechter der «Rassengleichheit» wie z.B. Prof. Ash-
ley Montagu sehr positiv aufgenommen, was einen unwillkiirlich an
den Ausspruch Alle Tiere sind gleich, obex einige Tiere sind gleicher als
andere in George Orwells Animal Farm erinnert.
An den vom Ehepaar Weyl angewendeten statistischen Methoden,
mit denen sie die jiidische Dominanz auf verschiedenen Gebieten
der Wissenschaft mittels Leistungskoeffizienten auf Prozentbasis be-
rechnen, gibt es nichts auszusetzen, doch stellt sich die Frage, ob die
dargelegten Fakten als Beweis der Grundthese, wonach der Erfolg
der Juden genetischen Faktoren zuzuschreiben sei, wirklich ausrei-
chen.
Haben die Weyls das gesamte Beweismaterial studiert? Haben sie das
ganze Material, das eine historisch haltbare Einschatzung des jiidi-
schen intellektuellen Talents ermoglicht, auch nur zur Kenntnis ge-
nommen? Es macht den Anschein, als hatten sie ihre ganze Studie
auf einer allzu schmalen Basis durchgefiihrt. In den Lehren der chi-
nesischen Weisen wird oft darauf hingewiesen, dass die Wahrheit
uns nicht selten verschlossen bleibt, wenn wir sie nicht in einem ge-
schlossenen «Gesamtbild» betrachten, dessen Teil sie ist. Wenn man
eine einseitig ausgewahlte Anzahl von Fakten zusammenstellt, kommt
man zu einem bestimmten Ergebnis; stellt man die beriicksichtigten
Fakten nach anderen Massstaben zusammen, so ist das Resultat un-
ter Umstanden grundverschieden. Deshalb ist es bei jeder These oder
Aussage wichtig zu wissen, ob sie wirklich das Produkt aller relevan-
ten Fakten ist.
38 The Creative Elite in America (Public Affairs Press, Washington D.C., 1966), sowie
The Geography of Intellect (Henry Regnery Company, Chicago 1963).
178
Gerechtigkeitshalber mussen wir erwahnen, dass Nathaniel Weyl in
The Geography of the Intellect auf die mogliche Existenz eines umfas-
senderen Beziehungsrahmens hindeutet, teilt er uns doch mit, dass
«sowohl Spengler als auch Toynbee zum kulturellen Antisemitismus
beitrugen» - womit er naturlich meint, dass diese beiden fuhrenden
westlichen Geschichtsschreiber die judische Einschatzung der judi-
schen intellektuellen Uberlegenheit nicht teilten. Fiir Spengler, schrei-
ben Weyl und Possony, «handelte es sich beim Judentum um eine
'Fellachenreligion', die seit wenigstens neun Jahrhunderten erstarrt
war». Sie fiigen hinzu: «Fur Spengler waren die Juden dekadent,
weil sie das Uberbleibsel einer magischen Kultur bzw. Zivilisation wa-
ren, die ihren kreativen Impuls langst eingebusst hatte». Toynbee hin-
gegen, so schreiben sie, habe entdeckt, dass die Juden «'fossilisierte
Fragmente der syrischen Zivilisation' waren; er billigte also Spenglers
Aussage, kleidete sie jedoch in andere Worte».
Der schweizerisch-deutsche Psychologe Carl Gustav Jung machte
sich mit seinen Kommentaren uber einige der Eigenschaften, wel-
che den judischen Intellekt von dem des typischen Westeuropaers
unterscheiden, ebenfalls unbeliebt. Jung raumte freimiitig ein, dass
es ein Betatigungsfeld gibt, auf dem der gewohnliche Jude einen
Wettbewerbsvorteil besitzt; er schrieb:
Als Angehoriger einer Rasse mit dreitausendjahriger Zivilisation besitzt
der Jude wie der Chinese ein weiteres Feld des psychologischen Bewusst-
seins. Folglich ist es fiir den Juden im allgemeinen weniger gefahrlich,
seinem Unbewussten einen negativen Wert beizumessen. (...) Der Jude,
der eine Art Nomade ist, hat noch nie eine eigene Kulturform geschaffen,
und soweit wir absehen konnen, wird er auch nie eine schaffen, denn all
seine Instinkte und Talente erfordern eine mehr oder weniger ziuilisierte
Nation, die ihm als Gastvolk fur seine Entwicklung dient. 39
39 Ruckubersetzung aus dem Englischen. - Wir konnen dieses Zitat und seinen weite-
ren Kontext nicht nachprufen, da Benson Ieider nicht angibt, wo es steht. Auf die
nicht immer befriedigenden Ausfuhrungen des Autors auf dem Gebiet der Psycho-
logie und Tiefenpsychologie haben wir im Zusammenhang mit den Kapiteln 6 und
7 bereits hingewiesen. (Anmerkung des Herausgebers.)
179
Diese kurzen Hinweise auf Spengler, Toynbee und Jung sollten zu-
mindest andeuten, dass gewisse grosse Geister einen intellektuellen
Beziehungsrahmen besitzen, innerhalb dessen die von Nathaniel und
Sylvia Weyl mit grossem Fleiss den Statistiken des amerikanischen
Gesundheits-, Erziehungs- und Wohlfahrtsdepartements entnomme-
nen Tatsachen in ganz anderem Lichte gedeutet wiirden.
Eine grundliche Untersuchung des komparativen intellektuellen Sta-
tus verschiedener ethnischer Gruppen musste mit einer allgemein
anerkannten Definition von Begriffen wie «Intelligenz», «kognitive
Fahigkeit» und «Leistung» beginnen, die man zu verwenden pflegt,
wenn man das Leistungsniveau verschiedener Menschenrassen ver-
gleicht. In seinem Buch Race erortert Dr. John Baker einige der zahl-
losen Definitionen des Wortes «Intelligenz», die von Psychologen
und anderen vorgeschlagen worden sind. Alfred Binet, nach dem
ein mit gewissen Varianten immer noch gebrauchliches System des
Intelligenztests benannt ist, entschied sich fiir eine eher prosaische
Definition: «Intelligenz zeigt sich in der bestmoglichen Anpassung
des Individuums an seine Umwelt.» Baker bemerkt dazu, in der Lite-
ratur finde man «eine Anzahl von Definitionen, die auf der gleichen
Linie liegen», und fuhrt einige Beispiele an.
Eine Wendung wie «Anpassung an die Umwelt» birgt keine Schwie-
rigkeiten in sich, wenn man sie auf Tiere und Pflanzen, ja selbst auf
Menschen kleiner und primitiver Gemeinschaften anwendet, aber
wie soil man den Ausdruck in einer ungeheuer komplexen und ge-
fahrlich instabilen menschlichen Umwelt auffassen, wie sie in den
zivilisiertesten Landern unserer Zeit vorhanden ist? Hier nimmt das
Konzept der «Anpassung» ganz ungeahnte Dimensionen an. In
Deutschland hatten die Juden vor 1933 einen prozentuellen Anteil
an Spitzenpositionen inne, der sich muhelos mit ihrem heutigen in
den Vereinigten Staaten vergleichen lasst, doch wie die Ereignisse
im folgenden zeigten, gewahrleistete dieser Sachverhalt durchaus
keine «bestmogliche Anpassung» an die betreffende Umwelt...
Sogar kurzfristig, hinsichtlich der Leistung eines Einzelmenschen in
einer verhaltnismassig homogenen Gemeinschaft mit gemeinsamem
genetischem Erbgut, kann die Umwelt ein unberechenbares dyna-
180
misches Element darstellen, das alle Berechnungen uber den Hau-
fen wirft. Im Englischen gibt es ein altes Sprichwort, From clogs to
clogs in three generations - «Von Holzschuhen zu Holzschuhen in drei
Generationen». Damit ist gemeint, dass ein ganz gewohnlicher
Mensch, beispielsweise ein Angehoriger des unteren Bauernstan-
des, einen Sohn erzeugen kann, der Hervorragendes leistet, seiner-
seits aber einen Sohn hat, der sich ungeachtet der ihm von seinem
erfolgreichen Vater gebotenen optimalen ausseren Voraussetzungen
als klaglicher Versager erweist. Im Falle des Erfolgsmenschen wirkt
die Umwelt als dynamischer Faktor, als eine Art von System der Sti-
mulierung und Reaktion, das eine Kette von Energieausbruchen
auslost und selbst einen umweltbedingten Nachteil in sein Gegenteil
verwandeln kann, namlich ein Sprungbrett zum Erfolg. Dass die drei
Generationen ein gemeinsames genetisches Erbgut teilen, andert
nichts an ihrer fundamental verschiedenen Leistung.
Etablierte nichtjiidische Wissenschaftler machen gewohnlich einen
weiten Bogen um die vom Ehepaar Weyl, Possony und van den Haag
aufgegriffenen Fragen, zeigt doch die Erfahrung, dass man entweder
den von diesen Forschern gezogenen Schlussfolgerungen voll und
ganz zustimmen muss oder aber Gefahr lauft, wie Spengler, Toynbee,
Jung und Keith als «Antisemit» beschimpft zu werden. Es ist namlich
ganz offensichtlich unmoglich, eine vollstandige und saubere kom-
parative Analyse vorzunehmen, ohne einzuraumen, dass vom Stand-
punkt der Leistung her Juden und Nichtjuden verschiedene Syste-
me der Stimulierung und Reaktion besitzen. Anders gesagt, die bei-
den Gruppen laufen nicht auf derselben Bahn um die Wette, son-
dern auf parallelen Bahnen, die verschieden gestaltet sind und viel-
leicht auch zu verschiedenen Zielen fuhren.
Wie kann man denn den Anteil an Spitzenleistungen zweier charak-
terlich dermassen unterschiedlicher und so verschieden situierter
Gruppen in Prozenten ausdrucken? Auf der einen Seite haben wir es
mit einer Mehrheit zu tun, die, um kulturell iiberleben zu konnen, ein
erhebliches Reservoir an qualifizierten Technikern, aber auch un-
qualifizierten Arbeitern sowie einen im Boden verwurzelte Bauern-
stand benotigt, andererseits mit einer kleinen, stets unter grossem
181
nervlichen Stress operierenden Minderheit, die fest entschlossen ist,
ihre nationale Einheit und Identitat ungeachtet ihrer Zerstreuung
unter einer unvergleichlich grosseren Gastbevolkerung zu wahren.
Jung hat bewiesen, dass er den subtilen, jedoch unerhort wichtigen
Unterschied auf dem Gebiet der Motivation und Leistung begriff, in-
dem er bemerkte, die Juden besassen ein weiteres Feld des Bewusst-
seins, und folglich sei es «fiir den Juden weniger gefahrlich, seinem
Unbewussten einen negativen Wert beizumessen». Ganz offensicht-
lich bietet es einen Wettbewerbsvorteil, sein Unbewusstes stiefmut-
terlich zu behandeln, doch fragt man sich, ob das jiidische Volk fur
diesen Vorteil keinen allzu hohen Preis in Form eines Verlusts an
langfristiger Lebenstiichtigkeit bezahlen muss. Konnte sich ihre Ge-
ringschatzung des Unbewussten nicht irgendwann in der Zukunft
gegen sie kehren?
In der Tat, gerade von jenen Einfliissen, die Juden in der westlichen
Gesellschaft zu Spitzenleistungen befahigten, haben sich Menschen
jiidischer Abstammung haufig zu emanzipieren gesucht, um intellek-
tuell oder kunstlerisch auf einer ihnen zuvor verschlossenen hohe-
ren Ebene wirken zu konnen. Ich denke an Menschen wie Moses
Mendelssohn und seinen Sohn Felix, den Komponisten, an Spinoza
und Disraeli, an Moses ben Maimonides, Moses und viele andere,
einschliesslich gewisser mutiger Juden unseres Zeitalters, denen ich
in diesem Buch an anderer Stelle meine Achtung zolle.
Es macht also den Anschein, dass sich das hohere Ausmass an intel-
lektueller Spezialisierung und Differenzierung fur die Juden sowohl
vorteilig als auch nachteilig auswirken kann - und schon oft in ihrer
sturmischen Geschichte wirkte es sich nachteilig aus. Friedrich Schil-
ler hat einmal eine Bemerkung gemacht, die sich das jiidische Volk
zu Herzen nehmen sollte. Er meinte, ein Gemeinwesen, das von sei-
nen Burgern eine extreme Spezialisierung der Tatigkeit verlange, ohne
Wert auf Allgemeinbildung und Charakter zu legen, fordere damit
den tiefsten intellektuellen Obskurantismus. Schiller sah also, was kom-
men wiirde - eine Gesellschaft, die eine einseitige geistige Entwick-
lung hoch einschatzt und honoriert, dabei jedoch in unvermeidli-
chen intellektuellen Obskurantismus versinkt!
182
In diesem Zusammenhang konnte man noch zwei Faktoren zur Spra-
che bringen. Der eine ist das unter rassischen oder nationalen Min-
derheiten angehorenden Akademikern verbreitete System der ge-
genseitigen Forderung und Empfehlung, das andere die gegenwar-
tige judische Vorherrschaft in Fachern, die man «Randwissenschaf-
ten» nennen konnte, beispielsweise soziale Anthropologic, Soziolo-
gie, Politologie, Psychiatric Jedes dieser Facher ist fur Juden und
Nichtjuden gleichermassen ein undurchdringliches Dickicht des Ob-
skurantismus.
Es besteht ein klarer Unterschied zwischen einer Gesellschaft, in der
beruflich eine klare Spezialisierung herrscht, und einer Gemeinschaft
wie der jiidischen, die sich gesamthaft der beruflichen Spezialisie-
rung verschrieben hat. Anders gesagt, die hochentwickelte Fahig-
keit der Juden zum abstrakten Denken wurde in den Dienst eines
einzigen allesbeherrschenden Fachers von Zielen gestellt.
Die geschichtliche Erfahrung der Juden, die seit vielen Jahrhunder-
ten unter alle moglichen Volker zerstreut leben und es doch fertigge-
bracht haben, ihre nationale Identitat und Einheit zu bewahren, hat
bei ihnen zur Entwicklung einer grossen Zahl von Fahigkeiten ge-
fuhrt, deren Ziel die Erringung von Macht ist, wahrend alles, was mit
dem Gebrauch der Macht zusammenhangt, von ihnen fast vollig ver-
nachlassigt wurde. Kreativitat - sei es in der Kunst, der Landwirt-
schaft, der Politik oder auf irgendeinem anderen Gebiet - erfordert
eine positive Identifizierung mit Dingen oder Menschen. Wer Macht
errungen hat, muss diese kreativ nutzen, sonst entgleitet sie ihm wie-
der. Dank ihren speziellen Fahigkeiten gelang es den Juden, in Rus-
sland ungeheure Macht zu erlangen, doch dann vermochten sie
diese nicht schopferisch zu nutzen, denn dies hatte eine positive Iden-
tifizierung mit dem russischen Volke vorausgesetzt, und eine solche
Iiess sich mit der Wahrung der separaten jiidischen nationalen Iden-
titat nicht in Einklang bringen.
Diese Ausfiihrungen mogen zum Verstandnis dessen beitragen, was
Jung vor Augen hatte, als er den Juden «eine Art Nomaden» nann-
te, «der noch nie eine eigene Kulturform entwickelt hat». Es ist das
Kennzeichen des Nomaden, dass er zwar ein Territorium besetzt, sich
183
ihm jedoch nicht verbunden fuhlt. Er ist ein Sammler, kein Produ-
zent. Doch ist dies lediglich ein kollektives Phanomen, von dem sich
jeder, der sich mit der Kultur seiner Umgebung voll und ganz identi-
fiziert, befreien kann. Das haben Mendelssohn, Mahler, Spinoza usw.
getan.
Jene, die wie das Ehepaar Weyl, van den Haag und andere meinen,
die Juden bildeten eine «fiihrende Elite», was vorwiegend auf gene-
tische Faktoren zuruckzufuhren sei, taten gut daran, diese These kri-
tisch zu uberprufen, indem sie sich gewisse Fragen stellen, beispiels-
weise folgende: Was ist der wahre Charakter dieser «fuhrenden Eli-
te*?
Die judische Elite hat in unserem Zeitalter ihren Charakter radikal
verandert. Jahrhundertelang war sie die Elite der Synagoge, heute
ist sie die Elite der Universitat und der Borse. Fruher mass sie dem
Unbewussten etliche Bedeutung bei, heute verdankt sie ihre Vor-
herrschaft dem Umstand, dass die das Unbewusste negatiu wertet,
wobei sie jene metaphysischen Faktoren, welche die Juden in der
Vergangenheit stets zusammengehalten haben, fast vollstandig ver-
drangt hat. Beide Eliten, die judische und die nichtjudische, machen
nun in rasend verscharftem Tempo einen Prozess durch, der die Pro-
pheten des Alten Testaments zu den warnenden Worten veranlas-
ste: Gott lasst seiner nicht spotten. Ein moderner Psychologe wiirde
dies vielleicht wie folgt verdolmetschen: Das Unbewusste lasst sich
nicht unterdrucken oder geringschatzen. Ein so misshandeltes Un-
bewusstes kann sich namlich in ausserst unangenehmer Form zu-
nickmelden - man halte sich vor Augen, wieviele Angehorige der
«fuhrenden Elite» an Neurosen, Alkoholismus etc. leiden. Die heuti-
gen Juden haben alien Grund zur Annahme, dass ein erbostes jiidi-
sches Unbewusstes - ihr Gott und der Stamm der Juden - einen brand-
gefahrlichen Ruckfall in den Primitivismus in Gestalt eines rabiaten
zionistischen Nationalismus heraufbeschwort. Dieser Nationalismus
ist darum primitiv, weil er jeglichen religiosen Inhalts entleert ist und
zwar die Massen aufputschen, dem Einzelnen jedoch keine morali-
sche Stutze bieten kann. Angesichts eines sinnlos aufgeputschten
184
Gruppengeistes sehen wir nun, wie sich der Jude das scharfe Messer
seines Intellektualismus an die eigene Brust setzt.
Karl Marx hat einmal bemerkt, der westliche Finanzkapitalismus er-
zeuge Juden «aus seinen Innereien». Damit meinte er, dass eine Um-
welt geschaffen worden ist, in der die oberen Schichten der Juden
unci Nichtjuden gezwungen sind, gleich zu denken und zu handeln.
Beide legen das ganze Gewicht auf den Intellekt und messen dem
Unbewussten, aus dem die lebenserhaltenden Kreativitat kommt,
negativen Wert bei. Spengler schreibt im Untergang des Abendlandes-.
Heute liiuft diese magische Nation [die Juden] Gefahr, zugleich mit ih-
rem Ghetto und ihrer Religion zu verschwinden - nicht weil die Metaphy-
sik der beiden Kulturen einander naher kame (denn dies ist unmoglich),
sondern weil die intellektualisierte Oberschicht beider Seiten aufhort, uber-
haupt noch metaphysisch zu sein. Sie hat jeglichen inneren Zusam-
menhalt verloren, und was noch bleibt, ist nichts weiter als ein Zusam-
menhalt zu praktischen Zwecken. (Hervorhebung durch den Au-
tor.) 40
Noch eine andere Frage gilt es zu stellen: Ist es nicht gleichermassen
einfach, den unverhaltnismassig hohen Anteil der Juden an Spitzen-
positionen auf eine Anzahl von Wettbewerbsvorteilen zuruckzufuh-
ren, die sich durch gewisse Besonderheiten ihrer Anwesenheit in
der abendlandischen Gesellschaft ergeben? Oder anders gesagt, ist
es nicht denkbar, dass die judische Vorherrschaft nicht genetisch
bedingt, sondern auf Umstande zuruckzufuhren ist, die in der Ver-
gangenheit nicht existiert haben und eines Tages entfallen konnten?
Mit dem Fortschritt der industriellen Revolution im Westen lautete
der Kapitalismus - das Privateigentum an Produktionsmitteln -, der
insbesondere in den USA ein gewaltiges Mass an Untemehmungs-
geist und Energie freisetzte, die Geburtsstunde des reinen Finanzka-
pitalismus ein, zuerst auf nationaler und dann auf internationaler
Ebene. Diese Entwicklungen, zu denen Nichtjuden entscheidend
40 Ruckubersetzung aus dem Englischen. (Anmerkung des Uebersetzers)
185
beitrugen, waren, wenn auch in langsamerem Tempo, auch dann
eingetreten, wenn es keine Juden gegeben hatte. Doch als Volk, das
seine Energien und seine intellektuellen Fahigkeiten seit Jahrhun-
derten dem Gebiet der Finanztransaktionen zugewendet hat, und
als zusammenhangende, wenn auch unter andere Volker zerstreute
Nation, waren die Juden geradezu pradestiniert, bei der Forderung
der Konzentration des Finanzkapitals eine Rolle zu spielen, die in
keinem Verhaltnis zu ihrem Anteil an der Bevolkerung stand.
Dies gait nirgends mehr als in den USA, wo sie nach und nach die
grossen nichtjudischen Familienvermogen verschlangen, die mit Na-
men wie Morgan, Ford, Carnegie, Vanderbuilt und Rockefeller ver-
treten waren. Der entscheidende Vorteil, den sich die Juden mit
dieser Entwicklung verschafften, fiihrte, wie Carroll Quigley in Trage-
dy and Hope dargelegt hat, dazu, dass sie rasch die Kontrolle uber die
Hochschulbildung ubemehmen konnten, angefangen bei der Co-
lumbia University. Dazu gesellten sich naturlich ihre Vorherrschaft
beim Besitz und der Kontrolle der Nachrichtenmedien sowie die Mog-
lichkeit, die politischen Parteien, die Regierung, die Justiz usw mit-
tels Zuwendungen zu manipulieren.
Eine geballte Macht dieser Art lasst jeden Vergleich zwischen zwei
Eliten ganzlich absurd erscheinen, hat die Geschichte doch der ei-
nen Elite einen unwiderstehlichen Vorteil verschafft, der sich auch
ohne das Mitwirken genetischer Faktoren miihelos erklaren lasst,
genau wie geschichtliche Prozesse einigen ethnischen Gruppen in-
nerhalb der unzahligen kunstlich geschaffenen schwarzen «Natio-
nen» Afrikas die Macht verliehen haben, andere Bevolkerungsgrup-
pen zu tyrannisieren, die in fruheren Zeiten uber die Krale geherrscht
hatten.
Ein weiterer Vorteil, den die Juden im Spatherbst des westlichen
Kapitalismus geniessen, ist das Zusammengehorigkeitsgefuhl inner-
halb der Gruppe, das zu gegenseitigem Vertrauen und gegenseitiger
Hilfe fuhrt. Aufrechterhalten wird dies durch den von Arthur Keith
beschriebenen «doppelten Kodex» der Juden in ihrem Verhaltnis zu
den Nichtjuden. Dieser Vorteil wird durch die Atomisierung der nicht-
judischen Elite in den westlichen Landern noch verstarkt, deren An-
186
gehorige viel zu beschaftigt damit sind, sich gegenseitig auszuste-
chen, um noch Zeit zum Nachdenken uber ein gemeinsames Kon-
zept gegen die Juden zu finden.
Was spielt es letztlich fur eine Rolle, welche der beiden Eliten an der
Spitze einer Gesellschaft marschiert, wenn keine weiss, wohin der
Weg fuhrt und wenn alles darauf hindeutet, dass beide auf den Ab-
grund zusteuern?
187
Kapitel 12
Eine Rassenmystik auf dem Priifstand
Niemand mbge die Rassenfrage leichtfertig abtun. Sie ist der Schlussel
zur Weltgeschichte, und dies ist auch der Grund dafur, dass es der Ge-
schichtsschreibung so oft an Klarheit gebricht - sie wird von Menschen
betrieben, welche die Rassenfrage und das, was dazugehort, nicht ver-
stehen. Sprache und Religion machen keine Rasse aus, nur das Blut.
Benjamin Disraeli
Ein Thema, das in den USA in einer ganzen Reihe wissenschaftlicher
Zeitschriften aufgegriffen wurde, ist die behauptete Uberlegenheit
des jiidischen «intellektuellen Apparats» als mogliche Erklarung fur
die wahrhaft verbliiffende wirtschaftliche und machtpolitische Do-
minanz und den Einfluss, den eine winzig kleine judische Minderheit
in der westlichen Welt besitzt. Ausgelost wurde die Debatte durch
Prof. Ernest van den Haags Buch The Jewish Mystique.
Wir durfen mit Gewissheit annehmen, dass zumindest ein Kern
von Wahrheit in der im vorhergehenden Kapitel erorterten, von
Dr. Nathaniel Weyl und anderen vertretenen These steckt, wo-
nach Jahrhunderte der «Selektion fiir Intelligenz» eine bedeutsa-
me Rolle bei der Entwicklung einer jiidischen Rasse und Nation
gespielt haben, die sich durch einen aussergewohnlich hohen In-
telligenzdurchschnitt auszeichnet und auffallend wenige Dumm-
kopfe und Versager hervorgebracht hat. Wir wissen auch, dass
derselbe «intellektuelle Apparat» unter verschiedenen Umstanden
sowie als Reaktion auf verschiedene Stimuli verschieden reagiert,
und wir wissen, oder sollten zumindest wissen, dass die besonde-
ren Umstande des jiidischen Volkes, das seit jeher als kleine Min-
derheit in einer als potentiell feindlich erachteten Umwelt lebt,
einen stets wachsamen und aktiven Geist hervorgebracht haben.
Doch was wir wirklich herausfinden wollen, ist, ob die gegenwar-
tige aussergewohnliche Ungleichheit das Ergebnis eines uberlege-
188
nen «intellektuellen Apparats» ist oder ob andere wichtige Fakto-
ren mitspielen.
Wie bringen wir die gegenwartige scheinbare Ungleichheit der
Leistungen von Juden und Nichtjuden mit der unbestreitbaren
Tatsache in Einklang, dass die ganze Macht des Abendlandes, die
Zivilisation, die ihren Einfluss uber den gesamten Erdball verbrei-
tet hat, ihrem Wesen nach das Erzeugnis der Energie und kreati-
ven Genialitat weisser, christlicher Europaer ist und dass die Ju-
den in ihrer dreitausendjahrigen Geschichte niemals in der Lage
waren, etwas auch nur annahernd Gleichwertiges zu schaffen?
Eines der hervorstechendsten Merkmale der Europaer als Rasse
liegt darin, dass sie in ungewohnlich hohem Grad «Kulturschop-
fer» sind und eine Unzahl von Menschen hervorgebracht haben,
die, oft unter Opferung ihrer personlichen Interessen, zur Entste-
hung eines gewaltigen gemeinsamen Kulturguts beitrugen. Im Ver-
gleich dazu sind die Juden, wie Spengler und Toynbee hervorge-
hoben haben, grundsatzlich ein nomadisches «Fellachenvolk», das
sich leicht an eine von anderen geschaffene Kultur anpasst.
Wie Iasst sich die gegenwartige, vergleichsweise niedrige Leistungs-
bilanz der europaischen oder europaischstammigen Volker mit den
gewaltigen Geistesgaben in Ubereinstimmung bringen, deren Errun-
genschaften auf jedem Gebiet der menschlichen Betatigung, insbe-
sondere der Architektur, der Kunst, der Musik und der Literatur, nach
all den Jahrhunderten des schopferischen Wettbewerbs mit ande-
ren Volkern bis zum heutigen Tage den Hohepunkt menschlicher
Schaffenskraft bezeichnen?
Wir durfen nicht hoffen, die Welt, in der wir leben, und unsere eige-
ne Situation in dieser Welt zu begreifen, wenn wir unfahig oder zu
angstlich sind, Antworten auf Fragen wie diese zu suchen. Wir wis-
sen auch, dass es in der Geschichte lange Perioden gab, in denen
der untergeordnete Status der Juden sich grell von der Macht, dem
Selbstvertrauen und den blendenden Errungenschaften ihrer Gast-
volker abhob, doch fiele es niemandem ein, diesen untergeordne-
ten Status der Unterlegenheit des jiidischen «intellektuellen Appa-
rats» zuzuschreiben.
189
Teilweise lasst sich dieser scheinbare Widerspruch mit dem wohl-
bekannten Umstand erklaren, dass der menschliche Geist auf ra-
dikal verschiedene Weise wirken kann. Er kann ausschliesslich im
Dienste des Individuums stehen, und dann verdient er die Bezeich-
nung «Apparat» auch redlich. Er kann aber auch fast ausschlies-
slich im Dienste der Gemeinschaft tatig sein, und dann ist er kein
Apparat mehr, sondern ein dem Einzelmenschen ubergeordnetes
Phanomen, das in seinen Werken die ganzen kulturellen Moglich-
keiten der betreffenden Rasse zum Ausdruck bringt.
Die kulturellen Errungenschaften der abendlandischen Welt wa-
ren niemals Ergebnis einer hohen Durchschnittsintelligenz ihrer
Bewohner, sondern gingen auf aussergewohnliche Leistungen ei-
ner geringen Zahl hochbegabter Einzelmenschen zuriick. Die gros-
se Mehrheit einer Bevolkerung neigt ihrer Natur nach stets dazu,
sich das Leben so einfach wie moglich zu machen und an den
guten Dingen teilzuhaben, die von einer aktiven Minderheit ge-
schaffen worden sind. So konnen sich viele, die sonst scheitern
miissten, uber Wasser halten und ihre Gene weitergeben, die auch
in Zukunft ungewohnliche Einzelmenschen hervorzubringen ver-
mogen, wenn solche benotigt werden. Diese ungewohnlichen
Menschen bezeichnet man gemeinhin als Genies. Kennzeichnend
fur sie ist, dass der grosse Strom der Rassenenergie und des Ras-
senwillens bei ihnen sturmisch seine Bahn durch die engen Klip-
pen des individuellen Geistes bricht, allzu oft mit verhangnisvollen
Folgen fur den betreffenden Menschen.
Dies alles lauft darauf hinaus, dass gewisse historische Umstande,
einschliesslich der fast vollstandigen Vorherrschaft des Okonomi-
schen im Leben unserer Zeit, sich fur das judische Volk als genau so
vorteilhaft erweisen, wie sie fur die weissen und christlichen Volker
nachteilig sind. Das Betatigungsfeld letzterer wird namlich fast ganz
auf Wissenschaft, Technologie und andere Beschaftigungen redu-
ziert, die mit der Herstellung und Verteilung von Waren zu tun ha-
ben. Dieses Ungleichgewicht wird durch die rasch fortschreitende
Entartung des Kapitalismus im alten Sinne - Privateigentum an Gii-
190
tern und Produktionsmitteln - zu einem anonymen Finanzkapita-
Iismus noch verstarkt.
Wenn wir von «Entartung» sprechen, beziehen wir uns natiirlich
auf den Umstand, dass die Verdrangung des Kapitalismus im alten
Sinne eine der ublen Folgen der von den Regierungen betriebe-
nen Politik ist. Die Regierungen sind einer ihrer fundamentalsten
sozialen Verantwortungen nicht gerecht geworden, indem sie die
Entstehung von wirtschaftlichen Machtkonzentrationen zugelas-
sen haben, die stark genug sind, um die Regierungen selbst unter
ihre Knute zu bekommen. Dies alles reiht sich nahtlos in einen
Prozess ein, durch welchen den weissen und christlichen Volkern,
sei es in ihrer europaischen Urheimat oder anderswo, die Ent-
scheidung iiber ihr eigenes Schicksal weitgehend aus der Hand
genommen worden ist.
Fur diesen Stand der Dinge sollten die abendlandischen Volker
niemanden verantwortlich machen ausser sich selbst. Schliesslich
haben sie, indem sie Geld und materiellen Besitz zum einzigen
Wert erhoben, eine Umwelt und eine Atmosphare zwischen-
menschlicher Beziehungen geschaffen, die fur die energische und
selbstbewusste judische Minderheit mehr Vorteile bot als fur sie
selbst. Das Ergebnis dieses Wertewandels ist (iberall sichtbar. Der
abendlandische Mensch, sei er nun Englander, Franzose, Deut-
scher, Amerikaner oder Siidafrikaner, ist von einer Art seelischer
Erkrankung befallen, die seine Moral unergrabt, seine Phantasie
und Tatkraft lahmt und jegliche Art geistiger Aktivitaten schwer
behindert. Diese Erkrankung ist natiirlich je nach den personli-
chen Umstanden unterschiedlich stark. Da der abendlandische
Mensch sich selbst nicht mehr treu sein kann, ist er zum leichten
Opfer kultureller und politischer Verformungen geworden, deren
hauptsachliches Symptom vom Einzelnen als Fehlen von Rich-
tung und Ziel erfahren wird. Ein erdriickendes Gefuhl der Sinnlo-
sigkeit unseres Daseins verwandelt die Gebildeten, und nament-
lich die jungen unter ihnen, scharenweise in eine leicht knetbare
revolutionare Masse, die von den Hintergrundmachten fast belie-
big fur ihre Ziele eingespannt werden kann.
191
Es reicht allerdings nicht aus, beim abendlandischen Menschen
eine seelische Erkrankung zu diagnostizieren und deren Sympto-
me und Folgen aufzuzahlen. Zur Gesundung brauchen wir auch
eine Einsicht in die Ursachen der Krankheit; wir mussen die Natur
der Verformungen und die den Symptomen zugrunde liegenden
Einflusse erkennen.
Die ganze bekannte Geschichte der menschlichen Rasse bestatigt,
dass der Mensch seiner Art nach ein soziales Lebewesen ist und dass
eine der grundlegendsten Bedingungen fur seine moralische Ge-
sundheit in der Sicherheit besteht, die ihm das Gemeinschaftsgefuhl
bietet. Dieses hat er noch nie anderswo finden konnen als in einer
klar umrissenen Gruppe von Menschen, die ihm gleichen. Untrenn-
bar verbunden mit diesem Modell der Existenz, das seit Aonen von
Jahren besteht und sich auch in einem grossen Teil des Tierreichs
findet, ist ein doppelter Verhaltenskodex, den die Natur offensicht-
lich geschaffen hat, um dieses Modell zu erhalten. Innerhalb der Grup-
pe herrschen Freundschaft, Zusammenarbeit und gegenseitige Sym-
pathie (auch wenn der Wettstreit zwischen den Angehorigen der
Gruppe ein Element der Unruhe in dieses Bild bringt). Gegenuber
Aussenstehenden empfinden die Gruppenmitglieder Gleichgultigkeit,
die, wenn die Umstande es erfordern, sehr rasch in Feindschaft und
Konflikt ausufern kann.
Ein Individuum, das in dieser Gruppe lebt, ist niemals moralisch ver-
wirrt. «Diese Menschen», sagt es sich, «sind mein Volk. Ihnen kann
ich trauen, und sie konnen mir trauen. Ich helfe ihnen, und sie hel-
fen mir.» Es findet ein tiefes Gefuhl der Geborgenheit in dem Wissen,
dass um es herum Menschen leben, die durch gemeinsame Interes-
sen und Pflichten mit ihm verbunden sind. Mit dieser festen Grundla-
ge unter den Fussen ist ein Mensch bereit, sein Leben aufs Spiel zu
setzen oder gar in den sicheren Tod zu gehen, wenn das Wohl seiner
Gemeinschaft es erfordert.
Was der Einzelne unter diesen Umstanden sein «Gewissen» nennt, ist
Teil eines psychologischen Mechanismus, der dafilr sorgt, dass er
gegenuber anderen Angehorigen der Gruppe oder gegenuber der
Gruppe selbst einen Verhaltenskodex an den Tag legt, der den Inter-
192
essen der Gruppe und alien Individuen, aus denen sie sich zusam-
mensetzt, optimal dient. Die moralische und politische Verformung,
an der die europaischen bzw. europaischstammigen Volker leiden,
kann somit als Folge der Ausloschung der fruher bestehenden Gren-
zen zwischen verschiedenen Menschengruppen und deren er-
zwungener Eingliederung in eine grossere politische Einheit ge-
deutet werden. Der Einzelmensch, dessen Denkweise das evolu-
tionare Produkt jahrtausendealter Erfahrung ist, steckt nun in ei-
nem Dilemma. Er wird in eine heterogene menschliche Umwelt hin-
eingezwungen, kann sich jedoch nicht von seinem tiefverwurzel-
ten Bedurfnis nach einer homogenen menschlichen Umwelt befrei-
en.
Wie kann dieser Einzelmensch in einer heterogenen Gesellschaft
mit ihren seltsamen neuen, durch okonomische Interessen dik-
tierten Strukturen nun zwischen «uns» und «ihnen» unterschei-
den, zwischen denen, die zu ihm gehoren, und den anderen, aus-
senstehenden? Noch schmerzlicher ist das Dilemma, wenn er sich
in einem Vielvolkerstaat wiederfindet, der von Angehorigen grund-
verschiedener Rassen und Lebensformen bewohnt ist, die in man-
chen Fallen nicht einmal eine gemeinsame Sprache sprechen.
Die Folgen fur den abendlandischen Menschen sind ein innerer
Konflikt und tiefe Verwirrung. Seine Reaktionen sind nicht mehr
einfach und klar, wie dies in der uberschaubarer strukturierten
Gesellschaft der Fall war, aus der er hervorgegangen ist, sondern
so wirr, dass sie seelische Storungen hervorrufen, wozu auch
Schuldgefuhle und Auflosung der Moral gehoren. Der Einzelne
ist in sich selbst zerrissen, und sein schopferisches und intellektuel-
les Potential ist ebenso vermindert wie seine Fahigkeit zum effizi-
enten Zusammenschluss mit Menschen seiner eigenen Gruppe.
Doch enden die Probleme hier noch nicht - weit entfernt davon!
Die Gesellschaft lasst ebenfalls Anzeichen tiefer innerer Spaltung
erkennen, weil die vielen leidenden Einzelmenschen dazu neigen,
sich zusammenzuschliessen, um einen Ausweg aus dem Dilemma
zu finden, das der Verlust des doppelten Verhaltenskodex mit sich
gebracht hat. Je nach der Art des Auswegs, der ihnen vorschwebt,
193
schliessen sie sich einer von zwei Hauptgruppierungen an, die wir
als die Rechte und die Linfee bezeichnen konnen.
Auf der Rechten finden wir jene, die das Heil in der Wiederherstel-
lung kleiner, homogenerer menschlicher Einheiten suchen, in wel-
chen die Psychologie des doppelten Verhaltenskodex wieder un-
gehemmt wirken kann; zumindest aber wehren sie sich gegen jene
Einflusse, die auf die Schaffung noch grosserer und noch hetero-
generer politischer Einheiten hinstreben, deren letzte Konsequenz
die Grundung eines Weltstaats ist.
Unter den Vertretern der Linken ragen Individuen heraus, bei de-
nen der Intellekt sich auf Kosten des Instinkts einseitig entwickelt
hat und die das Heil in einer imaginaren Welt suchen, wo alle
Volker gleich, ja ununterscheidbar sind und wo das Erbe der
Menschheit, der doppelte Verhaltenskodex, einem einfachen Ko-
dex weicht, jenem der allumfassenden Freundschaft und «Bru-
derlichkeit».
So wird ein Konflikt, der in der Seele des Einzelnen entstanden ist,
auf die Gesellschaft als Ganzes verlagert, und zwar in einem Aus-
mass, dass dadurch ganze Familien auseinandergerissen werden.
Diese Situation kann jede kleine, fremdstammige Minderheit dann
zu ihrem eigenen Nutzen ausschlachten. Wie sich dies alles in den
kommenden Jahren entwickeln wird, wissen wir nicht, doch kon-
nen wir klar erkennen, dass die psychologischen Storungen, die
sich aus den Bestrebungen zur Einfuhrung eines einfachen Kodex
der allgemeinen Freundschaft und Gleichheit bei einer genetisch
auf den doppelten Verhaltenskodex programmierten Menschheit
ergeben, zu einer seelischen Erkrankung fiihren, welche das mo-
ralische und politische Potential der westlichen Volker uberall ver-
kummern lasst und ideale Bedingungen fur eine kleine judische
Minderheit schafft, die, in der Zerstreuung geeint, ihren eigenen
doppelten Verhaltenskodex eifersiichtig wahrt.
Der Schliissel zu diesem einzigartigen Vorteil, den die judische Min-
derheit geniesst, liegt in einem - bisher durch die Religion gestarkten
- System intensiven Lemens, das es dem judischen Volk ermoglicht,
194
in der Zerstreuung eine feste und egozentrische nationale und ras-
sische Einheit zu bewahren, wahrend fur andere Volker nationale
und rassische Einheit stets an geographische Grenzen gebunden
waren. Gerade weil Rassenbewusstsein und Nationalismus bei den
Juden keine Verankerung in einem Territorium besitzen, sind sie
bei ihnen intensiver entwickelt als bei anderen.
Die Wissenschaft der Anthropologie ist in verbluffendem Masse
verfalscht und umgekrempelt worden, um zu verhindern, dass
Informationen wie diese allgemein bekanntgemacht und verstan-
den werden. Viele jener Wissenschaften, die dem Menschen hel-
fen sollen, sich selbst zu verstehen - Anthropologie, Psychologie,
Genetik etc. -, sind heutzutage im Niedergang begriffen, genau
wie es die Astronomie und andere Wissenschaften im Mittelalter
waren, und aus demselben Grund: Ihre Erkenntnisse bedrohen
die Grundlagen der bestehenden Machtstrukturen, seien diese nun
religioser, politischer oder finanzieller Art.
Politische Kommentatoren und Analytiker, die es aus irgendwel-
chen Grunden unterlassen, unter der Oberflache nach den Ursa-
chen des gegenwartigen Weltgeschehens zu suchen, tragen nicht
etwa zur Aufklarung des Volkes bei, sondern verdichten nur den
Nebel der Verwirrung, in dem Millionen seelisch kranker Menschen
hilflos umhertappen.
Ein starkes Gefuhl der Gruppenidentitat, Rassenstolz, Nationalis-
mus - man nenne es, wie man will - verleiht dem Menschen ein
starkes Gefuhl fur Richtung und Zweck seines Daseins und macht
ihn annahernd immun gegen die Krafte der kulturellen und mo-
ralischen Zersetzung, die in der westlichen Welt ihr Unwesen trei-
ben und an der Gesundheit und dem Gliick der Menschheit na-
gen. Daraus ergibt sich, dass das judische Volk mit seinem starken
Gefuhl der Rassenidentitat und seiner steten Bereitschaft zur en-
gen Zusammenarbeit zwecks Erreichung praktischer Ziele in ei-
ner niedergehenden Zivilisation, wo so gut wie keine neuen kultu-
rellen Werte mehr geschaffen werden, einen immensen Vorteil
gegenuber seinen Konkurrenten besitzt.
195
Kapitel 13
Reform und Orthodoxie:
Einige Aspekte der Nahostfrage
Der im 20. Jahrhundert erfolgte Aufstieg der Juden zur mit Abstand
wohlhabendsten und einflussreichsten aller Nationen fuhrte zu einer
scharfen Aufspaltung der judischen Gemeinschaft in «Reformjuden»
und «orthodoxe Juden» bzw. in «Zionisten» und «Antizionisten». Die-
se Gegensatzpaare entsprechen den Ausdrucken «sakularistisch» und
«religios».
Die eindeutige Spaltung innerhalb des Judentums, bei der die For-
men weltlicher Macht in ihrer uberwaltigenden Mehrheit in den
Handen der Reformjuden konzentriert sind, hat zu einer merkwur-
dig widerspriichlichen Situation gefuhrt: Die Reformjuden, welche
die biblische Deutung der Geschichte schroff ablehnen, konnen sich
heute bei ihren zionistischen Bestrebungen auf keinerlei religiose
Grundlage mehr stiitzen - ausser der, die manche Christen ihnen
liefern, welche auch weiterhin glauben, die Juden seien «Gottes aus-
erwahltes Volk», an dem sich in unseren Tagen eine Prophezeiung
erfulle.
Wie moderne jiidische Historiker (z.B. Abram Leon Sachar in The
History of the Jews und Howard Morley Sachar in The Course of Mo-
dern Jewish History) freimutig einraumen, wurden Judentum und
Christentum gleichermassen von der sogenannten Aufklarung be-
einflusst, die von europaischen Denkern wie Kant, Hegel, Fichte und
Darwin gepragt war. Bei der sich daraus ergebenden Resakularisie-
rung haben die Reformjuden die - auf dem anthropomorphen Bild
«Gottes» beruhende - alte Orthodoxie buchstablich iiber Bord ge-
worfen. Viele von ihnen empfinden, wie Abram Leon Sachar bemerkt,
sogar aggressiven Stolz dariiber, den Namen der Gottheit mit einem
kleinen g zu schreiben.
Nach langen und erbitterten Grabenkampfen innerhalb des Juden-
tums wurde auf der Universellen Synode in Berlin 1889 eine Art Burg-
196
frieden geschlossen. Damals einigte man sich darauf, es stehe den
Juden frei, die Heilige Schrift nach eigenem Gutdunken auszulegen
und sich sogar zum Agnostizismus, ja zum Atheismus zu bekennen.
So kommt es, dass heute, wo viele Christen immer noch dem Begriff
des «judisch-christlichen Gottes» anhangen, die modernen gebilde-
ten Juden, die in den Gemeindeangelegenheiten den Ton angeben,
nicht langer an einen Gott mit menschlichen Eigenschaften glau-
ben, einen Gott, der «erfreut» oder «zornig» ist, ein Volk «auserwahlt»
und ihm fur immer ein Land schenkt. All dies wird von den Reformju-
den als blosser Symbolismus betrachtet, der nun durch das Konzept
einer Nation zu ersetzen sei, welche nicht auf einen verheissenen
«Messias» warten musse, sondern sehr wohl in der Lage sei, als ihr
eigener «Gott» oder «Messias» zu walten.
Wie erklart sich nun das Schisma innerhalb des heutigen Juden-
tums? Warum haben sich nicht alle Juden dem Sakularismus zuge-
wandt? Die Antwort auf solche Fragen lautet dahingehend, dass der
jiidische Glaube zwar stets ein von der nationalen Identitat eines
zerstreuten Volkes nicht zu trennendes rassisches Glaubensbekennt-
nis war, doch eine schwer zu fassende religiose Komponente auf-
wies, die in neutestamentlicher Zeit aus der vorherrschenden Or-
thodoxie verschwunden war und daher wiederentdeckt und wie-
derhergestellt werden musste. Deshalb haftet dem jiidischen Glau-
ben etwas an, das iiber plumpen Nationalismus hinausgeht. Dies er-
klart auch die leidenschaftlich-inbrunstige Religiositat einer kleinen
Minderheit sogenannter «strengglaubiger» Juden, von denen eini-
ge so weit gehen, sich mit nichtjiidischen Gegnern des Zionismus zu
verbiinden.
Dennoch hat die Wahrung der Gruppensolidaritat eines in der Diaspo-
ra unter Fremden lebenden Volkes stets die Anwendung eines doppel-
ten moralischen Kodex erfordert - ein Gesetz fur «uns» und ein anderes
fur «sie», einen Satz von Verhaltensweisen fur «uns» und einen anderen
fur «sie».
Die heutige, fast unwiderstehliche Anziehungskraft des Zionismus,
besonders fur junge Menschen, denen religiose Gefuhle ganz fremd
sind, motiviert und beflugelt den Gruppenehrgeiz und den Expansi-
197
onsdrang, und die beispiellosen Erfolge der letzten anderthalb Jahr-
hunderte lassen den Appetit noch weiter wachsen. Diese Fakten spiel-
ten im Zusammenhang mit den Ereignissen im Nahen Osten anno
1982 eine wichtige Rolle. Damals lieferten die triumphierenden Zio-
nisten eine erstaunliche Demonstration ihrer Macht und ihres Ein-
flusses, stiessen aber auch in einem zuvor nicht gekannten Masse auf
Opposition seitens anderer Juden.
Eine Zeitungsschlagzeile vom 21. September jenes Jahres fasste die
wichtigste Nachricht des Tages zusammen: US-Truppen fur Beirut -
wenn Israel zustimmt. Die Medien unternahmen keinen Versuch, fol-
gende sich aufdrangenden Fragen zu beantworten:
- Warum nahmen die USA, ein Land, von dessen Finanzhilfe und
Waffenlieferungen Israel fast vollig abhangt, die Demutigung hin, wie
Frankreich und Italien auf die Genehmigung zur Entsendung ihrer
Friedensstreitkrafte in den Libanon warten zu mussen?
- Warum gab es keinen wutenden Aufschrei amerikanischer
Kongressabgeordneter und Senatoren uber die von Israel veriibte
ruchlose Aggression, die samtlichen vom {Congress an die US-Militar-
hilfe geknupften Bedingungen ins Gesicht schlug, unter anderem
jener, dass diese Waffen nur zu defensiven Zwecken eingesetzt wer-
den diirften?
- Wie erklart sich die nervos zuruckhaltende, ja angstliche Reaktion
der Fuhrer so vieler anderer scheinbar machtiger Industriestaaten
auf Israels langfristig geplante und massive Einfalle in den Libanon,
die ebenfalls einer verachtlichen Missachtung samtlicher Resolutio-
nen und Anordnungen der UNO gleichkamen, ganz zu schweigen
von der rucksichtslosen Kaltstellung einer friedenssichernden Streit-
kraft, welche die UNO bereits im Sudlibanon stationiert hatte?
Auf derselben Zeitungsseite prangte noch eine zweite Schlagzeile:
Israel nicht langer David, sondern Goliath. Diese Prasident Reagan in
einem Augenblick der Unachtsamkeit entfahrene Bemerkung gab
die gesamte Nahostpolitik, welche die Amerikaner seit der 1948 er-
folgten Gnindung Israels unzahlige Milliarden Dollar gekostet und
198
nun zur Entsendung amerikanischer Truppen in die libanesische
Kampfzone gefuhrt hatte, der Lacherlichkeit preis. Fast gleichzeitig
erklarte das Internationale Institut fur strategische Studien in Lon-
don, Israel sei nach den USA, der Sowjetunion und China die viert-
starkste Militarmacht der Erde. Ein winziger Staat, der fast all sein
Geld und fast all seine Waffen von den USA geschenkt bekam, war
also militarisch starker als bevolkerungsstarke und hochindustriali-
sierte Lander wie Grossbritannien, Frankreich, Italien und Japan!
Fur dieses Paradox findet sich nur eine Losung: Es gibt noch eine
andere Art von Macht, nach der Israel ganz betrachtlich mehr gilt als
Nummer vier in der Welt. Und was fur eine andere Macht gibt es
ausser der finanziellen, der alle ubrigen Formen der Macht, die indu-
strielle, die kommerzielle und die politische, untergeordnet sind?
Dies bedeutet, dass der Zwergstaat Israel zwar nicht selbst eine Su-
permacht, aber mit Sicherheit eines der Glieder einer Supermacht
ist. Zu den anderen Gliedern zahlen machtige Lobbys in alien ent-
wickelten Staaten, die in erheblichem Umfang auf deren Verwaltung
einwirken und das weltweite Netz der Massenmedien fast vollstandig
kontrollieren, darunter jene Presse, die Alexander Solschenizyn mit
Fug und Recht «machtiger als die Legislative, die Exekutive und die
Judikative» genannt hat.
Unter diesen Umstanden versteht man leicht, dass das Aufkommen
einer ohne jede friihere Parallele in der Geschichte dastehenden
Supermacht im Westen, deren politische Seite der Zionismus ist, zu
den wichtigsten totgeschwiegenen Fakten des 20. Jahrhunderts ge-
hort. Diese Supermacht ist schwer zu identifizieren und noch schwe-
rer zu beschreiben, weil sie im Gegensatz zu samtlichen fruheren Su-
permachten keine territorialen oder geographischen Grenzen auf-
weist; Israel selbst ist lediglich eines der zahllosen Zeichen ihrer Exi-
stenz. Und doch lasst es sich ohne weiteres erklaren, wie diese von
alien anderen so merkwurdig verschiedene Supermacht entstan-
den ist. Die Geschichte der Ereignisse ist dermassen eigenartig und
fiir viele Menschen so unfassbar, dass man sie gar nicht oft genug
wiederholen kann.
199
Im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts existierte die Macht des
grossen Geldes hauptsachlich in Form nationaler Konzentrationen,
die auf die Forderung nationaler Anliegen ausgerichtet waren. So
gab es eine britische Geldmacht (wahrend langer Jahre die starkste),
eine amerikanische, eine belgische usw. Diese Ballungen der Geld-
macht waren nicht nur voneinander getrennt, sondern bekampften
einander bis aufs Messer; dies erwies sich in den im 19. Jahrhundert
ausgefochtenen erbitterten Kampfen um Kolonien. Dann gelang es
den judischen Bankierfamilien, die seit langem in den verschiede-
nen westlichen Landern in enger Zusammenarbeit gewesen waren,
all diese nationalen Konzentrationen der Finanzmacht zu einem ein-
zigen internationalen oder globalen Finanzsystem zu verschmelzen,
das sie heutzutage kontrollieren und in eine einzige globale politi-
sche Macht umzuwandeln trachten.
Die USA, Grossbritannien, Frankreich, Belgien, Italien etc. sind schein-
bar durchwegs eigenstandige und souverane Nationen, doch darf
man sich keinen Illusionen hingeben: Sie alle haben ihre wirtschaftli-
che Selbstandigkeit eingebusst und unterstehen der Herrschaft ei-
ner Art von schwarzer Magie, die von einer einzigen Geldmacht aus-
geubt wird.
Ein Kennzeichen dieser neuen Supermacht, die sie von alien fruhe-
ren unterscheidet, besteht darin, dass sie ihre Einflusse und Kontrol-
len hauptsachlich auf geistiger Ebene ausubt und deshalb in grossem
Masse auf Tauschung angewiesen ist. Unter diesen Umstanden kann
sie es sich nicht leisten, ihre Handlungen und Absichten offenzule-
gen. Die Quelle ihrer grossen Starke ist somit zugleich die Quelle
ihrer Schwache, ihre Achillesferse. Dies erklart auch, weswegen sie
so hysterisch und oft gewalttatig auf jeden Versuch reagiert, den Vor-
hang zu luften, hinter dem sich ihre Betrugereien verbergen. Die
Verfalschung der Informationen uber die Lage im Nahen Osten war
derart massiv und intensiv und wurde uber so lange Zeit hinweg
betrieben, dass die Wirklichkeit heute kaum mehr eine Ahnlichkeit
mit dem von den Medien gezeichneten Bild aufweist.
Die Entwicklungen im Nahen Osten, einschliesslich des Einfalls im
Libanon, der Annexion der syrischen Golan-Hohen, der Besetzung
200
des Gaza-Streifens sowie jener des Westjordanufers sind von gros-
ster geschichtlicher Bedeutung, weil sie - und die Reaktion der soge-
nannten Supermachte darauf - unser ganzes konfliktreiches Jahr-
hundert versinnbildlichen.
Als die israelischen Fiihrer eine schlagkraftige Armee in den Libanon
entsandten und die sowohl von den USA als auch von der UdSSR
unterstiitzte UNO-Friedenstruppe dabei riicksichtslos kaltstellten,
wussten sie offenbar sehr wohl, dass sie von keiner der beiden «Su-
permachte» etwas zu befurchten hatten und von der UNO erst recht
nichts. Auch die Sowjetunion stellte fur Israel keine grossere Gefahr
dar als fruher - war sie denn 1948 nicht das einzige Land gewesen,
das Israel in seinem Unabhangigkeitskrieg mit Waffen unterstiitzte,
mit dem Ergebnis, dass dann annahernd eine Million Araber aus ih-
rer palastinensischen Heimat in die Wiiste oder in die Nachbarstaa-
ten vertrieben wurden? Ebenso wenig hatten die israelischen Fiih-
rer vergessen, wie verdutzt die Araber waren, als der Sowjetdelegier-
te bei der UNO nach dem Sechstagekrieg von 1967 gemeinsam mit
dem US-Delegierten fur einen Waffenstillstand stimmte, ohne daran
die Bedingung eines israelischen Ruckzugs aus den eben besetzten arabi-
schen Gebieten zu knupfen.
Die einzige Opposition, mit der es Premierminister Menachem Begin
nach der Libanon-Invasion von 1982 zu tun hatte, kam von der or-
thodoxen Minderheit in Israel, die in Tel Aviv eine Grossdemonstrati-
on durchfiihrte und Begins Riicktritt verlangte. Sogar Dr. Nahum
Goldmann, langjahriger Vorsitzender sowohl des Jiidischen Welt-
kongresses als auch der Zionistischen Weltorganisation, der sein
Leben dem Einsatz fur die Belange des jiidischen Volkes geweiht hat-
te, legte in den spateren Jahren eine entschieden negative Haltung
gegeniiber dem Staate Israel und seinen Fiihrern an den Tag.
Was die Reformjuden, welche die iiberwaltigende Mehrheit inner-
halb des Judentums bilden, als Triumph des jiidischen Nationalis-
mus im Nahen Osten betrachten und feiern, sehen viele orthodoxe
Juden, insbesondere die im heutigen Israel lebenden, mit tiefer Sor-
ge als explosiven Zerfall des Judentums als Religion, Lebensart und
201
Gemeinschaft, der moglicherweise in ein noch nie dagewesenes Mass
an Feindschaft gegeniiber den Juden munden konnte.
202
Kapitel 14
Mit Nahum Goldmann hinter den Kulissen
Dr. Nahum Goldmann hatte keinen besseren Titel fur sein Buch wah-
len konnen als The Jewish Paradox - «Das Jiidische Paradox». 4I
Was versteht man unter einem Paradox? Die im Concise Oxford Dic-
tionary figurierende Definition ist selbst ein wenig paradox, lautet sie
doch dahingehend, dass ein Paradox «eine anscheinend absurde,
obwohl vielleicht wohlbegrundete Aussage» oder «eine sich selbst
widersprechende, ihrem Wesen nach absurde Aussage» ist - der Le-
ser hat die Wahl! Das aus dem Griechischen stammende Prafix «para»
kann jede der folgenden Bedeutungen aufweisen: «neben», «(iber ...
hinaus», «falsch», «irregular».
Weit mehr uber das Paradox konnen wir aus der Art und Weise ler-
nen, wie es ab und zu von jenen gebraucht wird, die den Umgang
damit meisterhaft beherrschen, dem Schriftsteller George Bernard
Shaw etwa - und Dr. Nahum Goldmann. Wie diese Experten demon-
striert haben, ist das Paradox ganz einfach eine auf den Kopf gestellte
Wahrheit. Ein Schriftsteller kann die Aufmerksamkeit auf einen ge-
wiinschten Gegenstand lenken, indem er dazu eine Aussage macht,
die sofort bemerkt und angegriffen wird, weil sie offensichtlich ab-
surd ist, doch hinter dieser absurden Aussage kann eine bedeutsa-
me Wahrheit stecken, die den Leser oder Zuhorer uberrascht, so
dass sein Geist zuerst verwirrt und dann plotzlich erleuchtet wird.
Das Paradox kann zu sehr verschiedenen Zwecken benutzt werden,
wie Goldmann in seinem Buch bewiesen hat. Es kann den Effekt ei-
nes doppelten Paradoxes haben, das zugleich verwirrend und in-
struktiv ist; Worter konnen so geschickt eingesetzt werden, dass sie
manche Leser belehren, andere hingegen in noch tiefere Ignoranz
und Verwirrung stiirzen.
4i The Jewish Paradox, Weidenfeld and Nicolson, 1978.
203
Wer ist eigentlich Dr. Nahum Goldmann? Er war, um es kurz zu sa-
gen, der weltweit hochste Jude und etliche Jahre lang Vorsitzender
des Judischen Weltkongresses sowie der Zionistischen Weltorgani-
sation zugleich. Schon lange vor dem Zweiten Weltkrieg hat er die
Belange des Weltjudentums in Gesprachen mit vielen fiihrenden Po-
litikern der Welt verfochten.
Goldmann ist selbst eine Art wandelndes Paradox. Nachdem er sein
ganzes Leben als Erwachsener dem Kampf fur die Riickkehr der Ju-
den nach Palastina gewidmet hatte, welche die Verheissung der Bi-
bel wahrmachen sollte, gab er unumwunden zu, dass er selbst feein
«orthodoxer Jude» ist. «Mit siebzehn horte ich auf, religios im tradi-
tionellen Sinne zu sein, was bedeutet, dass ich aufhorte, die Gesetze
zu befolgen, koscher zu essen und in die Synagoge zu gehen...» Na-
turlich gibt es viele andere Juden, die sich von der orthodoxen Reli-
gion abgewandt haben, denn Goldmann bemerkt, dass «die Bezie-
hungen zwischen Staat und Religion eines der grossen ungelosten
Probleme in Israel darstellen, wo eine formelle Trennung der beiden
zu einer Aufspaltung der Bevolkerung in 'Glaubige' und 'Unglaubige'
fiihren konnte». Nachdem er uns dariiber belehrt hat, dass nicht alle
Juden religios sind, verblufft er uns mit der Aussage, sie seien sich
alle darin einig, dass die Juden aus religiosen Grunden vollkommen
berechtigt waren, den Arabern Palastina zu entreissen!
Was Goldmann uber die «judische Identitat» zu sagen hat, gemahnt
an die Gange des kretischen Labyrinths, aus dem der Held Theseus
nur dank dem ihm von der kretischen Konigstochter Ariadne ge-
schenkten Faden wieder herausfinden konnte. Bereiten Sie, lieber
Leser, sich nun geistig darauf vor, das Labyrinth der judischen Iden-
titat zu betreten. Originalzitat Goldmann:
Ich erinnere mich an einen Vbrtrag, den ich als Student hielt und in dem
ich mehr als zwanzig uerschiedene Definitionen feilbot: Das Judentum ist
eine Religion, ein Volk, eine Nation, eine kulturelle Gemeinschaft etc. Kei-
ne davon war vollkommen korrekt. (...) Fur manche ist der Eckpfeiler die
Religion. Fur andere ist es der Ruhm eines Volkes, das der Welt den Mono-
theismus, die Propheten, Spinoza, Marx, Freud, Einstein und so viele an-
dere Genies geschenkt hat. Fur wiederum andere ist es ihr Respekt vor
204
dem judischen Leiden in Vergangenheit und Gegenwart, der sie an das
Judentum kettet.
Goldmann verwirft die von einem der engagiertesten Verteidiger des
Judentums, Jean-Paul Sartre, vorgeschlagene Definition, laut der
ein Jude jemand ist, den andere als solchen betrachten - mit dieser
Definition vertuschte Sartre lediglich, dass er selbst Jude war 42 .
Es entbehrt nicht der Paradoxic, dass die von Goldmann angefuhrte
kurze Liste der judischen «Genies» auch Baruch Spinoza umfasst,
den das Amsterdamer Rabbinertum 1632 in Acht und Bann tat ...
... mit samtlichen Fluchen, die in der Torah geschrieben stehen; verflucht
bei Tag und hex Nacht, verflucht, wenn er ausgeht, und verflucht, wenn er
eintritt. (...) Kein Mensch moge mit ihm sprechen, kein Mensch ihm schrei-
ben, kein Mensch ihm irgendwelche Freundlichkeit erweisen... 43
Andererseits ist die Behauptung, wonach die Juden der Welt den
«Monotheismus» geschenkt hatten, keinesfalls ein Paradox, sondern
schlicht und einfach falsch. Im agyptischen Totenbuch, das auf etwa
2600 v. Chr. datiert wird, heisst es namlich:
Du bist der eine, der Gott von Urbeginn der Zeiten an, der Erbe der
Unsterblichkeit, selbsterzeugt und selbstgeboren; du schufst die Erde und
den Menschen (iibersetzt vom britischen Archaologen und Agyptolo-
gen E.A. Wallis Budget).
«Judische Philosophic, Denkweise und Ideologie», fahrt Goldmann
fort, «bestehen aus vielfaltigen Gegensatzen. Einer davon ist, dass wir
zur gleichen Zeit das separatistischste und universalistischste Volk
der Welt sind.» Zur Stiitzung dieser Behauptung fuhrt er ein Zitat aus
dem Talmud an, wonach «ein Ger, ein Konvertit, so schwer zu ertra-
gen ist wie eine offene Wunde». Doch Goldmann halt einige trosten-
de Worte fur jene bereit, bei denen die Furcht aufkeimen konnte, sie
42 Siehe dazu neben N. Goldmanns The Jewish Paradox auch das 3. Kapitel des
vorliegenden Buchs.
43 Zitiert nach Douglas Reed, The Controversy of Zion, S. 101.
205
wiirden von dem, was er den «judischen Gott» nennt, diskriminiert:
«Das entscheidende Kennzeichen unseres Volkes ist dieses: Wir sind
abgesondert und von den anderen isoliert, doch zugleich ist es un-
sere Bestimmung, eine Mission zu erfullen, welche die ganze Welt
betrifft - oder die Diener der Menschlichkeit zu sein.»
Hier liegt das Paradox in einem Wort, namlich dem Wort «Diener»,
das, auf den Kopf gestellt, «Herrscher» lautet. Gab es denn je einen
Herrscher, so bosartig und willkurlich er auch sein mochte, der sich
selbst nicht als Diener und Wohltater seines Volkes betrachtet hatte?
Goldmann haut immer wieder in dieselbe Kerbe. In der Einleitung
lesen wir in ein und demselben Abschnitt, dass die Juden «das sepa-
ratistischste Volk der Welt sind», dessen «Vorstellung vom auserwahl-
ten Volk die Grundlage ihrer ganzen Religion bildet», und dass keine
andere Religion «so leidenschaftlich die Gleichheit aller Rassen und
Klassen vor Gott verkiindet» hat. Oder, um mit Orwell zu sprechen:
«Alle Tiere sind gleich, aber einige Tiere sind gleicher als die ande-
ren» - denn jene, die als die «Auserwahlten» gelten, mussen sicher-
lich einen hoheren Grad der Gleichheit erreicht haben.
Selbstverstandlich wird in Goldmanns Buch mit keinem Wort darauf
hingewiesen, dass die meisten jener Menschen, die sich heutzutage
Juden nennen, herkunftsmassig rein nichts mit den Juden der Bibel
zu tun haben, da sie von einem turkisch-mongolischen Volk abstam-
men, jenen Chasaren Sudrusslands namlich, die im siebten nach-
christlichen Jahrhundert zum Judentum ubertraten.
Wenn wir nun darauf verzichten, Dr. Goldmann durch die endlosen
Labyrinthgange des «revolutionaren» jiidischen Verstandnisses von
einem Volk zu folgen, das «separatistisch und universalistisch» zu-
gleich ist, und stattdessen einen schnurgeraden, hellbeleuchteten
Tunnel durch diesen Riesenberg der Paradoxe graben, was entdek-
ken wir dann?
Wir entdecken, dass die Juden ein chauvinistisches, nationalistisches
und rassebewusstes Volk sind, das gelernt hat, seine Einheit und sei-
nen Zusammenhalt trotz seiner geographischen Zerstreuung zu be-
206
wahren. Diese - erstmals wahrend der Babylonischen Gefangenschaft
gelernte - Lektion wurde im Lauf der Jahrhunderte unermudlich
wiederholt, bis sie perfekt sass, und bildet die zentrale Lehre des Tal-
mud. Haben wir dies erst einmal begriffen, so besitzen wir einen Schlus-
sel, der jede denkbare Erscheinungsform des «j(idischen Paradoxes»
im Nu offnet.
Ein Verhaltnis des kompetitiven Nationalismus zum Gastvolk - denn
damit haben wir es zu tun - fiihrt zwangslaufig zu dem, was Arthur
Keith den «doppelten ethischen Kodex» genannt hat: Ein «Drinnen»-
Kodex und ein «Draussen»-Kodex, ein Kodex fur «uns», der andere
fur «sie».
In diesem Punkt aussert sich Goldmann mit verbliiffender Ehrlich-
keit, doch auch diesmal wieder auf die ubliche paradoxe Weise. So
berichtet er, der er stolz verkiindet, dass er Passe von acht verschie-
denen Staaten besass, er habe in einer Unterredung mit dem fruhe-
ren US-Aussenminister Dean Acheson einmal gesagt: «H6ren Sie,
Herr Acheson, ich spreche nun nicht als Jude, sondern als amerika-
nischer Burger mit Ihnen.»
Weiter hinten in seinem Buch schreibt Goldmann uber seinen Ein-
fluss auf fuhrende westliche Politiker:
Die Verfuhrung kann zur Leidenschaft werden. Verfuhrt man eine Frau,
so mag das Gefuhl zwar ausgeprdgter sein, doch die Verfuhrung eines
Staatsmanns kommt dem sehr nahe. Als ich Dean Acheson uberredete,
ungeachtet seiner antizionistischen Uberzeugungen der Teilung Paldstinas
zuzustimmen, empfand ich ein fast sinnliches Vergnugen; (...) ein solcher
Erfolg verleiht einem das Gefuhl, kluger als sein Widerpart zu sein.
Auch hier schwang natiirlich der doppelte ethische Kodex mit: Der
US-Aussenminister gehorte zu «ihnen» und war somit ein Feind, den
es zu (iberlisten und zu besiegen gait. Selbstverstandlich war Nahum
Goldmann keinesfalls «kluger» als sein Widerpart; es reichte vollkom-
men aus, die unwiderstehliche Macht der amerikanischen Zionisten-
lobby gegen diesen einzusetzen.
207
Goldmanns Buch enthalt zahlreiche Beispiele dessen, was Leon Ab-
ramowicz in seinem Iobrednerischen Vorwort als Verbindung von
«Vorsicht, Verstellung und List» bezeichnet. So erfahren wir beispiels-
weise, dass Prasident Truman, «ein einfacher, aufrichtiger Mann»,
dessen «EhrIichkeit sprichwortlich war», einen Entscheid von welt-
weiter Bedeutung traf, und zwar «gegen den Widerstand all seiner
Berater ausser eines einzigen, der ein Jude war». Truman sagte: «Meine
Freunde sind Juden, die Juden wollen die Teilung, nun denn, sie
sollen sie haben.»
Es diirfte schwierig sein, ein anderes Buch zu finden, aus dem man
mehr uber die moderne Art und Weise der Machtausubung erfahrt -
unter der Voraussetzung naturlich, dass man sich zuerst mit der Kunst
vertraut gemacht hat, Paradoxe in eine einfache und allgemeinver-
standliche Sprache zu ubertragen. Goldmann schreibt:
Mein gauzes Leben lang habe ich dasselbe Phanomen beobachtet: Die
Diplomaten waren gegen die Wiedergeburt Israels, und die grossen Staats-
manner waren dafur. Ohne Balfour, Lloyd George und Wilson hdtte es die
Balfour-Erkldrung von 1917 und alles, was daraus folgte, niemals gege-
ben. Die ganzen Ministerien waren gegen den Plan, und alle Beamten
sagten: «Das ist ja unerhort.»
Ubersetzt man diesen Abschnitt aus dem Kauderwelsch der Parado-
xe in die Normalsprache, so heisst er folgendes: Es ist einfacher, eine
Handvoll Spitzenpolitiker zu «verfuhren», die auf judische Stimmen,
judisches Geld und das Wohlwollen der judischen Presse angewie-
sen sind, als Dutzende oder gar Hunderte von weniger einflussrei-
chen Leuten fur sich zu gewinnen, die nichts davon haben, ihre
Integritat und Selbstachtung preiszugeben und fur jene, die sie ger-
ne «verfuhren» mochten, ohnehin nicht so leicht zuganglich sind.
Ahnliche Methoden gelangten, wie uns Goldmann mit unverhull-
tem Stolz verrat, zur Anwendung, als es darum ging, von Lyndon
Johnson zwecks Finanzierung der Encyclopedia Judaica ein zinsgun-
stiges Darlehen in Hohe von zwei Millionen Dollar zu bekommen,
das uber die AID (Agency for International Development, Agentur fur
internationale Entwicklung) lief:
208
Einer der Freunde Lyndon B. Johnsons war ein polnischer Jude namens
Jim Novy, der (...) Schatzmeister des Komitees zur Finanzierung seiner
Prasidentschaftskampagne war und einen Passepartout besass, dank dem
er das Weisse Haus bei Tag und bei Nacht betreten und dort sogar wie in
einem Hotel ein Bett verlangen konnte.
Als junger Schnosel konnte sich Goldmann dem Wehrdienst in Li-
tauen wie folgt entziehen:
Glucklicherweise gab es ein Gesetz, das junge Manner, welche die «einzi-
gen S6hne» ihrer Familie waren, vom Wehrdienst freistellte, und in den
judischen Gemeinden fiihrte der Rebbe das Geburtenregister. Mein Vater
hatte zwar drei Sohne, doch waren sie alle unter uerschiedenen Familien-
namen uerzeichnet.
Gut fur «uns», doch nicht so gut fur «sie». - Beim Thema Sowjetunion
macht Goldmann einige interessante Eingestandnisse:
Nach der Revolution von 1917 gab es in Russland ein sehr intensives
jiidisches kulturelles Leben sowohl auf Jiddisch als auch auf Hebrdisch.
Man vergesse nicht, dass das heutige israelische Nationaltheater Habi-
ma in Russland gegrundet wurde.
Goldmann zitiert Ben-Gurion mit den Worten, Israel sei mehr dank
sowjetischer als dank amerikanischer Hilfe entstanden. Zur angebli-
chen Rolle Israels als grosse westliche «Bastion» gegen die sowjeti-
sche Expansion im Nahen Osten bemerkt er:
.. wenn sie [die Russen] heute ein Interesse am Bestand des judischen
Staates haben, dann paradoxerweise, well Israel ihnen einen seit Jahr-
hunderten ersehnten politischen Sieg ermoglicht hat, indem es ihnen die
Chance hot, sich im Mitteltneer festzusetzen (Hervorhebung durch
den Autor).
Goldmanns Buch ist eine wahre Fundgrube der Paradoxe. Wir er-
fahren, dass Israel «eines der konservativsten Lander der Welt ist»,
wahrend «Juden Revolutionare fur andere, aber nicht fur sich selbst
sind». Dieses Paradox heisst in die Normalsprache ubersetzt, dass die
209
«anderen» von den Juden fur ihre revolutionaren Ziele eingespannt
werden.
Die Juden, teilt uns Goldmann mit, standen immer in vorderster Front
gegen Diskriminierung, «in den USA zusammen mit den Schwarzen,
in katholischen Landern zusammen mit den Protestanten, in prote-
stantischen Landern gegen die Katholiken - in anderen Worten, uber-
all dort, wo es Diskriminierung gibt». Eine Minderheit, beharrt er,
habe das Recht, ihre separate Identitat zu pflegen und beispielsweise
«ihre eigenen Schulen zu haben». Hier liegt das Paradox darin, dass
Minderheiten ihre eigene Identitat bewahren und eigene Schulen
haben durfen, nicht jedoch Mehrheiten.
Noch eine Perle: Wieviele Katholiken wissen, dass es dank Goldmanns
Einfluss heute im Vatikan eine aus Katholiken und Juden bestehen-
de Kommission gibt, die
... dreimal jahrlich tagt, um strittige Passagen in den verschiedenen ka-
tholischen Buchern zu tilgen oder zu entscharfen - uom Grundschulkate-
chismus bis hin zu den Textbuchern, welche an katholischen Uniuersita-
ten und Seminaren fur die Liturgie und insbesondere fur den Karfreitags-
gottesdienst benutzt werden.
Was haben sie bloss mit dem Neuen Testament angestellt, dem zwei-
fellos «strittigsten» Buch von alien, fragt man sich da unwillkurlich.
Herr Dr. Nahum Goldmann verrat uns nichts daruber...
Das kronende Paradox ist aber Israel selbst in seiner heutigen Form:
Goldmann glaubt nicht daran; es sollte etwas ganz anderes sein, et-
was, das sogar die Araber akzeptieren konnten. Er teilt uns mit, dass
selbst Ben-Gurion die Uberlebenschance des jungen Staates hochst
pessimistisch eingeschatzt hat:
Warum sollten die Araber Frieden schliessen? Ware ich ein arabischer
Fuhrer, so ginge ich mit Israel nie und nimmer einen Vergleich ein. Dies ist
nur naturlich; wir haben ihnen schliesslich ihr Land weggenommen. Si-
cher, Gott hat es uns verheissen, aber was geht sie das an? Unser Gott ist
nicht der ihrige.
210
Kapitel 15
Bluhende Untergrundgeschafte in der UdSSR
Zu den am sorgsamsten vor den Augen westlicher Beobachter ver-
borgenen Geheimnissen der Sowjetunion gehorte die hochprivile-
gierte Stellung, welche die jiidische Minderheit in den rund siebzig
Jahren nach der Oktoberrevolution genoss. Erst 1981 wurde es im
Westen ruchbar, dass in Privatbesitz befindliche Industriebetriebe und
Geschaftsuntemehmen die ganze Zeit uber floriert und dass sie sich
fast durchwegs in judischer Hand befunden hatten.
Die Geschichte der Untergrundmilliondre Russlands wurde erstmals
in der Zeitschrift Fortune - der luxurios aufgemachten und teuren
Schwesterpublikation von Time - vom 29. Juni 1981 erzahlt, und zwar
von einem dazu berufenen Fachmann, einem friiheren fuhrenden
Rechtsexperten im sowjetischen Justizministerium namens Konstan-
tin Simis, der spater in die USA ubergesiedelt war.
«Wie man Erfolg im Geschaft hat, wo das Geschaft ein Verbrechen
ist», lautete die zweite Schlagzeile uber der in Fortune erschienenen
Besprechung eines Simis-Buchs, dessen Erscheinen damals kurz be-
vorstand. Simis schreibt:
Jedermann weiss, dass der sowjetische Staat Alleineigentumer samtli-
cher Produktionsmittel ist und Privatbesitz als Verbrechen gilt. Doch be-
merkenswerterweise sieht die Wirklichkeit so aus, dass in der Sowjetuni-
on zahlreiche Privatunternehmen operieren, und zwar mit grossem Pro-
fit. Ein Netzwerk von privat kontrollierten Fabriken zieht sich uber das
ganze Land, und diese Fabriken stellen Waren im Wert von vielen hundert
Millionen - oder gar mehreren Milliarden - Rubel her.
Aus offenkundigen Grunden, fahrt Simis fort, konnten die Privatbe-
triebe keine Produkte wie Autos oder Maschinen herstellen, son-
dern miissten sich auf jene Art von Waren konzentrieren, welche die
meisten Leute wiinschten und zu kaufen imstande seien: Kleider,
211
Schuhe, Kunstlederprodukte, Sonnenbrillen, Modeschmuck, Schall-
platten oder Kassetten mit westlicher Musik etc.
Wie aber ist dies in einem Lande moglich, das vom KGB so rigoros
uberwacht wird und wo das Spitzelwesen so weit verbreitet ist? Ein
Teil der Antwort lautet wie folgt:
Ein Privatbetrieb koexistiert unter demselben Namen und unter demsel-
ben Dach mit einer staatlichen Fabrik; ohne diesen Deckmantel konnte er
keinen Bestand haben. In dieser symbiotischen Beziehung produziert die
staatliche Fabrik Waren, deren Herstellung vom Plan vorgesehen ist. Die-
se Waren erscheinen in den Unterlagen der Fabrik und werden durch
Handelskanale zum Verkauf uerteilt. Doch parallel zu diesen offiziell pro-
duzierten Waren stellt dieselbe Fabrik auch solche her, die in keinem Do-
kument registriert sind.
Es gibt keinen Grund zur Annahme, dass solche Privatbetriebe in der
Sowjetunion mit dem Einsetzen von Glasnost und Perestroika zu exi-
stieren aufgehort haben. - Waren der ersten Kategorie werden als
«registrierte», jene der zweiten Kategorie im Untergrundjargon als
«linke» bezeichnet. Simis teilt uns mit, dass es in der Sowjetunion
«Zehntausende» solcher Fabriken gebe und dass die meisten von
ihnen in den grossen Stadten wie Moskau, Odessa, Tiflis, Riga und
Taschkent konzentriert seien. Daneben gebe es auch ein riesiges Ver-
teilernetz, das «linke» Produkte im Wert von moglicherweise Milliar-
den Dollar pro Jahr absetze.
Simis erwahnt ein «Unternehmen», das zum «Glasenberg-Imperium»
gehort und so viele Fabriken sein eigen nannte, dass es sich genotigt
sah, eine eigene Marketing-Gruppe zu griinden, um seine Produkte
in 64 Stadten und Regionen absetzen zu konnen - und dies zusatzlich
zu den staatlichen Verteilernetzen!
Wer aber sind die waghalsigen Geschaftsleute, die es anscheinend
verstanden haben, sich mittels einer Tamkappe unsichtbar zu ma-
chen? Simis weiss die Antwort:
Aus historischen Grunden ist das Untergrundgeschaftsmilieu in den gros-
sen Stadten Russlands, der Ukraine und der baltischen Republiken seit
212
jeher vorwiegend judisch. Zu meinen Kunden gehorten zwar auch Geor-
gier, Armenier und Angehorige anderer ethnischer Gruppen, doch die
allermeisten waxen Juden - wie ich selbst.
Auf welche «historischen Grunde» spielt Simis an? Er schreibt, die
russischen Juden seien wahrend der Zarenzeit diskriminiert, doch
durch die bolschewistische Revolution «befreit» worden und hatten
sich dann eifrig gesellschaftlichen Bereichen zugewandt, die ihnen
zuvor verschlossen gewesen seien - der Wissenschaft, der Kunst, der
Literatur etc. Wahrend des Zweiten Weltkriegs und danach habe
sich Stalin gegen die Juden gewandt, von denen dann viele geno-
tigt gewesen seien, ihre Energien ins «Untergrundgeschaft» zu inve-
stieren.
Im gleichen Artikel berichtet Simis freilich von einem Isaac Back, der
Mitte der dreissiger Jahre ein Familienunternehmen grundete, wel-
ches dann 1940 - als Stalin auf dem Hohepunkt seiner Macht stand -
«wenigstens ein Dutzend Fabriken» besessen habe. Diese hatten «Un-
terwasche, Souvenirs und Kurzwaren hergestellt und gleichzeitig ein
Netzwerk von Laden in samtlichen Sowjetrepubliken betrieben».
Einige der jiidischen Unternehmer, beispielsweise Back und einer
der drei Glasenberg-Bruder, seien gerichtlich verfolgt und eingesperrt
worden, doch reichte dies augenscheinlich nicht, um die anderen
abzuschrecken. Laut Simis, der die Angeklagten bei ihren Prozessen
verteidigte, wurde beschlossen, den jungen Lasar Glasenberg zu «op-
fern», und zwar «wenigstens teilweise wegen seines playboyhaften
Lebensstils, der sich in seinen zwei Dutzend Anzugen und der Garde-
robe seiner Frau widerspiegelte».
Obschon Privatbetriebe in der UdSSR seit jeher offiziell als brandge-
fahrliche und zerstorerische Form der Sabotage und als die Antithe-
se zum marxistischen Sozialismus galten, hat Alexander Solscheni-
zyn, der in den drei Banden seines Archipel Gulag Hunderte von Ein-
zelschicksalen streift, keinen dieser grossen Fische im Lager ange-
troffen oder auch nur von seiner Einlieferung in ein solches gehort.
Uberhaupt spricht Solschenizyn recht wenig von jiidischen Haftlin-
gen, wohingegen es, ihren Namen nach zu urteilen, keinen Mangel
213
an Juden unter den Bossen des Sklavenlagersystems gab: Aron Solts,
Jakow Rappaport, Matwei Berman, Lasar Kogan und der beriichtigt-
ste von alien, Naftali Frenkel, der dem Vernehmen nach das System
der Zwangsarbeitslager entwickelt hat.
Auch bei den grossen Schauprozessen, uber welche die westlichen
Medien in dramatischer Form berichten durften, sassen niemals ir-
gendwelche grossen Geschaftsleute auf der Anklagebank. Diese zier-
ten meist nur Stalins judische Rivalen bei den Machtkampfen inner-
halb der Kommunistischen Partei, die zwei Jahrzehnte nach der Ok-
toberrevolution ausgebrochen waren.
Gehen wir zur nachsten Frage uber: Wie kommt es, dass diese Art
von Aktivitaten, die Aussicht auf marchenhafte Gewinne boten, aber
auch mit Gefahren verbunden waren, fast ausschliesslich auf die ju-
dischen Sowjetburger beschrankt blieben? Auch hier liefert uns Si-
mis zumindest einen wesentlichen Teil der Antwort:
Unter den jiidischen Untergrundsgeschdftsleuten ist das Gefuhl der natio-
nalen Identitdt sehr stark verankert, viel starker als bei der sowjetjudi-
schen Intelligenzia. Es mag ja nicht allzuviele unter ihnen geben, die den
Zionismus richtig begreifen, und noch weniger, die bereit sind, ihr Vermo-
gen fahren zu lassen und nach Israel auszuwandern, doch bin ich nie
einem einzigen begegnet, dem das Geschick jenes Landes gleichgultig
gewesen ware und der sich seiner blutsmassigen Bindung daran nicht
bewusst gewesen ware. Es hat mich nicht uberrascht, dass die Unter-
grundgeschaftsleute in vielen Stadten wahrend des Sechstagekrieges gros-
se Summen in Dollar - und nicht in Rubeln - fur Israel gespendet haben.
Diesen Untergrundgeschaftsleuten kam zweifellos ein anderer Um-
stand zupass, auf den Simis ebenfalls eingeht:
Trotzdem schlossen sich viele judische Untergrundgeschaftsleute allerAl-
tersstufen der KP an, und zwar aus ganz praktischen Grunden: Sie erhoh-
ten dadurch ihr Sozialprestige und gewannen den einzigen neben Beste-
chungsgeldern moglichen, zumindest notdurftigen Schutz gegen Verfol-
gung durch die zustdndigen Organe.
214
Anscheinend hat Simis bereits wieder vergessen, was er uns einige
Absatze zuvor mitgeteilt hat, namlich dass die Juden durch Diskrimi-
nierung, die sie von der Partei- und Staatshierarchie ausschloss, in
den Untergrund gezwungen worden seien...
Simis erlautert, wie die Rader der «linken» Industrie reichlich mit
Bestechungsgeldern geschmiert werden. Die Fabrikarbeiter werden
mittels steuerfreier Zusatzeinkommen dafur gewonnen, in einem Pri-
vatbetrieb zu arbeiten und den Mund zu halten. Dieselbe Prozedur
gelangt bei Buroangestellten und Vorarbeitem zur Anwendung; be-
deutend fettere Bestechungssummen wandern in die Tasche der
mit der Aufstellung quantitativer und qualitativer Normen fur staat-
lich hergestellte Produkte beauftragten Beamten, wodurch gewahr-
Ieistet wird, dass der Privatunternehmer seine Rohmaterialien haupt-
sachlich in Gestalt von unregistrierten Uberschussen bezieht. Die al-
Ierfettesten Bestechungsgelder streichen aber die Beamten eines
Arms des KGB ein, der mit der «Bekampfung der missbrauchlichen
Verwendung sowjetischen Eigentums» betraut ist...
Allem Anschein nach werden nur solche Untergrundgeschaftsleute
verhaftet und bestraft, deren Operationen allzu auffallig geworden
sind, beispielsweise ein gewisser Golidse, der «zwei prachtige Hauser
besass, welche reichlich mit von Handlern in Moskau und Leningrad
erworbenen Antiquitaten ausgestattet waren», und der «Beamte bei
stundenlangen Banketten bewirtete». Die meisten sowjetischen Ge-
schaftsbosse vermeiden es, zu sehr aufzufallen, und legen den Haupt-
teil ihres Vermogens in Westwahrung, Edelsteinen, Metall und Gold-
munzen an. Simis berichtet, in den sechziger und siebziger Jahren
habe sich der Salon einer gewissen Elisabeth Mirkien in Moskau gros-
ser Beliebtheit erfreut, denn dort hatten im besten Mannesalter ste-
hende Geschaftsleute furstlich gegessen und die Euphorie genos-
sen, sich reich fuhlen zu durfen, wahrend sie beim Karten- und Rou-
lettespiel enorme Summen einsetzten. «Doch wozu dies alles?» fragt
Simis rhetorisch.
Juwelenhandler in Moskau, Taschkent, Riga sowie anderen Stadten be-
treiben bis zum heutigen Tage einen schwunghaften Handel und fullen
die Schatullen der Untergrundmillionare mit ihren Kleinoden. Diese Scha-
215
tullen enthalten fabulose Schatze, die vermutlich mehr wert sind als alles
je in der Karibik von Piraten zusammengeraubte Beutegut. Was aber ist
mit ihren Besitzern? Worauf warten sie eigentlich noch? Auf eine mar-
chenhafte Zukunft, in der es ihnen uergonnt sein wird, ihre Reichtumer
aus den Schatullen hervorzuklauben und mit vollen Hdnden auszuge-
ben? Oder auf den Sturz des Sowjetregimes?
Was bedeutet dies alles? Wie lasst es sich erklaren, und wie lost man
die augenscheinlichen Widerspruche? Simis selbst scheint es nicht
zu wissen, denn er lasst viele der drangendsten Fragen unbeantwor-
tet. Wenn wir die wirkliche Bedeutung der von Simis erzahlten Ge-
schichte erkennen wollen, so lehrt uns die Erfahrung, dass wir unse-
ren Spursinn einem Gebiet zuwenden mussen, wo die Verfalschung
und Verheimlichung von Tatsachen in grossem Stil betrieben wird
und wo die angewandten Tauschungsmethoden das Ergebnis von
wahrend Jahrhunderten, ja Jahrtausenden erworbener Praxis und
Erfahrung sind.
Dem in Fortune erschienenen Interview lagen offenbar das Original-
manuskript oder die Korrekturbogen des Simis-Buchs zugrunde, denn
das Werk erschien dann in gesauberter Form: Viele der in der Be-
sprechung erwahnten Fakten waren verschwunden. Wie also konn-
te man «Erfolg im Geschaft haben, wo das Geschaft ein Verbrechen
war»? Die erste Voraussetzung bestand offensichtlich darin, Mitglied
dessen zu sein, was Simis den «j(idischen Untergrund» nannte, der
durch ein Gefiihl der «nationalen Identitat» geeint war. Die betref-
fenden Juden bekleideten oft bereits Positionen als Direktoren staat-
licher Betriebe und teilten ihr Gefiihl der «nationalen Identitat» mit
einem Mann, der wahrend langer Jahre Vorsitzender des sowjeti-
schen Wirtschaftsrats und oberster Dirigent samtlicher kommerziel-
len und industriellen Aktivitaten in der UdSSR war, einem gewissen
Wenjamin Dimschiz. Zuvor hatte diesen Posten seit der Oktoberre-
volution Lasar M. Kaganowitsch innegehabt, Stalins jiidischer Schwa-
ger also. (Nur nebenbei sei erwahnt, dass die gefiirchtete Geheimpo-
lizei, die ihren Namen mehrfach anderte - zuerst hiess sie Tscheka
und schliesslich KGB - durchwegs von Juden geleitet wurde.)
216
Fortune liefert einige biographische Angaben zu Simis' Person. Ab
1953 amtete er fiir Dutzende prominenter «Untergrundgeschafts-
Ieute» als Verteidiger, gab diese Tatigkeit jedoch 1971 auf und arbei-
tete fortan als Experte fiir Internationales Recht im Justizministerium.
1976 fiihrte der KGB eine Razzia in seiner Wohnung durch und be-
schlagnahmte dabei das Manuskript eines Buches iiber die {Corrupti-
on in der Sowjetunion, dessen erster Entwurf sich bereits in den
Handen eines US-Verlegers befand. Simis und seine Gattin Dina -
auch sie war Anwaltin - wurden darauf vor die Wahl gestellt, entwe-
der die Sowjetunion zu verlassen oder aber in einem Arbeitslager mit
strengem Regime zu landen. Fiir das Ehepaar Simis war die erzwun-
gene Emigration keine allzu harte Strafe, konnten sie sich doch auf
diesem Wege zu ihrem Sohn gesellen, der sich bereits in den USA
aufhielt und an der John Hopkins Universitat Leiter eines Programms
fiir Sowjetstudien war. Somit bot sich Simis die Gelegenheit, seinen
literarischen Angriff auf das Sowjetregime von einer idealen Aus-
gangsbasis aus zu fiihren.
Wie aber konnte ein so grosser Teil der lange verborgenen Wahrheit
im Jahre 1981 enthullt werden? In der ersten Auflage des Buchs, das
bald nach der Rezension in Fortune erschien, findet sich eine Ant-
wort auf diese Frage, deren Richtigkeit durch die spateren Ereignisse
bestatigt worden ist. Wir geben die wesentlichsten Punkte hier wie-
der:
- Die den Menschen im Westen seit den Tagen vor der bolschewi-
stischen Revolution aufgetischte Version der Ereignisse wird nun
modifiziert; es werden Informationen preisgegeben, die bereits teil-
weise durchgesickert sind und in absehbarer Zeit ohnehin allge-
mein bekannt wiirden. Die bisher bewusst verdummte offentliche
Meinung im Westen wird nun auf «gefiihrten Reisen» durch Zo-
nen gefiihrt, die den Medien, der offentlichen Debatte sowie der
Zeitgeschichtsforschung bisher verschlossen waren.
- Die offentliche Meinung muss psychologisch allmahlich auf be-
vorstehende Umwalzungen in der UdSSR sowie in den Ost-West-
Beziehungen vorbereitet werden. Diese Umwalzungen konnten
ebenso dramatisch und schockierend sein wie der Hitler-Stalin-
217
Pakt von 1939 oder der Entstalinisierungsprozess, der Mitte der
funfziger Jahre einsetzte.
- Die Politik und Handlungsweise der filhrenden Westmachte, vor-
ab der USA, impliziert die Annahme, dass alle Seiten auf ein «Ideal»
hinarbeiten, das die Gestalt einer Konvergenz zwischen den bei-
den Welten annehmen konnte, die Moglichkeit eines dritten Welt-
kriegs jedoch nicht vollig ausschliesst.
- Es ist immer offensichtlicher geworden, dass eine sozialistische
Planwirtschaft von der Art der durch Lenin und seine Nachfolger
in der Sowjetunion installierten nie und nirgends funktionieren
kann.
- Es ist daher sehr bezeichnend, dass in der Sowjetunion schon fast
unmittelbar nach der Oktoberrevolution ein gigantisches Netz-
werk wohlhabender Kapitalisten entstanden ist, die es in mancher
Hinsicht den superreichen Kapitalisten der westlichen Lander
gleichtaten.
- Wenn das Obenerwahnte zutrifft, liefert es eine uberzeugende Er-
klarung fur sehr viele sonst unbegreifliche Tatsachen, beispiels-
weise die massive Beteiligung westlicher Grossunternehmen am
Aufbau der sowjetischen Industrie- und Militarmacht, wobei der
grosste Teil der investierten Mittel niemals zuruckgeflossen ist, so
dass die Arbeiter und Steuerzahler der westlichen Lander die Ze-
che bezahlen mussten. Das «Ratsel, das in ein Geheimnis inner-
halb eines Mysteriums eingehullt ist» - so Churchills Definition der
Sowjetunion - lost sich dann im Handumdrehen, und wir erken-
nen dieses Netzwerk von Superkapitalisten, ideal dazu pradesti-
niert, alles an sich zu reissen und die totale Kontrolle zu erlangen,
sobald das offizielle System in Scherben fallt - was friiher oder spa-
ter unvermeidlicherweise geschehen wird.
Getrennte Welten in Polen
So wenig wie uber die zuvor geschilderten Verhaltnisse in der UdSSR
war friiher in den westlichen Medien uber ein ganz ahnliches Pha-
nomen im kommunistischen Polen zu lesen, denn erst im Januar
218
1984 wurde die Nachricht freigegeben, dass es auch in Polen eine
ganze Klasse wohlhabender Privatunternehmer, Produzenten und
Verteiler von Konsumgutern gab, die mit einer streng sozialistischen
Wirtschaftsstruktur harmonisch koexistierten. In einer Reuter-Depe-
sche aus Warschau berichtete Tony Barber:
Wahrend Polen sich der Wirtschaftskrise zu entringen sucht, buchen rund
500 in ausldndischem Besitz befindliche Privatunternehmen Erfolge, die
den kommunistischen Behorden Freude und Sorgen zugleich bereiten.
Sie werden «Polonia»-Firmen genannt, denn bis auf 40 gehoren sie alle
Nordamerikanern, Europdern und Australiern polnischer Abstammung.
(...) 1976 erhielten diese - durchwegs kleinen oder mittleren - Betriebe, die
durchschnittlich 40 Arbeiter beschdftigten, das Recht, sich in Polen nie-
derzulassen. Dies war Bestandteil eines Plans, der polnischstammige Bur-
ger westlicher Staaten dazu ermuntern sollte, die Bindungen an ihre ur-
sprungliche Heimat aufrechtzuerhalten. Die Firmen produzieren Kleider,
Schuhe, Lederartikel, Parfume, Mobel und eine Reihe anderer Waren, die
reissenden Absatz auf den unter chronischen Versorgungsengpassen und
Mangel an Qualitdtsprodukten leidenden polnischen Markten fmden.
Die aufgezahlten Waren entsprechen sehr genau denen, die laut
Konstantin Simis von Privatbetrieben in der Sowjetunion hergestellt
werden. Die Polonia-Firmen, berichtete Barber, leisteten bloss einen
bescheidenen Beitrag zum polnischen Bruttosozialprodukt, doch
wuchsen sie rasch, und ihr Erfolg bringe die Behorden, deren Ideo-
logic die Existenz von Privatfirmen ausschliesse, in «leichte Verlegen-
heit». Barber zitiert den damaligen KP-Chef und Premierminister Ge-
neral Jaruzelski mit folgenden Worten: «Wir werden weiterhin fiir
Bedingungen sorgen, unter denen sie ihre Aktivitaten ordnungsge-
mass entfalten konnen. Doch durfen sie nicht zur Enklave fiir unge-
rechtfertigte wirtschaftliche Privilegien werden. »
Dies war ein Paradebeispiel Orwellschen Doppelsprechs, denn Jaru-
zelski wusste sehr wohl, dass diese Privatunternehmer eine Enklave
von Privilegien besetzten, von denen die einheimischen Polen ganz-
Iich ausgeschlossen waren. Damals erlebte die Privatwirtschaft in Po-
len einen regelrechten Boom. Laut von Miroslaw Galczynksi, einem
Sprecher der Polonia-Handelskammer, veroffentlichten Statistiken
219
war die Zahl der unabhangigen Unternehmen von drei im Jahre 1977
auf 500 im Jahre 1983 angewachsen. Im armen und verschuldeten
Polen mussen die Aussichten dieser Firmen glanzend gewesen sein,
denn Barber vermeldete: «Sie haben ihre Gewinne in Polen reinve-
stiert, werben weiterhin Arbeiter an und werden auf neuen Gebieten
tatig.»
Soviel zu den nackten Fakten, aber was bedeuten sie? Wir benotigen
eine Antwort auf diese Frage, weil sie einiges Licht auf jene orthodox
kommunistischen Regime werfen wurde, die seit der Oktoberrevolu-
tion imstande gewesen sind, harmonische Beziehungen zu gewissen
«Kapitalisten» zu entwickeln, obwohl sie in ihrer marxistisch-leninisti-
schen Propaganda die Kapitalisten als Klasse verteufelten.
Wer sind diese «Nordamerikaner, Europaer und Australier» polni-
scher Abstammung, die ins kommunistische Polen zuriickgekehrt sind,
um dort Privatbetriebe zu eroffnen? Wie, wann und von wem wur-
den sie angeworben? Brachten sie eigenes Kapital mit, oder wurde
ihnen dieses vom sozialistischen Staat zur Verfugung gestellt? In den
USA, Kanada, Australien, Grossbritannien, Sudafrika und vielen an-
deren westlichen Landern gibt es recht grosse polnische Gemein-
den, die niemals auch nur die geringste Neigung erkennen liessen,
in ihr Heimatland zuruckzukehren, solange die Kommunisten dort
am Ruder waren. Der Reuter-Bericht geht auf diese Frage nicht ein.
Deswegen konnen wir nicht mit Sicherheit wissen, wer diese gliickli-
chen «Nordamerikaner, Europaer und Australier polnischer Abstam-
mung» waren, denen die Gnade zuteil wurde, als Privilegierte unter
der polnischen Bevolkerung leben zu diirfen, doch wissen wir dank
Konstantin Simis, dass von jenen, die in der Sowjetunion dasselbe
Vorrecht geniessen, «die allermeisten» Juden sind - wie Simis selbst.
Solange man nicht das Gegenteil beweist, werden wir deshalb an-
nehmen diirfen, dass auch die einschlagigen «Nordamerikaner, Eu-
ropaer, Australier» usw. grosstenteils oder ausschliesslich aus Polen
ausgewanderte Juden sind, die man in ihrem Heimatland willkom-
men hiess, da sie Kapital sowie Erfahrung auf dem Gebiet der Indu-
strie und des Handels mitbrachten und ausserdem enge Beziehun-
gen zu Grossunternehmen ausserhalb Polens besassen.
220
Kapitel 16
Die zionistische Rolle in Rhodesien
Ich bin kein Antisemit. Man darf nicht uberall Antisemiten wittern. (...) Die
Wahrheit, oderdie Suche danach, kann nicht antisemitisch sein.
Prof. Robert Faurisson
Storia Illustrate, August 1979
Eine von der Standardversion erheblich abweichende Darstellung
des rhodesischen Dramas, in welcher die zionistische Rolle dankens-
wert ausfuhrlich dargelegt wird, findet sich in einem in Simbabwe -
dem fruheren Rhodesien - erschienenen Buch mit dem Titel Majuta:
A History of the Jewish Community in Zimbabwe. Sein Verfasser ist B.A.
Kosmin. 44
Kosmin macht kein Hehl daraus, dass in Rhodesien die Ausdnicke
«Jude» und «Zionist» schon Iange vor der unilateralen Unabhangig-
keitserklarung «praktisch austauschbar waren», wie er sich ausdruckt.
Er teilt uns mit, im Jahre 1967, als die Rhodesier die Auswirkungen
der von der UNO verhangten Sanktionen bereits empfindlich spiir-
ten, habe A. E. Abrahamson, Prasident der Central African Zionist
Organization (CAZO), als Leiter einer Delegation Premierminister Ian
Smith aufgesucht, «um ihn uber die zionistischen Plane zur Unter-
stutzung Israels mit Menschen und Geld zu unterrichten» (Hervorhe-
bung durch den Autor). Dieser Schritt, fugt er hinzu, habe «die ge-
wunschten Ergebnisse gebracht».
Laut Kosmin waren in den dreissiger Jahren die Pro-Kopf-Spenden
der rhodesischen Juden zugunsten der zionistischen Sache die welt-
weit hochsten. Diese Tradition «wurde bis in die siebziger Jahre auf-
recht erhalten», und zwar ungeachtet der Sanktionen, welche das
Land buchstablich in einen Belagerungszustand versetzt hatten. Eben-
44 B.A. Kosmin, Majuta: A History of the Jewish Community in Zimbabwe. Mit einem
Vorwort von Prof. Michael Gelfand. Mambo Press, Zimbabwe 1980.
221
falls bar jeder Proportionen erscheint die Aufmerksamkeit, welche
die Zionistenfuhrer Rhodesien mit seiner zahlenmassig sehr kleinen
judischen Bevolkerung gewidmet haben. Wie wir bei Kosmin lesen,
wurde das Land u.a. von folgenden prominenten Juden besucht:
Chaim Weizmann, Vladimir Jabotinsky, Nahum Sokolov, Moshe
Sharett, Nahum Goldmann, Norman Bentwich, Cecil Roth; in spate-
ren Jahren trugen sich General Moshe Dayan, Yigal Allon, Chaim
Hertzog und Ezer Weizmann in die Gasteliste ein.
Kosmins Buch macht klar, dass die wohlorganisierte und machtige,
in strammem Gleichschritt marschierende rhodesisch-zionistische
Gemeinde, welche das Wirtschaftsleben des Landes dominierte, stets
eindeutig gegen die Unabhangigkeit Rhodesiens war, so wie sie der
herrschenden Partei, der Rhodesian Front, vorschwebte. Freilich sah
sie sich aus strategischen und taktischen Griinden oft genotigt, ihre
Leute in beide der zwei verfeindeten Lager einzuschleusen.
Das weisse Rhodesien wird von Kosmin als «Herrenvolkdemokratie»
mit «fur die Juden gefahrlichen» politischen Tendenzen beschrie-
ben. Zu diesen gefahrlichen Tendenzen gehorte ein «starkerer und
exklusiverer britischer Patriotismus», der durch den Zweiten Welt-
krieg erzeugt und durch die Verwicklung der britischen Streitkrafte
in den Kampf gegen Irgun und andere zionistische Terroristen in
Palastina noch gestahlt worden war.
Deshalb wurde 1952 beim Jahreskongress der judischen Abgeord-
netenkammer eine Resolution verabschiedet, welche die Juden zu
aktiverem Engagement in der rhodesischen Politik aufforderte. «Viel-
leicht war es kein Zufall», meint Kosmin, «dass jene Juden, die 1953
wieder in das nationale sowie die regionalen Parlamente eingezo-
gen waren, sich durchwegs aktiv mit der Gemeinde identifizierten
und bereits friiher judischen Organisationen angehort hatten».
Nach der Auflosung der «F6deration der beiden Rhodesien und
Nyasalands» 45 befanden sich die meisten Weissen dieser drei Staa-
Heute heissen die Staaten, welche diese Foderation bildeten, Sambia (ehemals
Nordrhodesien), Simbabwe (ehemals Sildrhodesien) und Malawi (ehemals Nyasa-
land).
222
ten, darunter die Angehorigen der judischen Gemeinschaft, in Sud-
rhodesien, wo sich schon fruher wachsende Anzeichen des Unmuts
uber die Politik der UFP (United Federal Party) bemerkbar gemacht
hatten. Diese Partei hatte bis anhin in beiden Kammern des Parla-
ments - in denen, wie Kosmin hinzufugt, die Juden inzwischen «uber-
vertreten» waren - die Mehrheit der Abgeordneten gestellt.
Siidrhodesiens fruherer Premierminister Garfield Todd war gestiirzt
worden, weil er die Politik der Rassenintegration allzu hastig durch-
peitschen wollte. An seine Stelle trat Sir Edgar Whitehead, ein in der
Wolle gefarbter fabianischer Sozialist, der nicht besser war als sein
Vorganger und ebenfalls abgehalftert wurde. Bei den allgemeinen
Wahlen von 1962 in Sudrhodesien kam es dann zu einer heftigen
weissen Reaktion, und die UFP, die in der Rassenfrage stets eine zwei-
deutige Politik betrieben hatte, wurde durch die neugegnindete RF
(Rhodesian Front) unter Fiihrung Winston Fields von der Macht
verdrangt. Vom Standpunkt der Zionisten aus war dies die schlimmst-
mogliche Entwicklung, lag die Regierungsgewalt doch nun fest in
den Handen jener Leute, die sie seit Jahren mit Zahnen und Klauen
bekampft hatten, um sie von der Macht fernzuhalten. Ausserdem sass
jetzt nur noch ein Jude im Parlament, A. E. Abrahamson, dem es
gelungen war, seinen Sitz als Abgeordneter im uberwiegend judisch
bewohnten Wahlbezirk Bulawayo East zu verteidigen. Dieser Mann
war allerdings der beste, den sich die Zionisten als Vertreter wun-
schen konnten, war er doch Prasident des judischen Abgeordne-
tengremiums, Vizeprasident der Central African Zionist Organizati-
on und schliesslich auch Mitglied der Exekutive der World Zionist
Organization.
Fur die judische Gemeinde Rhodesiens war es, wie es damals den
Anschein machte, ein herber Schlag, dass die Falken in der RF Win-
ston Field in einer «Kabinettrevolte» abservierten und durch Ian Smith
ersetzten, der erst kurz vor den Wahlen von 1962 zur RF gestossen
war; zuvor war er ein prominentes Mitglied der UFP gewesen. Smith
wurde von der RF als Fuhrer vorgezogen, teils weil er uber weit
mehr parlamentarische Erfahrung verfiigte als die «Neulinge» inner-
halb der Partei, teils weil er sich energischer fur die rechtzeitige Aus-
223
rufung der Unabhangigkeit ausgesprochen hatte. Zudem war er ein
«eingeborener Rhodesier», im Gegensatz zu Winston Field, der in
England geboren war. Kosmin schreibt:
Die Voraussetzung fur das Eindringen einer rassisch gepragten Politik
auf alien gesellschaftlichen Gebieten war somit geschaffen. Im Juni 1964
wurde Ivor Benson, einer «der aussersten Rechten angehorender politi-
scher Theoretiker», als Regierungsberater aus Natal importiert. Bis zu
jener Zeit hatte die RF keine in sich geschlossene Ideologie, sondern stutz-
te sich lediglich auf ein Amalgam von Gedanken jener Gruppen und Frak-
tionen, die sich in der Vergangenheit gegen Huggins 46 gestellt hatten.
Bei den Wahlen von 1962 zog die RF mit einem Programm in die Schlacht,
das etwa dem der britischen Konservativen des rechten Flugels entspro-
chen hatte. Man beschwor Recht und Ordnung und machte viel Aufhe-
bens um die im Krieg gewonnenen Lorbeeren der Parteikandidaten.
Benson aber bot der neuen Regierung eine zusammenhangende rechte
Ideologie, die sowohl auf ihre inneren als auch auf ihre ausseren Proble-
me zugeschnitten war. Rhodesien wurde als letztes Bollwerk des Chri-
stentums und der westlichen Tradition gegen den Ansturm fmsterer Kraf-
te dargestellt, die aus einem gemeinsamen Hauptquartier in New York
und Moskau gesteuert wurden. Diese Art heimtuckischer Propaganda
begann sich in den von der Regierung kontrollierten Rundfunk- und Fern-
sehmedien breitzumachen, und es wurden immer mehr Breitseiten auf
die allgegenwdrtigen Kommunisten und internationalen Finanziers ab-
gefeuert. Dies war naturlich die Antwort der europaischstammigen Rho-
desier auf die Drittweltideologie der afrikanischen Nationalisten. (...)
Die jiidische Gemeinschaft, die innerhalb des liberalen und multirassi-
schen Lagers an vorderster Front stand, fuhlte sich in dieser aufgeputsch-
ten politischen Atmosphare sehr verwundbar...
Bei dem im Jahre 1964 durchgefuhrten (Congress des judischen Ab-
geordnetengremiums ausserte sich I.R. Rosin, einer der fiihrenden
Chirurgen des Landes, sehr optimistisch uber die Moglichkeiten der
46 Sir Geoffrey Huggins, spater Lord Malvers, ehemaliger Premierminister Sudrhode-
siens und Architekt der kurzlebigen Foderation der beiden Rhodesien sowie Nyasa-
lands (siehe vorhergehende Anmerkung).
224
judischen Gemeinschaft, «den aufstrebenden Afrikanern zu helfen».
Kosmin zitiert Rosin wie folgt: «Ich mochte meine Hochachtung vor
der Einstellung der Nordrhodesier bekunden, welche die verander-
te politische Lage in ihrem Land akzeptiert haben.» In Wirklichkeit
unterschied sich die Einstellung der Weissen in Nordrhodesien, dem
heutigen Sambia, nicht von derjenigen der Weissen in Sudrhodesi-
en; der Unterschied lag lediglich darin, dass die Weissen in Nordrho-
desien zu wenig zahlreich gewesen waren, um irgendwelchen Wi-
derstand zu leisten.
Erwartungsgemass nutzte A.E. Abrahamson seine parlamentarische
Immunitat sogleich zu einer gehassigen und verleumderischen At-
tacke auf den unlangst «importierten» Berater der rhodesischen Re-
gierung, wobei er ausgiebig aus einer Studie zitierte, die vom zionisti-
schen Weiner Institute of Political Studies in London erstellt worden
war.
Die rhodesischen Zionisten mussen sich noch verwundbarer gefiihlt
haben, als Ian Smith, der nach dem mit seiner tatkraftigen Mithilfe
erfolgten Sturz Winston Fields zwecks Starkung seiner Position unter
der Anhangerschaft der RF, welche ihn als ehemaligen Abgeordne-
ten und Kabinettsminister der UFP teils immer noch mit Argwohn
betrachteten, sein konservatives Image aufpolierte, indem er sich bei
Reden und Rundfunkauftritten auf Manuskripte aus der Feder seines
neuen Beraters stiitzte. Dieses auf Hochglanz gebrachte konservati-
ve Image ermoglichte es Smith denn auch, bei den Wahlen von 1965
der UFP eine noch empfindlichere Niederlage zuzufugen und die
zur Verfassungsanderung erforderliche Zweidrittelsmehrheit im Par-
lament zu erobern.
Man begreift, dass die Zionisten angesichts dieser Entwicklungen
Sorge empfanden, denn es muss ihnen unvorstellbar erschienen sein,
dass die rhodesischen Weissen das, was ihnen gefehlt hatte und nun
angeboten wurde, nicht begierig ergreifen wurden: «Eine zusam-
menhangende Politik, die sowohl auf ihre inneren als auch auf ihre
aussern Probleme zugeschnitten war.» Arges Bauchgrimmen berei-
tete den rhodesischen Zionisten auch die Welle von Verstandnis
und Unterstutzung fur Rhodesien, die durch die gesamte westliche
225
Welt ging, wo innerhalb weniger Wochen nach der unilateralen Un-
abhangigkeitserklarung buchstablich Hunderte von Vereinigungen
von «Freunden der rhodesischen Unabhangigkeit» wie Pilze aus dem
Boden schossen.
Kosmin bemerkt, die von aussen erfolgte Unterstutzung der rhodesi-
schen Unabhangigkeit sei «hauptsachlich auf Gruppen in den westli-
chen Demokratien beschrankt» gewesen, die «den Zionismus neben
der Wall Street und dem Kommunismus als Bestandteil eines dreifa-
chen Angriffs auf die abendlandische Christenheit auffassten». Er fugt
hinzu:
Als Resultat wurde Rhodesien ab 1 965 von rechtsextremen Propagandi-
sten und einschldgig bekannten Antisemiten wie Eric Butler von der au-
stralischen League of Rights und Major Bundy aus den USA besucht. In
ihren offentlichen Erkldrungen uermieden diese Leute offenen Antisemi-
tismus und konzentrierten sich auf die offenkundiger im Mittelpunkt ste-
henden Rassenfragen. Doch als Oberst Curtis B. Dall und die American
Liberty Lobby Bulawayo besuchten, gaben sie beim Empfang in einem
Rathaus in Anwesenheit judischer Ratsmitglieder antijudische Bemerkun-
gen von sich.
Wie die Ereignisse im folgenden beweisen sollten, hatten die rhode-
sischen Zionisten von der RF nichts zu befiirchten, solange diese fest
von Premierminister Ian Smith kontrolliert wurde. Uber diesen
schreibt Kosmin in seinem Buch nicht ein boses Wort und bedenkt
ihn mit keiner einzigen abschatzigen personlichen Bemerkung.
Kosmin fahrt fort: «Das Selbstvertrauen der jiidischen Gemeinde
wurde 1967 wiederhergestellt, in jenem Jahr also, in dem Israel im
Nahen Osten triumphierte und der verhasste Ivor Benson Rhodesi-
en verliess.»
Kosmin lasst keinen Zweifel daran aufkommen, dass der Aufschwung
der rhodesischen Zionisten ganz und gar Premierminister Smith zu
verdanken war, nachdem sie selbst eine demutigende Schlappe erlit-
ten hatten - bei ihren Bemiihungen, mit der Gnindung einer neuen
rhodesischen Partei unter Fiihrung von Sir Roy Welensky 47 der RF
226
eine Opposition entgegenzustellen, sowie mit ihrer lang andauern-
den Unterstutzung anderer Oppositionsgruppen einschliesslich der
Center Party.
Nach der vernichtenden Niederlage Sir Roy Welenskys bei einer
Nachwahl in Salisbury und seinem endgultigen Ausscheiden aus dem
offentlichen Leben boten die Zionisten, die zuvor Welensky unter-
stutzt hatten, ihre Dienste Premierminister Ian Smith an. Dieser nahm
sie mit offenen Armen auf, und schon bald waren sie in der Regie-
rung wiederum «uberreprasentiert». Kosmin schreibt:
Im Anschluss an die Nachwahl von Arundel begann die RF um die Gunst
der judischen Gemeinschaft zu buhlen, um die Einheit der europaisch-
stammigen Rhodesier zu fordern und einige Zauderer zu uberzeugen,
welche die Auffassungen der Juden in wirtschaftlichen Fragen respektier-
ten. Bei den Wahlen von 1 962 hatte die Partei keine judischen Kandidaten
aufgestellt, doch drei Jahre spater zog sie gleich mit drei solchen ins Feld,
die alle gewahlt wurden: Joel Pincus kandidierte in Bulawayo East, wo
traditionsgemass ein Jude den Sitz zu erringen pflegte, Bernard Ponter
setzte sich uberraschend im Wahlkreis Willovale durch, wo ein grosser
Teil der Wahler aus Gemischtrassigen bestand, und Theo Ellison trium-
phierte in Greenwood, einem Distrikt von Salisbury...
Wahrend Ian Smith in seinem Kabinett die unbeugsame Fraktion gegen
die kompromissbereite ausspielte und das Aufkommen einer nennens-
werten weissen Opposition von links oder rechts zu verhindem trachtete,
begannen die Fuhrer der judischen Gemeinschaft ein wenig starker auf
die Pauke zu hauen. Lange Zeit hatte die Gemeinschaft sorgsam jeden
offiziellen Kontakt zur Regierung unterlassen, und bei Gemeindeanldssen
wurden keine Politiker eingeladen. Dies hatte nichts mit personlicher Feind-
schaft auf einer der beiden Seiten zu tun, denn die meisten Beteiligten
waren zusammen zur Schule gegangen und gesellschaftlich miteinander
bekannt. Ian Smith hatte sogar eine judische Patin, Frau Tilly Jacobson
aus Gwelo.
Eines der Hauptprobleme fur die zionistischen Fuhrer in Rhodesien
bestand darin, ihre eigenen widerspruchlichen Antworten auf den
von der britischen Regierung und den Vereinten Nationen gemein-
227
sam gefuhrten Wirtschaftskrieg unter einen Hut zu bringen. Mit die-
sen aussenstehenden Kraften vereinte sie zwar der gluhende Wunsch
nach dem Sturz der weissen Minderheitsregierung. Doch wie uns
Kosmin mitteilt, waren sie sich auch bewusst, dass sie [die rhodesi-
schen Juden] fur die Politiker in Ubersee entbehrlich waren, und da sie
glaubten, ihr eigenes Uberleben sowie das Wohlergehen ihrer Familien
hange von der Vereitelung der Bemuhungen der britischen Staatsbeam-
ten ab, leiteten sie eine umfassende Kampagne zur Umgehung der Sank-
tionen ein.
Er halt mit sichtlichem Stolz fest: Das Ergebnis dieses Wettkampfs war
leicht voraussehbar, denn auf der einen Seite waren phantasiebegabte
Personen am Werk, die handfestes Interesse am Erfolg ihrer Bemuhungen
hatten, auf der anderen jedoch unpraktische und gesichtslose Burokra-
ten, die personlich nichts zu gewinnen und nichts zu verlieren hatten und
weitaus weniger gewillt waren, die notwendige Zeit und die erforderli-
chen Anstrengungen in den Wirtschaftskrieg zu investieren. (...) Judische
Geschaftsleute machten sich ihre Freunde und Verwandte sowie ihre
sprachlichen Fertigkeiten zunutze, um die Einschrankungen zu umgehen,
welche die Vereinten Nationen ihren Aktivitaten auferlegt hatten.
Eine Schlusselfigur bei der Durchbrechung der Sanktionen war Wil-
liam Margolis, Wirtschaftsberater verschiedener rhodesischer Regie-
rungen nach dem Zweiten Weltkrieg und heutiger Vorsitzender des
Grain Marketing Board, der 1971 Mais im Wert von 20 Millionen Dol-
lar an Sambia - das fruhere Nordrhodesien - verkaufte und damit
zwei Fliegen auf einen Streich traf: Einerseits wurden so dringend
benotigte auslandische Devisen erworben, andererseits trug der
Handel dazu bei, jene Tausende von Terroristen des Guerrillafuhrers
Joshua Nkomo zu ernahren, die in Sambia ausgebildet wurden. Eine
weitere Schlusselfigur war Elias (Elly) Broomberg, der nach seiner
Wiederwahl im Jahre 1974 Ian Smiths Handelsminister wurde.
Kosmin breitet allerdings einen Schleier zuchtigen Schweigens uber
das Ausmass des zionistischen Engagements in einer Partei, fur de-
ren Zerstorung die Juden mit aller Kraft gefochten hatten, bis sie sich
nach ihrer Niederlage bei der Nachwahl von Arundel neu orientier-
ten. 1976, als Premierminister Smith mit einer Revolte innerhalb der
228
Partei und dem Rucktritt von zwolf Parlamentsabgeordneten, dem
nationalen Parteivorsitzenden und zahlreichen anderen konfron-
tiert wurde, versetzte er den eben erwahnten Elias Broomberg auf
den Posten des Informations- und Tourismusministers und erlaubte
ihm, die gesamte Fuhrungsmannschaft des rhodesischen Radios und
Fernsehens einschliesslich seines Generaldirektors Harvey War zu
feuern und die totale Kontrolle uber Rundfunk und Fernsehen des
Landes selbst zu ubernehmen.
Zu diesem Zeitpunkt war die RF praktisch zu einer zionistischen Ope-
ration abgesunken. Im Lichte dieser Entwicklung kann man jenen
Parteimitgliedern, welche ihr den Rucken gekehrt und die Rhodesi-
an Action Party gegrundet hatten, sowie anderen, die ausgetreten
oder ausgeschlossen worden waren, wohl kaum einen Vorwurf ma-
chen, wenn sie sich fragten, ob Ian Smith vielleicht gar gezielt in die
RF eingeschleust worden sei, als sich deren Erfolg bei den Wahlen
von 1962 abzeichnete 48 .
Inzwischen lag der Anti-RF-Fliigel der zionistischen Operation teil-
weise in den Handen von Rechtsanwalten wie Ben Baron aus Bu-
Iawayo (dessen Tochter Saone den spateren amerikanischen Staats-
sekretar fur afrikanische Angelegenheiten Chester Crocker heirate-
te) 49 sowie Leo Baron. Letzterer war einst der juristische Berater des
Terroristenfuhrers Joshua Nkomo gewesen und nach einem kurzen
Gefangnisaufenthalt aus dem Lande geflohen (Kosmin schreibt, er
48 Der Verfasser dieser Zeilen hat den Kampf um Rhodesien sowie die Rolle Ian Smiths
in seinem Buch Truth out of Africa (zweite Auflage von 1984) analysiert. Wie im
Lichte der von Kosmin in Majuta freigegebenen Informationen nicht anders zu
erwarten war, liessen die Zionisten Ian Smith schliesslich fallen und stellten sich
hinter die schwarze Regierung Robert Mugabes, den die internationale Hochfinanz
unter dem fur Naive gedachten Tammantelchen der «Befreiung» und der «schwar-
zen Selbstbestimmung» in den Sattel gehoben hatte.
49 Ein Artikel in Bulawayo Chronicle vom 11. September 1967 wies ein Foto des Paars
bei einem Rhodesienbesuch auf; die Unterschrift lautete: «Chester Crocker (25), ein
amerikanischer Doktorand, und seine in Bulawayo geborene Gattin Saone bei
einem Besuch der Stadt. Frau Crocker ist die Tochter von Herrn und Frau Ben
Baron. Herr Crocker studiert mit einem Ford-Stipendium afrikanische Sicherheits-
probleme und wird diesem Thema seine Doktorarbeit widmen.»
229
sei «ausgewiesen» worden). Nach der unter einer schwarzen Regie-
rung errungenen «Unabhangigkeit» kehrte er nach Rhodesien zu-
ruck und trat einen Posten als Richter am Appellationsgericht an.
Diesen scheinbar widerspriichlichen zionistischen Reaktionen auf
die rhodesische Herausforderung lagen, wie nun glasklar zutage tritt,
gemeinsame zionistische Interessen zugrunde. Wie der Gang der
Dinge beweisen sollte, starkten die Wirtschaftssanktionen die judi-
sche Kontrolle uber den Handel und die Industrie Rhodesiens unge-
mein, da jene Personen, denen die Operationen zur Umgehung der
Sanktionen oblagen, naturlich am meisten von dieser Tatigkeit profi-
tierten, wahrend die den Sanktionen gegenuber besonders Verletzli-
chen auch der Einschuchterungs- und Terrorkampagne seitens der
nationalistisch-revolutionaren Schwarzen innerhalb des Landes be-
sonders ausgesetzt waren. Das nachste Resultat bestand darin, dass
Handel und Industrie im neuen Simbabwe mehr denn je zuvor in
den Handen der Juden konzentriert waren: die Grossbetriebe wa-
ren machtig genug, um die schwarzen Politiker zu beeinflussen, und
strategisch so plaziert, dass sie mit diesen die Unsummen teilen konn-
ten, die in Form von zinsgilnstigen Krediten und Entwicklungshilfe
ins Land gepumpt wurden 50 .
An der militarischen Front bewiesen Rhodesiens Zionisten ebenfalls,
dass sie als «kulturell autonome» Gruppe, der ihre eigene «nationale
Befreiung» (so Kosmin) am Herzen liegt, sehr wohl imstande waren,
ihre Belange zu vertreten. Kurz nach der Auflosung der Foderation
so Die trugerische Natur der «Entwicklungshilfe» ist von Prof. P.T. Bauer von der
London School of Economics in seinem bei Weidenfeld & Nicholson erschienenen
Buch Dissent on Development and Equality. The Third World and Economic Delusion
ausfuhrlich analysiert worden. Zwei wichtige Beitrage zur Wahrheit ilber die «Ent-
wicklungshilfe» sind The Destruction of a Continent von Prof. Karl Borgin und
Kathleen Corbett, Lektoren an der Kenya University (die Studie erschien bei Har-
court Brace Jovanovich) sowie The Third World Calamity von Brian May (erschie-
nen bei Routledge Kegan Paul). In einem nachtraglich hinzugefugten Kapitel von
Douglas Reeds Somewhere South of Suez wird Prasident Trumans «Vierpunktepro-
gramm» der Entwicklungshilfe analysiert.
si Prof. Henry L. Feingolds Ausspruch wird in dem vom konservativen Amerikani-
schen Rat fur das Judentum herausgegebenen Special Interest Report vom August
1982 zitiert.
230
zwischen den beiden Rhodesien und Nyasaland hatte sich die judi-
sche Bevolkerung etwas verringert, doch «der empfindlichste Ader-
Iass betraf Personen zwischen zwanzig und dreissig Jahren» - also
jene Altersgruppe, auf welche Rhodesien in dem immer heftiger wu-
tenden Buschkrieg am starksten angewiesen war. A.E. Abrahamson
sagte laut Kosmin im Jahre 1973: «Wir erleben den Verlust fast einer
ganzen Generation junger Manner und Frauen, die uns verlassen,
um in Sudafrika oder in Ubersee zu studieren und mit wenigen Aus-
nahmen nicht mehr zuruckkehren.»
Tatsachlich gab es in Rhodesien bereits 1969 nach einer von Kosmin
angefiihrten Statistik nur noch 227 Juden (vermutlich beiderlei Ge-
schlechts) zwischen 20 und 25 Jahren. Bei der Polizei dienten ledig-
lich drei Juden und bei den Berufssoldaten ganze sieben - was frei-
lich ausreichte, um das judische Abgeordnetengremium sowie die
Central African Zionist Organization uber die Entwicklungen inner-
halb dieser beiden wichtigen Institutionen auf dem laufenden zu
halten. Wenn junge rhodesische Juden uberhaupt je eine Uniform
anzogen, dann, so Kosmin, im Nahen Osten, um fur den israelischen
Staat zu kampfen.
Kosmins Buch ist ein seltener und ausserordentlich wertvoller Bei-
trag zur politischen Literatur. Es legt mit geradezu verbliiffender Frei-
mutigkeit anhand vieler Einzelheiten dar, wie eine kleine, eng zusam-
menarbeitende, gut organisierte und ihren Gruppeninteressen lei-
denschaftlich ergebene Gemeinschaft (nur 2,2% der rhodesischen
Weissen waren Juden) sich unter schwierigen, ja existenzbedrohen-
den Umstanden behaupten und ihre langfristigen Ziele fordern kann.
Dieses Buch mag sogar eine Antwort auf jene Frage erteilen, die
Henry L. Feingold, Geschichtsprofessor an der New York University,
beschaftigt zu haben scheint: «K6nnte der judischen Prasenz in der
Geschichte in Anbetracht der Tatsache, dass es sich um eine auf
einer Idee und auf der Geschichte selbst beruhende Gemeinschaft
handelt, womoglich etwas so Eigentumliches anhaften, dass es sich
den Instrumenten der modernen Wissenschaft widersetzt und im
Widerspruch zu ihren grundsatzlichen Ausgangspositionen
steht?» SI
231
Der «verhasste» ehemalige rhodesische Regierungsberater wiirde
diese Frage wie folgt beantworten: Nichts konnte eigentumlicher oder
abnormaler sein als das geschichtliche Phanomen einer ausgepragt
egozentrischen und unbandig ehrgeizigen Nation, die als kleine Min-
derheit unter unzahligen anderen Volkern zerstreut lebt. Eine sol-
che Nation kann, wie Prof. Arthur Keith dargelegt hat, namlich nur
uberleben, indem sie einen doppelten ethischen Verhaltenskodex
anwendet, der klar zwischen uns und ihnen unterscheidet und so ein
zumindest zwiespaltiges, wenn nicht gar eindeutig feindseliges Ver-
haltnis zwischen den beiden Gruppen schafft. Ein so geartetes eigen-
tumliches Verhaltnis kann nur durch standige Anwendung der Kunst
der Tauschung aufrecht erhalten werden, und eben diese Abhan-
gigkeit von der Tauschung macht es fur die jildische Gemeinschaft
schwierig, ja gefahrlich, ihre eigene Geschichte zu schreiben.
Der Kampf der uberwiegend britischstammigen weissen Rhodesier
gegen ihre Eingliederung in die globalistische Neue Internationale
Wirtschaftsordnung 52 nimmt in Kosmins erstaunlich indiskreter Stu-
die nur wenig Raum ein. Ihr Hauptthema ist die Rolle der Juden von
dem Tage an, an dem sie das Land vor der Jahrhundertwende haupt-
sachlich als Kramer und Viehhandler betraten, zu denen sich spater
viele «Fluchtlinge» aus dem zaristischen Russland gesellten. Der Ver-
fasser hat uberraschend offen aufgezeigt, mit welchen Mitteln sie die
Grundlagen ihres wirtschaftlichen Aufstiegs schufen: Durch das Nie-
derbrennen versicherter Kramerladen, Scheinbankrotte sowie De-
visenschmuggel kamen sie zu Geld.
Das wirkliche Geheimnis des Erfolgs der rhodesischen Juden lag
indessen, wie wir dem Buch unzweideutig entnehmen konnen, in
der Ausubung eines doppelten Standards - einer fur sie selbst und
einer fur die «Fremden», rigide Absonderung und Verfechtung der
Gruppeninteressen fiir sie selbst und eine «liberale» Politik der Ras-
senvielfalt und -gleichheit fiir die anderen, und all dies in engster
Die NIEO (New International Economic Order) wird in einer Erklarung der Verein-
ten Nationen beschworen. Prof. P.T. Bauer geht in seinem Buch Equality, the Third
World and Economic Delusion darauf ein.
232
Zusammenarbeit mit ihren Stammesbrudern jenseits der Grenzen.
Dennoch enthalt das Buch nicht ein einziges Kapitel, in dem nicht in
der einen oder anderen Form auf die schmerzliche Uberraschung
und Gekranktheit verwiesen wiirde, mit welcher die rhodesischen
Juden auf gelegentliche Anzeichen dafur reagierten, dass die ubrige
weisse Bevolkerung nicht sonderlich erbaut uber das Benehmen
jener war, die sie so bereitwillig als rhodesische Mitburger akzeptiert
hatten.
An einem lasst Kosmin keinen Zweifel aufkommen: Der Sturz der
weissen Herrschaft in Rhodesien und deren Ersetzung durch ein
schwarzes Marionettenregime reihte sich voll und ganz in die langfri-
stige zionistische Strategic ein.
233
Kapitel 17
Die Volkermordkonvention
Nach der Niederschrift dieses Kapitels haben die USA schliesslich
enormem Druck nachgegeben und am 19. Februar 1986 der Ratifi-
zierung der Volkermordkonvention zugestimmt, allerdings mit sie-
ben Vorbehalten, deren Zweck im Schutz der amerikanischen Sou-
veranitat bestand. Um die Konvention in den Rang eines Gesetzes zu
erheben, ware auch ein entsprechender Entscheid des Reprasen-
tantenhauses erforderlich.
Jegliche Studie der jiidischen Rolle im 20. Jahrhundert ware ohne
einen Hinweis auf die Volkermordkonvention der Vereinten Natio-
nen geradezu irrefiihrend unvollstandig. Diese Konvention geht auf
die Initiative eines polnisch-jiidischen Juristen namens Raphael Lem-
kin zuriick und wurde seit ihrer Proklamation durch die UN-General-
versammlung im Dezember 1948 von jiidischen Organisationen in
aller Welt mit hochstem Eifer gefordert.
Die Volkermordkonvention scheint von Anfang an ein judisches Un-
terfangen gewesen zu sein. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass ir-
gendein prominenter Jude oder eine jiidische Organisation sie je
bekampft hatte, und soweit wir wissen, hat keine andere «nationale,
ethnische, rassische oder religiose Gruppe als solche» sich jemals
Schulter an Schulter mit den Juden fur ihre Verwirklichung einge-
setzt, obgleich doch angeblich jede solche Gruppe in den Genuss
ihres Schutzes kommt.
Deshalb ist es notwendig, die Volkermordkonvention mit denselben
Mitteln und Methoden politisch zu analysieren, die in den vorange-
gangenen Kapiteln zum Zuge gekommen sind.
Bis Ende 1984 war diese Konvention, deren vordergrundiger Zweck
darin besteht, den Volkermord als internationales Verbrechen zu
brandmarken, von etwa 90 Mitgliedstaaten der UN ratifiziert wor-
den. Dazu gehorten Grossbritannien, Frankreich, die BRD, Schwe-
234
den, Norwegen, Kanada und viele kommunistische Lander, nicht
aber die Vereinigten Staaten, wo die Konvention auf starkeren Wi-
derstand gestossen war als in jedem anderen Staat der Welt. James
J. Martin berichtet in seinem Buch The Man who invented Genocide,
was geschah, als der Vertrag dem US-Senat erstmals zur Ratifizierung
unterbreitet wurde:
Den Auftakt zu dem erbitterten politischen Ringen um die Volkermord-
konuention bildete die im August 1949 erfolgte Ankundigung, ein Unter-
ausschuss des Senatskomitees fur Auswartige Angelegenheiten unterLei-
tung von Senator Brien McMahon, einem Angehorigen der Demokrati-
schen Partei aus Connecticut, werde in den ersten Wochen der kommen-
den Kongress-Sitzungen Anhorungen zur Ratifizierungsfrage durchfuh-
ren. Am 23- August begrusste eine aus 26 nationalen Organisationen
bestehende Lobby von Befurwortern, die alle mit dem National Civil Li-
berties Clearing House assoziiert waren, diese neue Entwicklung und
begann Druck auf den Senat auszuuben, damit dieser der Volkermord-
konvention seinen Segen erteile. Zu dieser Vereinigung von Gruppen ge-
horten das American Veteran Committee, die Americans for Democratic
Action, B'nai B'rith, das American Jewish Committee, Hadassah, die
Amalgamated Clothing Workers [vereinigten Textilarbeiter] sowie die
Evangelische und die Reformierte Kirche. 53
Die «Vereinigung von Gruppen» wuchs weiterhin kraftig an und
umfasste, neben Dutzenden von anderen, schon bald folgende
Organisationen: Den American Jewish Congress, die Central
Conference of American Rabbis, das Committee of Jewish Writers
and Artists, den Consultative Council of Jewish Organizations, die
Federation of Jewish Women's Organizations, das Institute of Jewish
Affairs, die Jewish Reform Congregations, die National Conference
of Christians and Jews, die National Federation of Temple Sisterhoods,
den Synagogue Council of America, die Union of Hebrew
Congregations und die Union of Orthodox Rabbis. Bevor der Mc-
Mahon-Bericht 1950 dem Senat vorgelegt wurde, stiess «in letzter
S3 James J. Martin, The Man who invented Genocide, Institute for Historical Review,
Torrance, Kalifornien 1984.
235
Minute zwecks Ausubung zusatzlichen Drucks seitens der
Interessengruppen» noch der National Community Relations
Advisory Council dazu, die «politisch richtungsweisende
K6rperschaft» von sechs nationalen judischen Organisationen sowie
28 lokalen Gemeinderaten.
Wir versperren uns deshalb selbst die Sicht auf die Realitaten, wenn
wir die Volkermordkonvention weiterhin leichtglaubig als das akzep-
tieren, was sie zu sein vorgibt, namlich ein internationales rechtli-
ches Instrument zum Schutz der unzahligen «nationalen, ethnischen,
rassischen oder religiosen Gruppen». Als solches ergibt sie namlich
keinen Sinn. Andererseits lasst sie sich ohne weiteres als juristische
Konstruktion deuten, die nach dem Willen ihrer hauptsachlichen
Forderer lediglich zur Starkung und zum Schutz einer einzigen Grup-
pe - der Juden - gedacht ist.
Es sei darauf hingewiesen, dass «V61kermord» ein neues Wort ist, das
in den Standardworterbuchern erst etwa zehn Jahre nach Kriegs-
ende auftauchte und damals nur knapp als «vorsatzliche Ausrottung
einer Rasse, einer Nation etc.» definiert wurde. Doch in der Volker-
mordkonvention wird dem Ausdruck «V61kermord» eine Unzahl zu-
satzlicher Bedeutungen verliehen, was uns gegenuber allem folgen-
den im hochsten Masse misstrauisch stimmen sollte.
In seinem Buch Axis Rule Over Occupied Europe verwendete Lemkin
den Ausdruck anfangs lediglich als Synonym fur «Ausrottung». Er
muss jedoch schon bald gemerkt haben, dass die ihm vorschweben-
de Art von {Convention durch eine so enge und prazise Definition
behindert werden wurde, so dass er die Bedeutung des Begriffs dann
wie folgt erweiterte:
Unter «V6lkermord» verstehen wir die Zerstorung einer Nation oder eth-
nischen Gruppe. (...) Der Volkermord hat zwei Phasen: Die erste besteht
in der Zerstorung der nationalen Strukturen der unterdruckten Gruppe;
die zweite in der Aufzwingung der nationalen Strukturen des Unterdruk-
kers. (...) Fruher wurde der Ausdruck «Entnationalisierung» zurBeschrei-
bung der Zerstorung der nationalen Strukturen uerwendet.
236
Somit tritt die Assimilierung (die Shakespeare im Kaufmann von Vene-
dig als Losung des Problems anbietet) als Hauptgefahr an die Stelle
der Ausrottung, und dieser Prozess wird von Lemkin als «V61ker-
mord» bezeichnet. Wiederum sehen wir, dass er bei seinem Plan fur
eine Volkermordkonvention ausschliesslich die jiidische Bevolke-
rungsgruppe sowie deren Widerstand gegen die «Entnationalisie-
rung» vor Augen hatte.
In der schliesslich von den Vereinten Nationen angenommenen Vol-
kermordkonvention geht der Prozess der Neudefinierung noch eine
Stufe weiter:
Artikel II
In der vorliegenden Konvention bedeutet Volkermord jede der folgenden
Handlungen, die darauf abzielen, eine nationale, ethnische, rassische oder
religiose Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerstoren:
a) Totung der Angehorigen einer Gruppe;
b) Verursachung schweren korperlichen oder geistigen Schadens bei An-
gehorigen der Gruppe;
c) Vorsdtzliche Herbeifuhrung von Lebensbedingungen, welche die voll-
stdndige oder teilweise physische Zerstorung der Gruppe zur Folge
haben;
d) Auferlegung von Massnahmen, welche die Verhinderung von Gebur-
ten innerhalb der Gruppe bezwecken;
e) Zwangsweise Uberfuhrung von Kindern der Gruppe in eine andere
Gruppe.
Artikel III
Strafbar sind:
a) Volkermord;
b) Verschworung zur Begehung von Volkermord;
c) Direkter offentlicher Aufruf zum Volkermord;
d) Versuch zur Begehung von Volkermord; und
e) Komplizenschaft bei Volkermord.
237
Jeder, der auch nur elementare Kenntnisse der Gesetze und gericht-
lichen Prozeduren in westlichen Landern besitzt, wird nach kurzer
Uberlegung einsehen, dass jeglicher Versuch zur Durchsetzung obi-
ger Konvention ein regelrechtes Chaos herbeifuhren wurde. War-
um? Weil diese beiden Artikel allein schon einer der grundlegenden
Erfordernisse der Rechtsprechung, wie sie in alien zivilisierten, sich
noch eines Mindestmasses an Freiheit erfreuenden Landern aufge-
fasst wird, ins Gesicht schlagt, namlich der, dass die verwendeten
Worter und Wendungen juristisch definiert werden konnen. So
wurden Unterschiede in der Auslegung, welche Rechtsanwalte und
Richter seit jeher beschaftigt haben, tausendfach vergrossert durch
Worter und Wendungen, die niemand je zu definieren auch nur
versucht hat.
Dazu ein Beispiel: Die aufgezahlten Verbrechen richten sich alle ge-
gen «Gruppen», doch was genau ist im Zusammenhang mit dieser
Konvention eine «Gruppe»? Alle menschlichen Wesen gehoren ir-
gendeiner Gruppe an - wer entscheidet unter diesen Umstanden
darilber, welche Gruppen des Schutzes wiirdig sind und welche
nicht? Wie steht es beispielsweise mit den muslimischen Black Pan-
thers; bilden diese eine eigenstandige Gruppe oder lediglich einen
Bestandteil der schwarzen Bevolkerungsgruppe? Sind die Moon-
Junger, Scientologen, Mennoniten usw. Gruppen, die, zusammen mit
einer ganzen Reihe von auslandischen Minderheiten, in westlichen
Landern durch die Konvention geschutzt sind? Und sollten die
«Gays», also die Homosexuellen, die so gerne uber ihre harte Be-
handlung klagen, den Status einer religiosen Gruppe beanspruchen
- was ihnen durch die Prasenz zahlreicher Geistlicher in ihren Ran-
gen erleichtert wiirde -, wer durfte ihnen dann dieses Begehren ab-
schlagen?
Es leuchtet ein, dass jede Gruppe, die Schutz fur ihre Angehorigen
fordert, bei einem Verfahren wegen «V61kermordes» dem Gericht
darlegen muss, zu welcher Kategorie sie gehort - ist sie eine nationa-
le, eine ethnische, eine rassische oder eine religiose Gruppe? Das
britische Oberhaus hat entschieden, dass die Juden keinen separa-
ten Status als Gruppe geniessen ausser dem einer «abweichenden
238
Religionszugehorigkeit», was bedeutet, dass sie in Grossbritannien
keinen grosseren Anspruch auf einen besonderen Gruppenstatus
besitzen als die Anhanger jeder beliebigen anderen Religionsgemein-
schaft ausser der anglikanischen Staatsreligion. Dr. Nahum Goldmann,
ehemaliger Vorsitzender sowohl des Judischen Weltkongresses als
auch der Zionistischen Weltorganisation, berichtet in seinem Buch
The Jewish Paradox, er habe in einem Referat als Student einmal mehr
als 20 Definitionen des Judentums geliefert, von denen «keine abso-
lut korrekt war». Wenn Dr. Goldmann, damals die weltweite Num-
mer eins des Judentums, nicht einmal seine eigene Gruppe definie-
ren konnte, wie soil man sich dann auf die Definition des Wortes
«Gruppe» beziiglich des Rests der Menschheit einigen? Man konnte
in diesem Zusammenhang auch das Argument vorbringen, dass eine
Gruppe, die seit mehr als zwei Jahrtausenden samtliche Sturme uber-
lebt hat und heute wahrscheinlich die wohlhabendste und machtig-
ste auf Erden ist, kaum jener besonderen Art von Schutz bedarf, die
durch die Volkermordkonvention verliehen wird.
Einer juristischen Definition entziehen sich gleichermassen jene Wor-
ter und Wendungen, die in der Liste strafbarer Verbrechen figurie-
ren. Das Wort «toten» hat zwar eine klar umrissene Bedeutung, doch
wo liegt die Grenze zwischen einer «T6tung» und dem schwerer wie-
genden Verbrechen des «V61kermordes»? Und wie lasst sich bewei-
sen, dass die Totung des «Teils einer Gruppe» - ein Tatbestand, der
bereits durch die Totung eines einzigen ihrer Angehorigen erfullt
sein konnte - in der Absicht geschehen ist, die ganze Gruppe auszu-
merzen? Vom juristischen Standpunkt aus nicht minder grotesk ist
der Ausdruck «geistiger Schaden». Wie lasst sich dieser Befund so
klar definieren, dass ein Gericht mit Sicherheit weiss, wann ein «gei-
stiger Schaden» vorliegt? - Worter und Wendungen, die fast alles
bedeuten konnen, haben juristisch gesehen uberhaupt keine Bedeu-
tung.
Die in Artikel III aufgezahlten Verbrechen werden auch dann nicht
unproblematischer, wenn man sie mit nach gangigem Recht klar de-
finierten Tatbestanden wie Mord, Brandstiftung, Entfiihrung, Flug-
zeugentfuhrung etc. in Verbindung bringt. Als Zusatz zu den in Arti-
239
kel II genannten Verbrechen mehren sie die Verwirrung bloss noch
und berauben die Volkermordkonvention jeden Anspruchs darauf,
von geschulten Juristen in einem Land, das sich als Rechtsstaat be-
greift, ernst genommen zu werden.
Fast alle anderen Artikel des Gesetzes erweisen sich bei naherer Pru-
fung als nicht minder anfallig fur Kritik. Das Ganze lasst erkennen,
dass die Urheber der Konvention keine Notwendigkeit sahen, die
verwendeten Worter und Wendungen zu definieren. Wie Humpty
Dumpty in Lewis Carrolls Alice Through the Looking Glass sagen sie in
Tat und Wahrheit: «Bitte bemuht euch nicht, herauszufinden, was
unsere Worter bedeuten; sie bedeuten das, was wir sagen, was sie
bedeuten, nicht mehr und nicht weniger.» Oder, anders ausgedriickt,
die Volkermordkonvention kann problemlos in einem totalitaren Staat
angewendet werden, wo die Worter das bedeuten, was Polizei und
Staatsanwalt sagen, was sie bedeuten, nicht mehr und nicht weni-
ger, und wo die Gerichte als Exekutivorgane der Herrschenden nichts
anderes als Orte zur offentlichen Verhangung von Strafen sind.
Wenn die Volkermordkonvention keinerlei Schutz fur gefahrdete
Gruppen bietet und mit traditionellen abendlandischen Gerichtsprak-
tiken vollkommen unvereinbar ist, was bedeutet sie dann fur diejeni-
gen, die sich weiterhin so beharrlich fiir ihre Unterzeichnung und
Anwendung durch alle Nationen einsetzen? Die Antwort auf diese
Frage wird uns leichter fallen, wenn wir ein paar andere Fragen be-
handelt haben: Wie und warum stiess die Konvention in den USA
auf hartnackigeren Widerstand als in jedem anderen Staat der Welt?
Wie war es moglich, dass sich die Amerikaner 35 Jahre lang mit dem
Problem abgeplagt haben, ohne zu einer endgultigen Entscheidung
zu gelangen?
Die erste Frage lasst sich kurz wie folgt beantworten: Nach der US-
Verfassung wird ein internationaler Vertrag automatisch zu einem
nationalen Gesetz, das den Vorrang vor jedem anderen Gesetz hat,
welches seiner Anwendung eventuell im Wege stehen konnte. So-
mit wiirde die Volkermordkonvention in den Vereinigten Staaten
sofort zu einem rechtlichen Instrument, welches das gesamte Rechts-
system aus den Fugen bringen konnte, wahrend sie in den meisten
240
anderen Landern nichts weiter als eine politische Absichtserklarung
ohne handfeste Auswirkungen auf die bestehenden Gesetze ist. Ins-
besondere konnte die Konvention als unmittelbare Bedrohung je-
ner Rechte betrachtet werden, welche samtliche amerikanischen
Bundesstaaten besitzen, namlich das Recht auf lokale Unabhangig-
keit und begrenzte Autonomie. Der Schutz dieser Rechte obliegt dem
Senat. Wenn der Kampf um die Konvention schon seit so vielen Jah-
ren andauert, dann wegen der enormen Macht derjenigen, die fur
ihre Einfiihrung kampfen und offenbar hoffen, fruher oder spater
jeden Widerstand zu brechen.
Von Harry Truman im Jahre 1949 bis Ronald Reagan im Jahre 1984
haben sieben Prasidenten der USA sich personlich hinter die Kon-
vention gestellt. Einer oder zwei davon, Jimmy Carter zum Beispiel,
mogen tatsachlich dumm genug gewesen sein, um sie als harmlos zu
erachten, doch eines tritt klar zutage: Fur jeden Anwarter auf das
hochste Amt der Nation sowie jeden Prasidenten, der Wert auf seine
Wiederwahl legte, ware es politischer Selbstmord gewesen, sich mit
jenen Machten anzulegen, von denen beide grossen Parteien, Repu-
blikaner wie Demokraten, weitgehend finanziell abhangig sind und
welche uberdies die Massenmedien fast vollstandig in ihrem Wurge-
griff halten. Wie unter diesen Umstanden nicht anders zu erwarten
war, trabten Ronald Reagan und sein wichtigster Widersacher, Wal-
ter Mondale, wenige Tage vor den Prasidentschaftswahlen 1984 per-
sonlich mit kappigeschmuckten Hauptem beim nationalen Kongress
der Judenorganisation B'nai B'rith an, um ihre Unterstutzung fur die
Volkermordkonvention zu bekunden.
Zur Ratifizierung eines internationalen Abkommens reicht die Zu-
stimmung des Prasidenten jedoch keinesfalls aus; es bedarf auch ei-
ner Zweidrittelsmehrheit im Senat. Darum hatte der President, selbst
wenn er privat gegen die Konvention war, immer einen einfachen
Ausweg: Er konnte den schwarzen Peter dem Senat zuschieben und
brauchte nicht zu befurchten, damit griines Licht fur die Ratifizie-
rung gegeben zu haben.
Doch wie konnten die Senatoren, die durchaus nicht immer fest im
Sattel sassen, demselben gefahrlichen Druck zur Unterstutzung der
241
Konvention widerstehen? Die Antwort lautet wie folgt: Durch end-
loses Trodeln und Verzogern; dieses Vorgehen wurde seit dem 2.
Weltkrieg dadurch erleichtert, dass sich Amerika in eine ganze Reihe
von weltpolitischen Krisen und Konflikten verstrickte, wozu nament-
lich der Vietnamkrieg gehorte. Trotzdem mussten die Senatoren all
ihren Scharfsinn aufbieten, um zu verhindern, dass es im Senat zur
Schlussabstimmung uber die Konvention kam. Sie taten dies, indem
sie den «Gedanken» und das «Prinzip» der Konvention pflichtschul-
digst guthiessen, dabei aber standig Antrage stellten, sie mit «Zusat-
zen», «Bedingungen» usw. zu entscharfen.
Bezeichnenderweise waren es auch die klar erkannten revolutiona-
ren Auswirkungen der Volkermordkonvention sowie das verfas-
sungsmassige Obstruktionsrecht des Senats, die eine griindlichere
und fachkundigere Uberprufung derselben ermoglichten, als sie in
irgendeinem anderen Land der Welt stattgefunden hatte. Es spricht
Bande uber die Macht und Hartnackigkeit ihrer Befurworter, dass
eine Konvention, welche 1949 und 1970 von zwei Unterausschus-
sen des Senatskomitees fur auswartige Beziehungen juristisch nach
Strich und Faden zerzaust worden war, dem Senat 1984 erneut feil-
geboten werden konnte. Damals hatte eine scheinbar unwidersteh-
liche Kombination von Uberredungskunst und Terror um ein Haar
die Oberhand uber eine unveranderliche Taktik des Blockierens,
Vertrodelns und Verzogerns gewonnen. Der folgende Auszug aus ei-
nem am 22. Oktober 1984 in der Washingtoner Wochenzeitung The
Spotlight erschienenen Artikel verleiht den Hoffnungen vieler Amerika-
ner Auftrieb, dass die unverkaufliche Ware inzwischen sogar noch un-
verkauflicher geworden sein konnte:
Die Niederlage der Volkermordkonvention erfolgte (...) nicht kostenlos.
Nachdem Gegner der Vorlage mit alien moglichen Ergdnzungsantrdgen
gedroht hatten, schlug der Fuhrer der Mehrheit im Senat, Howard Baker,
ein Republikaner aus Tennessee, eine unverbindliche Resolution vor, wel-
che die «Prinzipien» des Abkommens unterstutzte und das Interesse des
Senats ausdruckte, den Vertrag in der nachsten Sitzung «beschleunigt»
zu behandeln. (...) Elf Senatoren zogen es vor, der Abstimmung fernzu-
242
bleiben, was als wenig mehr denn als Versuch betrachtet wurde, die Be-
furworter des Abkommens zu beschwichtigen.
Die erste empfindliche Schlappe, welche die Volkermordkonventi-
on 1949 noch vor dem Beginn des von McMahon geleiteten Unter-
ausschusses des Senatskomitees fur auswartige Angelegenheiten
erlitt, hatte ausgereicht, um jedem politischen Vorhaben den Garaus
zu machen, das von weniger machtigen und entschlossenen Kraf-
ten gefordert wurde. Ich spreche hier von der schroffen Ablehnung
der Konvention durch die American Bar Association (Vereinigung
amerikanischer Juristen); diese Vereinigung hielt ihre ablehnende
Haltung zwanzig Jahre spater aufrecht. 1954 prangerte der Vorsit-
zende der Anwaltsvereinigung, Frank E. Holman, in einer Anspra-
che an die wohlbekannte patriotische Organisation Daughters of
the American Revolution den Vertrag als «betrugerisch» an, und
Leander Perez aus Lousiana, Vorsitzender des States Rights Commit-
tee, tat sie als «monstros» und als «unehrlichen Trick» ab. Doch im
allgemeinen erwiesen in den USA bei Diskussionen der Konvention
deren Kritiker den Anhangern und Verteidigern die konventionelle
Hoflichkeit, ihren guten Glauben und die Lauterkeit ihrer Absichten
nicht in Frage zu stellen.
Die Volkermordkonvention glich bis 1970 einem kiinstlich beatme-
ten Patienten, wurde aber in jenem Jahre von President Richard
Nixon wiederbelebt. Abermals wurde der Senat um seinen Segen
ersucht, und abermals gab dieser sie zur weiteren Untersuchung an
einen Unterausschuss des Senatskomitees fur auswartige Angelegen-
heiten weiter. An dessen Spitze stand nun Senator Frank Church
und Senator Jacob Javits aus New York, ein leidenschaftlicher Be-
furworter der Vorlage, gehorte dem Ausschuss als Mitglied an. Die
unheimliche hrealitat der Konvention wurde niemals schonungslo-
ser entlarvt als von jenen, die sie vor diesem Unterausschuss zu ver-
teidigen hatten, und zwar namentlich von Abgesandten des Aussen-
ministeriums.
Senator Church stellte wahrend der Debatte folgende Frage:
243
Erinnert sich jemand unter Ihnen an einen einzigen Fall, wo irgendeiner
der uber siebzig Signatarstaaten gegen einen seiner Gerichtsbarkeit un-
terstellten Burger prozessiert, ihn des Volkermords angeklagt und verur-
teilt hat? 1st es auch nur ein einziges Mai vorgekommen, dass dieser Ver-
trag von irgendeinem der 75 Unterzeichnerstaaten praktisch angewen-
det wurde?
Charles W. Yost, damaliger US-Botschafter bei den Vereinten Natio-
nen, raumte im Namen der anderen ein, er wisse von keinem sol-
chen Fall, beharrte aber weiterhin darauf, fur die USA lohne sich die
Unterzeichnung. Senator Church stand immer noch vor einem Rat-
sel:
Ich fmde es schwierig, mir vorzustellen, dass irgendeine Regierung, selbst
wenn sie die Konuention unterzeichnet hat und sich in Zukunft tatsach-
lich daran halten will, entweder ein solches Verbrechen gestehen oder
Schritte zu ihrer eigenen Bestrafung unternehmen wird. Das geht uber
die Grenzen des Realistischen. Uberdies ist es schwer zu glauben, dass
irgendeine solche Regierung gegen einzelne, des Volkermords schuldige
Burger unter ihrer Jurisdiktion vorgehen wurde.
War seit 1949 denn nichts geschehen, was man als «V61kermord»
hatte bezeichnen konnen? Wie stand es um den morderischen Bur-
gerkrieg in Nigeria, das Massaker an 200.000 sogenannten «Kommu-
nisten» in Indonesien oder die gegenseitige Abschlachtung von Hin-
dus und Moslems auf dem indischen Subkontinent? Die einzige Er-
klarung, die Botschafter Yost abgeben konnte, war, dass «ernsthafte
Argumente» dagegen, diese Geschehnisse als Volkermord einzustu-
fen, alle weiteren Schritte seitens der UNO vereitelt hatten. In seinem
1984 veroffentlichten Buch The Man who invented Genocide legt James
J. Martin die Angelegenheit wie folgt dan
Obgleich in den letzten 35 Jahren zahlreiche Beschuldigungen wegen
«V6lkermordes» gegen eine ganze Reihe von Landern erhoben worden
sind, gab es weder bei den Vereinten Nationen noch anderswo wahrend
dieses Zeitraums auch nur eine einzige Internationale Anklage, einen Pro-
zess oder einen Schuldspruch wegen eines solchen «Verbrechens».
244
Als die Berufsjuristen des US-Aussenministeriums auf die emsthaften
Auswirkungen einiger der Verpflichtungen, welche die USA im Fall
einer Unterzeichnung eingehen wurden, hingewiesen wurden, ant-
worteten sie, man konne diese ignorieren. Dies war ein weiterer rat-
selhafter Aspekt ihrer Aussagen. Einer der Hauptzeugen vor dem
von Frank Church geleiteten Unterausschuss, Senator Sam Ervin,
selbst Jurist von Beruf, bemerkte dazu:
Das Aussenministerium verblufft mich, wenn es von mir meine Zustim-
mung zur Ratifizierung eines Vertrages wie des uorliegenden verlangt
und dann den Versuch unternimmt, mit zweifelhaften Tricks zu zeigen,
dass wir gar nicht verpflichtet sind, ihn zu erfullen; das ist etwas, was ich
nicht begreifen kann.
Ein Mitglied des Unterausschusses, Senator John Cooper, war eben-
falls verblufft:
Eines der Probleme, die mich bei der Ratifizierung des Vertrags beunruhi-
gen, betrifft die Verpflichtungen, seinen Inhalt zu erfullen. Doch die Argu-
mente, die wir gehort haben, beziehen sich auf Methoden, sich dauor zu
drucken.
Die sorgfaltige und professionelle Behandlung der Volkermordkon-
vention durch Sam Ervin vor dem Senatsunterausschuss am 22. Mai
1970 macht es uberflussig, noch viel daruber zu sagen oder zu schrei-
ben, dass die {Convention als Rechtsinstrument zur Verhutung und
Bestrafung von Handlungen des Volkermordes durch Einzelperso-
nen oder Nationen vollkommen untauglich ist. Ehe Ervin die Artikel
der Konvention einen nach dem anderen analysierte, prasentierte
er eine kurze Geschichte derselben, wobei er fast die ganze Wahrheit
in einem Absatz zusammenfasste, der im Protokoll der Debatte ein
rundes Dutzend Zeilen lang war:
Wahrend der vierziger Jahre unternahmen den Vereinten Nationen
verbundene Aktivisten grosse Anstrengungen, um auf dem Vertrags-
wege Gesetze zu erlassen, welche die einheimischen Gesetze der
Nationen rund um den Erdball ersetzen sollten. Die Volkermord-
konvention stellt das Ergebnis einer dieser Anstrengungen dar. Sie
245
entstand aus einer UN-Resolution, in welcher der Volkermord als
Verbrechen verurteilt wurde, gleichgultig ob er «aus religiosen, rassi-
schen, politischen oder sonstigen Grilnden verubt wird». In der end-
gultigen Fassung verschwand dann der Volkermord aus «politischen»
Grunden, weil einige der Unterzeichner nicht einmal nominell auf
ihr Recht verzichten wollten, politische Gruppen, die ihren Herr-
schern gegeniiber feindlich eingestellt waren, zu vernichten. (Her-
uorhebung durch den Autor.)
Senator Ervin fugte hinzu: Das einzige Argument, das man nun fur die
Ratifizierung dieser Konvention ins Feld fuhrt, besteht darin, dass sie den
Rufder USA in den Augen Russlands und anderer totalitdrer Unterzeich-
ner uerbessern wurde. Dabei haben diese seltsamerweise viele Bestim-
mungen der Konvention durch eigenwillige Auslegung oder durch Vor-
behalte ausser Kraft gesetzt.
Senator Ervins Kommentar zu einem der Unterartikel liefert ein an-
schauliches Beispiel fur seine vernichtende Analyse fast aller Klau-
seln der Konvention:
Im Falle einer Ratifizierung der Konvention wurde Artikel II (c) den USA
die Pflicht auferlegen, jemanden von seinem Vorhaben abzubringen oder
ihn gegebenenfalls gerichtlich zu belangen und zu bestrafen, der «vor-
satzlich Lebensbedingungen herbeifuhrt, welche die vollstdndige oder
teilweise physische Zerstorung der Gruppe zur Folge haben». Was dies
heissen soil, kann kein Verstand ergrunden. Bedeutet es, dass ein Staats-
oder Gemeindebeamter, der sich weigert, einem Angehorigen einer der
vier in der Konvention erwdhnten Gruppen das als wunschenswert er-
achtete Ausmass an Sozialhilfe zu gewdhren, wegen Volkermordes be-
straft oder verfolgt werden muss? Bedeutet es, dass der Internationale
Gerichtshof nach Artikel IX die Macht besitzen wird, rechtlich festzulegen,
dass der Kongress oder der Gesetzgeber eines Bundesstaates, der einer
der vier Gruppen die vom Gerichtshof als angemessen erachtete Sozial-
hilfe verweigert, die Konvention verletzt hat?
Senator Ervin verlas bei seinen Ausfuhrungen eine andere griindli-
che Analyse der Konvention, die Orie L. Phillips, oberster Richter
beim US-Appellationsgericht fur den zehnten Gerichtsbezirk, in Form
246
eines 1949 im Journal of the American Bar Association erschiene-
nen Artikels vorgenommen hatte.
Die ganze von berufenen Fachleuten vorgenommene Kritik an der
Volkermordkonvention wurde durch die Fragen, die Senator Ervin
von den drei Mitgliedern des Unterausschusses gestellt wurden, eher
bestarkt als geschwacht. Senator Jacob Javits schuf daraufhin eine
Art Prazedenzfall, indem er beantragte und die Erlaubnis erhielt, spa-
ter das vorlegen zu durfen, was er eine «Punkt-fur-Punkt-Widerle-
gung» nannte. Diese «Widerlegung» ist so abgefasst, dass sie ihrer-
seits keine intelligente «Punkt-fur-Punkt-Widerlegung» gestattet, da
das gesamte Thema der Volkermordkonvention darin in ein kalei-
doskopisches Weltbild eingebaut wird, wo alle Bedeutungen, die den
Prozess zusammenhangenden Denkens ermoglichen, so verzerrt
oder in ihr Gegenteil verkehrt werden, dass sie nur von einem geub-
ten Anwender jener Form intellektueller Aggression gehandhabt
werden konnen, die George Orwell Zwiedenken genannt hat. Bei die-
sem haben wir es mit einer Form der Rhetorik zu tun, in welcher die
Forderung feindlicher Absichten die Unterordnung der Wahrheit
unter die Politik vorschreibt. Anders gesagt, es handelt sich um eine
Form der Kriegsfuhrung im allgemein anerkannten Sinne des Wor-
tes, bei der physische Gewalt, die so lange bei jedem Interessenkon-
flikt zwischen menschlichen «Gruppen» den Ausschlag gab, durch
eine «friedliche» Anwendung moralischer Gewalt ersetzt wird.
Aus diesem Grunde wiirde es nicht weiterhelfen, Senator Javits' «Wi-
derlegung» an dieser Stelle zusammenzufassen. Sie ist in James Martins
Buch Wort fur Wort aus dem vom Unterausschuss erstellten Protokoll
der Debatte ubernommen worden und somit einem jeden zuganglich,
der seinen Geist durch ihr Studium scharfen will 54 .
Was also ist der eigentliche Sinn einer Volkermordkonvention, die
jenen, welche sie erfunden haben und am aktivsten fordern, offen-
Gibt es eine Bezeichnung fur jene Art von Rhetorik, die Senator Javits pflegt? Oh ja,
das Wort heisst auf englisch «pilpulism». In kleineren Worterbuchern findet man es
nicht, doch Webster definiert es als «kasuistische Argumentation, insbesondere
unter judischen Gelehrten fiber Fragen des Talmud».
247
sichtlich ungemein am Herzen liegt? Eine teilweise Antwort auf diese
Frage haben wir bereits gegeben: Die {Convention ist ein nur notdiirf-
tig mit dem Mantelchen ruhrender Anteilnahme am Los unzahliger
anderer ungenannter Gruppen getarntes, rein judisches Unterfan-
gen, das in Wirklichkeit ausschliesslich auf die Interessen einer einzi-
gen Gruppe zugeschnitten ist, einer machtigen und glanzend orga-
nisierten jiidischen Nation namlich, die unter anderen Nationen zer-
streut und nirgends zahlenmassig starker vertreten ist als in den USA
und Europa.
Wieso aber sollten die Juden zu einem Zeitpunkt so grossen Wert auf
ein derart fadenscheiniges Instrument des internationalen Rechts
legen, wo ihre eigene Macht sich ihrem Zenith zu nahern scheint
und wo sie als Gruppe weniger bedroht scheinen denn je zuvor in
ihrer langen und turbulenten Geschichte?
Die kurze Antwort auf diese Frage lautet, dass die Juden trotz ihres
gegenwartigen Wohlstands und ihrer gegenwartigen Macht von der
steten Furcht gequalt werden, auf eine Katastrophe zuzusteuern. Sie
wissen, dass sie immer deutlicher als identifizierbare Gruppe mit Son-
derinteressen in Erscheinung treten und dass die jetzt von ihnen
verfolgte Politik, welche darauf abzielt, ihnen eine endgiiltige und
unangreifbare Position der Macht und der Sicherheit an der Spitze
eines geplanten neuen Weltsystems zu verschaffen, friiher oder spa-
ter unter anderen Volkern zwangslaufig Beunruhigung und Feind-
seligkeit auslosen muss.
Die Juden haben stets so getan, als vermochten sie das irrefuhren-
derweise «Antisemitismus» genannte Phanomen nicht zu begreifen,
doch eine mehr als zweitausendjahrige Erfahrung wird sie ohne je-
den Zweifel gelehrt haben, dass die Feindseligkeit der Volker, unter
denen sie leben, nur ein Teil des Preises ist, den sie fur die Vorteile
eines verstarkten Sinns der Gruppenzusammengehorigkeit sowie die
materiellen Belohnungen eines doppelten ethischen Verhaltensko-
dex entrichten mussen. Sie wissen auch, dass die wachsende Inter-
nationalisierung jiidischer Verhaltensweisen und Aktivitaten im 20.
Jahrhundert von einer entsprechenden Internationalisierung des
«Antisemitismus» begleitet wird, welche die Moglichkeit eines Desa-
248
sters von beispiellosen Ausmassen fur das judische Volk heraufbe-
schwort.
Die Volkermordkonvention ist somit eine Ubung, deren Zweck darin
besteht, die Grundlagen fur ein System des internationalen Strafge-
setzes zu schaffen. Abgerundet wurde dieses durch das in Artikel VI
geforderte internationale Volkermordtribunal, das sich dank der
Unterzeichnung durch samtliche Nationen in Respektabilitat son-
nen wurde und bei Bedarf jederzeit angerufen und benutzt werden
konnte.
Das erklart die fast grenzenlose Ausweitung der Bedeutung des Wor-
tes «V61kermord» in der {Convention: Die Juden fuhlen sich bedroht
und gefahrdet bei praktisch jedem Anzeichen einer negativen Reak-
tion, die sie selbst hervorrufen mit der Verfolgung ihres Plans, die
endgultige Herrschaft uber die gegenwartig im Aufbau befindliche
totalitare Weltordnung zu erlangen.
Die wirkliche Bedeutung der Volkermordkonvention liefert auch die
Erklarung fur eine Reihe anderer Phanomene, einschliesslich des
unermudlichen Bestrebens, die USA zur Ratifizierung zu bewegen -
denn wozu sind die Unterschriften all der anderen Staaten gut, wenn
ausgerechnet Amerika aus der Reihe tanzt? Eine weitere Frage lau-
tet wie folgt: Wie konnen wir sonst die Tatsache erklaren, dass viele
Drittweltstaaten, welche standig eine bis zum Volkermord gehende
Unterdruckung abweichender ethnischer und kultureller Minder-
heiten praktizieren, die {Convention seelenruhig unterzeichnet ha-
ben? Dass diese auch von als brutal und repressiv beriichtigten tota-
litaren Staaten wie der Sowjetunion und dem kommunistischen
China mit nur geringen Vorbehalten problemlos akzeptiert werden
konnte, lasst ferner erkennen, dass die {Convention als terroristisches
Instrument zur Uberwachung und Einschiichterung der eigenen
Bevolkerung gebraucht werden kann, also dem genauen Gegenteil
dessen, was man uns weismachen will.
In seinem Buch The Jewish Paradox beschreibt Dr. Nahum Goldmann
das judische Volk als das «paradoxeste der Welt». Diese Charakteri-
sierung trifft voll und ganz auf die Volkermordkonvention zu, ein
249
Instrument des internationalen Rechts, das darauf abzielt, riskante
judische Politunternehmen und Aktionen abzusichern und zwei voll-
standig entgegengesetzte Befurchtungen miteinander zu versohnen:
Die Befurchtung, abgelehnt und uerfolgt zu werden, und die Befurch-
tung, akzeptiert und assimiliert zu werden.
Es ware eine grobe und irrefuhrende Vereinfachung, wurde man
behaupten, der Machtkomplex, der heutzutage einen Plan zur Zen-
tralisierung aller politischen Gewalt in einer neuen Weltordnung plant,
sei ausschliesslich judischer Natur. Wie ich in diesem Buch an fruhe-
rer Stelle dargelegt habe, nahm der Plan zur Bildung einer Weltregie-
rung in der gegenwartigen Form im 20. Jahrhundert erstmals unter
anglo-amerikanischer Agide Gestalt an. Auf der ostlichen Seite des
Atlantischen Ozeans wurde er von Cecil Rhodes und seinen Mitar-
beitern wie z.B. Lord Milner verfolgt, auf der westlichen von den
superreichen, zur Bevolkerungsgruppe der weissen angelsachsischen
Protestanten (White Anglo-Saxon Protestants) gehorenden Bankier-
familien, bei denen der Bankier J. P. Morgan und seine Sippe die erste
Geige spielten. Als diese im wesentlichen nichtjudische Finanzelite
ihre Stellung an der Spitze des internationalen Finanzkapitalismus
einbusste (die Einzelheiten kann man bei Quigley nachlesen), wurde
sie nicht ausgeloscht, sondern lediglich einer Konstellation der Fi-
nanzmacht eingegliedert, die sie nicht langer beherrschen konnte;
anschliessend wurde sie durch starke gemeinsame Interessen dazu
bewogen, ihre Stellung innerhalb dieser neuen Konstellation zu ak-
zeptieren und beizubehalten. Ebenfalls in den Strudel dieser neuen
Machtkonstellation des 20. Jahrhunderts wurden aufeinanderfol-
gende Generationen von Intellektuellen hineingezogen, die in einer
Ideologic des Globalismus und der «Weltordnung» einen doppelten
Vorteil sahen: Erstens fanden sie in ihr ein Surrogat fur den abhan-
den gekommenen religiosen Glauben, und zweitens stellte sie ihnen
reichen irdischen Gewinn in Aussicht.
250
Kapitel 18
George Orwell und der zionistische Faktor
Nachdem wir mehr als ein Kapitel dieses Buches den revolutionaren
Umwalzungen auf dem Gebiet der Hochfinanz in diesem Jahrhun-
dert gewidmet haben, wollen wir unsere Aufmerksamkeit nun der
anderen Halfte der Allianz zwischen Geld und Intellekt zuwenden,
die der Welt ein Zeitalter beispielloser Konflikte beschert hat, jener
Halfte namlich, die mit den Wandlungen auf dem Gebiet des Geistes
zusammenhangt.
Wie war es moglich, dass der kollektive Intellekt des abendlandischen
Menschen, der in Wissenschaft und Technologie so Wunderbares
vollbrachte, politisch dermassen krass versagt hat, bis hin zur begei-
sterten Annahme der marxistischen Geschichtsdeutung?
Nicht minder wichtig ist folgende Frage: Durch welchen geistigen
Prozess konnte die judische Weltbevolkerung, die zahlenmassig eine
winzig kleine und uber alle moglichen Lander zerstreute Minderheit
darstellt, ihre gegenwartige enorme wirtschaftliche und politische
Vormachtstellung erkampfen?
Der spektakulare judische Triumph auf dem Schlachtfeld des Geistes,
den das 20. Jahrhundert erlebt hat, muss also unter zwei verschiede-
nen Aspekten betrachtet werden:
1. Das Unvermogen des westlichen Intellekts, den Herausforderun-
gen der radikal veranderten historischen Umstande gerecht zu
werden.
2. Der seitens der Juden erfolgte Einsatz geistiger Fertigkeiten, die
ihnen einen uneinholbaren Wettbewerbsvorteil verschafften.
Anders gesagt, die Ungleichheit zwischen Juden und Nichtjuden
kann keineswegs ausschliesslich irgendwelchen geistigen Fertigkei-
ten ersterer zugeschrieben werden; nicht minder ins Gewicht fiel der
251
im Westen herrschende Zustand der geistigen und intellektuellen
Lahmung.
Eine teilweise Erklarung liegt naturlich in dem Umstand begrundet,
dass der westliche Intellekt fast ausschliesslich nach aussen gerichtet
war und es ihm entsprechend an jener Sicht nach innen, jenen Wert-
vorstellungen und Instinkten fehlte, die fur eine Bevolkerungsgrup-
pe unerlasslich sind, will sie gesund und kampfestuchtig bleiben.
George Orwell hat mit seinen beiden Biichern Animal Farm (Farm
der Tiere) und 1984 den Menschen des abendlandischen Kultur-
kreises das Verstandnis dessen erleichtert, was auf dem Schlachtfeld
des Geistes vor sich ging. Diese Biicher spiegeln seinen eigenen gei-
stigen und intellektuellen Werdegang wider; in der Gestalt von mo-
dernen Parabeln berichtet er von seinen Erlebnissen und seinen Ein-
sichten. Wie die meisten Angehorigen seiner Generation westlicher
Intellektueller war er eines der «Tiere», denen wir in Animal Farm
begegnen: leicht zu tauschen und stets zur Selbsttauschung bereit.
Animal Farm ist nicht nur eine plastische Schilderung des marxisti-
schen Sozialismus; das Werk stellt auch den gefahrlich trilgerischen
Charakter eines «Idealismus» bloss, hinter dem sich abstrakte Ideen
uber eine geplante Zukunft des Menschengeschlechts verbergen und
der auf den Geist derjenigen, die jeden Sinn fur Ziel und Richtung
verloren haben, wie eine Fata Morgana wirkt.
Orwells Erfahrung als sozialistischer Freischarler im Spanischen Bur-
gerkrieg befreite ihn radikal von seinen Illusionen. Er, ein Mann von
betrachtlichem naturlichem Talent, vermochte die Fesseln eines gan-
zen Systems falscher Ideen und Uberzeugungen mit einem Schlage
zu sprengen.
Orwell unternimmt keinen Versuch, diesen Idealismus zu erklaren, in
dem Intellektuelle Zuflucht vor einer unerbittlichen Wirklichkeit su-
chen; er begnugt sich in Animal Farm damit, ein lebendiges Bild zu
zeichnen, in dem der Idealismus und seine Folgen auf faszinierende
und erheiternde Weise dargestellt werden. Ein wichtiges Element
der Geschichte, das man leicht ubersieht, besteht darin, dass die
Herren und Meister auf der Farm der Tiere allesamt derselben Rasse
252
angehoren, jener der Schweine namlich, die wie Pech und Schwefel
zusammenhalten und alle anderen nach ihrer Pfeife tanzen lassen.
Das rebellische Schwein Snowball spielt dabei die gleiche Rolle wie
Leo Trotzki nach der Oktoberrevolution; die Parallelen zum bolsche-
wistischen Drama konnten schlagender kaum sein.
Ende 1983 konnte man ein Phanomen erleben, das Time Magazine
wie folgt schilderte:
Das Bevorstehen des Orwell-Jahres versetzte eine kleine Armee von
Professoren, Kritikern und Schriftstellem, Joumalisten, Gurus, Sozi-
alwissenschaftlern, Politikern und professionellen Schwarzsehern in
einen Zustand hektischer Aktivitat, und kaum jemand, der dafiir be-
zahlt wird, laut zu denken, schien der Versuchung widerstehen zu
konnen, mit Orwells Zahlen zu spielen.
Es bestand keine Notwendigkeit, iiber das Datum «1984» zu spekulie-
ren, denn Orwells Roman bot keineswegs eine Zukunftsvision, son-
dern lediglich einen Einblick in das, was tatsachlich geschah und
auch weiterhin in dem Masse geschieht, wie die Revolution des 20.
Jahrhunderts ihre Herrschaft uber die Menschheit festigt.
Was viele dieser Gurus, Sozialwissenschaftler etc. immer noch nicht
begriffen haben, ist die Tatsache, dass Orwell mit seiner blendenden
Intelligenz und erhellenden Erfahrung geistige Waffen geschmiedet
hat, welche nicht minder machtig sind als jene, die dem jiidischen
Volk in diesem Jahrhundert einen Wettbewerbsvorteil gegeniiber
dem Rest der Menschheit verschafft haben. Er brachte Erscheinun-
gen ans Tageslicht und verlieh ihnen Namen, die im Denken des
westlichen Menschen zuvor unbekannt geblieben, nun aber denk-
bar und vermittelbar geworden waren. Die meisten dieser neuen
Bezeichnungen oder Worter sind inzwischen in den Wortschatz der
englischen Sprache eingegangen: «Big Brother» (Grosser Bruder),
«Goodthinker» (Gutdenker), «Doublethink» (Zwiedenken),
«Newspeak» (Neusprech), «Crimestop» (Verbrechstop), «Memory
Hole» (Gedachtnisloch) etc.
253
Orwell fuhrt uns durch die moralisch verfaulte Welt, in die alle diese
Begriffe gehoren. Dabei mussen wir uns gegen ubergrosse Empfind-
lichkeit wappnen, wahrend wir uns mit dem «Zwiedenken» vertraut
machen und erfahren, was es bedeutet, «zu wissen und nicht zu wis-
sen», «Wert auf vollkommene Wahrhaftigkeit zu legen und zugleich
sorgsam konstruierte Lugen zu erzahlen», «gegenteilige Ansichten
zu hegen und beide zu glauben», ja sogar «Logik gegen Logik zu
verwenden». Diese mentalen Prozesse meistern nur jene mit unfehl-
barer Sicherheit, denen sie durch stete Ubung zur zweiten Natur
geworden sind.
Selbstverstandlich ist jedermann in gewissem Masse imstande, ein
«Zwiedenken» zu pflegen, doch niemand kann es in so hohem Gra-
de vervollkommnen und so meisterhaft praktizieren wie jene, die seit
friihesten Zeiten in zwei geistigen Welten zugleich lebten. Es handelt
sich um eine Einstellung und ein Biindel geistiger Fahigkeiten, die
den Juden die Anwendung dessen ermoglichen, was Prof. Sir Ar-
thur Keith den «doppelten moralischen Kodex» genannt hat. Darun-
ter verstand er einen moralischen Kodex, mittels dessen die Juden
«uns» und «unsere Interessen» klar von «ihnen» und «ihren» Inter-
essen unterschieden.
Dieses Zwiedenken wird von den Juden virtuoser und mit grosserer
Sicherheit praktiziert, weil sie, wie C.G. Jung hervorgehoben hat, eine
erweiterte Ara des Bewusstseins besitzen und es leichter finden, dem
Unbewussten einen negativen Wert beizumessen. Doch selbst fur den
Juden ist dieser Prozess mit einem Preis verbunden, namlich der
teilweisen Entfremdung von der Natur, einem verminderten Interes-
se an Dingen um ihrer selbst willen sowie dem Verlust der Kreativitat.
Diese Faktoren fuhren in ihrer Gesamtheit zu kultureller Sterilitat.
Demgegenuber praktiziert der Nichtjude auf eigene Gefahr eine Wis-
senschaft der Verstellung, die ganz und gar von der Bereitschaft ab-
hangt, die Wirklichkeit «auszuschalten» und erst dann wieder zu ih-
rem Recht kommen zu lassen, wenn die Irrealitat ihren entgegenge-
setzten Zweck erfullt hat. Wer diesen Kniff nicht vollkommen be-
herrscht, muss dafur nicht selten mit einer chronischen Schwachung
254
des Wirklichkeitssinns bezahlen, einem Zustand seelischer Storung
mit verheerenden personlichen Konsequenzen.
Was wir bei der Anwendung des «Zwiedenkens» sowohl in der Poli-
tik als auch in der Geschaftswelt erleben, ist der Ersatz der physischen
Aggression durch moralische Aggression, und im offentlichen Leben
tritt der moralische Terrorismus an die Stelle der physischen Ein-
schuchterung. Das «Zwiedenken» weist zwei Aspekte auf, einen posi-
tiven und einen negativen, von denen der erste die Aggressoren
und der zweite die Opfer betrifft. Die erste und einfachste Anwen-
dungsstufe der Kunst - um mit Orwell zu sprechen - kann sogar klei-
nen Kindern beigebracht werden und wird im «Neusprech» als «Ver-
brechstop» bezeichnet. Darunter versteht man die Fahigkeit, gewis-
sermassen instinktiv an der Schwelle irgendeines gefahrlichen Ge-
dankens innezuhalten. «Verbrechstop» umfasst die Fahigkeit, Analo-
gien nicht zu begreifen, logische Irrtumer nicht zu erkennen und
selbst die simpelsten Argumente nicht zu erfassen, wenn sie der herr-
schenden Orthodoxie widersprechen. Orwell sprach von «schutzen-
der Dummheit».
«Verbrechstop» ist ein Instrument aus dem Arsenal des moralischen
Terrorismus, welches dazu verwendet wird, das Feld der erlaubten
Untersuchung und Debatte abzugrenzen; es ist die intellektuelle Ent-
sprechung eines elektrisch geladenen Zauns. Das am rigorosesten
durch den «Verbrechstop» abgegrenzte Feld ist jenes, das mit der
Macht, der politischen Rolle, der Geschichte und den Wirtschafts-
praktiken des judischen Volkes zu tun hat. Im Grunde genommen
gibt es kein anderes Feld strikt verbotener Untersuchung und Debat-
te. Fiihrende Kirchenmanner durfen nach Herzenslust an altehr-
wiirdigen Dogmen rutteln, Zeitungsredakteure und Politiker fur die
Abschaffung der Monarchic werben, ohne personliche Konsequen-
zen befiirchten zu miissen. Nie zuvor in der Geschichte gab es ein
grosseres Mass an Meinungsfreiheit als heute - ausgenommen auf ei-
nem Gebiet, namlich bei allem, was irgendwie mit der Rolle der Juden
in der Zeitgeschichte zu tun hat.
Orwell muss dies genau gewusst haben. Statt diesen verbindlich vor-
geschriebenen «Verbrechstop» zu missachten und dadurch Tausen-
de und Abertausende von potentiellen Lesern des Buchs abzuschrek-
255
ken, umgeht er ihn mit einem klugen Trick, der dem «Zwiedenken»
entsprungen ist. Er prasentiert die verbotene Wahrheit in umgekehr-
ter Form und stellt sie gewissermassen auf den Kopf. Genau wie in
seinem Phantasiestaat Ozeanien der Tyrann «Grosser Bruder» heisst,
die tagtagliche Verfalschung der Tatsachen vom «Wahrheitsministe-
rium» durchgefiihrt und die Geheimpolizei vom «Liebesministerium»
gelenkt wird, erhebt Orwell listig den Juden Emmanuel Goldstein
zum potentiellen Befreier der versklavten Bevolkerung. Dieser Gold-
stein erklart spater (in der Gestalt O'Briens) die gesamte Technik des
Systems, mittels dessen die Bevolkerung unter der Knute gehalten
wird. Ober diesen merkwurdigen «Befreier» lesen wir in 1984:
Es verging kein Tag, an dem keine in seinem Auftrag wirkenden Spio-
ne und Saboteure von der Gedankenpolizei entlarvt wurden. Er war
der Oberbefehlshaber einer gigantischen Schattenarmee, eines un-
terirdischen Netzwerks von Verschworern, die sich den Sturz des
Staates zum Ziel gesetzt hatten. Dem Vernehmen nach nannte sich
diese Organisation die «Bruderschaft». Man erzahlte sich auch im
Flusterton von einem furchterlichen Buch, einem {Compendium al-
ler Ketzereien, dessen Verfasser Goldstein war und das hier und dort
unter der Hand zirkulierte. Es war ein Buch ohne Titel. Wenn man es
uberhaupt erwahnte, sprach man einfach von dem «Buch». Doch all
dies waren nicht mehr als lose Geruchte.
Dieses angeblich aus der Feder des Juden Goldstein stammende
Buch gelingt in den Besitz des Romanhelden Winston Smith und
offenbart ihm das Geheimnis des «Zwiedenkens», das den Schlussel
zur uberwaltigenden Macht der totalitaren Sozialisten birgt.
Auf diesem Wege konnte Orwell sein Buch an der weltweiten inoffizi-
ellen Zensur vorbeischmuggeln, welche die Diskussion der jiidischen
Rolle in der Geschichte der Vergangenheit und Gegenwart verbie-
tet; dies gelang ihm, indem er die brillante Enthiillung der verbote-
nen Wahrheit einem menschenfreundlichen jiidischen «Befreier» in
den Mund legte. Orwell setzte dadurch den Mechanismus des «Ver-
brechstops» nicht nur bei den Buchhandlern, sondern auch bei un-
gezahlten Lesern ausser Kraft, die ansonsten davor zurilckgeschreckt
waren, sich eine ausfilhrliche Darlegung des Systems psychologi-
256
scher Kriegsfuhrung zu Gemiite zu fuhren, das der jiidischen Nation
im 20. Jahrhundert einen uneinholbaren Wettbewerbsvorteil ver-
schafft hat.
Naurlich stellten sich viele Menschen, die diese blendende Analyse
der modernen Massenmanipulation begriffen und mit Genuss gele-
sen hatten, verwundert die Frage, wie in aller Welt Orwell den Schnit-
zer begehen konnte, als Sprachrohr ausgerechnet einen Juden zu
wahlen. So schrieb beispielsweise im Februar 1984 ein Rezensent im
CDL Report, dem Organ der Christian Defense League of America:
Eine schwerwiegende Schwache von «1984» ist fiir uns Patrioten,
dass ein Jude, «Emmanuel Goldstein», als potentieller «Retter des
Volkes» dargestellt wird. Man fragt sich, ob Orwell in den vierziger
Jahren eine Ahnung davon hatte, dass die Juden nachweislich die
Hauptquelle der Revolution in der Welt bildeten. Einen Juden zum
Hoffnungstrager gegen die Tyrannei zu emennen, wie Orwell es tat,
ist mehr als lacherlich. Es erschiittert die Glaubwiirdigkeit des Autors
erheblich.
Der judische Schriftsteller T.R. Fyvel scheint geahnt zu haben, dass
Orwell ein hintergriindiges Motiv dafiir haben musste, dem «Befrei-
er», der die ganze Wahrheit uber das «Zwiedenken» enthiillt, einen
so auffallig jiidischen Namen zu verleihen:
As Freund nahm man George Orwell so, wie er war. Wie um zu be-
weisen, dass er mehr uber diese Dinge wusste, als man sich vorge-
stellt hatte, gab er seinem letzten Rebellen in «1984» den Namen
«Emmanuel Goldstein* und gestaltete ihn nach dem Vorbild Trotzkis.
Wie bei jeder allegorischen Behandlung eines hochgradig abstrak-
ten Themas kann man auch bei Orwell den Schlussel zur Losung des
Ratsels leicht ubersehen. Dieser findet sich auf S. 267 der englischen
Ausgabe, wo der aufmupfige Winston Smith, der seine geistige Inte-
gritat und Gesundheit unbedingt bewahren will, indem er auf der
Wahrheit beharrt, vom Inquisitor O'Brien verhort und gequalt wird.
«Wahrend Sie so hilflos hier liegen», sagte O'Brien, «haben Sie sich
schon oft gewundert - und Sie haben sogar mich gefragt -, warum
257
das Liebesministerium so viel Zeit und Muhe auf Sie verwendet. Und
als Sie sich noch Ihrer Freiheit erfreuten, haben Sie sich oft den Kopf
uber etwas zerbrochen, was im Grunde dieselbe Frage war. Sie konn-
ten den Mechanismus der Gesellschaft erfassen, in der Sie lebten,
nicht aber die Motive, die ihm zugrunde lagen. Erinnern Sie sich
noch, wie Sie in Ihrem Tagebuch schrieben: 'Ich verstehe das Wie,
ich verstehe nicht das Warum?' Als Sie sich die Frage nach dem
Warum stellten, begannen Sie an ihrer geistigen Gesundheit zu zwei-
feln. Sie haben das Buch, Goldsteins Buch, gelesen, wenigstens Teile
davon. Hat es Ihnen irgendetwas verraten, das Sie nicht bereits wus-
sten?»
«Haben Sie es gelesen?», fragte Winston.
«Ich habe es geschrieben.»
Hier gibt Orwell das Geheimnis preis, dass Emmanuel Goldstein, der
doch vom Wahrheitsministerium unablassig als Erzfeind des soziali-
stischen Staates Ozeanien gebrandmarkt wird, in Wirklichkeit die Ver-
korperung des inneren Kerns der herrschenden Partei darstellt. An-
ders gesagt, Goldstein und der Grosse Bruder sind austauschbar.
Orwell hat sich in seinen Schriften niemals zum Zionismus geaussert,
doch seine literarischen Zeitgenossen lassen keinen Zweifel daran
aufkommen, dass er ihn ganz entschieden ablehnte. Fyvel, selbst ein
gliihender Zionist, schreibt:
Ich weiss, dass Orwell ganz anderer Meinung war als ich; fur ihn
waren die palastinensischen Araber farbige Asiaten, die palastinensi-
schen Juden das Gegenstuck der weissen Herren in Indien und Bur-
ma. Von dieser unzulassigen Vereinfachung riickte er nicht ab...
Wie jeder Antizionist wurde auch Orwell des Antisemitismus bezich-
tigt. Fyvel meint dazu:
Unsere Meinungsunterschiede bezuglich judischer Fragen be-
schrankten sich nicht auf Palastina und Israel. In einem Brief an Juli-
an Symons bemerkte Orwell: 'Zweifellos halt Fyvel mich fur einen
Antisemiten.' Nun, dies hatte ich nie behauptet, doch Orwells Freund
258
Malcolm Muggeridge tat es. In seinen Betrachtungen zu Orwells
Begrabnis schrieb er: 'Interessant, dachte ich, dass Orwell die Juden
so anzog, denn in seinem Innersten war er ein ausgesprochener
Antisemit.'
Dass Orwells friihe Unterstutzer fast durchwegs Juden waren, uber-
rascht kaum, lag doch die Fuhrung der sozialistischen Bewegung in
Grossbritannien weitgehend in jiidischen Handen. Prominente Na-
men waren da Victor Gollancz, Eigentiimer des Left Book Club, und
Prof. Harold Laski, der Orwells unschatzbaren Wert als Missionar des
sozialistischen Idealismus rasch erkannte.
War Orwell nun wirklich «Antisemit» in dem Sinne, dass er Juden
gegeniiber feindselig eingestellt war? Fyvel erinnerte sich an einen
hitzigen Streit mit Orwell uber einen Artikel, den dieser in der Tribune
vom 9. November 1945 unter dem Titel Die Rache ist sauer verfasst
hatte, und verriet dabei vielleicht mehr, als er ahnte:
Darin [d.h. in besagtem Artikel] schilderte er, wie ihn ein junger Wiener
Jude in der Uniform eines US-Hauptmanns kurz nach der Einstellung der
Kampfe durch ein Kriegsgefangenenlager in Suddeutschland fuhrte. Er
bemuhte sich nach Kraften, den Offizier zu mbgen, doch wollte ihm dies
nicht gelingen. Er berichtete, wie dieser einen gefangenen SS-Offizier
anschrie und mit Fusstritten misshandelte, der, mochte er fruher wohl
auch selbst ein Schinder gewesen sein, Orwell nun nur noch als bedau-
ernswertes und psychologischer Betreuung bedurftiges Wesen vorkam.
Fryvel regte sich uber folgenden Satz in Orwells Artikel auf: «Es ist
absurd, einem deutschen oder osterreichischen Juden vorwerfen
zu wollen, dass er den Nazis nun das Erlittene mit gleicher Munze
heimzahlt.» Er bemerkt dazu:
Dies war alles, was er uber den Hintergrund schrieb, und ich hielt es
fur vollkommen unangemessen. Ich sagte zu Orwell, man habe mit
Hitlers sogenannter 'Endlosung der Judenfrage' soeben das grosste
kaltbliitig geplante Verbrechen der Menschheitsgeschichte miterlebt,
doch Orwell begniigte sich in einem langen Artikel mit einem kurzen,
zufallig hingeworfenen Satz uber einen jiidischen Offizier, der einen
259
SS-Mann mit Fusstritten bedachte, um, wie sich Orwell ausdriickte,
«das Erlittene mit gleicher Munze heimzuzahlen». Dies stellte die Ge-
schichte wahrhaftig auf den Kopf, denn wie konnten die Angehori-
gen der sechs Millionen ermordeten Juden es den Mordern «mit
gleicher Munze heimzahlen»?
Fyvel gibt zu, dass sein Widerspruch Orwells Ansichten nicht zu be-
einflussen vermochte. Im selben Artikel hatte dieser die britische Re-
gierung dazu aufgefordert, die von den Sowjets durchgefuhrte Mas-
senvertreibung der Deutschen aus Ostpreussen als Verbrechen ge-
gen die Menschlichkeit anzuprangern.
Aus all diesem kann man nur einen Schluss Ziehen: Orwell glaubte
nicht an die Geschichte von den sechs Millionen grosstenteils in Gas-
kammern ermordeten Juden. Seine Erfahrungen im Spanischen Bur-
gerkrieg, die er in seinem Buch Homage to Catalonia niedergeschrie-
ben hat, werden ihn wohl hinreichend uber die judische Rolle in
modernen Kriegen und Revolutionen aufgeklart haben. Ausserdem
beweist Orwells Bemerkung uber den Offizier, «den zu mogen er sich
nach Kraften bemiihte, was ihm aber nicht gelingen wollte», dass er
unangenehm von den unzahligen jungen Juden in US-Uniform be-
ruhrt war, die meist besser Deutsch als Englisch konnten und schon
unmittelbar nach Kriegsende uber ganz Deutschland ausschwarm-
ten.
War George Orwell nun ein Antisemit? In einem im Februar 1945
publizierten Artikel mit dem Titel Der Antisemitismus in Grossbritanni-
en meinte er, die Gretchenfrage diirfe nicht lauten «Warum spricht
dieser offensichtlich irrationale Glaube andere Menschen an?», son-
dern «Warum spricht der Antisemitismus mich an?»
Orwells ganze Einstellung zum Thema der «judischen Mystik» ent-
spricht haargenau derjenigen William Shakespeares: Er anerkennt
die Realitat einer fast einhellig negativen Reaktion auf die judische
Prasenz und Verhaltensweise, ist jedoch frei von Abneigung gegen
Juden als Mitmenschen. Sowohl Orwell als auch Shakespeare be-
schranken sich darauf, einen Nationalismus zu enthullen und zu er-
klaren, der im Gegensatz zu samtlichen anderen Nationalismen in
260
der geographischen Zerstreuung praktiziert wird und die Juden in
einen permanenten Gegensatz zu ihren Gastvolkern zwingt - einen
Gegensatz, der nie ganz ubertuncht werden kann.
Somit steht das jiidische Volk vor der Alternative, entweder iiber alle
anderen Volker triumphieren und allein unter den Nationen den
Ruin aller anderen zu verwalten, oder aber den Weg der Assimilie-
rung zu wahlen. Viele Juden entscheiden sich fiir die zweite Mog-
lichkeit.
In seinem Kaufmann von Venedig lasst Shakespeare Shylocks Tochter
Jessica einen von Antonios christlichen Freunden heiraten, und
Shylock selbst wird nahegelegt, sich zum Christentum zu bekehren.
Damit pladiert der Dichterfurst fiir die Assimilierung als einzige L6-
sung fiir ein Problem, das Juden und Nichtjuden zugleich seit vielen
Jahrhunderten zu schaffen macht. Uberdies tut er kund, dass es so
etwas wie «Antisemitismus» im Grunde iiberhaupt nicht gibt, da der
Gegensatz zwischen Juden und Nichtjuden in erster Linie durch die
von den Juden geiibte Diskriminierung heraufbeschworen wird. Das
jiidische Establishment lauft jedesmal Sturm, wenn der Kaufmann
von Venedig aufgefuhrt, verfilmt oder am Fernsehen gesendet wird,
und zwar nicht etwa aus Furcht, das Stuck konnte Feindschaft gegen
die Juden schuren, sondern nur, weil es die Assimilierungstenden-
zen fordern konnte.
George Orwell interessierte sich mehr fiir das grosse Drama der mo-
dernen Machtpolitik und insbesondere fiir die Rolle der Juden bei
jenem Prozess der Machtkonzentration, der den Sozialismus kenn-
zeichnet. Falls Malcolm Muggeridge also recht hatte, wenn er glaub-
te, Orwell habe das Interesse und die Aufmerksamkeit der Juden auf
sich gezogen, liegt die Erklarung vielleicht darin, dass er selbst leb-
haftes Interesse fiir sie empfand und seine Einstellung von keinerlei
personlicher Animositat gepragt war. Orwells literarische Produkti-
on, insbesondere 1984, mag bei jiidischen Lesern auch deshalb Bei-
fall gefunden haben, weil es dem Juden dabei hilft, sich selbst zu
verstehen.
261
Die Botschaft, welche die Volker des abendlandischen Kulturkreises
Orwells Buchern Animal Farm und 1984 entnehmen konnen, und
die durch alle seine ubrigen Schriften noch unterstrichen wird, lau-
tet wie folgt: Das gegenwartige Missverhaltnis zwischen Juden und
Nichtjuden kann nur auf einem Wege aus der Welt geschafft wer-
den:
Die Gastvolker mussen lernen, sich der Herausforderung zu
stellen. Und dies ist nur auf eine einzige Art moglich, nam-
lich durch die Abwehr jener geistigen Waffen und Techniken
der gewaltlosen Aggression, die dem judischen Volk heutzu-
tage einen ungeheuren Wettbewerbsvorteil ermoglichen. Die
Nichtjuden brauchen die Fahigkeit nicht, solche geistigen
Waffen zu gebrauchen; es reicht vollkommen, wenn sie diese
kennen und begreifen und ihre Widersacher somit der Mog-
lichkeit zu ihrem Einsatz berauben. (Hervorhebung durch den
Herausgeber).
262
263
Ausgewahlte Bibliographie des Autors
Ahad-ha-Am (Asher Ginsburg) The Way of Life
Arendt Hannah The Origins of Totalitarism
Baker John Race
Bauer P. T.
Dissent on Development (und andere Studien
zum Thema «aid», London School of Economics)
Benson Ivor Truth Out of Africa
Butler, General Sir William Autobiography
Chambers F. P., Harris C. P. & Bayley C. G., This Age of Conflict
Chambers Whittaker
Cohn Norman
Deutscher Isaac
Feingold Henry L, Prof.
Fyvel T. R.
Gilmour David
letter to a friend (zitiert von Allan Weinstein in Perjury)
Warrant for Genocide
The Non-Jewish Jew
Artikel in Special Interest Report (August 1 982)
George Orwell: A Personal Memoir
Dispossessed: The Ordeal of the Palestinians
Glubb John Bagot (Glubb Pasha), Middle East Crisis
Goldmann Nahum
Gottheil Richard J. H.
Hobson J. A.
Holinshed Raphael
Kastein Josef
Keith Arthur
KoestlerArthur
Kosmin B. A.
Lazare Bernard
The Jewish Paradox
Zionism
The War in South Africa
Imperialism: A Study
History of England
History and Destiny of the Jews
A New Theory of Human Evolution
The Thirteenth Tribe
Majuta: A History of the Jewish Community in Zimbabwe
Anti-Semitism
264
Lilienthal Alfred M.
Martin James J.
Merchant W. Moelwyn
Orwell George
Pakenham Thomas
Pincher Chapman
Pool James & Suzanne
Quigley Caroll
Reed Douglas
Robertson Wilmot
Sachar Abram Leon
Sachar Howard Morley
Shimoni Gideon
Simis Konstantin
Solzhenitsyn Alexander
Antony Sutton
Szasz Thomas
Weyl Nathaniel
Wilton Robert:
The Other Side of the Coin
The Man Who invented Genocide
introduction to The Merchant of Venice (Penguin ed. 1 977)
Nineteen Eighty-Four
The Boer War
inside Story
Who Financed Hitier
Tragedy and Hope: A History of the Worid in Our Time
Far and Wide
The Controversy of lion
The Dispossessed Majority
The History of the Jews
The Course of Modern Jewish History
Jews and Zionism: The South African Experience
Artikel in Fortune magazine 29 June 1 981
Lenin in Zurich
Wait Street and the Boishevik Revolution
The Myth of Psychotherapy
Traitor's End
The Geography of the inteiiect
The Last Days of the Romanows
265
Index
Abrahamson, A.E. 9,221,223,225,
231
Abramowicz, Leon 208
Acheson, Dean 207
Acton, Lord 129
Ahad ha-Am, (Asher Ginsburg) 32,
33
Allon, Yigal 222
Andropow, Juri 67
Arendt, Hannah 11, 70, 84, 88, 264
Arenstein, Jacqueline 134
Arundel 227, 228
Aschkenasen Oder Ostjuden 59
Avidar, Joseph 67
Back, Isaac 213
Bacon, Francis 18
Baker, Dr. John 180, 264
Baker, Howard 242
Baker, John 176
Balzac, Honore de 168
Bankierfamilien 81, 97, 110, 151,
170, 200, 250
Barber, Tony 219, 220
Barenblatt, Yetta 134
Baron, Ben 229
Baron, Leo 229
Barsel, Hymie 134
Bauer, P.T. 230, 232, 264
Bechstein, Helen 109
Begin, Menachem 156, 157, 201
Beloborodow 42, 44, 45
Ben-Gurion 156, 157, 209, 210
Ben-Shaul, E. 141
Bender, A. P. 131
Benedict, Ruth 121
Benjamin, Hilde 56
Benson, Ivor 7, 8, 9, 10, 14, 36,
121, 125, 164, 179, 224, 226,
264
Bentwich, Norman 222
Berger, Elmer, Rabbiner 113
Bernadotte, Graf Folke 113, 156
Bernstein, Lionel (Rusty) 134
Beth Din 59
Bevin, Ernest 113
Binet, Alfred 180
Blank, Alexander 62, 63
Blank, Familie Lenins 63
Blank, Israel 63
Blank, Marie (Lenins Mutter) 62
Blank, Sender S.Alexander 63
Bliss, Lane 55
Boas, Franz 121, 122
Borgin, Prof. Karl 230
Botha, General Louis 86
Breschnew, Leonid 67
Broomberg, Elias (Elly) 228, 229
Budget, E.A.Wallis 205
Bundy, Major 226
Bunting, Sonia 134
Burrows, Dr. William 113
Butler, Eric 226
Butler, General Sir William 76, 77, 78,
79, 129, 152, 264
Butler, Rektor Dr. Nicholas Murray 83
Carnegie 83, 96, 186
Cassel, Sir Ernest 163
Chambers, Harris & Bayley 11, 38,
70, 76, 264
Chambers, Whittaker 144, 264
Chein, Isador 121
Chruschtschow, Nikita 67, 162
Church, Frank 243, 244, 245
Churchill, Wnston 56, 61, 69, 218
Clark, Richard 68
Cohn, Norman 32, 144, 145, 146,
147, 264
Columbia University 83
Cooper, John 245
Corbett, Kathleen 230
Crocker, Chester 229
266
Dall, Curtis B. 226
Darmesteter, James 127
Davies, Nigel (Schachspieler) 65, 66
Dawson, Geoffrey 108, 111
Dayan, Moshe 222
De Gaulle, Charles 113
Denny, Ludwell 105
Deterding, Sir Henry 108, 111
Deutscher, Isaac 63, 155, 157, 158,
159, 264
Dimschiz, Wenjamin 216
Disraeli, Benjamin 91, 93, 100, 182,189
Dobzhansky, Theodosius 121
Dostojewski, Fjodor M. 49
Dresdner Bank 78
Drucker, Peter 109
Du Pont 83
Duke 83
Durand, Ralph 86
Ehrenburg, llja 66
Ellison, Theo 227
Ervin, Sam 245, 246, 247
Faurisson, Prof. Robert 220
Feingold, Henry L. 11, 126, 127,
130, 230, 231, 264
Feldman, Rich. u. Leibl 128
Festenstein, Hilliard 135
Field, Frank 120
Field, Winston 223, 224, 225
Financial Times 37
Ford 83, 102
Ford, Henry 85, 95, 96, 98, 99,
101, 102, 103, 108, 111, 186, 229
Forman, Lionel 134
Forrestal, James 113
Freud, Sigmund 119,120,121,145,
204
Fulbright, J. William 113
Galczynksi, Miroslaw 219
Gayre, Dr. R. 58, 157, 177
Gilmour, David 157, 264
Glasenberg-lmperium 212, 213
Glubb, Sir John 114, 155, 159, 264
Gogol, Nikolai W. 49
Goldberg, Dennis 135
Golding, Louis 117
Goldman, Emma 56
Goldmann, Nahum 58,118,133,201,
203, 204, 205, 206, 207, 208,
209, 210, 222, 239, 249, 264
Goldreich, Arthur 135
Goloschtschokin 42, 44, 45, 46
Gordon, Judah Leib 116
Gottheil, Richard J.H. 32, 33, 127, 264
Grossschopf, Anna 64
Grossschopf, Joh. Gottlieb 64
Guaranty Trust Company 99
Hepple, Bob 135
Hershkowits, Melville 121
Hertzog, Chaim 222
Hiss, Alger 144
Hobson, J.A. 77, 78, 79, 129, 152, 264
Hocking, Ernest 113
Holinshed, Raphael 17, 264
Holman, Frank E. 243
Horvitsch, Isaac 134
Huggins, Sir Geoffrey (spater Lord
Malvers) 224
I.G.-Farben 94
Jabotinsky, Vladimir 222
Jachanow 43
Jacobson, Tilly 227
Jaruzelski, President, General 219
Javits, Jacob 243, 247
Jawitz, Zeev Wolf 116
Jefremow 44
Jewish Chronicle 37, 63, 65
Johnson, Lyndon 208, 209
Jud. Gulagwarter Berman 214
Jud. Gulagwarter Kogan 214
Jud. Gulagwarter Naftali Frenkel 214
Jud. Gulagwarter Rappaport 214
Jud. Gulagwarter Solts 214
Judelowitze, Jacob 128
267
Jung, C.G. 29, 71, 179, 180, 181,
182, 183, 254
Jurowski, Jankel 37, 41, 46
Kadimah, zionistische Organisation
120
Kaganowitsch, Lasar 65, 66, 216
Kaganowitsch, Rosa 65
Kartun, S. 128
Kastein, Dr. Josef 117, 264
Keith, Sir Arthur 12, 68, 92, 113,
117, 118, 132, 133, 135, 139,
141, 147, 181, 186, 207, 232,
254, 264
Kirdorf 105, 106
Klineberg, Otto 121
Koestler, Arthur 34, 58, 59, 264
Kokowzew 49
Koltschak, Admiral A.W. 39, 40, 44,
48, 98
Kbnig Faisal 154, 155
Kosmin, BA. 132, 221, 222, 223,
224, 225, 226, 227, 228, 229,
230, 231, 232, 233, 264
Kraus, Karl 120
Krupp 105
Krupskaja, Lenins Witwe 64
Kun, Bela 56
Kusnezow, Sergej 37
Lazare, Bernard 118, 122, 123, 264
Leibler, Isi 115, 116, 117, 124
Lemkin, Raphael 234, 236, 237
Lenin, Wladimir lljitsch 38, 41, 42,
44, 46, 47, 48, 50, 53, 61, 62,
63, 64, 91, 218, 265
Lessing, Theodor 120
Levy, Leon 134
Levy, Norman 134
Lilienthal, Dr. Alfred 112, 113, 114,
115, 130, 131, 157, 264
Lindbergh, Charles 85
Luxemburg, Rosa 56
Macmillan Company 74, 92
Maimonides, Moses 130, 182
Maisels, Israel 134
Margolis, William 228
Martin, James J. 235, 244, 247, 264
Martindell, Jackson 89
Marx, Karl 50, 56, 64, 88, 185, 204
May, Brian 230
McMahon, Brien 235, 243
Mechlis, Lew 66
Medwedew 41
Mellon 83
Mendelssohn, Felix 184
Mendelssohn, Moses 182
Menuhin, Moshe 113
Merchant, W. Moelwyn 16, 23, 24,
264
Milner, Alfred 76, 77, 87, 250
Mirbach 42
Mirkien, Elisabeth 215
Montagu, Ashley 121, 178
Morgan, J. P. 72, 81, 82, 83, 84, 85,
88, 89, 95, 96, 97, 98, 99,
100, 150, 151, 186, 250
Mosley, Oswald 85, 108
Murphy, Grayson 89
Nahamkes alias Stechow 50
Nixon, Richard 243
Nkomo, Joshua 228, 229
Norman, Montagu 81, 83, 85, 97,
108, 111
Northumberland, Herzog von 108
Novy, Jim 209
Orwell, George 79, 92, 93, 96, 119,
133, 139, 141, 142, 144, 146,
178, 206, 247, 251, 252, 253,
254, 255, 256, 257, 258, 259,
260, 261, 262, 264
Ostjuden (Aschkenasen) 59
Pakenham, Thomas 77, 129, 152,
264
Parkinson, Prof. C. Northcote 133
Pasternak, Boris 123
Pater Coughlin 85
Pater Denis Faheys 85
268
Pauker, Anna 56
Perez, Leander 243
Phillips, Orie L. 246
Pincher, Chapman 161, 162, 264
Pincus, E.M. 128
Pincus, Joel 227
Pines, Yehiel Michel 116
Pirow, Oswald 134
Plummer, Lady, geb. Lapsker 162
Ponter, Bernard 227
Pool, James + Suzanne 93, 101, 103
Puschkin, A.S. 49
Quigley, Carroll 73, 74, 75, 81, 82,
83, 87, 92, 93, 95, 96, 99,
100, 109, 150, 151, 186, 250,
264
Rakosi, Matyas alias Roth 55
Reagan, Ronald 198, 241
Reed, Douglas 34, 48, 57, 58, 66,
67, 114, 130, 144, 146, 155,
156, 157, 161, 205, 230, 264
Rhodes, Cecil John 76, 77, 78, 84,
85, 86, 87, 250
Rist, Charles 81
Robertson, Wilmot 69, 82, 265
Rockefeller 83, 96, 151, 186
Rodsianko, Duma-Pras. 52, 53, 54
Romanow, Grossherzog Michael 44
Romanow, Zar Nikolaus 43, 44
Romanows, Die Zarenfamilie 39, 40,
42, 44, 45, 46, 265
Rosin, I.R. 224, 225
Ross, Nicolai 40
Roth, Cecil 222
Rothermere, Lord 108
Rothschild 78, 81, 82, 96, 97, 110,
151
Ruskin, John 85, 86, 88
Russell, Bertrand 113
Sachar, Abram Leon 196, 265
Sachar, Howard Morley 116, 196,
265
Safarow 44, 46
Salisbury, Harrison 67
Sartre, Jean-Paul 58, 205
Schacht, Hjalmar 81
Schafarewitsch, Igor 36
Scharanski, Nathan 37
Schiff, Jacob 88, 110
Schiller, Friedrich 182
Sepharden Oder Westjuden 59
Shaguinian, Marietta 63, 64
Shakespeare, William 5, 15, 16, 17,
18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25,
28, 60, 170, 171, 175, 237,
260, 261
Shall, Sydney 134
Shanley, Dorothy 134
Shanley, Errol 134
Sharett, Moshe 222
Shaw, George Bernard 203
Shimoni, Dr. Gideon 126, 128, 130,
131, 132, 133, 265
Shub, David 63
Simis, Konstantin 211,212, 213, 214,
215, 216, 217, 219, 220, 265
Sinowjew alias Apfelbaum 46, 65
Slovo, Joe 134
Slovo, Ruth (First) 134
Smith, Ian 9, 10, 221, 223, 225,
226, 227, 228, 229, 256
Smith, Winston 93, 146, 257
Smolenski, Peres 116
Smuts, General Jan Christian 86
Sokolov, Nahum 222
Sokolow, Nikolai 40, 43, 45, 47
So ko low-Arch iv 39, 40, 46, 52
Solowjow 45
Solschenizyn, Alexander 37, 91,
114, 162, 168, 199, 213
Solzhenitsyn, Alexander 265
Spartacus-Weishaupt 56
Spengler, Oswald 13, 73, 74, 164,
179, 180, 181, 185, 189
Spinoza, Baruch 130, 182, 184,
204, 205
Stalin, alias Jos. Wissarionowitsch
Dschugaschwili 64
Stalin, Josef 61, 62, 63, 65, 66, 67,
213, 214, 216, 217
Starynkewitsch, M. 40, 44
269
Stinnes 106
Stolypin, Pjotr A. 49
Strong, Benjamin 81
Sutton, Anthony 88, 93, 94, 95, 99,
100, 109, 265
Swerdlow, Jankel 38, 40, 41 , 42,
45, 46, 53
Sydenham, Lord 108
Syromolotow 44, 46
Szasz, Dr. Thomas 119, 120, 121,
146, 265
Thompson, Dorothy 113
Thyssen 105, 106
Todd, Garfield 223
Tolstoi, Leo 49
Toynbee, Arnold 75, 113, 179, 180,
181, 189
Traianescu, Roman 65
Trotzki, Leo (Bronstein) 38, 41, 42,
50, 56, 65, 253, 257
Truman, Harry 208, 230, 241
Tschastkewitsch 44
Tschechow, Anton P. 49
Tschkeidse 53
Turok, Ben 134
Uljanow, Elias (Lenins Vater) 62
Urizki 45
Valentinow, N. 64
van den Bergh, Hendrik 137
van den Haag, Prof. Ernst 178, 181,
184, 188
Vanderbuilt 83, 186
Vblkermordkonvention 234, 235,
236, 237, 239, 240, 241, 242,
243, 245, 247, 249
von Horn, Carl 114
von Rauch, Georg 64
War, Harvey 229
Warburg 81, 88, 110, 151
Warburg, Max 94
Warburg, Paul 98
Weinstein, Allan 144, 264
Weizmann, Chaim 60, 61, 161, 222
Weizmann, Ezer 222
Welensky, Sir Roy 226, 227
Weltfish, Gene 121
Wernher-Beit 77, 78
Westjuden (Sepharden) 59
Weyl, Nathaniel 135, 177, 179, 188,
265
Weyl, Nathaniel u. Sylvia Casleton
177, 178, 180, 181, 184
Whitehead, Sir Edgar 223
Whitney 83
Wilson, Harold 161, 162, 208
Wilson, Sir Thomas 18
Wilton, Robert 38, 39, 41 , 44, 46,
47, 48, 50, 52, 53, 265
Windsor, Herzog von 108
Wojkow 44, 46
Wolkow, Diener d.Zaren 45
Woroschilow, Klementi 67
Yost, Charles W. 244
Zar Alexander II 116, 117
270
271
272